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I
1
I
Berthoid Monasch
Xibrari?
of tbc
1-
Der elektrische Lichtbogen
bei
Gleichstrom und Wechselstrom
und seine Anwendongen.
Von
Berthold Monascb,
Diplomingenieur.
Mit 141 in den Text gedrucicten Figuren.
Berlin.
Verlag von Julius Springer.
1904.
Alle Rechte, insbesondere das
der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten.
76199 (^^'^'^^^
FEB 15 1904
TPLN
Vorwort.
Dieses Buch verdankt seine Entstehung einer Quellenforschung
über die Literatur des Lichtbogens, welche ich für meine auf
Anregung von Herrn Professor Dr. C. E. Guye in Genf ausgeführten
Untersuchungen über den hochgespannten Wechselstromlichtbogen
benötigte. Die Wahrnehmung, daß sich bis heute kein Werk vor-
findet, welches über den Stand der gesamten Lichtbogenforschung
Auskunft gibt, veranlaßte mich, die etwas erweiterte Sammlung der
Öffentlichkeit zu übergeben. Der Vorgerücktere, welcher zwischen
den Zeilen zu lesen versteht, wird an vielen Stellen ersehen, wo
die Forschung einzusetzen hat, um noch dunkle oder umstrittene
Fragen zu lösen. Auch dürfte die mühsam unter Benutzung ver-
schiedener Büchersammlungen zusammengestellte Übersicht über die
experimentellen Ergebnisse der Lichtbogenforschung denjenigen,
welche sich über das Wesen des Lichtbogens Kenntnis verschaffen
wollen, viel Zeit ersparen, da die Originalarbeiten sich auf die
Literatur der hauptsächlichen Kultursprachen verteilen und alle
Werke selten bequem zugänglich sind.
Den Bogenlampentechnikem, die keine Zeit haben, Quellen-
studien zu unternehmen und manchmal sehr phantastische Vor-
stellungen über das Wesen des Lichtbogen» bekunden, sowie
Physikern und den Studierenden der technischen Hochschulen, an
denen meistens der Unterricht über Lichtbogen und Bogenlampen
sehr stiefmütterlich behandelt wird, dürfte das vorliegende Buch in
erster Linie willkommen sein.
Die Lichtbogenforschung wurde im letzten Jahrzehnt vom
Auslande her durch die vortrefflichen Arbeiten von Professor
Blondel in Paris, von Frau Ayrton in London und von Duddell
und Marchant bereichert. Frau Ayrton, die gründliche Er-
IV Vorwort.
forscherin des Gleichstromlichtbogens zwischen Kohlenelektroden,
hat ihre umfangreichen Untersuchungen in einem Buche „The
Electric Are" zusammengestellt, dessen Studium allen denjenigen,
die tiefer in das Wesen des Gleichstromlichtbogens zwischen Kohlen-
elektroden eindringen wollen, angelegentlich empfohlen sei.
Was die Anwendung des Lichtbogens in den Bogenlampen
anbetrifft, so wäre es über den Rahmen dieses Buches gegangen,
wenn ich eine systematische Kritik sämtlicher bis jetzt konstruierter
und zur Konstruktion vorgeschlagener Bogenlampen gegeben hätte.
Ich begnügte mich daher damit, in diesem Buche nur das didaktisch
Wichtige und konstruktiv Wesentliche über Bogenlampen an Hand
einiger bewährter Konstruktionen anzuführen. Eine gewissenhafte
Kritik der Bogenlampen erfordert ein Spezialwerk für sich, das
sich auf der in diesem Buche gegebenen Grundlage aufbauen könnte.
Im Anhang ist ein Verzeichnis der deutschen Bogenlampen-
patente gegeben, welches denjenigen, die sich über eine bestimmte
Konstruktion zu unterrichten wünschen, willkommen sein mag. Es
mag als Mangel empfunden werden, daß die Auslandspatente nicht
auch in derselben Weise wie die deutschen Patente angeführt worden
sind; immerhin sind auf die technisch wertvolleren ausländischen
Konstruktionen auch deutsche Patente genommen worden.
Herrn Dipl.-Ing. Beni Herzfeld bin ich für seine freund-
schaftliche Unterstützung beim Lesen der Korrekturen zu Dank
verpflichtet.
Mülhausen im Elsaß, September 1903.
Berthold Monasch.
Inhaltsyerzeiclmis.
Erstes Kapitel.
Die Entstehung des Lichtbogens«
§ 1. Entladungen unter Anteilnahme des Stoffes der Elektroden 1
§ 2, Entdeckung des Lichtbogens 1
§ 3. Erzeugung des Lichtbogens 2
§ 4. Auslöschen des Lichtbogens 4
§ 5. Wiedererzeugung des Lichtbogens nach kurzer Stromunter-
brechung . 6
Zweites Kapitel.
Mechanische Wirkungen des Stromes im Lichtbogen.
L Vorbemerkungen über Elektroden.
§ 6. Homogenkohle 9
§ 7. Fabrikation der Kohlenstifte 11
§ 8. Dochtkohle, Effektkohle 12
§ 9. Prüfung der Kohle 14
IL Mechanische Vorgänge.
§ 10. Transport der Materie im Lichtbogen 15
§ 11. Aussehen des Lichtbogens und seiner Elektroden .... 18
§ 12. Abbrand 21
Drittes Kapitel.
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
L Bei Gleichstrom.
A. Kohlenelektroden.
§ 13. Potentialgefalle 26
§ 14. Einbrennen 28
§ 15. Bogenlänge konstant 30
§ 16. Spannung konstant 33
§ 17. Stromstärke konstant 34
§ 18. Scheinbarer Widerstand 36
§ 19. Formeln für die Elektrodenspannung 38
/
VI Inhaltsverzeichnis.
B. Metallelektroden. Seite
§ 20. Elektrodenspannung 42
§ 21. Quecksilberbogen und Quecksilberlampen 46
§ 22. Metalloxyde. Elektrolytbogenlicht 48
§ 23. Metalle, die keinen Bogen bilden 49
C. Einfluß des Drucks und der Temperatur.
§ 24. AnderuDg der Elektrodenspannung durch Druck . . 50
§ 25. Änderung der Elektrodenspannung durch Temperatur . 54
II. Bei Wechselstrom.
A. Kohlenelektroden.
§ 26. Einüuß der Art des Stromkreises auf die Momentanwerte 57
§ 27. Einüuß der Elektrodendistanz auf die Momentanwerte 62
§ 28. Verteilung der Momentanwerte des Spannungsgefälles 63
§ 29. Einfluß des Dochts auf die Momentanwerte .... 65
§ 30. Einüuß der Periodenzahl auf die Momentanwerte . . 66
§ 31. Einüuß der Elektrodendistanz auf die Effektivwerte . 67
§ 32. Einüuß der Elektroden distanz auf den Effekt .... 69
§ 33. Leistungsfaktor 69
B. Metallelektroden.
§ 34. Bei Niederspannung 74
§ 35. Bei Hochspannung. Unruhige Zone 75
§ 36. Bei Hochspannung. Normale Zone 77
§ 37. Bei Hochspannung. Kritische Zone 80
III. Gleichströme und Wechselströme im Lichtbogen.
A. Im Gleichstromlichtbogen fließende Wechselströme.
a) Wechselstrom durch äußere Stromquelle dem Gleichstrom auf-
gelagert.
§ 38. Sprechender Lichtbogen 83
§ 39. Telephonie ohne Draht 88
§ 40. Photographophon 90
b) Wechselstrom durch Schallwellen hervorgerufen.
§ 41. Lauschender Lichtbogen 91
§ 42. Anwendung und Erklärungen 92
c) Wechselströme ohne äußere Energiequelle entstanden.
§ 43. Musikalischer Lichtbogen 93
§ 44. Erzeugung von hochperiodigem Wechselstrom niedriger
Spannung 95
§ 45. Messung kleiner Induktionskoeffizienten nach Jan et . 99
§ 46. Tönerscheinungen von Hartmann 100
§ 47. Bedingungen für die Umwandlung von Gleichstrom in
Wechselstrom 101
§48. Summen 104
§49. Zischen 106
Inhaltsverzeichnis. VII
B. Im Wechselstrombogen fließende scheinbare Gleichströme. Seite
§ 50. Beobachtungen 112
§51. Erklärungen 117
C. Im Wechselstrombogen fließende Wechselströme verschiedener Pe-
riodenzahl.
§52. Versuch von Peukert 123
IV. Die elektromotorische Gegenkraft im Lichtbogen.
§ 53. Erklärung der elektromotorischen Gegenkraft durch Thermo-
elektrizität 124
§ 54. Erklärung der elektromotorischen Gegenkraft durch Polari-
sation . . 125
§ 55. Andere Erklärungen 134
Viertes Kapitel.
Der Lichtbogen im magnetischen Felde.
§ 56. Wirkung des Erdmagnetismus 137
§ 57. Wirkung künstlicher Magnete 138
§ 58. Magnetische Rotation 139
§ 59. Elektrodenspannung im magnetischen Felde 140
§ 60. Anwendungen 141
Fünftes Kapitel.
Wärmeerscheinongen im Lichtbogen«
I. Temperaturbestimmungen im Lichtbogen.
§ 61. Bei Gleichstrom 142
§ 62. Bei Wechselstrom 146
II. Anwendung der Wärme des Lichtbogens bei chemischen
Prozessen.
§ 63. Versuche von Moissan 147
§64. Karborund 149
§65. Kalciumkarbid 150
§ 66. Elektrische Öfen 152
ni. Anwendung der Wärme des Lichtbogens zum Schweißen
und Löten.
§ 67. Benardos 153
§68. Zerener 154
§ 69. Lötkolben der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft, Beriin 155
Sechstes Kapitel.
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
I. Vorbemerkungen.
§ 70. Farbe des Bogenlichts 157
§ 71. Photometrische Größen 158
r
VIII Inhaltsverzeichnis.
Seite
§ 72. Photometrische Einheiten 159
§ 73. Räumliche Verteilung der Lichtstarke 161
§ 74. Photometer 164
§ 75. Wirkungsgrad der Bogenlampen 167
II. Gleichstromlichtbogen.
§ 76. Lichtausstrahlung 168
§ 77. Einfluß der Bogenlänge 171
§ 78. Einfluß des Eohlendurchmessers und Materials .... 172
§ 79. Einfluß der Stromdichte 174
III. Wechselstromlichtbogen.
§ 80. Lichtausstrahlung 177
§ 81. Einfluß der Bogenlänge 179
§ 82. Einfluß des Kohlendurchmessers und Materials .... 180
§ 83. Einfluß der Stromdichte 181
§ 84. Flimmern 182
§ 85. Momentanwerte von Strom und Licht 183
§ 86. Einfluß der Kurvenform des Generators 186
§ 87. Einfluß der Periodenzahl 187
§ 88. Vergleich der Lichtausbeute bei Gleichstrom und Wechsel-
strom 188
IV. Lichtstreuung und Lichtverteilung in Bogenlampen.
§ 89. Klarglasglocken 191
§ 90. Lichtstreuende Glocken 191
§ 91. Reflektoren 193
§ 92. Holophanglocken 196
§ 93. Wirkungsgrade der Glocken 198
§ 94. Glocken und Reflektoren bei Wechselstrom . . . . . 200
Siebentes Kapitel.
Chemische Vorgänge im Lichtbogen.
I. Chemische Vorgänge unter Anteilnahme des Elektrodenmaterials.
§ 95. Kohlenelektroden. Gesundheitliches 202
§ 96. Metallelekü-oden in Luft 203
§ 97. Metallelektroden in Stickstoff 205
§ 98. Metallelektroden in Wasserstoff 206
II. Chemische Vorgänge ohne Anteilnahme des Elektrodenmaterials.
§ 99. Bildung der Oxyde des Stickstoffs 207
§ 100. Erzeugung von Stickstoffsalzen aus Luft 209
Achtes Kapitel.
Bogenlampen«
I. Innere Schaltung der Lampen.
§ 101. Handregulatoren 211
§ 102. Kerzen 212
Inhaltsverzeichnis. XX
Seite
§ 103. Hauptstromlampen 213
§ 104. Nebenschlußlampen 217
§ 105. Differentiallampen 218
n. Äußere Schaltung der Lampen.
§ 106. Reihenschaltung 221
§107. Parallelschaltung 223
§ 108. Gruppenschaltung 225
III. Konstruktion der Bogenlampen.
§ 109. Eonstruktionselemente 226
§ 110. Nebenschlußlampe für Gleichstrom von Körting & Mathiesen 233
§ 111. Differentiallampe für Gleichstrom von Krizik-Schuckert . 235
§ 112. Differentiallampe für Gleichstrom von Körting & Mathiesen 237
§ 113. Ersatzkohleniampe von Körting & Mathiesen .... 238
§ 114. Wechselstromlampe von Schuckert & Co 241
§115. Wechselstromlampe von Körting & Mathiesen .... 245
§ 116. Reflektoren der Wechselstromlampen . 246
§ 117. Projektionslampen und Scheinwerfer 247
IV. Dauerbrandlampen.
§ 118. Der Lichtbogen bei beschranktem Luftzutritt .... 249
§ 119. Konstruktion der Dauerbrandlampen 253
V. Effektbogenlampen.
§ 120. Untersuchungen über den Lichtbogen in Effektbogenlampen 257
§ 121. Konstruktives und Anwendung 264
Anhang. Übersicht über die deutschen Bogenlampenpatente 267
Namenregister 282
Sachregister 285
Abkürzungen der Literatnrangaben.
Am. El. = American Electrician (New- York).
Am. Inst. EL Eng. = American Institute of Electrical Engineers Transactioos
(New-York).
Ann. de Chim. et Phys. = Annales de Chimie et de Physique (Paris).
Arch. = Archives de l'Electricite (Paris)
Archives = Archives des Sciences Physiques et Naturelles (Geneve).
Att. Nap. = Atti del Reale Istituto d' Incorragiamento di Napoli.
Att. Ass. el. = Atti dell' Associazione elettrotechnica italiana (Milano).
Bull. El. = Bulletin de la Societe Internationale des Electriciens (Paris).
Centr. f. El. = Centralblatt für Elektrotechnik (München).
Chem. Ber. = Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft (Berlin).
Chem. News = The Chemical News and Journal of Physical Science (London).
C. R. = Comptes Rendus Hebdomadaires des Seances de l'Academie des Sciences
(Paris).
D. R. P. = Deutsches Reichspatent (Berlin).
Drud. Ann. = Annalen der Physik und Chemie. Herausgegeben von P. Drude
(Leipzig).
Ecl. El. = Eclairage Electrique (Paris).
El. Anz. = Elektrotechnischer Anzeiger (Berlin).
Elett. = Elettricista (Roma).
Engl. = Englisches Patent.
El. Rev. = The Electrical Review (London).
E. T. Z. = Elektrotechnische Zeitschrift (Berlin).
El. Worid = Electrical World (New-York).
Inst. El. Eng. = Journal of the Proceedings of the Institution of Electrical
Engineers (London).
J. de Phys. = Journal de Physique Theorique et Appliquee (Paris).
Jour. Tel. Eng. = Journal of the Society of Thelegraph Engineers.
Lum. El. = La Lumiere Electrique (Paris).
Nuov. Cim. = II nuovo Cimento (Pisa).
Phil. Mag. = The London, Edinburgh and Dublin Philosophical Magazine and
Journal of Science (London).
Phil. Trans. = Philosophical Transactions of the Royal Society of London.
Phys. Rev. = The Physical Review (New-York).
Phys. Zeit. = Physikalische Zeitschrift (Leipzig).
Abkürzungen der Literaturangaben. XI
Pogg. Ann. = Annalen der Physik und Chemie. Herausgegeben von Poggen-
dorf (Leipzig).
Proc. Amer. Acad. = Proceedings of the American Academy of Sciences.
Proc. Phys. Soc. = Proceedings of the Physical Society of London.
Proc. Roy. Soc. = Proceedings of the Royal Society (London).
Rend. Acc. Line. = Rendiconti della Reale Accademia dei Lincei (Roma).
Rev. gen. = Revue Generale des Sciences (Paris).
Rev. int. = Revue Internationale de l'Electricite et de ses Applications (Paris).
Sill. Jour. = The American Journal of Science (New-flaven).
The Electr. = The Electrician (London).
ü. S. P. = United States Patent.
Verh. phys. Ges. = Verhandlungen der deutschen Physikalischen Gesellschaft
(Berlin).
Verh. Ver. Gew. = Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbe-
fleißes (Berlin).
West. El. = Western Electrician (Chicago).
Wied. Ann. = Annalen der Physik und Chemie. Herausgegeben von C. Wiede-
mann (Leipzig).
Wien. = Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien).
Z. f. Klch. = Zeitschrift für Elektrochemie (Halle).
Z. f. E. = Zeitschrift für Elektrotechnik (Wien).
Erstes Kapitel.
Die Entstehimg des Lichtbogens.
§ 1. Entiadangeii unter Anteilnahme des Stoffes der Elektroden.
Die elektrischen Entladungen, welche zwischen zwei Elektroden,
die durch ein gasförmiges Medium von gewöhnlichem Druck getrennt
sind, imter Beteiligung des Stoffes der Elektroden stattfinden, können
verschiedener Natur sein.
Werden bei der Entladimg die zum Glühen erhitzten Elektroden-
teilchen von einer oder beiden Elektroden ausgesendet, ohne die andere
Elektrode zu erreichen, was gewöhnlich in Form eines kleinen glühenden
Büschels geschieht, so spricht man von Büschelentladung.
Ist die Geschwindigkeit der von den Elektroden ausgesendeten
glühenden Teilchen so groß, daß sie die andere Elektrode erreichen, so
findet eine Funken entladung statt.
Führt man den Elektroden fortdauernd derartig große Elektrizitäts-
mengen zu, daß nach einer einmal eingeleiteten Entladung von einer
Elektrode zur anderen der Raum zwischen den Elektroden mit glühenden
Elektrodenteilchen angefüllt bleibt, so erhält man einen Lichtbogen.
§ 2. Entdeckung des Lichtbogens.
Der Name Lichtbogen (arc) stammt von Humphry Davy, welcher
als erster diese Entladungserscheinung zwischen zwei horizontalen
Kohlenelektroden beobachtet hat und eine Flamme von 10 cm Länge
erhielt^). .Die durch die Entladung entstehende Flamme, welche
zwischen den horizontalen Elektroden, deren Spitzen weißglühend
waren, brannte, erhielt durch den aufsteigenden warmen Luftstrom ein
bogenförmiges Aussehen. Trotzdem die Gestalt der Flammen bei
vertikal übereinander gestellten Elektroden, wie sie fast stets bei
1) Davy, PhU. Trans. 2, p. 487, 1821.
Monasch.
2 Die Entstehung des Lichtbogens.
Bogenlampen angeordnet sind und auch bei horizontal angeordneten
Elektroden, wenn deren Entfernung weniger als 2 mm beträgt, nicht
bogenförmig ist, bezeichnet man doch auch heute noch stets diese
Flamme als Lichtbogen.
Das Jahr, in welchem Davy zum ersten Male den Lichtbogen be-
obachtet hat, läßt sich nicht mit Sicherheit angeben. Von russischer
Seite wird behauptet, daß Pe troff 1802 den Lichtbogen entdeckt habe.
Doch läßt sich feststellen, daß Davy^) schon im Jahre 1800 versucht
hat, den Funken zwischen 2 Kohlenstäben beständig zu machen. Sicher
ist, daß Davy im Jahre 1808 den Bogen zwischen 2 Kohlenstäben
erzeugt hat, nachdem er in den Besitz e^er Batterie von 2000 Zellen
gelangt war.
§ 8. Erzeugung des Lichtbogens.
Will man einen Lichtbogen erzeugen, so ist hierzu eine gewisse
SpannimgsdifPerenz an den Elektroden notwendig, die je nach der Natur
des Stoffes, aus welchem die Elektroden bestehen, größer oder kleiner
sein muß. Beträgt z. B. der Spannungsunterschied an den Elektroden
10 Volt, so wird es unter keinen Umständen möglich sein, zwischen
Kohle-, Platin- oder Silberelektroden einen Lichtbogen herzustellen.
Aber auch bei höherer an den Elektroden verfügbarer Spannung,
z. B. 50 Volt, gelingt es nicht, ohne weiteres einen Lichtbogen herzu-
stellen. Man muß in diesem Falle zuerst die Elektroden eine Weile in
Berührimg bringen, wobei die sich berührenden Teile infolge erhöhten
Leitungswiderstandes zum Glühen erwärmt werden. Wenn man dann
die Elektroden von einander entfernt, so entsteht zwischen ihnen ein
Lichtbogen. Selbst bei Spannungen von 250 Volt an den Elektroden
muß man, um einen Bogen zu erzeugen, die Elektroden zuerst in
Berührung miteinander bringen und dann von einander entfernen. Bei
den Bogenlampen wird diese Berührung und Entfernung der Elektroden
durch einen vom Strome betätigten Mechanismus bewirkt. Bei dem
Entfernen der Elektroden von einander erfüllt sich der Raum zwischen
ihnen mit glühenden und verdampften Elektrodenteilchen an; auch
erwärmt sich das zwischen den Elektroden befindliche Gas, wodurch
seine Leitfähigkeit zunimmt.
Im Vakuum bildet sich kein Lichtbogen, selbst wenn man nach
vorherigem Kontakt der Elektroden dieselben auseinanderzieht; es ent-
stehen dann Leuchterscheinungen wie in Geiß 1er sehen Röhren.
^) Davy, Nicholsons Journal, 1800, p. 150, auch Life of Sir Humphry
Davy by J. Ayrton Parris, 1831.
Erzeagang des Lichtbogens. 3
Hittorf^) erhielt bei keinem Metall unterhalb 1 mm Druck einen
Lichtbogen, sondern nur Glimmentladung. Führt man aber nach Jamin
und Maneuvrier^) einige Tropfen Schwefelkohlenstoff in den luftleeren
Raum, läßt den Druck auf etwa 5 — 6 cm steigen und entfernt nun die
unter Spannung stehenden Elektroden von einander, so erhält man bei
Kohlenelektroden einen hellleuchtenden Lichtbogen.
Es gibt auch einige Methoden, den Lichtbogen bei Niederspannung
ohne vorherigen Kontakt der Elektroden zu erzeugen. Diese Methoden
haben rein theoretisches Interesse.
Die einfachste Methode ist, unter die Elektroden, welche mit einer
Stromquelle von genügender Spannung verbunden sind, eine Gasflamme
zu halten. Nach einiger Zeit entsteht der Lichtbogen. Der Versuch
gelingt um so besser, je sauerstoffarmer die Flamme ist. HerscheP)
und Daniell bewirkten das Entstehen des Lichtbogens ohne vorherigen
Kontakt der unter Spannung stehenden Elektroden, indem sie die Ent-
ladungsfunken einer Leydner Flasche zwischen den Elektroden über-
schlagen ließen. Hierdurch gelangten dampfförmige Elektrodenteilchen
in die Luftstrecke, das gasförmige Medium zwischen den Elektroden
wird erwärmt, die Bedingungen für das Zustandekommen des Licht-
bogens sind geschaffen. Daß sich wirklich verdampfte Elektroden-
teilchen in der Luftstrecke befinden und eine Brücke von der einen
Elektrode zur anderen bilden, ist spektroskopisch nachgewiesen.
Anstatt der Funken einer Leydner Flasche kann man auch die
Funken eines Rühmkor ff sehen Apparats verwenden. Belloc*) be-
schreibt 1894 eine Methode der Bogenerzeugung ohne Elektrodenkontakt,
bei welcher der Funke einer elektrostatischen Maschine von Holtz oder
"Wimshurst den Bogen entzündet.
Diese Methoden der Bogenerzeugung ohne vorherige Berührung
der Elektroden sind nur für kleine Elektrodendistanzen (unter 3 mm)
anwendbar.
Für höhere Distanzen von 3 — 30 mm gibt Maneuvrier*) eine
Methode an, welche eine ziemlich komplizierte Versuchsanordnung er-
fordert.
Die Elektroden, die mit einer Wechselstromquelle verbunden sind,
werden mit einer Glasglocke bedeckt, aus welcher die Luft ausgepumpt
und in welche wieder frische Luft hineingelassen werden kann. Man
1) Hittorf, Wied. Ann., 21, p. 118, 1884.
'•*) Jamin et Maneuvrier, C. R., 95, p. 6, 1882.
3) Hers c hei, Pogg. Ann., 49, p. 122, 1840.
*) Belloc, Lum. EL, 53, p. 191, 1894.
*) Manen vrier, C. R., 104, p. 967, 1887.
4 Die Entstehung des Lichtbogens.
pumpt die Luft aus, bis auf etwa 5 oder 6 mm Druck und läßt dann
frische Luft einströmen, sodaß der Druck in der Glasglocke auf etwa
150 mm steigt. Während die Luft einströmt, entzündet sich der Licht-
bogen. Wie weit herab man mit der Luftverdünnung gehen muß, hängt
von der Elektrodendistanz und von der PotentialdifPerenz an den Elek-
troden ab.
Verwendet man zur Speisung des Lichtbogens hochgespannten
Wechselstrom, so erhält man beim Einschalten des Hochspannungs-
kreises ohne vorherigen Kontakt der Elektroden einen Lichtbogen. Hier
springt zuerst ein Funken über, welcher die Entladung einleitet.
Die Bogenbildung scheint von der negativen Elektrode auszu-
gehen. Hittorf^) bemerkt, daß bei der Bildung des Lichtbogens sich
zuerst auf der negativen Kohle eine „stark weißglühende fast punkt-
förmige Stelle bildet." Erst später bemerkt er das Erglühen der
positiven Elektrode. BlondeP) kann gewisse Erscheinungen im Licht-
bogen nur unter der Voraussetzung erklären, daß bei der Bildung des
Lichtbogens eine Entladung von der negativen Elektrode ausgeht. (Siehe
auch § 51.) Moigno^) und van der Willigen*) bestätigen die Beob-
achtung Hittorfs.
§ 4. Auslöschen des Lichtbogens.
Will man den Bogen auslöschen, so ist das natürlichste Mittel,
den elektrischen Strom auszuschalten.
Wie Semmol a*^) gefunden hat, kann der elektrische Lichtbogen
auch durch einen Strom Luft, Sauerstoff oder eines anderen Gases aus-
gelöscht werden. Ein Blasen mit dem Munde genügt schon, um imter
gewissen Umständen den Bogen zum Erlöschen zu bringen. Ein Grund
dieser Erscheinung ist der, daß die glühenden Elektrodenteilchen und
die warme Luft aus der Strecke zwischen den Elektroden weggeblasen
werden und somit die leitende Brücke zwischen den Elektroden fehlt.
Auch Maneuvrier gibt bei seiner oben . beschriebenen Methode der
Bogenerzeugung an, daß, wenn man beim Wiedereinströmen der Luft
in die Glocke den Druck schnell und höher als 150 mm wachsen läßt,
dann eine so kräftige Luftströmung in der Glocke entsteht, daß
der Bogen sich zwar entzündet, aber sofort wieder ausgelöscht wird.
1) Hittorf, Wied. Ann., 21, p. 118, 1884.
3) Blondel, Rev. gen., 12, p. 666, 1901.
») Moigno, C. R., 30, p. 359, 1850.
*) Van der Willigen, Pogg. Ann., 93, p. 292, 1854.
*) Semmola, Att. Nap. 3, p. 4, 1885.
Auslöschen des Lichtbogens. 5
Wiederholt man den M an euvrier sehen Versuch mit hochgespanntem
Wechselstrom und läßt hierbei die Luft sehr schnell bis zum Drucke
einer Atmosphäre in die evakuierte Glocke strömen, so ist die Luft-
strömung so stark, daß sie den Bogen, der bei einer Elektrodendistanz
von 4 mm eine Höhe von etwa 5 mm hatte, von den Elektroden weg-
zureißen imd auszulöschen sucht; da aber infolge der hohen Spannung
der Bogen sich stets wieder neu bildet, indem sofort nach Erlöschen
des Bogens ein Funken überspringt, so vermag der Luftstrom den
Bogen nicht auszulöschen, sondern reißt die glühenden Teile des Bogens
und die warmen Gase mit sich, sodaß der Bogen eine Höhe von 50 bis
60 mm erreicht. Beruhigt sich die Gasströmung in der Glocke, so
wird der Bogen wieder allmählich kleiner und brennt normal.
Überhaupt empfiehlt es sich, wegen des Einflusses der Gas- und
Luftströmungen auf die Stabilität des Lichtbogens beim Experimentieren
mit Lichtbogen dieselben mit einer Glasglocke zu bedecken. Die bloße
Bewegung des Armes des Beobachters im Laboratorium genügte, selbst
bei 3 m Entfernung von dem ohne Glocke brennenden Lichtbogen, den-
selben unstabil zu machen und Schwankungen in den Angaben eines an
die „Klemmen" des Bogens gelegten Voltmeters hervorzurufen. Wie
wir im Kapitel 3 sehen werden, reagiert der Bogen in so empfindlicher
Weise auf die Schwankungen der ihn umgebenden Luft, daß er sogar
den durch die menschliche Stimme hervorgerufenen kleinen Luft-
schwingungen folgt und, wie H. Th. Simon im Jahre 1898 entdeckt
hat, mit Erfolg als Mikrophon, verwendet werden kann.
Wenn man einem brennenden Lichtbogen einen Kondensator von
genügend großer Kapazität parallel schaltet, so findet ein Erlöschen
des Lichtbogens beim Einschalten des Kondensators statt. Je geringer
die Kapazität des Kondensators, je größer die Bogenlänge und je höher
die Stromstärke ist, desto schwerer läßt sich der Bogen durch das
Einschalten des Kondensators auslöschen.
Bei Metallelektroden tritt die Auslöschung leichter ein als bei
Kohlenelektroden. Bei den Versuchen von W. DuddelP) brannte ein
Lichtbogen zwischen Kupferelektroden von 6 mm Durchmesser mit
3 Ampere. Wurde ein Kondensator von 0,6 — 5,4 Mikrofarad parallel
geschaltet, so erlosch der Bogen. Bei der niedrigsten Kapazität, nämlich
0,6 Mikrofarad, konnte das Erlöschen nicht mit Sicherheit festgestellt
werden. Wurden die Kupferelektroden durch Dochtkohlen ersetzt, so
trat bei 3 Ampere kein Erlöschen ein, selbst wenn eine Kapazität von
5,4 Mikrofarad parallel geschaltet wurde. Ein Erlöschen des Kohlebogens
trat erst ein, als der Strom kleiner als 1 Ampere gemacht worden war.
») W. Duddell, The Elect. 46, p. 311, 1900.
Q Die Entstellung des Lichtbogens.
Bei hochgespannten Lichtbögen, bei denen die verfügbare Spannung
ausreicht, den Bogen von selbst wieder zu entzünden, verlöscht der
Bogen, sowie man Funkenstrecken parallel zum Bogen schaltet, die
kleiner sind als die Elektrodendistanz. Es entsteht dann, nachdem der
ursprüngliche Bogen erloschen ist, ein Bogen an derjenigen Funken-
strecke, welche den geringsten Luftzwischenraum hat, also dem Über-
springen von Funken geringsten Widerstand entgegensetzt. Man em-
pfindet diese Erscheinung häufig störend beim Experimentieren mit
hochgespanntem Wechselstrom, wenn man zum Messen des Spannungs-
verlustes an die Elektroden ein Quadrantenelektrometer angelegt hat.
Das Elektrometer funktioniert gut, solange die Elektrodendistanz im
Bogen kleiner ist als die Abstände der Platten von der Nadel. Wird
die Elektrodendistanz größer als die Zwischenräume zwischen den unter
Spannung stehenden Teilen des Elektrometers, so wird der Bogen aus-
gelöscht, und im Elektrometer entsteht ein Bogen. Schaltet man dann
das Elektrometer ab, so entsteht der Bogen wieder zwischen den
Elektroden.
§ 5. Wiedererzeugong des Lichtbogens nach kurzer Stromunter-
brechung.
Bei Niederspannung kann man einen verlöschten Bogen wieder
zum Brennen bringen, wenn man den Strom wieder einschaltet, bevor
die Luftstrecke ihre Leitfähigkeit verloren hat und die Elektroden voll-
ständig abgekühlt sind. Beim Metalllichtbogen ist der Bogen viel
schwerer auf diese Art wieder anzuzünden, da die Metallelektroden
wegen ihrer höheren Wärmeleitfähigkeit sich schneller abkühlen als
Kohlen elektroden. So gelingt es nach Le Roux^) zwischen Kohlen-
elektroden den Lichtbogen wieder zu erzeugen, wenn man Y25 Sekunde
nach Erlöschen des Lichtbogens den Strom wieder einschaltet. Wart-
mann 2) erzeugte schon im Jahre 1852 den Bogen zwischen Kohlen
wieder durch Einschalten des Stromes nach Y20 Sekunde Stromunter-
brechung. Die Wartmannsche Angabe weicht von der Le Rouxschen
nur um y,oo Sekunde ab. Der Versuch gelingt nur bei Elektroden-
distanzen kleiner als 3 mm. Bei Kupferelektroden fand Duddell 3),
daß es nicht möglich war, den Lichtbogen wieder durch Stromeinschalten
zu erzeugen, wenn der Strom länger als Y27000 Sekunde unterbrochen
1) Le Roux, C. R. 65, p. 1149, 1867.
2) Wartmann, C. R. 66, p. 155, 1868.
») Duddell, The Elect. 46, p. 311, 1900.
Wiedererzeugung des Lichtbogens. 7
war. Schon Edlund^) konnte einen Bogen zwischen Silberspitzen
durch Stromeinschalten nicht wieder entzünden, während ihm die Wieder-
entzündung eines Kohlelichtbogens durch Stromeinschalten gelang.
Maneuvrier gibt bei seiner oben beschriebenen Methode der
Lichtbogenerzeugung an, daß man mit der Druck Verminderung in der
Glocke nur auf 50 mm Quecksilbersäule Druck herabzugehen braucht,
wenn man den Bogen nach kurzer Stromunterbrechung wieder nach
seiner Methode erzeugen will, während man bei einer primären Erzeu-
gung mit der Druckverminderung auf 5 — 6 mm Quecksilbersäule herab-
gehen muß.
DuddelP) untersuchte, unter welchen Umständen sich der Licht-
bogen wieder bilden wird, nachdem er durch Parallelschalten eines
Kondensators ausgelöscht worden war.
Ze/f
Fig. 1.
In Fig. 1 stelle die Kurve A die Beziehungen dar zwischen der
zur Wiederbildung des Bogens notwendigen Spannung an den Elektroden
und der Zeit, die seit der Auslöschung des Bogens verstrichen ist.
Die Kurve B stellt die Beziehungen dar zwischen der Erhöhung der
Spannung an den Elektroden, d. h. an den Klemmen des Kondensators
und derselben Zeit, die seit Auslöschung des Bogens verstrichen ist.
Die Bedingung für das Wiederentstehen des Lichtbogens ist dann, daß
die Kurve B die Kurve A berührt oder schneidet. Leider kennt man
wenig über den Gang der Kurve A. Man weiß nur, daß sie bei der
Spannung beginnt, welche im brennenden Lichtbogen im Augenblick des
Auslöschens vorhanden ist, und daß sie schließlich einen konstanten
Wert annimmt, welcher der Spannung gleich ist, die eine Funkenbildung
zwischen den Elektroden gestattet. Im Momente des Auslöschens des
Bogens, also zur Zeit null, geht auch A durch null. Die Gestalt der
Kurve B, welche die Spannung an den Klemmen des Kondensators
») Edlund, Pogg. Ann. 134, p. 250, 1868.
2) Duddell, I.e., p. 3n.
3 Die Entstehung des Lichtbogens.
während der Ladung darstellt, kann aus den bekannten Daten des
Stromkreises berechnet werden. Bei einem Versuch von Duddell
erlosch ein Kupferbogen in einem Stromkreise von 3 Ampere, dessen
Stromquelle eine elektromotorische 'Kraft von 200 Volt hatte, dessen
Widerstand 56 Ohm betrug (unter Vernachlässigung der Selbstinduktion
der Zuführungsdrähte) bei Parallelschaltung mit einem Kondensator von
0,5 Mikrofarad Kapazität. Die Kurve B hat also zur Zeit null den
Wert und zur Zeit 1 Sekunde den ungefähren Wert 6 . 10^ Volt.
Trotz dieses steilen Aufsteigens der Kurve B schneidet sie für den
Kupferbogen nicht die Kurve A; der Widerstand der Bogenstrecke beim
Kupferbogen scheint also sofort nach dem Erlöschen sehr groß zu werden.
Verwendete Duddell Dochtkohlen in demselben Stromkreise, so erlosch
der Bogen nicht bei Parallelschaltung eines Kondensators von 5,4 Mikro-
farad. Die Steilheit der Kurve B war hier imgefähr 7 . 10^ Volt pro
Sekunde, also geringer als beim Kupferbogen, und trotzdem schnitt sie
die Kurve A. Der Widerstand der Bogenstrecke des Bogens zwischen
Dochtkohle wächst also nach der Unterbrechung des Stromes viel lang-
samer als bei Kupfer.
Zweites Kapitel.
Mechanische Wirkungen des Stromes im
Lichtbogen.
L Vorbemerkungen über Elektroden.
§ 6. Homogenkohle.
Das Yerhalten des Lichtbogens wird in vielen Beziehungen durch
das Elektrodenmaterial beeinflußt. Metallelektroden sind im allgemeinen,
namentlich wenn die Metalle rein sind, ein gut definiertes Elek-
trodenmaterial. Anders ist es bei Kohlenelektroden, welche für die
zu Beleuchtungszwecken in der Technik verwendeten Bogenlampen
allein in Frage kommen. Die von den ersten Beobachtern des Licht-
bogens verwendeten Kohlenelektroden bestanden aus Holzkohle. Davy
hatte Holzkohlen verwendet, welche zur Erhöhung ihrer Leitfähigkeit
in Wasser oder Quecksilber abgeschreckt waren. Die Holzkohlen hatten
den Nachteil, daß sie sich wegen ihrer molekularen Beschaffenheit sehr
schnell im Bogen verzehrten. Deshalb benutzten Bunsen, Foucault
imd Grove den Kohlenrückstand, der in den Retorten bei der Destil-
lation der Steinkohle zur Gasbereitung verblieb, die sogenannte Retorten-
kohle. Doch auch die Retortenkohle hatte verschiedene Nachteile.
Zwar war sie härter als Holzkohle und verzehrte sich nicht so rasch
im Lichtbogen, aber sie war nicht homogen, sie enthielt Silikate und
andere Verunreinigungen. Sie ließ sich schwer schneiden imd die Bogen
zwischen ihr waren sehr imruhig. Außerdem kostete ein Kohlenpaar
aus Retortenkohle noch im Jahre 1876 ungefähr 1,50 Mark, während die
heute verwendeten Bogenlampenkohlen für wenige Pfennige zu er-
halten sind.
Bunsen versuchte zuerst eine für den Lichtbogen vorteilhaftere
Kohle künstlich darzustellen. Jm Jahre 1840 schlug er vor, fein ge-
pulverte Steinkohle mit Gummi zu mischen und dieses Gemenge zu
10 Mechanische Wirkungen des Stromes im Lichtbogen.
rösten. Aber sowie dieses Gemenge einer größeren Hitze ausgesetzt
wurde, wurde es rissig. Bunsen tauchte nun diese Stifte in Zucker-
sirup und unterwarf sie einer zweiten Erhitzung. Die so zubereiteten
Kohlen waren auch noch sehr unvollkommen.
Es wurde dann von Le Molt ein weiterer Versuch gemacht (1849),
ein möglichst homogenes Kohlenmaterial herzustellen, das sich wenig
im Bogen verzehre. Er vermischte den Zuckersirup mit Pech, ließ die
Kohlen 30 Stunden lang „kochen" und reinigte sie dann durch Ein-
wirkung von Säuren.
"Gegen 1860 empfiehlt Archereau den Kohlenbrei unter Druck
zu rösten. Im Jahre 1878 stellt Napoli Bogenlampenkohlen her, die
pro Brennstunde „nur 5 cm abbrannten", was einen großen Fortschritt
bedeutete, da die bis dahin bekannten Kohlen unter denselben Be-
dingungen fünfmal schneller abbrannten.
Die weiteren zahlreichen Bestrebimgen der Bogenlampenkohlen-
industrie bezweckten den Kohlen eine möglichst lange Brenndauer zu
verleihen, ein ruhiges und in allen Teilen gleichmäßiges Abbrennen der
Kohlen zu erzielen, den Bogen zu beruhigen, möglichst wenig Brenn-
rückstände zu erhalten und die Leuchtkraft der Kohle zu erhöhen.
Alle diese Vorzüge lassen sich nicht leicht in einer Kohle vereinigen.
Grove^) hatte schon im Jahre 1840 darauf hingewiesen, daß die
Beimengung von Kalium- oder Natriumsalzen in die Kohlenmasse auf
den Bogen eine beruhigende Wirkung ausübe. Casselmann^) fand,
daß zwischen Retortenkohlenspitzen , die „vorher in verschiedene
Lösungen, zum Beispiel von salpetersaurem Strontian, Borsäure etc., ein-
getaucht und stark geglüht waren, sich nach vorgängiger Berührung ein
sehr ruhiger, je nach der angewendeten Substanz verschieden gefärbter
Lichtbogen bildete, der selbst bei einer Entfernung von 7 — 8 mm nicht
erlosch und von keinem bemerkbaren Geräusch begleitet war."
Gas seimann erzeugte dann Bogen zwischen Kohlen, die mit
Lösungen von „salpetersaurer Strontianerde , Ätzkali, salpetersaurem
Kupferoxyd, Chlorzink, Kochsalz, Borsäure, Borax und schwefelsaurem
Natron getränkt waren. Die Kupfer-, Borsäure- und Strontianflamme
zeigten beziehungsweise eine bläuliche, grünliche und rote, die anderen
eine mehr oder weniger gelbe Färbung." Auch fand Gas seimann
daß die Leuchtkraft der Kohle besonders durch die Beimengung von
salpetersaurem Strontian, salpetersaurem Kupferoxyd, Zinkchlorid ge-
wachsen war. Die größte Helligkeit gab Kohle, die mit Borax und
Schwefelsäure getränkt war.
1) Grove, Phil. Mag., 16, p. 480, 1840.
3) Casselmann, Pogg. Ann., 63, p. 576, 1844.
Vorbemerkungen über Elektroden. H
Archereau empfahl zur Erreichung derselben Wirkung die Bei-
mischung von Magnesium zu Kohle.
Bei den heute unter der Bezeichnung Homogenkohlen ver-
wendeten massiven Kohlenstiften ist man bestrebt das Gefüge der Kohle
so homogen als möglich zu machen, d. h. eine möglichst in allen Teilen
gleichförmige Verteilung der Masse zu erzielen. Dies gelingt mehr
oder weniger, je nach der Sorgfalt, die man auf die Herstellung der
Kohlenstifte verwendet, und je nach der Güte der Ausgangsmaterialien.
Die Preisdrückerei der letzten Jahre hat viel minderwertiges Kohlen-
material auf den Markt gebracht. Doch selbst bei den sorgfältig her-
gestellten Kohlenstiften renommierter Firmen kann man oft bemerken,
daß Kohlen desselben Fabrikanten, die aus denselben Materialien nach
derselben Methode, aber zu verschiedenen Zeiten hergestellt worden
sind, sich nicht völlig gleichartig im Bogen verhalten.
Die modernen Homogenkohlen bedeuten insofern einen Fortschritt,
als ihr Abbrand bedeutend geringer ist als in den Anfängen der Bogen-
lampenkohlenindustrie und auch die Bogen zwischen ihnen brennen
ruhiger und geräuschloser als zwischen Retortenkohlenstiften.
Die Ausgangsmaterialien für die Herstellung von Homogenkohlen
sind heute im allgemeinen Retortenkohle und Ruß, als Bindemittel
Steinkohlenteer. In Amerika hat Brush zuerst als Ausgangsmaterial
Petroleumkoks verwendet.
§ 7. Fabrikation der Kohlenstifte.
Nach Miles^) ist der Herstellungsgang der Homogenkohlen stifte
in Amerika, der sich von dem in Europa üblichen nur in Bezug auf
das Ausgangsmaterial unterscheidet, im wesentlichen folgender.
Der Petroleumkoks wird zuerst grob gemahlen, dann wird er in
Retorten stark erhitzt. Dieser Erhitzungsprozeß dauert 10 — 50 Stunden
je nach der Güte der Kohlen, die man zu erzeugen strebt. Der
Zweck dieser langen Erhitzung ist den Koks zu trocknen. Auch ist
der Petroleumkoks im Rohzustande ein sehr schlechter Leiter der
Elektrizität. Nach den Untersuchungen von Brush wird seine Leit-
fähigkeit gesteigert, wenn man ihn einer starken Erhitzung unterworfen
hat. Dann wird die Kohle fein gemahlen, gesiebt imd mit dem Binde-
mittel vermischt. Die Mühlen müssen sorgfältig konstruiert sein, da
der Koks sehr hart ist und sehr leicht Eisenteilchen von der Mühle in
das Kohlenmaterial als Verunreinigungen gelangen. Der als Bindemittel
verwendete Teer wird auch zuerst gepulvert. Die Mengen Kohlenstaub
1) Miles, El. World, 25, p. 7, 1895.
12 Mechanische Wirkungen des Stromes im Lichtbogen.
und Teer, die zusammengemischt werden, variieren, je nach der Dichte
der Kohle, die man erzeugen will. Der gepulverte Teer und der Kohlen-
staub werden in Mischmaschinen gebracht und von 15 Minuten an bis
zu einer Stunde erhitzt. Die Masse im Topfe wird ständig bewegt.
Unter dem Einfluß der Wärme wird der Teerstaub weich und heftet
sich an den Kohlenstaub. Nachdem diese Mischung erkaltet ist, wird
sie wieder zerbröckelt, zu Staub gemahlen und gesiebt. Jetzt soll die
Mischung zu zylindrischen Stiften geformt werden.
Die Kohlenmasse wird in Stahlformen gebracht, in denen sich
zylindrische Rillen befinden, deren Durchmesser dem Durchmesser der
zu erzeugenden Kohlenstifte entspricht. Die Masse in der Form wird
langsam erhitzt; hierdurch wird sie weich und breiartig. Bei einer
genügend hohen Temperatur wird die Form einem Drucke von 100000
bis 400000 Atmosphären ausgesetzt. Diese so erzeugten Kohlenzylinder
werden dann an einem Ende zugespitzt; sie eignen sich zur Verwendung
in NebenschluBlampen.
Die Kohlen für Wechselstromlampen und für die übrigen Arten von
Gleichstromlampen werden direkt gepreßt. Der Kohlen- und Teerstaub
wird unter Verwendung einer hydraulischen Presse durch eine Öf&iung
von dem Durchmesser, welchen die Kohle haben soll, gepreßt. Von dem
aus der Of&iung tretenden zylindrischen Kohlenband werden die Kohlen-
stifte in der gewünschten Länge abgeschnitten.
Die so erzeugten Kohlenstifte enthalten nun noch flüchtige Sub-
stanzen, zu deren Vertreibung sie in Ofen bei Temperaturen von 1100
bis 1700® gebrannt werden. Die Reinigung der Kohlen durch Säuren
hat man im Großbetriebe meistens aufgegeben, da sie im Verhältnis
zu ihrem Erfolg zu zeitraubend und kostspielig ist. Die Mengen von
Metallsalzen und der Zeitpunkt, wann dieselben am zweckmäßigsten
den Kohlen beigemischt werden, werden meistens von den Fabriken,
welche ihre Erfahrung auf Grund umfangreicher und kostspieliger Ver-
suche gewonnen haben, geheimgehalten.
Die aus Petroleumkoks hergestellten Kohlen haben eine sehr
geringe elektrische Leitfähigkeit. Brush überzieht sie deshalb mit
einem Überzug elektrolytischen Kupfers, um ihre elektrische Leit-
fähigkeit zu erhöhen. Doch schmilzt der Kupferüberzug im Lichtbogen
manchmal ab, veranlaßt häufig ein Zucken des Bogens und färbt die
Flamme grün.
§8. Dochtkohle. Efßektkohle.
Einen wesentlichen Erfolg in den Versuchen, den Bogen zu be-
ruhigen und zu zentrieren, erzielte man durch die Verwendung von
Dochtkohlen. Die Dochtkohlen unterscheiden sich dadurch von den
Vorbemerkungen über Elektroden» 13
Homogenkohlen, daß sie aus zwei verschiedenen Teilen bestehen. Der
äußere Teil, der Mantel, besteht aus demselben Material wie die Homo-
genkohlen und wird nach denselben Methoden hergestellt, nur daß das
Gemisch von Kohlenstaub und Teer nicht als massive Zylinder gepreßt
wird, sondern in Röhrenform. Der in- der Röhre bestehende Hohlraum
wird durch den Docht ausgefüllt.
Der Docht besteht im allgemeinen aus einem Gemisch von Graphit
mit Natriumsilikat (Wasserglas). Ein einfacher Glasstab wurde als
Docht verwendet. Der Docht bezweckt aber, neben dem ruhigen, gleich-
mäßigen Brennen auch die Leitfähigkeit der Kohle zu erhöhen. Infolge-
dessen ist man, wie Feußner^) ausführt, nicht bei der ersten Zusanmien-
setzung der Dochtsubstanz stehen geblieben, vielmehr sind komplizierte
Zusammensetzungen für dieselbe angegeben worden; namentlich soll das
Bor von günstigem Einfluß auf die Leitfähigkeit sein. Die Dochtkohlen
wurden bis 1895 allein von Gebrüder Siemens & Co. 2) in Charlotten-
burg dargestellt. Duddell & Marc haut machten im Jahre 1899 zahl-
reiche Versuche über die Zusammensetzung der Dochtsubstanz. Sie
kamen zu dem Ergebnis, daß die beruhigende Wirkung des Dochtes
auf den Lichtbogen weniger dem Silicium, als vielmehr den Alkalien,
besonders dem Kalium, zuzuschreiben sei.
In neuerer Zeit hat man den Dochtkohlen besondere Leuchtzusätze
beigemischt und bezeichnet solche Kohlen als Effektkohlen.
Bremer erzielt eine erhöhte Lichtausbeute des Lichtbogens sowie
eine angenehme Färbimg durch Zusatz von 20 — 50^0 nichtleitender
Kalcium-, Silicium-, Magnesium- oder Fluorsalze, hauptsächlich schwer
verdampflicher Metallsalze. Die Bremerkohlen sind Dochtkohlen, doch
ist auch der Mantel mit Leuchtzusätzen versehen.
Gebr. Siemens & Co. fügen mit Erfolg ihren Dochtkohlen Fluor-
imd Borverbindungen bei und zwar enthalten ihre Effektkohlen weniger
als 10 7o Stoffe außer Kohle und weniger als 5 7o der ganzen Masse
Fluor. Die Bogen brennen mit diesen Kohlen vollständig ruhig und
das Licht hat einen angenehmen Farbenton. Es werden drei Haupttöne
hergestellt, gelb, rot und milchweiß. Die Lichtausbeute ist bei „gelben"
Kohlen bedeutend günstiger als bei gewöhnlichen Kohlen. Näheres
über Effektbogenlampen s. § 120.
») Feaßner, ETZ. 16, p. 553, 1895.
2) Gebr. Siemens & Co., D. R. P. KL 21, 8253, 1879.
14 Mechanische Wirkungen des Stromes im Lichtbogen.
§ 9. Prttfaiig der Kohle.
Zur Prüfung der Kohlenstäbe schlägt Stine^) eine elektrolytische
Methode vor. Die zu prüfenden Kohlenstifte werden als Elektroden in
einem Bade verwendet, das aus einer 25 prozentigen Lösung von Kalium-
oder Natriumhydroxyd besteht. Wenn das Bindemittel während des
Brennens der Kohlen nicht vollständig in Kohlenstoff verwandelt worden
war, so diffundiert es in die Flüssigkeit. Der an der Anode auftretende
Sauerstoff greift in statu nascendi den Kohlenstift, wenn er nicht gut
gebrannt ist, an und bewirkt Änderungen in dem Aussehen seiner Ober-
fläche. Wenn die äußere Schicht weggeätzt ist, liefert die Schnelligkeit,
mit welcher der Kern der Kohle vom Sauerstoff angegriffen wird, einen
Maßstab für die Beurteilung der Beschaffenheit des Kerns. Zu dieser
Untersuchung genügen Ströme von 2 — 3 Ampere.
Im allgemeinen prüft man die Kohlenstäbe mit Hilfe einer Bogen-
lampe, deren Reguliermechanismus genau bekannt ist. Man bestimmt
die bei Aufwendung einer bestimmten Energiemenge in den verschie-
denen Richtungen von den Kohlen ausgestrahlte Lichtintensität photo-
metrisch und läßt dabei gleichzeitig durch selbsttätige Registrierinstru-
mente die Strom- und Spannungsverhältnisse an den Kohlen aufzeichnen.
Je geringere Schwankungen in diesen Instrumenten in Abhängigkeit von
der Zeit auftreten, desto besser ist die Kohle für Beleuchtungszwecke.
Verunreinigungen in den Kohlen machen den Bogen imruhig und
das Licht flackernd. Um die Kohlen selbst imd den Lichtbogen
während des Brennens zu beobachten, umgibt man die Lampe mit einem
Gehäuse, das seitliche Fenster aus dunkel gefärbten Gläsern hat. In
einer Seite des Gehäuses bringt man eine Linse mit Blende an, damit
man ein vergrößertes Bild des Bogens auf eine weiße Wand projizieren
kann. Gute Kohlen dürfen nicht schlacken und ihre Asche soll möglichst
grau sein. Der Klang einer guten Kohle ist metallisch. Auch aus der
Farbe des Lichtbogens kann man Schlüsse auf die Qualität der Kohle
ziehen.
Der spezifische Widerstand (Widerstand von 1 m Länge und 1 mm*
Querschnitt) von Kohlen, die von der Prüfungskommission der Frank-
furter Ausstellung*) untersucht worden sind, betrug für Homogenkohlen
55—78 Ohm, für Dochtkohlen 57—88 Ohm.
1) Stine, El. World 25, 23. II. 1895.
2) Offizieller Bericht über die internationale Elektrizitätsausstellung in
Frankfurt a. M., Band 2, p. 117, 1891.
Mechanische Vorgänge. 15
II. Mechanische Vorgänge.
§ 10. Transport der Materie im Lichtbogen.
Wenn ein Gleichstromlichtbogen zwischen zwei Kohlen, deren
Spitzen vor ' der Bildung des Lichtbogens gleiche Gestalt hatten, eine
Zeitlang bestanden hat, so kann man eine Veränderung in der Gestalt
der Spitzen wahrnehmen. Die Spitze, aus welcher der positive Strom
trat (Anode), hat sich ausgehöhlt und gleicht in ihrem Aussehen dem
Krater eines feuerspeienden Berges; man redet deshalb im Lichtbogen
von einem positiven Krater oder besser kurzweg „Krater", da ein
Krater nur an der Anode vorkommen kann. Die negative Spitze
(Kathode) hingegen ist, nachdem der Lichtbogen eine Zeitlang bestanden
hatte, spitzer geworden. Es ist also augenscheinlich, daß der Strom
Partikelchen von der positiven KoUe losgerissen, mit sich geführt und
einen Teil derselben auf der Kathode wieder niedergelegt hat.
Dieser Transport des Elektrodenmaterials in der Eichtung des
Stromes ist schon frühzeitig beobachtet worden. Schon Hare*) und
Silliman^) stellten ihn bei Elektroden aus Holzkohle fest.
De la Eive^) verwendete als Anode eine Platinplatte. Nachdem
der Lichtbogen einige Zeit bestanden hatte, zeigten sich auf der Platin-
platte Vertiefungen, dadurch hervorgerufen, daß die Materie von der
Platinplatte losgerissen worden war.
Herwig*) stellte eine Abnahme des Gewichtes von Kupferplatten
und Eisenplatten fest, welche als Anode gedient hatten.
Violle^) führte in den Kohlelichtbogen ein Kohlenstäbchen ein.
Auf der Seite, welche der Kathode gegenüberlag, zeigte das Kohlen-
stäbchen nach längerem Brennen des Lichtbogens eine Aushöhlung,
während sich auf der Seite, welche der Anode gegenüberlag, Graphit
ansetzte.
Das Losreißen des Elektrodenmaterials durch den Lichtbogen läßt
sich gut erkennen, wenn man den Bogen imter Wasser herstellt. Schon
Davy hatte mit Lichtbogen unter Wasser experimentiert. Bredig^)
stellte einen Lichtbogen unter reinem Wasser zwischen Goldelektroden
her; das Wasser färbte sich prächtig rot oder blau und enthielt Gold
1) Hare, Sill. Jour. 3, p. 105, 1821.
2) Silliman, Sill. Jour. 5, p. 108, 1822.
«) De la Rive, Arch. 1, p. 262, 1841.
*) Herwig, Pogg. Ann. 149, p. 521, 1873.
*) Violle, C. R. 117, p. 33, 1893; auch 119, p. 949, 1894.
«) Bredig, Z. f. Elch. 4, p. 514, 1898.
16 Mechanische Wirkungen des Stromes im Lichtbogen.
in feiner Zerstäubung. Ebenso gelang es Bredig bei Verwendung von
Zink, Blei, Zinn, Silber und Platin als Elektroden durch den Lichtbogen
in Wasser das Metall der Elektroden in Suspension zu erhalten.
Van Breda*) beobachtete, daß auch die Kathode Materie in den
Bogen entsende und an Gewicht verliere. Er stellte eine isolierte Eisen-
platte zwischen zwei Kupferkugeln und erzeugte den Bogen durch den
Funken einer Leydener Flasche. Nach dem Versuch zeigte sich die
positive Kupferkugel mit Eisen bedeckt. Ihre Gewichtszunahme betrug
0,063 g. Auch die negative Kupferkugel war mit Eisen bedeckt. Ihre
Gewichtszunahme betrug 0,360 g. Die Eisenplatte hatte sich mit Kupfer
bedeckt. Ihr Gewichtsverlust betrug 0,327 g.
Matteucci^) bestätigt die van Breda 'sehen Versuche, indem er
auch von Kupfer-, Silber- und Messingkathoden einen Ausgang der
Materie in den Lichtbogen feststellte. Auch Grove war schon der
Ansicht, daß der Transport der Materie im Gleichstromlichtbogen in
beiden Richtungen stattfindet. Nach den Untersuchungen von Herz-
feld^) läßt sich der Transport der Materie im Kohlelichtbogen gut
durch folgende Anordnung erkennen. Der Lichtbogen wird in ein elek-
trisches Feld gebracht, das zwischen zwei parallelen Messingplatten A
und B (Fig. 2) gebildet wird. Bei den Herzfeld 'sehen Versuchen
konnte der Plattenabstand zwischen 2 und 10 cm variiert werden; ihre
Spannungsdifferenz betrug 1800 Volt. Die Platten konnten mit den
Belegungen einer Leydener Flasche verbunden imd entweder beide
isoliert oder die eine von ihnen ebenso wie die zugehörige Belegung
der Flasche zur Erde abgeleitet werden. Die vom Lichtbogen aus-
gesendeten ultravioletten Strahlen entluden die Flasche rasch, sodaß zur
Erhaltung eines konstanten Feldes die Flasche durch eine Hol tz 'sehe
Influenzmaschine immer neu geladen werden mußte. Durch die Erregung
des elektrischen Feldes änderten sich innerhalb des Empfindlichkeits-
bereichs technischer Strom- und Spannungszeiger die Angaben der Meß-
instrumente nicht. „Dagegen wurden die von der Anode zur Kathode
geschleuderten Kohlenteilchen stets nach der isolierten Platte hinge-
zogen, einerlei, ob diese positiv oder negativ geladen war, und schlugen
sich dort strahlenförmig nieder. Waren beide Platten isoliert, so flogen
die Teilchen gleichmäßig nach beiden Seiten. Auch die verhältnismäßig
wenigen Kohlenteilchen, die den umgekehrten Weg von der Kathode zur
Anode machten, wurden aus ihrer Bahn abgelenkt. Vielleicht stammen
von ihnen die schwachen Ringe, die sich auf der Platte abzeichneten."
i) Van Breda, C. R. 23, p. 462, 1846.
2) Matteucci, C. R. 30, p. 201, 1850.
») Herzfeld, Wied. Ann. 62, p. 439, 1897.
Transport der Materie.
11
k
I
" i
h
B
£re/e
Es sei hier daran erinnert, daß in Geiß 1er sehen Eöhren die Be-
wegung der Materie nur von der Kathode ausgeht, ohne jedoch zur
Anode zu gelangen.
Es fragt sich, in welcher Form die Materie im Lichtbogen von
der einen Elektrode zur anderen übergeführt wird. Bekanntlich herrscht
im Lichtbogen eine sehr hohe Temperatur. Dieselbe beträgt z. B. nach
Violle für den Krater 3500 », für die Kathodenspitze 2700 ». Es ist
kein Zweifel, daß sich die von Metallelektroden
in den Bogen^ geschleuderten Partikeln in Dampf-
form befinden. Für Metallelektroden ist vielfach
beobachtet worden, daß zwischen ihnen ein
Lichtbogen umso leichter zustande kommt, je
leichter das Metall verflüchtigt werden kann.
Man kann auch oft beim Experimentieren im
Lichtbogen bemerken, daß die Spitzen von
Metallelektroden infolge ihrer hohen Temperatur
flüssig werden, und die Temperatur des Bogens
ist ausreichend, die flüssigen Metalle in Dampf-
form zu verwandeln. Der Metalldampf im Licht-
bogen selbst läßt sich spektroskopisch nach-
weisen und gerade infolge der Eigenschaft, die
Metalle zu verdampfen, ist der Lichtbogen
ein wichtiges Hilfsmittel bei spektroskopischen
Arbeiten.
Die Verdampfungstemperatur der Kohle ist
weit höher als die der Metalle. Wilson und
Fitzgerald^) schließen auf Grund theoretischer
Überlegungen, daß die Temperatur der positiven
Kohle nicht ausreiche, die Kohle zu verdampfen.
De la Rive (1849) ist der Ansicht, daß die Kohle ihrer molekularen
Beschaffenheit die Eigenschaft verdankt, sich gut zur Bildung von
Lichtbogen zu eignen. Er nahm an, daß die Kohle durch den elektrischen
Strom zerstäubt wird. Sicherlich spielt die molekulare Beschaffenheit
der Kohle und auch der Metalle beim Zustandekommen des Lichtbogens
eine Rolle. In einem Kohlelichtbogen befinden sich auch glühende, vom
Krater losgerissene Kohlenpartikelchen. Viele Forscher sind der Ansicht,
daß die Kohle im Lichtbogen verdampft.
Despretz^) glaubt, daß der Kohlenstoff an der Anode verdampft
und sich an der kälteren Kathode wieder kondensiert. Dem Verdampfen
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Fig. 2.
1) Wilson and Fitzgerald, Proc. Roy. Soc. 60, p. 377, 1897.
9) Despretz, C. R. 28, p. 757, 1849; 29, p. 48, p. 709, 1849.
Monasch. 2
13 Mechanische Wirkongen des Stromes im Lichtbogen.
des Kohlenstoffs wollte er ein vorhergehendes Schmelzen der Kohlen-
elektroden bemerkt haben.
Abney fand, daß die Krateroberfläche stets die gleiche Helligkeit
besäße, und Violle*) stellte fest, daß die Temperatur des Kraters
konstant sei; sie stelle die Verdampfungstemperatnr des Kohlenstoffs
dar. S. P. Thompson 2) erklärt diese Konstanz der Temperatur da-
durch, daß die Temperatur des Kraters infolge des Verbrauchs der
Kohle an latenter Wärme beim Übergang in den gasförmigen Zustand
verhindert wird, sich über die Verdampfungstemperatur der Kohle zu
erheben. Auch ist er der Ansicht, daß sich die Kohle vor der Ver-
flüchtigung verflüssigt.
Doch hat Moissan^) gezeigt, daß selbst bei Verwendung von
Strömen bis zu 2000 Ampere im Kohlelichtbogen die Kohle nicht
schmilzt. Moissan hält das Verdampfen der Kohle für ein Subli-
mieren, d. h. ein direktes Übergehen aus dem festen in den gas-
förmigen Zustand. Die sublimierte Kohle setze sich als Graphit an
der Kathode ab. Schon Fizeau und Foucault*) haben im Jahre 1844
darauf hingewiesen, daß die Kohle bei der Überführung im Lichtbogen
eine Veränderimg erleide. „Die an der Kathode abgeschiedene Kohle
sei dem Graphit ähnlich." Nach Moissan ist also wohl mit Eecht
anzunehmen, daß im Kohlelichtbogen ein Überdestillieren der Kohle
von dem heißen Krater zur weit weniger heißen negativen Spitze statt-
findet. Auch Lehmann 5) schließt sich dieser Ansicht an. Er meint,
daß im ruhigen KoUelichtbogen „keine Verdampfung der Kohlen im
Sinne der Bildung eines reinen Dampfstroms stattfinde, sondern nur
eine langsame Verdunstung und Oxydation des Dampfes durch die bei-
gemischte sauerstoffhaltige Luft".
§ 11. Aussehen des Lichtbogens und seiner Elektroden.
Die Gestalt der Elektroden und des Bogens ist von verschiedenen
Umständen abhängig. Im allgemeinen läßt sich folgendes charakteristische
Aussehen des Lichtbogens beobachten. Der Lichtbogen zwischen Kohlen-
elektroden (Fig. 3) besteht aus einem inneren violetten Kern a und einer
äußeren Hülle b (Aureole) von grünlicher Färbung. Aureole und Kern
sind durch ein schwarzes Band c getrennt. Der Kern des Bogens ist
») VioUe, C. R. 115, p. 1273, 1892.
3) S. P. Thompson, El. Rev. 37, p. 571, 1895.
3) Moissan, C. R. 119, p. 776, 1894.
*) Fizeau et Foucault, Ann. de Chim. et phys. [3], 11, p. 382, 1844.
s) 0. Lehmann, Wied. Ann. 55, p. 367, 1895.
Aussehen des Lichtbogens und seiner Elektroden.
19
heißer als die Aureole. An der Spitze der positiven Kohle befindet sich
der weißglühende Krater d, auf den, wie Frau Ayrton zuerst genau
untersucht hat, eine gelbglühende Zone e folgt. Hieran schließt sich ein
dunkelrotglühender Teil f, der häufig von einem Kranz von Kügelchen
umgeben ist, die sich in der Hitze beim Brennen des Bogens aus dem
Kohlenmaterial und seinen Beimengungen zu bilden scheinen. Die Spitze
der negativen Kohle g ist weißglühend, an sie schließt sich eine etwas
größere gelbglühende Fläche h und wieder eine dunkelrotglühende
Fig. 3.
Fig. 4.
Zone i mit Kügelchen. Die weißglühende Fläche des Kraters ist größer
als die weißglühende Spitze der negativen Elektrode. Die Flächen d
und g nehmen mit wachsender Stromstärke, wie Frau Ayrton^) fest-
gestellt hat, an Ausdehnung zu; die Kraterfläche wächst jedoch in einem
größeren Verhältnis mit der Stromstärke als die weißglühende Fläche
an der negativen Spitze. Die Oberflächen der Zonen e und h sind glatt,
während die von f und i rauh sind.
Unter Bogenlänge versteht man den Abstand der durch die
Krateröffnung gelegten Ebene von der Spitze der negativen Kohle. Unter
Kratertiefe versteht man den Abstand dieser Ebene von der ent-
ferntesten Stelle im Inneren des Kraters.
1) Mrs. Hertha Ayrton, The Electr. 34, p. 335, 364, 399, 471, 541, 610,
1895; 35, p. 418, 635, 743, 1895; 36, p. 225, 1896.
2*
^0 Mechanische Wirkungen des Stromes im Lichtbogen.
Die Breite und Gestalt der einzelnen Zonen, die Kraterfläche, die
Gestalt der negativen Spitze, der Bogenkem und die Aureole ver-
ändern sich mit der Stromstärke, Spannung und Bogenlänge. Frau
Ayrton hat einige Gesetzmäßigkeiten dieser Veränderungen aufgefunden.
Die schwarzen Bänder zwischen Bogenkem und Aureole verschwinden
bei schwachen Strömen und kleinen Bogenlängen. Der Durchmesser des
Kraters wächst mit wachsender Stromstärke und wachsender Bogenlänge.
Bei konstanter Stromstärke wächst die Kjaterfläche mit wachsender
Bogenlänge. Bei konstanter Bogenlänge wächst die Kraterfläche mit
wachsender Stromstärke. Andrews^) hatte schon 1880 beobachtet, daß
die Kraterfläche der Stromstärke proportional sei. Bei seinen Messungen
hatte er die Kratertiefe nicht mitberücksichtigt. Die Messungen der
Krateroberfläche sind schwierig und können nicht mit großer Genauig-
keit ausgeführt werden.
Beim Brennen des Bogens spitzt sich sowohl die positive als auch
die negative Kohle zu. Im allgemeinen spitzt sich die negative Kohle
mehr zu als die positive. Wenn die Stromdichte in den Kohlen zu
groß ist, so beginnen beide Kohlen schon in ziemlich großer Entfernung
von der Spitze sich zu verjüngen. In Fig. 4 ist nach S. P. Thompson^)
ein Kohlenpaar von schlechter Leitfähigkeit dargestellt, bei welchem die
Stromdichte zu groß war. In diesem Falle bildet sich an der positiven
Kohlö kein Krater, sondern auch eine Spitze und der Bogen ist so un-
ruhig, daß er zur Beleuchtung unbrauchbar ist. Ist anderseits die
Stromdichte zu gering, also der Kohlendurchmesser zu groß für eine
bestimmte Stromstärke, so wird der Krater zu tief und der Bogen auch
unruhig.
Bei Wechselstrom müssen die Veränderungen an beiden Kohlen
gleichartig sein, da während jeder Periode jede der beiden Kohlen
einmal Anode und einmal Kathode ist. Das Aussehen beider Elektroden
ist daher gleichartig, und zwar zeigen beide Kohlen ganz kleine Krater.
Durch sekundäre Einflüsse kann das Aussehen der Kohlen des Wechsel-
strombogens verschieden werden. Wenn die Kohlen z. B. vertikal an-
geordnet sind, so wird die obere Kohle wegen des aufsteigenden warmen
Luftstroms etwas spitzer als die untere Kohle. Bei Wechselstrom ver-
wendet man in Bogenlampen für beide Kohlen Dochtkohlen, während
man in Gleichstromlampen als positive Kohle eine Dochtkohle und als
negative Kohle eine Homogenkohle verwendet.
Je kleiner die Bogenlänge ist und je größer die Stromstärke vrird,
desto spitzer wird die negative Kohle. Bei sehr kleiner Bogen-
1) Andrews, Joum. Tel. Eng. 9, p. 201, 1880.
2) S. P. Thompson, El. Rev. 37, p. 574, 1895.
Abbraod. 21
länge trägt die negative Spitze (Fig. 5) einen Aufsatz, den „Pilz",
S. P. Thompson hielt ihn für eine charakteristische Erscheinung des
zischenden Lichtbogens. Frau Ayrton zeigt, daß er auch bei ruhigem
Bogen auftritt, wenn die Bogenlänge klein genug ist. Nach den Unter-
suchungen von Herzfeld*) ist die Ursache des Entstehens des Pilzes
das Fehlen des zur Verbrennung der Kohle notwendigen Sauerstoffs.
Die Kohle lagert sich dann auf der negativen Spitze dachförmig ab.
Genaue Gesetzmäßigkeiten über die Verkürzung der
Kohlen und über die verschiedenartigen Gestalten, welche
die Spitzen zeigen, lassen sich nicht angeben. Diese
Erscheinungen hängen zu sehr von der molekularen
Beschaffenheit der Kohle, dem Kohlendurchmesser, von
dem Medium, von der Bogenlänge und den elektrischen
Verhältnissen ab. Die Gestalt der Elektrodenspitzen
reagiert in sehr empfindlicher Weise auf die Änderung
einer der sie beeinflussenden Größen. Frau Ayrton
konnte Kohlen, welche in einem Gleichstromlichtbogen
von 10 Ampere, dem ein Wechselstrom von 0,5 — 1 Ampere
von 100 Perioden pro Sekunde aufgelagert war, gebrannt
hatten, infolge der durch die Stromänderungen hervor-
gerufenen Gestaltsveränderung dem bloßen Aussehen nach pjg 5
von Kohlen, die in einem gewöhnlichen Gleichstrombogen
gebrannt hatten, unterscheiden. Duddell 2) lagerte einem Gleichstrom-
lichtbogen von 10 Ampere einen Wechselstrom von 0,1 Ajnpere auf,
konnte aber bei so schwachen Stromvariationen keinen Einfluß der
Stromvariationen auf die Gestalt der Elektroden wahrnehmen.
§12. Abbrand.
Den Gewichtsverlust, welchen die Kohlen während des Brennens
in einer bestimmten Zeit erleiden, nennt man Abbrand. Brennt der
Lichtbogen zwischen zwei Kohlen von gleichem Durchmesser, so ist der
Abbrand der positiven Kohle größer als der Abbrand der negativen
Kohle. Im allgemeinen ist bei Kohlen von gleichem Durchmesser der
Abbrand der positiven Kohle ungefähr 2 — 2,5 mal größer als derjenige
der negativen Kohle. Doch lassen sich keine allgemein gültigen Zahlen
über die Größe des Abbrandes angeben, da derselbe bei konstanter
Stromstärke zu sehr von dem Kohlenmaterial, der Bogenlänge, der
Bogenspannung, dem Widerstände der Kohlen und dem umgebenden
») Herzfeld, Wied. Ann. 62, p. 439, 1897.
2) Duddell, The Electr. 46, p. 270, 1900.
22
Mechanische Wirkungen des Stromes im Lichtbogen.
Medium abhängt. Deshalb untersuchen die meisten Bogenlampen-
fabriken, welche Kohlendurchmesser für eine bestimmte Bogenlampe
bei bestinmiter Stromstärke unter bestinmiten Bedingungen am zweck-
mäßigsten sind.
Man verwendet heute in den Bogenlampen Kohlen von verschie-
denen Durchmessern. Die obere Kohle ist gewöhnlich dicker als die
untere; dies hat nicht nur den Zweck, die Schattenwirkung der negativen
Kohle zu verringern, sondern auch hauptsächlich, bei beiden Kohlen in
derselben Zeit gleichen Abbrand zu erzielen. Da infolge des Abbrandes
die Bogenlänge mit der Brenndauer bei feststehenden Elektroden wächst
und die Licht-, Spannungs- bezw. Stromverhältnisse an den Lampen
ändert, ist zur Konstanthaltung der Bogenlänge ein Eegulator notwendig,
welcher denjenigen Teil einer Bogenlampe bildet, von welchem nächst
dem Material der Kohlen die Güte einer Bogenlampe abhängt.
In der folgenden Tabelle ist eine Zusammenstellung über Kohlen-
durchmesser und Brenndauer gegeben, welche Gebr. Siemens & Co.
nach ihren Erfahrungen mit Kohlen Marke A für Gleichstromlampen
aufgestellt haben.
Durchmesser
Brenndauer in Sttinden,
Strom-
stärke
Spannung
der oberen
Dochtkohle
der unteren
Homogenkohle
bei einer Länge der Kohle von:
in mm
in mm
200 mm
250 mm | 825 mm
1
30
6
4
6
_
_
1,5
32
8
5
7,5
—
—
2
34
9
6
7,5
—
—
3
36
11
7
8,5
11
15
4,5
37
13
8
10
13
18
6
38
16
10
10
13
18
9
40
18
12
10
13
18
12
41
20
13
10
13
18
15
43
20
13
9
11,5
16
20
44
22
14
10
13
18
35
45
25
18
10
13
18
Unter der Annahme, daß beide Kohlen sich in derselben Zeit
um dieselbe Strecke verkürzen, ist der Abbrand der positiven Kohle
in obiger Tabelle ungefähr 2, 4 mal größer als derjenige der negativen
Kohle.
Bei "Wechselstrom ist der Abbrand naturgemäß an beiden Kohlen
gleich groß. Daher verwendet man beim gewöhnlichen Wechselstrom-
bogen zwei Dochtkohlen von gleichem Durchmesser. Nun empfiehlt es
sich mit Rücksicht auf eine bessere Lichtverteilung, beim Wechselstrom-
Abbrand.
23
bogen einen Eeflektor an der oberen Kohle anzubringen. Bei Verwen-
dung eines Reflektors ist der Abbrand der oberen Kohle etwas kleiner
als der der unteren Kohle. Gebr. Siemens & Co. wählen folgende
Durchmesser ihrer A-Kohle beim Wechselstrombogen mit Reflektor.
Strom-
stärke
Durchmesser
der oberen
Dochtkohle
Durchmesser
der unteren
Dochtkohle
Brenndauer
in Stimden bei
der Kohle von
einer Länge
in mm
in mm
200 mm
250 mm
325 mm
3
7
8
8,5
10,75
15
4,5
8
9
8,5
10,75
15
6
9
10
8,5
10,75
15
9
10
12
8,5
10,75
15
12
12
14
8,5
10,75
15
15
14
16
10,75
14
19
20
16
19
10,75
14
19
35
20
23
10,75
14
19
Einen der ersten Versuche, die Brenndauer der Kohlenstifte zu
verlängern, machte JehP). Seine Vorrichtung soll die obere Kohle vor
Abnutzimg ihrer Oberfläche in der Nähe der Spitzen schützen. Sie
besteht aus einem feuerfesten Ring, der die obere Kohle dicht über dem
Lichtbogen umschließt. Der Ring ist durch einen Drahtrahmen mit
einem Führungsring verbimden, der mittelst dreier kleiner Platin-
klammem auf dem konischen Ende der imteren Kohle aufsitzt. Nach
500 — 800 stündiger Brenndauer sollte der Schutzring erst ausgewechselt
werden müssen. Die Vorrichtung hat sich nicht eingebürgert.
Hardtmuth^) schlug, um den Abbrand an den Seitenflächen der
positiven Kohle zu vermindern, eine Büchse aus schwer schmelzbarem
Material vor, welche auf die obere Kohle gesetzt wurde. Diese Ein-
richtung verminderte den Abbrand.
In der folgenden Tabelle sind einige Versuchsresultate für einen
6 Ampere-Bogen dargestellt:
Abbrand der
positiven
Kohle
cm
Mit Büchse
Ohne Buchse
4,9
14,1
Abbrand der
negativen
Kohle
cm
10,0
15,5
Jehl, El. Anz., p. 1435, 1894.
») Hardtmuth, E.T.Z. 15, p. 628, 1894.
24
MechaDische Wirkongen des Stromes im Lichtbogen.
Indessen konnte sich der Hardtmuth'sche „Sparer" auch nicht
einbürgern, da er unter dem EinfluB der hohen Temperatur am Krater
litt, häufig ersetzt werden mußte und zu teuer war. Außerdem hatte
er im Betriebe den Nachteil, daß es schwierig war, ihn immer auf der
richtigen Höhe zu erhalten.
Um eine längere Brenndauer der Kohlenstifte zu erzielen, dachte
man daran, längere Kohlenstäbe zu verwenden. Doch sind der Länge
der Kohlenstifte aus konstruktiven und ästhetischen Eücksichten Grenzen
gezogen, sodaß durch Verlängerung der Kohlenstifte keine wesentliche
Erhöhung der Brenndauer zu erzielen ist.
Thompson-Houston und Brush ordneten in Bogenlampen zwei
Kohlenpaare derart an, daß das eine nach dem Abbrennen des anderen
selbsttätig eingeschaltet wurde. Man erreichte hierdurch doppelte Brenn-
dauer, ohne einen Gewinn an Kohlenmaterial zu erzielen. Auch sind
Lampen mit zwei Kohlenpaaren, die zwei Eeguliermechanismen erfordern,
teurer.
Die Größe des Abbrandes ist wesentlich durch den Sauerstoff der
Luft hervorgerufen, welcher sich mit der Kohle verbindet. In weit
geringerem Maße wird er durch den aufsteigenden warmen Luftstrom
vergrößert. In den Dauerbrandlampen brennt der Bogen in einem
Glasgefäß, das gegen das Eindringen frischer Luft verschlossen ist. In
der Glocke entsteht nach kurzem Brennen des Bogens ein indifferentes
Gasgemisch, und der Abbrand der Kohlen ist sowohl bei Gleichstrom
als auch bei Wechselstrom bedeutend geringer als beim Bogen in
freier Luft. In Dauerbrandlampen sind beide Kohlen homogen und
haben gleichen Durchmesser. In der folgenden Tabelle sind die
Durchmesser und Brenndauern von Kohlen angegeben, welche Körting
& Mathiesen in Leutzsch-Leipzig für ihre Dauerbrandlampen ver-
wenden.
Brenndauer in Stunden bei
Strom-
stärke
Durchmesser
in mm
einer Länge der oberen Kohle
von 300 mm und einer Länge
in Ampere
der unteren Kohle von 145 mm
3
11
110-130
4
13
140-160
5
13
120-140
6
15
150-170
7
15
130-150
Die Brenndauer der Kohlen ist hier also ungefähr 12 mal so
groß als beim offenen Lichtbogen. Die Kohlen in Dauerbrandlampen
Abbrand. 25
dürfen nicht ruBen und sollen möglichst wenig Brennrückstände
hinterlassen. Der Vorteil dieser Dauerbrandlampen ist der, daß die
Kosten für Bedienung und Kohlen im Betriebe geringer sind als
bei gewöhnlichen Bogenlampen, weil seltener Kohlen eingesetzt zu
werden brauchen und nicht so viel Kohle verzehrt wird. Zur Er-
zielung derselben Lichtstärke brauchen die Dauerbrandlampen jedoch
mehr Energie. Die Dauerbrandlampen sind in § 118 und 119 be-
sprochen.
Drittes Kapitel.
Elektrische Erscheinnngen im Lichtbogen.
I. Bei Gleichstrom.
Am Kohlenelektroden.
§13. Potential^efäUe.
Wenn man ein Voltmeter an die Elektroden des Gleichstromlicht-
bogens legt und die Spannung mißt, welche an den Elektroden aus
Homogenkohle herrscht, so zeigt das Voltmeter ungefähr 46 Volt an.
Dieses Spannungsgefälle verteilt sich nun nicht gleichmäßig über die
ganze Leiterstrecke, für welche es gemessen wurde, sondern hat an
verschiedenen Stellen verschiedene Größen. Die Leiterstrecke setzt sich
zusammen aus der positiven Kohle, der Gassäule des Lichtbogens selbst
und aus der negativen Kohle. Lecher*) nahm einen 1,2 mm dicken
Kohlenstift als Prüfstäbchen und verband ihn mit der einen Klemme
des Voltmeters ; die andere Klemme des Voltmeters war mit der positiven
Elektrode verbimden. Die Bogenlänge betrug 2,5 mm. Hielt Lech er
das Prüfstäbchen auf die negative Kohle, so ergab sich als Gesamt-
spannungsunterschied der beiden Elektroden 46 Volt. Hielt er aber das
Prüfstäbchen in den Lichtbogen selbst, ganz nahe an die positive Elek-
trode, so zeigte das Voltmeter nur 36 Volt Spannungsverlust an. Bewegte
Lecher das Prüfstäbchen von der positiven Elektrode hinweg durch
den Lichtbogen zur negativen Elektrode hin, so fand er, daß sich die
A^oltmeterangabe von 36 Volt nur wenig änderte. Zwischen der positiven
Elektrode und dem Lichtbogen fand also ein großer Sprung in der
Spannung statt. Einen kleineren Sprung in der Spannung stellte er
beim Übergang von Lichtbogen zur negativen Elektrode fest.
1) Lecher, Wien. 95 II, p. 992, 1887.
Kohlenelektroden. Potentialgefälle.
21
— SS-'*
Das Spannungsgefälle setzt sich im Bogen aus drei Teilen zu-
sammen:
1. Einem großen Spannungsabfall an der Grenze der positiven
Kohle und der Gassäule des Lichtbogens.
2. Einem kleinen Spannungsabfall an der Grenze der Gassäule
und der Kathode.
3. Einem Spannungsabfall in der Gassäule selbst, der gleichmäßig
erfolgt.
In Fig. 6 ist die Verteilung des Spannungsgefälles in einem Gleich-
stromlichtbogen zwischen Homogenkohlen nach
S. P. Thompson 1) dargestellt. Thompson
erhielt als Spannungsabfall beim Übergang von
positiver Elektrode zum Lichtbogen — auch
Anodenhindemis genannt — den Betrag von
39 Volt; sodann folgt ein kleiner Spannungs-
abfall von etwa 3 Volt in der Gassäule selbst
und ein Spannungsabfall von etwa 3 Volt beim
Übergang von Gassäule zur Kathode (Kathoden-
hindemis). Der Wert von 10 Volt bei Lech er
für das Kathodenhindernis ist so hoch, weil in
diesem Betrage auch der Spannungsverlust in
der Gassäule eingeschlossen ist. TJppenborn^)
fand bei Bögen von 6 — 16 mm Länge für das ^ig. 6.
Anodenhindernis 32,5 Volt und für das Kathoden-
hindernis 5,5 Volt. Auffallend ist die Beobachtung Lechers, daß er die
Spitze seines Prüfstäbchens eine ziemlich große Strecke senkrecht zum
Lichtbogen herausziehen konnte, ohne daß sich die Spannung wesentlich
geändert hätte. Es scheint demnach außer der sichtbaren Hülle des Licht-
bogens noch eine nicht leuchtende Hülle zu geben, welche an der
Elektrizitätsleitung teilnimmt.
Die eingehendsten Untersuchungen über die Verteilung des
Spannungsgefälles im Lichtbogen in allen seinen Teilen machte Frau
Ayrton^). Sie fand, daß das Anodenhindernis nicht etwa konstant
sei, sondern von der Bogenlänge uud von der Stromstärke abhänge.
Das Anodenhindernis wächst mit wachsender Bogenlänge bei kon-
stantem Strom und wird für dieselbe Bogenlänge kleiner, wenn der
Strom stärker wird. Das Kathodenhindernis ist von der Bogenlänge
unabhängig; es wird wie das Anodenhindemis mit wachsender Strom-
1) S. P. Thompson, El. Rev. 37, p. 572, 1895.
2) Uppenborn, Centr. f. El. 10, p. 102, 1888.
3) Mrs. Ayrton, The Eiectr. 41, p. 720, 1898.
28
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
stärke kleiner. Der Spannungsverlust in der Gasstrecke des Bogens
selbst wächst mit wachsender Bogenlänge.
Luggin^) fand zuerst, daß sich verschiedene Größen für den
Spannungsverlust in den einzelnen Bogenteilen ergeben, wenn die Kohlen
aus verschiedenem Material bestehen. Er maß den Spannungsunterschied
zwischen der positiven Elektrode und einem Punkte der Gassäule Vj,
femer den Spannungsunterschied zwischen diesem Punkte der Gasstrecke
und der negativen Elektrode Vj für gewöhnliche Homogenkohlen bei
6.8 Ampere und für Kohlen, die mit Soda getränkt waren (bei
8.9 Ampere). E stellt die gesamte Spannungsdifferenz an den Elektroden
= v, + v, .
iar.
Bogenlänge
Homogenkot
ilen
Sodag«
jtränkte
Kohlen
in mm
Vi
V,
E
Vi
V,
E
2,9
25,9
13,9
39,8
0,43
17,47
17,9
3,0
27,1
15,4
42,5
1,76
17,64
19,4
3,9
26,9
19,4
46,3
0,69
19,31
20,0
4,0
32,2
16,5
48,7
3,77
17,63
21,4
5,0
31,0
18,3
49,3
2,89
19,71
22,6
6,8
33,3
18,4
51,7
7,0
21,0
28,0
Bei sodagetränkten Kohlen ist die Gesamtspannungsdifferenz an
den Elektroden bedeutend kleiner als bei gewöhnlichen Homogenkohlen.
Auffallend gering ist der Abfall der Spannung an der positiven Elek-
trode bei sodagetränkter Kohle. Aus Luggin's Untersuchungen geht
nicht hervor, welchen Anteil jede der Elektroden und welchen Anteil
die Gassäule an der Erniedrigung des Spannungsabfalls bei Anwesenheit
von Salzen in der Kohle hat. Frau Ayrton untersuchte daher diese
Verhältnisse bei zwei Dochtkohlen. Es ergab sich, daß die Verringerung
der Gesamtspannung an den Elektroden teils am Krater, teils in der
Gasstrecke erfolgt. Die negative Kohle nimmt nur einen ganz geringen
Anteil an der Verringerung der Gesamtspannung an den Elektroden.
§ 14.. Einbreniieii.
Es wurden viele Versuche gemacht, die Beziehungen zwischen
Bogenlänge, Stromstärke im Bogen und Spannung an den Kohlen zu
ergründen. Doch gelangte man vor Frau Ayrton nicht zu allgemein
gültigen Gesetzmäßigkeiten. Der Grund liegt darin, daß sofort nach
der Erzeugung des Bogens zwischen den Kohlenelektroden mit den
1) Luggin, Wien. 9811a, p. 1192, 1889.
Kohlenelektroden. Einbrennen. 29
Messungen begonnen wurde. Hierin liegt aber eine große Fehlerquelle,
denn wie Frau Ayrton gefunden hat, muB man erst eine unter Um-
ständen geraume Zeit verstreichen lassen, bis sich die Kohlen richtig
„eingebrannt" haben. Für einen Bogen von gegebener Stromstärke und
gegebener Länge nimmt nämlich die Spannung an den Elektroden nicht
sofort den zur Stromstärke und Bogenlänge gehörigen konstanten Wert
an, sondern ist, je nach der Natur der Kohlen, mehr oder weniger
großen Schwankungen während eines Zeitraums unterworfen, bis sie
endlich für die betreffende Bogenlänge und Stromstärke einen konstanten
Wert erreicht. Es entspricht nach den äußerst sorgfältigen Unter-
suchungen von Frau Ayrton jeder Bogenlänge und Stromstärke eine
bestimmte Gestalt der Kohlenspitzen besonders des Kraters und bevor
diese Gestalt nicht erreicht ist, ist die Spannung an den Kohlen nicht
konstant. Die Zeit, welche verstreicht, bis die Spannung für eine ge-
gebene Bogenlänge und Stromstärke konstant wird, ist um so geringer,
je mehr die Gestalt der Kohlenspitzen beim Entstehen des Bogens der
für die betreffende Bogenlänge und Stromstärke charakteristischen
Gestalt nahekommt. Bei einem Versuche von Frau Ayrton brauchte
die Spannung 50 Minuten, bis sie nach Erzeugung eines Bogens von
3 mm Länge und 10 Ampere Stromstärke bei einer neuen positiven
Homogenkohle von 18 mm Durchmesser konstant wurde. Hierbei war
die negative Elektrode eine Kohle, welche schon früher unter denselben
Yerhältnissen gebrannt hatte, also schon die richtige Gestalt angenommen
hatte. Bei Verwendung einer positiven Dochtkohle von denselben Ab-
messungen dauerte es in demselben Falle 60 Minuten, bis die Spannung
konstant wurde. Je größer die Bogenlänge und je größer die Strom-
stärke ist, desto schneller nehmen die Kohlen die richtige Gestalt an
und desto schneller wird die Spannung konstant. Bei Homogenkohlen
tritt die Konstanz der Spannung schneller ein als bei Dochtkohlen.
Die Beziehimgen zwischen der Bogenlänge L und den elektrischen
Größen Stromstärke J und Spannung an den Elektroden E sind durch
die unbekannte Relation verknüpft
f (J, E, L) = 0.
Um diese Beziehungen zu imtersuchen, ist es notwendig, eine der
drei variabeln Größen konstant zu halten. Man kann dann von den
beiden anderen Größen die eine als unabhängige Variable wählen, sodaß
sich die dritte Größe als abhängige Variable ergibt.
Betreffs der Wahl der Konstanten sind folgende Fälle möglich:
1. Bogenlänge konstant. Stromstärke und Spannung variabel.
2. Spannung konstant. Bogenlänge und Stromstärke variabel.
3. Stromstärke konstant. Spannung und Bogenlänge variabel.
30
Elektrische Erscheinangen im Lichtbogen.
§ 15. Bogenlänge konstant.
a) Homogenkohlen* Nachdem Frau Ayrton bei ihren Unter-
suchimgen abgewartet hatte, bis sich die Kohlen richtig eingebrannt
hatten, nahm sie die BeziehiingQn zwischen Stromstärke und Spannung
bei konstanter Bogenlänge auf. Ihre Beobachtungen für Homogenkohlen
sind in Fig. 7 dargestellt. In dieser Figur sind die unabhängigen
Variabein die Stromstärken, welche als Abscissen aufgetragen sind, und
die abhängigen Variabein sind die Spannungen, welche als Ordinaten
2
6 8
10 12 n 16 18 20 ZZ 2^ 26 28 30
Amp.
Fig. 7.
aufgetragen sind. Indem der konstanten Bogenlänge verschiedene Werte
gegeben wurden, ergab sich die in Fig. 7 dargestellte Kurvenschar.
Die Beobachtungen sind sehr sorgfältig ausgeführt worden; die in der
Fig. 7 dargestellten Werte sind Mittelwerte, die aus Beobachtungen
während sieben verschiedener Tage an verschiedenen Kohlenpaaren von
demselben Durchmesser und derselben Kohlensorte gewonnen wurden.
Die positive Homogenkohle hatte einen Durchmesser von 11 mm, die
negative Homogenkohle einen Durchmesser von 9 mm.
Man ersieht aus der Figur, daß es für den Gleichstromkohlebogen
verschiedene Zonen gibt, in denen er sich verschiedenartig verhält;
nämlich eine ruhige Zone, in welcher der Bogen normal imd ohne
Geräusch brennt und gut Messungen zugänglich ist, und eine unruhige
Zone, in welcher der Bogen zu zischen beginnt und so unruhig ist, daß
keine Messungen der elektrischen Größen ausgeführt werden können.
Kohlenelektroden. Bogenlänge konstant. 31
Wird die Stromstärke über die unruhige Zone hinaus gesteigert, so
zischt der Bogen weiter, ist jedoch wieder Messungen zugänglich. Die
punktierten Linien in der unruhigen Zone sind eingezeichnet, damit
man ersehen kann, welche Kurven zusammengehören. Die elektrischen
Verhältnisse des zischenden Lichtbogens sind in § 49 besprochen. Die
Betrachtungen im folgenden beziehen sich, wenn nicht anders bemerkt,
stets auf den ruhigen Bogen.
Aus Fig. 7 ergeben sich folgende Gesetzmäßigkeiten.
Für eine und dieselbe Bogenlänge ist die Spannimg für geringere
Stromstärken höher, als für größere Stromstärken. Erhöht man bei
konstanter Bogenlänge die Stromstärke, so fällt die Spannung an den
Elektroden mit wachsender Stromstärke zuerst schnell, dann mit
wachsender Stromstärke langsamer, bis zu einem Punkte, von welchem
an bei weiterer Erhöhung der Stromstärke der Bogen zu zischen beginnt.
Die Kurven für größere Bogenlängen sind steiler als die für
niedere Bogenlängen. Deshalb fällt für eine bestimmte Stromerhöhimg
die Spannung bei größerer Bogenlänge um einen größeren Betrag. Der
Betrag der Änderung der Spannung ist also um so größer, je länger der
Bogen und je geringer die Stromstärke ist. Bei den Kurven für kleine
Bogenlängen, z. B. 2 mm und 1 mm, fehlt in Fig. 7 der steile Teil.
Dies hat seinen Grund darin, daß Frau Ayrton mit Strömen gearbeitet
hat, die größer als 2 Ampere waren. Wenn man mit schwächeren
Strömen arbeitet, muß der steile Teil der Kurve auch für die kleinen
Bogenlängen hervortreten.
Bei einem Bogen von 5 nmi Bogenlänge steigt bei Frau Ayrtons
Versuch die Spannung bei einer Erniedrigung der Stromstärke von
4 Ampere auf 2 Ampere von 60 Volt auf 83 Volt, also um 23 Volt.
Bei einer Bogenlänge von 1 mm steigt die Spannung bei derselben Er-
niedrigung der Stromstärke nur um 5 Volt. Daß aber die Kurve für
den 1 mm Bogen bei Stromstärken, die kleiner als 2 Ampere sind,
recht steil in die Höhe steigt, zeigt ein Versuch von Guye und
Monas ch, welche für einen Bogen von 1 mm Länge zwischen zwei
Homogenkohlen von 4 mm Durchmesser bei einer Stromstärke von
0,03 Ampere (Wechselstrom) eine Spannung von 350 Volt erhielten.
b) Positive Kohle gedocMet, negative homogen. Eine Be-
obachtungsreihe von Frau Ayrton zwischen einer gedochteten posi-
tiven Kohle von 9 mm Durchmesser und einer negativen Homogen-
kohle von 8 mm Durchmesser ist in Fig. 8 dargestellt. Die variabeln
Stromstärken sind als Abscissen und die sich bei konstanter Bogenlänge
ergebenden Spannungen an den Elektroden als Ordinaten aufgetragen
worden. Aus Fig. 8 ergibt sich, daß, wenn man die Stromstärke erhöht,
die Spannung bei einer konstanten Bogenlänge auf einen Minimalwert
32
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
fällt. Bei weiterer Erhöhung der Stromstärke steigt die Spannung
wieder mit wachsender Stromstärke für dieselbe Bogenlänge bis zu dem
Punkte, bei welchem der Bogen zu zischen beginnt. Je länger der
Bogen ist, bei desto höherer Stromstärke tritt das Spannungsminimum
auf. Bei Bogenlängen höher als 4 mm tritt das Spannungsminimum
nicht so ausgesprochen auf. So ist bei der Kurve für 8 mm Bogenlänge
die Spannung von 16 Ampere an bis 22 Ampere praktisch konstant,
anstatt bei 22 Ampere höher zu sein als bei 16 Ampere. Hieraus er-
klärt sich auch, weshalb Ayrton und Perry^) zu der Ansicht kamen,
daß für eine bestimmte Bogenlänge die Spannung an den Elektroden
32 3¥
Fig. 8.
unabhängig vom Betriebsstrom sei. Auch die Dicke der Dochtkohlen
hat auf das Eintreten des Spannungsminimums einen EinfluB. So fand
Frau Ayrton, daß das Spannungsminimum für eine Bogenlänge von
2 mm bei einer Stromstärke von ungefähr 15 Ampere auftrat, wenn der
Durchmesser der positiven Dochtkohle 18 mm und der Durchmesser
der negativen Kohle 15 mm betrug. Waren jedoch die Kohlendurch-
messer geringer, z. B. derjenige der positiven Dochtkohle 9 mm imd
derjenige der negativen Kohle 8 mm, so trat für dieselbe Bogenlänge
von 2 mm das Spannungsminimum schon bei einer Stromstärke von
7 Ampere auf.
Wenn man die Kurven von Fig. 8 mit denen von Fig. 7 vergleicht,
so findet man, daß in allen Fällen bei Verwendimg von Dochtkohlen
bei derselben Bogenlänge und derselben Stromstärke die Spannung an
den Dochtkohlen geringer ist als an den Homogenkohlen. Das Material
^) Ayrton and Perry, Proc. Phys. Soc. 5, p. 197, 1882.
Kohlenelektroden. Spannung konstant.
33
des Dochtes der Dochtkohlen scheint sich leichter zu verflüchtigen als
das Material der Homogenkohlen und auch die Leitfähigkeit der Gas-
säule im Bogen zu erhöhen.
§ 16. Spannang konstant.
Man kann aus Fig. 7 die Beziehungen zwischen Bogenlänge und
Stromstärke bei konstanter Spannung ableiten, indem man eine Parallele
zur Abscissenachse, z. B. durch den Punkt für 60 Volt, zieht. Diese
Parallele schneidet jede Kurve in
einem Punkt. Tragen wir die Ordi-
naten dieses Schnittpunkts, die Bogen-
längen und die dazu gehörigen Strom-
stärken für diese konstante Spannung
von 60 Volt in einem rechtwinkligen
Koordinatensystem auf, so ergibt sich
eine Kurve, aus welcher man sieht,
daß bei konstanter Spannung die
Stromstärke größer wird, wenn der
Bogen länger wird. Dies gilt nur
für Honrogenkohlen. Bei einer posi-
tiven Dochtkohle sind die Verhält-
nisse verwickelter. In Fig. 9 ist eine
Schar von Kurven dargestellt, welche
Frau Ayrton auf die geschilderte
Weise für eine positive Dochtkohle
von 13 mm Durchmesser und eine
negative Homogenkohle von 11 mm
Durchmesser konstruiert hat. Man
ersieht aus der Fig. 9, daß hier die
Bogenlänge nicht wie bei zwei Ho-
mogenkohlen mit wachsender Stromstärke steigt, sondern daß sie bei
wachsender Stromstärke entweder steigt, oder konstant bleibt, oder
sogar kleiner wird. Wenn z. B. für die konstante Spannimg von
46,5 Volt die Stromstärke von 5 auf 30 Ampere erhöht wird, so
steigt die Bogenlänge von 2 auf 4 mm. Für eine konstante Spannimg
von 45 Volt entspricht den Stromstärken zwischen 15 und 30 Ampere
eine konstante Bogenlänge von 3 mm. Bei einer konstanten Spannung
von 41,5 Volt erfolgt, wenn die Stromstärke von 15 auf 26 Ampere
erhöht wird, eine Erniedrigung der Bogenlänge von 1,5 auf 1,0 mm.
Diese Verhältnisse beziehen sich auf den ruhigen Bogen. Frau Ayrton
prüfte dieses aus den Kurven abgeleitete Verhalten des Bogens experi-
Monasch. 3
ßoffen/ange in mm
Fig. 9.
34
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
mentell bei verschiedenen konstanten Spannungen und fand es bestätigt.
Bei Bochtkohlen von verschiedenen Durchmessern treten diese Erschei-
nungen in verschiedenem Umfang auf.
§ 17. Stromstärke konstant.
a) Beide Kohlen homogen. In Fig. 10 sind für eine positive
Homogenkohle von 11 mm Durchmesser und für eine negative Homogen-
kohle von 9 mm Durchmesser nach Frau Ayrton die Beziehungen
zwischen Bogenlänge und Spannimg bei konstanter Stromstärke dar-
gestellt. Diese Beziehungen lassen sich durch gerade Linien
ausdrücken. Je stärker die konstante Stromstärke ist, desto kleiner
2 3^
Bogen/änge in mm
Fig. 10.
ist der Winkel, welchen die Geraden mit der Abszissenachse bilden.
Wenn man diese Geraden über ihre Schnittpunkte mit der Ordinaten-
achse hinaus verlängert, so treffen sie sich, in einem Punkte, für welchen
die Bogenlänge negativ ist. Diese negative Bogenlänge stellt die Krater-
tiefe dar. Unter Bogenlänge war der vertikale Abstand der durch die
Kraterkante gelegten Ebene von der Spitze der negativen Kohle ver-
standen worden. Versuche von Frau Ayrton auch die Spannung und
Stromstärke zu messen, wenn die Spitze der negativen Kohle in den
Krater hineinragte, also für negative Bogenlängen, gelangen nicht, weil
in diesem Falle der Bogen sehi: unruhig war. Bei Homogenkohlen gibt
es also keine Bogenlänge, für welche die Spannung bei verschiedenen
Stromstärken konstant ist. Aus Fig. 10 ist als Gesetzmäßigkeit zu er-
sehen, daß bei konstanter Stromstärke die Spannung an den Kohlen mit
wachsender Bogenlänge wächst. Je größer die Stromstärke ist, desto
kleiner ist der Zuwachs der Spannung bei der Erhöhung der Bogen-
länge um einen gewissen Betrag.
Kohlenelektroden. Stromstärke konstant
35
b) Positive Kohle gedochtet, negative hofnogen. In Fig. 11
sind die Beziehungen zwischen Bogenlänge und Spannung bei konstanter
Stromstärke für eine positive Dochtkohle von 9 mm Durchmesser und
eine negative Homogenkohle von 8 mm Durchmesser dargestellt. Es
ist dasselbe Kohlenpaar, für welches auch Fig. 8 galt. Die Spannung wächst
in Fig. 11 mit wachsender Bogenlänge bei konstanter Stromstärke. Für
dieselbe Stromstärke und dieselbe Bogenlänge ist hier die Spannung
kleiner als zwischen zwei Homogenkohlen. Dieser Unterschied ver-
schwindet bei höheren Bogenlängen. Auffallend ist, daß in Fig. 11 sich
die Kurven für Stromstärken höher als 6 Ampere in der Nähe der
Bogenlänge 2 mm zusammendrängen imd schneiden, und daß auch die
s ¥ s
Bo^en/än^e in mm
Fig. 11.
Kurven für die niedrigeren Stromstärken als 6 Ampere bei noch kleineren
Bogenlängen die anderen Kurven schneiden. Daher hat sich für die
Bogenlängen unterhalb 1 mm das oben ausgesprochene Gesetz umgekehrt.
Bei konstanter Bogenlänge, die kleiner als 1 mm ist, entspricht der
höheren Stromstärke eine höhere Spannung.
Die Spannungszunahme bei konstanter Stromstärke für eine be-
stimmte Erhöhung der Bogenlänge ist größer bei kleineren Bogenlängen
und kleiner bei größeren Bogenlängen.
Die Spannungszunahme bei einer bestimmten Erhöhimg der Bogen-
länge ist kleiner, je größer die Stromstärke ist; bei Stromstärken von
12 Ampere aufwärts scheint das Verhältnis Spannungszunahme pro Ver-
längerung der Bogenlänge um 1 mm unabhängig von der Stromstärke
zu sein.
Nach Frau Ayrton entspricht einer bestimmten Stromstärke und
Bogenlänge eine bestimmte Krateroberfläche. Das abweichende Ver-
3*
36
Elektrische Erscheinangen im Lichtbogen.
halten einer positiven Dochtkohle gegenüber dem einer positiven Homo-
genkohle hängt von dem Verhältnis ab, in welchem sich im Krater
weiche Kohle (Dochtmasse) und harte Kohle (Masse des Mantels) vor-
finden. Für dieselbe Stromstärke ist bei größerer Bogenlänge der Krater
so gestaltet, daß die Krateroberfläche aus einem geringeren Teil Docht-
masse besteht als bei kleiner Bogenlänge. Je mehr harte Kohle des
Mantels und je weniger weiche Kohle des Dochtes die Krateroberfläche
bilden, umsomehr nähert sich das Verhalten der Dochtkohlen dem der
Homogenkohlen.
§ 18. Scheinbarer Widerstand.
Der Widerstand des Lichtbogens läßt sich nicht direkt durch das
Ohm'sche Gesetz ausdrücken, da der Widerstand des Lichtbogens von
den elektrischen Größen abhängig ist. So ändert sich z. B. der Quer-
2 3 ¥ s 6
ßo^en Zange /n mm
Fig. 12.
schnitt des Lichtbogens mit der Stromstärke. Man nennt das Ver-
hältnis
Spannung an den Elektroden (E)
Stromstärke im Bogen (J)
scheinbaren Widerstand des Lichtbogens. Aus den Fig. 10 und 11
kann man den Verlauf des scheinbaren Widerstandes in Abhängigkeit
von der Bogenlänge konstruieren, indem man die Ordinaten der Span-
nung durch die Stromstärke dividiert. Man erhält dann für verschiedene
konstante Stromstärken bei Homogenkohlen als Widerstandskurven von
1 mm Bogenlänge ab gerade Linien, welche mit wachsender Bogen-
länge höher ansteigen. In Fig. 12 sind die Widerstandskurven für
Homogenkohlen nach Frau Ayrton dargestellt. Man kann eine solche
Kohlenelektroden. Scheinbarer Widerstand. 37
gerade Linie, welche die Beziehung zwischen Bogenlänge und schein-
barem Widerstand des Lichtbogens bei konstanter Stromstärke darstellt,
analytisch durch den Ausdruck
W = a-f- bL
darstellen, wobei W den scheinbaren Widerstand des Lichtbogens, L die
Bogenlänge und a und b Konstanten bedeuten. Die Konstante a ent-
spricht dem Abschnitt auf der Ordinatenachse für die Bogenlänge null;
die Konstante b wächst mit wachsender Bogenlänge.
Edlund*) stellte diese Formel im Jahre 1867 auf. Demnach
besteht der scheinbare Widerstand des Lichtbogens aus 2 Teilen, von
denen der eine von der Bogenlänge unabhängig ist, der andere mit der
Bogenlänge wächst.
Groß und Shepard^) fanden die Edlund'sche Formel bei ihfen
Beobachtungen an Homogenkohlen gültig; auch für den zischenden
Lichtbogen fanden sie diese Formel gültig, wobei a kleiner als beim
ruhigen Lichtbogen war.
E dl und erklärte die Konstanz der Konstante a durch die An-
nahme einer gegenelektromotorischen Kraft im Lichtbogen, wie solche
durch Polarisation in Zellen auftritt. Er berechnete diese konstante
gegenelektromotorische Kraft, indem er beide Seiten der Formel für den
scheinbaren Widerstand mit der Stromstärke multiplizierte. Es entspann
sich in der Folge ein lebhafter Streit über das Wesen der von Edlund
angenommenen elektromotorischen ' Gegenkraft. Eine Übersicht über
diese Frage ist in § 53, 54 und 55 gegeben.
Die Edlund'sche Formel entspricht den Verhältnissen nicht genau
und ist insofern nicht allgemein genug, als sie nur für eine konstante
Stromstärke gilt. Sowohl a als auch b nehmen mit wachsender Strom-
stärke ab. Nebel 3) zeigte, daß a bei konstanter Stromstärke mit zu-
nehmendem Durchmesser der Kohlen abnehme. Für jede andere Strom-
stärke nehmen die Konstanten a und b andere Werte an. Man ver-
suchte deshalb allgemeinere Formeln aufzustellen. Da der scheinbare
Widerstand des Lichtbogens nicht direkt bestimmt werden kann, sondern
aus einer Spannungs- und einer Strommessung berechnet wird, so wollen
wir die vorgeschlagenen Formeln nach der Elektrodenspannung auf-
gelöst betrachten. In diesen Formeln für die Elektrodenspannung stellt
die Konstante a direkt die Größe der „gegenelektromotorischen Kraft"
dar. Will man aus den Formeln für die Elektrodenspannung den
') Edlund, Pogg. Ann. 131, p. 595, 1867.
2) Groß and Shepard, Proc. Amer. Acad., p. 2, 1886.
3) Nebel, Centr. f. El. 8, p. 619, 1887.
38 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
scheinbaren Widerstand des Lichtbogens berechnen, so hat man die
Formeln für die Elektrodenspannung nur durch die Stromstärke auf
beiden Seiten zu dividieren.
§ 19. Formeln für die Elektrodenspannang.
Die zur Darstellung der Beziehungen zwischen Elektrodenspannung,
Stromstärke im Lichtbogen und Bogenlänge aufgestellten Formeln sind
folgende, wobei E die Elektrodenspannung in Volt, J die Stromstärke
in Ampere und L die Bogenlänge in Millimetern bedeuten; a und b
sind Konstanten.
1.
Edlund») E = aJ-4-b.J.L.
2.
Fröhlich^) E = a-f- bL.
3.
S. P. Thompsons) E - a + \^ .
4.
Duncan, Rowland, Todd E = a + a' H -^•
5.
Freedman E = a -f- a' + J . R.
6.
Frau Ayrton E — a + ^L + ^"^/^
In Formel 4 und 5 bedeutet a' eine kleine gegenelektromotorische
Kraft, die durch thermoelektrische Wirkung hervorgerufen ist, a die
große elektromotorische Gegenkraft der Polarisation. In Formel 5 stellt
R den Ohm 'sehen Widerstand des Bogens dar, der von der Bogenlänge
und von der Stromstärke abhängt.
Von diesen Formeln ist diejenige, welche den Vorgängen im Licht-
bogen am genauesten Rechnung trägt, die Formel von Frau Ayrton,
welche weiter unten besprochen ist. Vorerst seien die aus Formel 1
bis 3 berechneten Werte der Konstanten a imd b erwähnt, welche in
der folgenden von S. P. Thompson*) aufgestellten und vom Verfasser
vervollständigten Tabelle zusammengestellt sind.
J) Edlund, Pogg. Ann. 131, p. 586, 1867.
2) Fröhlich, E.T.Z, 4, p. 150, 1883.
3) S. P. Thompson, The Electr. 29, p. 460, 1892.
*) S. P. Thompson, El. Rev. 37, p. 540, 1895.
Kohlenelektrodeu. Formeln für Elektrodenspannung.
89
Beob a chter
Zeit der
Beobachtung
1867
41
1879
23
1880
30
.1882
63
1883
39
1885
35
1885
38,6
1886
39
1886
37-39,7
1887
39,6
1887
37
1887
40,04
1888
40,1
. 1892
35-39
1892
40,6
1895
39
Edland
Latschinoff ....
Joubert. .....
Ayrton und Perry. .
Fröhlich .....
Peukert
V. V. Lang. ....
Nebel ......
Groß und Shepard *
Arons . . . . . .
V. V. Lang. . . . .
Luggin ......
üppenborn ....
S. P. Thompson . .
Duncan und Rowland
Frith^)
2,1
1,8
1,9
1,9
1,6
1,77
2,24
1,6
Auffallend ist der Wert für a = 63 Volt bei Ayrton und Perry.
Es ist anzunehmen, daß das Voltmeter, welches sie verwendeten, nicht
richtig zeigte. Die anderen Werte für die Konstante a schwanken um
den Wert 39 Volt. Diese Schwankungen sind nicht nur durch die ver-
schiedenen Stromstärken hervorgerufen, welche die einzelnen Beobachter
anwendeten, sondern auch durch die Verschiedenheit des Kohlenmaterials,
der Kohlendurchmesser imd durch die Verschiedenheiten in der Messung
der Bogenlänge; einige Beobachter zählten nämlich die Kratertiefe zur
Bogenlänge' mit. Häufig war auch nicht abgewartet worden, bis die
ElektiK)denspannung konstant geworden war.
Einwandsfreier sind die Messungen von Frau Ayrton, auf Grund
deren sie zur Aufstellung der Formel '(6) gelangte. Sie konstruierte
aus Fig. 10 eine Kurvenschar Fig. 13, welche die Beziehungen zwischen
Effektverbrauch im Gleichstromlichtbogen bei Homogenkohlen und Bogen-
länge bei konstanter Stromstärke darstellt. Diese Beziehungen lassen
sich durch gerade Linien darstellen. Bezeichnet A den Effektverbrauch
bei der Bogenlänge L allgemein, Aq den Eflfektverb rauch bei der Bogen-
länge null und derselben Stromstärke und A^ den Effektverbrauch bei
der Bogenlänge 7 mm bei derselben Stromstärke, so folgt aus ähnlichen
Dreiecken in Fig. 13 für dieselbe Stromstärke:
^) Frith, Memoirs and Proceedings of the Manchester Lit. and Phil. Soc.
9 IV, p.l39, 1895.
40
Elektrische Erscheinuogen im Lichtbogen.
A-A«
■Ao
(1)
Bei einer bestimmten Stromstärke erhalten Aq und A7 bestimmte
Werte. Für jede Stromstärke erhalten sie einen anderen Wert. Für
die Stromstärke von 6 Ampere z. B.
«f'^r — ^ — r — ^ — ^ — ^ — ^ — I wird Ao = 245 Watt und A7 = 406 Watt.
Es wird also für 6 Ampere
A~-245
L
A-245
406 - 245
= 23.
A = 245 + 23L.
(2)
Gleichung (2) stellt also die Be-
ziehungen zwischen Effektverbrauch und
Bogenlänge bei der konstanten Strom-
stärke 6 Ampere dar. Für jede andere
Stromstärke nehmen die Konstanten
andere Werte an. Diese Gleichung (2)
ist die Edlund-Fröhlichsche, nach
Watt aufgelöst. Das Verdienst von
Frau Ayrton ist es, diese Gleichung
verallgemeinert zu haben, indem sie
die Beziehungen zwischen den ein-
zelnen Konstanten bei verschiedenen
Stromstärken festgestellt hat. In Fig. 14
sind die Beziehungen zwischen Effekt und Stromstärke bei, kon-
stanter Bogenlänge für dasselbe Kohlenpaar, für das auch Fig. 13 gilt,
nach Frau Ayrton dargestellt. Diese Linien sind Gerade. Die Linie
für die konstante Bogenlänge 7 mm schneidet die Abscissenachse im
Punkte — 1,6 Ampere. Für die Linie bei 7 mm Bogenlänge konstant
ergibt sich aus ähnlichen Dreiecken in Fig. 14:
A7 = Ordinate der Wattzahl allgemein Ordinate der Watt bei J = 14 Ampere
J + 1,6 Ampere 14 + 1,6 Ampere
Fig. 13.
Ar
833
J + 1,6 15,6
Ay = 53,397 J + 1,6 . 53,397
A7 = 53,397 J + 85,435. .
(3)
Kohlenelektroden. Formeln für die Elektrodenspannung.
41
Gleichung (3) stellt also die Gleichung der Linie für 7 mm Bogen-
länge konstant in Fig. 14 dar. Die Linie für mm Bogenlänge konstant
in Fig. 14 schneidet die Abscissenachse im Punkte — 0,3 Ampere. Es
ergibt sich für diese Linie aus ähnlichen Dreiecken die Beziehimg:
Ao Ordinate der Watt bei 14 Ampere
J-f-0,3 ~" 14 + 0,3
Ao = 38,881J + 0,3 . 38,881
Ao = 38,881J -4- 11,664. . .
(4)
fOOO
2 ¥6 8 iO 12 IV
Sfromsfarke in Amp.
Fig. 14.
Setzt man die Werte von A7 aus Gleichung (3) und Aq aus Glei-
chung (4) in Gleichung (1) ein, so erhält man
A — 38,881 J — 11,664 _ 53,397 J + 85,435 — 38,881 J - 11,664
L ~ 7
A = 38,881J + 11,664 + (2,074 J + 10,54) L
(5)
Da mm beim Gleichstromlichtbogen A = E . J ist, so ergibt sich,
wenn beide Seiten der Gleichung (5) durch J dividiert werden.
E = 38,881 + 2,074 L ■
11,66 + 10,54 L
(6)
Die Zahlenkonstanten in Gleichung (6) beziehen sich auf das von
Frau Ayrton zu ihren Untersuchungen verwendete Homogenkohlenpaar,
von denen die positive Kohle einen Durchmesser von 11 mm und die
negative einen Durchmesser von 9 mm hatte. Allgemein läßt sich die
Formel (6) schreiben:
42 Elektrische Erscheinongen im Lichtbogen.
Die Konstanten a, ß^ ^, 5 hängen nur von der Beschaffenheit der
Kohlen ab, sowohl hinsichtlich ihres Materials, als auch hinsichtlich
ihres Durchmessers. Sie sind für jede Kohlensorte besonders zu be-
stimmen; hauptsächlich ist dies^ wie Bermbach^) bemerkt, bei dicken
Elektroden notwendig^.
Die Bedeutung der einzelnen Konstanten ist nach Frau Ayrton
folgende: a ist derjenige Betrag der Spannung, unterhalb deren der
Bogen nicht bestehen kann, a stimmt mit dem Wert a der Tabelle in
diesem Paragraphen ziemlich gut überein. a setzt sich aus zwei Teilen
zusammen, einem Spannungsabfall von Ys « ^^ der positiven Elektrode
und einem Abfall von Y5 a an der negativen Elektrode, die beide unab-
hängig von der Stromstärke und von der Bogenlänge sind.
yö, welches von der Stromstärke unabhängig ist und mit der Bogen-
länge wächst, ist der Spannungsabfall in der Gassäule des Lichtbogens
selbst.
Y und 8 haben ihren Sitz an den Kohlen, und zwar gehört 8 dem
Krater an, bei welchem der Spannungsverlust mit wachsender Bogen-
länge und mit verminderter Stromstärke größer wird, y stellt den
Spannungsv^rlust an der negativen Spitze dar. Er ist von der Bogen-
länge unabhängig, wird aber größer, wenn die Stromstärke im Bogen
kleiner wird.
Frau Ayrton bewies die Übereinstimmung ihrer Formel mit den
Beobachtungsresultaten von Edlund, Fröhlich, Peukert, Gross und
Shepard.
Frau Ayrton machte darauf aufmerksam, daß ihre Formel sich
auch in der Form
J [E — (« -4- ^ L)] = y -h (f L
darstellen lasse und als Asymptotengleichung einer rechtwinkligen
Hyperbelschar betrachtet werden kann, deren eine Asymptotenachse
die Ordinate der Spannung, und deren andere Asymptote eine Parallele
zur Abscissenachse (Stromstärke) ist, welche für jede andere H}'perbel
um einen Betrag, der von der Bogenlänge abhängt, von der anderen
verschoben ist.
B. Metallelektroden.
§ 20. Elektrodenspannimg.
Davy hatte in einer größeren Beobachtimgsreihe dasjenige Material
festzustellen versucht, welches unter denselben elektrischen Verhältnissen
den hellsten Lichtbogen gebe. Er hatte gefunden, daß die Kohle weit
1) Bermbach, E.T.2. 22, p. 441, 1901.
, Metallelektroden. Elektrodenspannung.
43
hellere Lichtbogen als die verschiedenen Metalle gebe. Grove (1840)
ordnete die Metalle in folgender Reihe an, bei welcher jedes folgende
Metall einen kürzeren und lichtschwächeren Bogen geben sollte, als das
vorhergehende.
K Na Zn Hg Fe Sn Pb Bi Cu Ag Au Pt.
Es lassen sich Zweifel an dieser Reihenfolge aufstellen. Besonders
auffallend ist es, daß Grove mit Wismut bei den von ihm verwendeten
verhältnismäßig hohen Stromstärken einen Lichtbogen erhielt. Bei den
Versuchen von Guye imd Mona seh schmolzen Wismutelektroden sofort
ab, wenn sie von einem Strom von 0,06 Ampere durchflössen wurden;
bei Arons*) schmolzen Zinnelektroden.
Der Bogen zwischen Metallelektroden ist im allgemeinen unruhig.
Die Metallelektroden werden infolge, der Wärme des Lichtbogens an
den Spitzen leicht weich; häufig schmelzen beim Experimentieren mit
Metallelektroden die Spitzen ab. Auch ist die Oxydbildung beim
Metalllichtbogen in Luft der Ruhe des Bogens hinderlich. Manche
Metalle, besonders Aluminium, bilden sehr schlecht leitende Oxyde und
der Bogen klettert dann über die oxydierten Spitzen der Elektroden
hinweg auf die noch blanken Metallteile.
Als Edlund^) Yqo Sekunde nach dem Verlöschen eines Silber-
bogens ein Galvanometer von hohem Widerstände an die Silberelek-
troden legte, erhielt er keine Ablenkung der Galvanometernadel, während
er bei Kohlenelektroden in demselben Falle eine beträchtliche Ablenkung
feststellte. Lecher^) konnte keine Verschiedenheit von Anodenhindemis
und Kathodenhindernis bei Platin-, Eisen-, Silber- und Kupferelektroden
feststellen. Er fand, daß die Potentialdifferenz zwischen einer Elektrode
und einem Punkte der Gassäule des Bogens ungefähr die Hälfte der
Potentialdifferenz an den beiden Elektroden betrug. Als Grund dieser
Erscheinung führt er die Möglichkeit an, daß die Temperatur der beiden
Elektrodenspitzen sich weniger von einander unterscheide, als bei Kohlen-
elektroden. Ghild*) erhielt folgende Werte:
MetaU
Anoden-
hindemis
Kathoden-
hindemis
Zink
Eisen
Kupfer . . . .
12 Volt
13 -
11 -
14 Volt
lö -,
14 -
1) Arons, Drud. Ann. 1, p. 702, 1900.
2) Edlund, Pogg. Ann. 134, p. 250, 1868.
3) Lech er, Wien. 95, Ua, p. 992, 1887.
*) Child, Phys. Rev. 10, p. 151, 1900; 12, p. 149, 1901.
44
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Lecher stellte beim Gleichstromlichtbogen zwischen Eisen- und
Platinelektroden, Arons^) beim Quecksilberlichtbogen eine Diskonti-
nuität in der Entladung fest.
V. V. Lang^) bestimmte die Spannung an verschiedenen Metall-
elektroden und drückte sie durch die Fröhlich sehe Formel aus. Die
Konstante a dieser Formel, welche v. Lang gegenelektromotorische
Kraft des Lichtbogens nannte, stellt diejenige Spannung dar, unterhalb
deren sich kein Lichtbogen bilden kann. V. Längs Messungen an den
verschiedenen Metallbögen sind in folgender Tabelle zusammengestellt:
MetaU
Konstante a
Platin
27,41 ± 1,16 Volt
Nickel
26,18 ±2,95 -
Eisen
25,03^2,16 -
Kupfer ....
23,86 ± 1,33 -
Zink
19,86 ±2,27 -
Silber
15,23 ±0,45 -
Kadmium ....
10,28 ± 3,38 -
Aus dieser Tabelle läßt sich ersehen, daß die Konstante a für
jedes Metall einen anderen Wert hat. v. Lang bemerkte, daß a für
die schwerer schmelzbaren Metalle größer ist als für die leichter
schmelzbaren. Für die am schwersten schmelzbare Kohle liegt a am
höchsten, nämlich bei 40 Volt. Eine Ausnahme macht das Silber,
welches, seinem Schmelzpunkt zufolge, einen höheren Wert für a zeigen
müßte, als sich bei v. Längs Untersuchungen ergeben hat. Im Jahre 1897
fand V. Lang 3) eine neue Ausnahme in der Proportionalität von Schmelz-
punkt und der Konstante a im Aluminium, für welches er a = 39 Yolt fand.
Arons*) erhielt eine andere Aufeinanderfolge der Größe von a,
wenn der Bogen in einer Stickstoffatmosphäre brannte, als wenn er in
Luft brannte. In der folgenden Tabelle sind die Ar ons 'sehen Werte
für a in Stickstoff zusammengestellt.
1) Arons, Wied. Ann. 58, p. 73, 1896.
3) V. v. Lang, Wied. Ann. 31, p. 384, 1887.
8) V. V. Lang, Wied. Ann. 62, p. 569, 1897.
*) Arons, Drud. Ann. 1, p. 700, 1900.
Metallelektroden. Elektrodenspannung.
45
MetaU
Konstante a
Kupfer . .
Platin . . .
Aluminium
Magnesium
Zink . .
Kadmium .
Eisen . .
Blei . .
29-32
29-31
26-29
21-23
21-22
21-22
19-22
18.
Im allgemeinen ist also für dasselbe Metall a in Stickstoff kleiner
als in Luft. Nur Kupfer zeigte in Stickstoff eine höhere Spannung als
in Luft. Auffallend ist, daß Arons in Stickstoff bei Atmosphärendruck
und einer Spannung der Stromquelle von 105 Volt keinen Lichtbogen
zwischen Silberelektroden erhalten konnte.
Nach Feußner besteht eine Proportionalität zwischen der Kon-
stante a und dem Siedepunkt der Metalle. Doch kennt man die Siede-
punkte von Au, Pt, Ag, Cu, Fe, Ni nicht, um die Feußner sehe Ansicht
experimentell prüfen zu können.
Guye und Monasch*) fanden, daß bei konstanter Bogenlänge die
Elektrodenspannung, wenn die Stromstärke konstant gehalten wurde,
umso höher war, je größer das Atomgewicht des betreffenden Stoffes
war. In der folgenden Tabelle ist eine ihrer Beobachtungsreihen dar-
gestellt, welche für die konstante Bogenlänge von 5 mm und die kon-
stante Stromstärke von 0,04 Ampere (Wechselstrom von 47 Perioden
pro Sekunde) gilt.
Körper
C
Mg
Fe
Ni
Cu
Ag
Cd
Pt
Au
Atomgewicht
Spannung . .
12
640
24
700
55,9
850
58,6
850
63,2
870
107,7
900
115,5
725
194,3
1000
196,7
1040
Die einzige Ausnahme zeigte das Kadmium. Das Verhalten des
Kadmiums mag daher bedingt sein, daß das zu den Versuchen verwendete
Kadmium nicht rein war und daß Kadmium sehr leicht oxydierbar und
leicht flüchtig ist.
Es mag bei der von Guye und Mona seh beobachteten Be-
ziehung zwischen Elektrodenspannung und Atomgewicht darauf hin-
gewiesen werden, daß Schuster und Hemsalech, welche gezeigt haben,
»)GuyeetMonasch, Archives (4), 15, 15.111. 1903.
46 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
daß die Spektrallinien des Elektrodenmaterials sich über die ganze
Länge eines Funkens verteilt finden, gefunden haben, daß die Materie
der Elektroden sich mit verschiedener Geschwindigkeit im Funken be-
wegt, und zwar ist die Geschwindigkeit derjenigen Metallpartikeln
größer, deren Atomgewichte kleiner sind.
Auch Schulze*), welcher den Gleichstrombogen zwischen ver-
schiedenen Metallen untersuchte, fand, daß diejenige Gruppe des perio-
dischen Systems, welche höheres Atomgewicht und höheren Schmelz-
punkt hat, auch einen größeren Spannungsabfall im Bogen und besonders
ein höheres Anodenhindernis aufweist. Innerhalb einer chemischen
Gruppe nimmt nach Schulze der Spannungsverlust in der Gassäule des
Bogens selbst mit zunehmendem Atomgewicht bei den Erdalkalien ab.
Im übrigen bestehe eine gewisse Ähnlichkeit im Verhalten des Spannungs-
verlustes in der Gassäule mit dem Gange der Leitfähigkeit der Metalle
im festen Zustande.
§ 21. Qnecksilberbogen und Qaecksilberlampen.
Die eingehendsten Untersuchungen über den Lichtbogen zwischen
Quecksilberelektroden wurden von Arons^) gemacht.
Der Quecksilberlichtbogen unterscheidet sich vor allem dadurch
von den anderen Metalllichtbögen, daß er intensiv leuchtet und nicht so
leicht verlöscht, wie die meisten übrigen Metalllichtbögen. Arons er-
hielt mit Quecksilberelektroden bei Niederspannung unerwartet lange
Bögen. So gelang es ihm, einen Quecksilberlichtbogen von 60 cm Länge
bei einer Stromstärke von 13,4 Ampere und einer Elektrodenspannung
von 61,6 Volt zu erzeugen. Da die Quecksilberelektroden flüssig sind,
müssen sie sich in einem Gefäße befinden. Arons benutzte zu seinen
Versuchen eine n -förmige Glasröhre von 2 cm Durchmesser. Die Schenkel
waren unten geschlossen und mit eingeschmolzenen Platindrähten ver-
sehen. An der Biegung der Röhre befand sich eine Verbindung zu
einer Luftpumpe. Der Lichtbogen wurde erzeugt, indem die Röhre
geneigt oder geschüttelt wurde, sodaß für einen Augenblick metallischer
Kontakt stattfand. Arons untersuchte den Quecksilberlichtbogen in
einer Atmosphäre, deren Druck nur Bruchteile eines Millimeters betrug.
Die Beziehung zwischen Spannung und Stromstärke bei konstanter
Bogenlänge ist in folgender Tabelle dargestellt:
Ampere 11 9 7 5,5 3 2 1,4 0,8 0,5
Volt 17,5 17 16,5 16 15,3 14 20 28 40
1) Günther Schulze, Dissertation Hannover 27. XI. 02, p. 25, 31.
2) Arons, Wied. Ann. 47, p. 767, 1892; desgl. 58, p. 73, 1896.
Quecksilberbogen und Quecksilberlampen. 47
Bei allen Stromstärken bis herab zu 1,4 Ampere wird der ganze
Querschnitt der Röhre von einem außerordentlich intensiven grauweißen
Lichte erfüllt. Bei den geringen Stromstärken treten bisweilen unregel-
mäßige Schichtungen auf. Die Entladung ist diskontinuierlich. Das
Spannungsgefälle zwischen den Elektroden ist bei ruhigem Bogen von
der Stromstärke nahezu imabhängig; je länger der Bogen wird, umso
weniger darf man ' sich der imteren Grenze der Stromstärke nähern,
ohne ein plötzliches Verlöschen des Bogens befürchten zu müssen.
Arons konstruierte auf Grund seiner Beobachtungen über den
Quecksilberlichtbogen die erste brauchbare Quecksilberbögenlampe. Nach
Fabry und P.erot*) eignet sich die Aronssche Quecksilberlampe gut
zu gewissen optischen Versuchen, bei welchen man eine monochroma-
tische Lichtquelle von starker Leuchtkraft braucht. Da bei der Arons-
schen Lampe der Lichtbogen im Vakuum erzeugt wird, brennt er ge-
räuschlos.
Der erste Versuch, eine Quecksilberbogenlampe herzustellen, wurde
von Way 1860 gemacht. Way ließ den Quecksilberlichtbogen in Luft
brennen; er büßte bei seinen Versuchen mit den giftigen Quecksilber-
dämpfen sein Leben ein.
Die Quecksilberbogenlampe wurde 1901 von Cooper Hewitt ver-
vollkomnmet. Hewitt hatte untersucht, wie der Widerstand der Gas-
säule des Quecksilberlichtbogens von den Dimensionen der Röhre ab-
hänge, und benutzte seine Erfahrungen bei der Konstruktion seiner
Lampe. Die Hewittsche Lampe besteht aus einer geschlossenen Gas-
röhre, an deren beiden Enden sich die Elektroden befinden. Die posi-
tive Elektrode hat Hewitt, worauf schon Arons hingewiesen hat,
durch eine Eisenelektrode ersetzt. Hierdurch ergibt sich ein konstruk-
tiver Vorteil. Die Länge der Gasstrecke der Lampe wird durch die
beabsichtigte Lichtstärke bedingt. Wie von Recklinghausen^) be-
merkt, hatten die längsten bisher hergestellten Lampen eine Gasstrecke
von ungefähr 3 m Länge bei ungefähr 5 cm Durchmesser. Die kleinsten
(100 voltigen) Lampen waren 20 cm lang und hatten einen Durchmesser
von 2,5 cm. Ein weiterer wesentlicher Teil der Hewittschen Lampe
ist die Kühlkammer, welche den Zweck hat, die Gasspannung im Innern
der Lampe zu regulieren. Der Gasdruck im Innern der Lampe ist
gleich der Quecksilberdampfspannung bei der betreffenden Temperatur.
Bei der brennenden Lampe ist die Spannung der Länge der Gas-
strecke direkt und dem Durchmesser der Röhre umgekehrt proportional,
wenn die Lampe unter den günstigsten Verhältnissen brennt. Um die
') Fabry et Perot, C. R. 128, p. 1156, 1899.
2) v. Recklinghausen, E.T.Z. 23, p. 492, 1902.
48 Elektrische Erscbeinaiigen im Lichtbogen.
Lampen nicht durch Schütteln in Gang setzen zu müssen, hat Hewitt
einen Zünder konstruiert, der einen „hohen Potentialstoß "^ bewirkt. Die
Lebensdauer der Hewitt sehen Lampe soll der einer guten Glühlampe
gleichkommen. Die Lichtausbeute soll ungefähr 3 Kerzen pro 1 Watt
aufgewendete Energie betragen. Dem Lichte der Quecksilberbogenlampe
fehlen fast jegliche roten Strahlen; es ist chemisch sehr wirksam.
V. Recklinghausen bemerkt, daß das Licht der Quecksilberbogen-
lampe für die Augen sehr angenehm sei und die Augen weniger ermüde,
als das Licht einer anderen künstlichen Lichtquelle.
§22. MetaUoxyde. (Elektrolytbogenlicht)
Rasch*) erzeugte den Lichtbogen zwischen Elektroden aus
Magnesia, Kalk, Thoroxyd, Zirkonoxyd und ist der Ansicht, daß der
Lichtbogen zwischen solchen Elektroden eine überaus große Lichtaus-
beute besitzt. Die von Rasch verwendeten Elektroden gehören zu den
Leitern zweiter Klasse, welche bekanntlich in kaltem Zustande den
elektrischen Strom nicht leiten. Mit zunehmender Temperatur sinkt ihr
Widerstand. Der Lichtbogen kann sich zwischen solchen Elektroden
erst bilden, wenn die Elektroden genügend vorgewärmt sind, sodaß sie
den Strom leiten können. Rasch schlägt vor, diese Elektroden in
Bogenlampen zu verwenden und sie durch einen gewöhnlichen Hilfs-
lichtbogen zwischen Kohlenelektroden vorzuwärmen. Die Temperatur
an den Elektrodenspitzen im Lichtbogen ist sehr groß, entsprechend der
hohen Schmelz- und Verdampfungstemperatur der zur Verwendung kom-
menden Metalloxyde, Metallsilicide und Metallboride.
Das Spektrum des Elektrolytbogenlichtes enthält wenig ultrarote,
dagegen überwiegend lichtwirksame gelbgrüne Strahlen. Der Lichtbogen
zwischen Magnesia- oder Zirkonelektroden soll dem Sonnenlicht im Tone
gleichkommen. Man kann durch die Wahl der Elektroden die Färbung
des Lichtes beeinflussen. So erscheint ein Lichtbogen, in dessen Elek-
troden sich Nickeloxyd und Chromoxyd befindet, im Vergleich zum
Kohlelichtbogen ausgesprochen gelblich. Rasch unterscheidet Elektrolyt-
elektroden mit sehr hohem Kaltwiderstande und hoher Anlaßtemperatur
— harte Elektroden — und solche mit mäßigem Leitungsvermögen in
kaltem Zustande und verhältnismäßig niedriger Anlaßtemperatur —
weiche Elektroden. Zwischen den weichen Elektroden ist der Licht-
bogen äußerst unstätig, wie zwischen Metallelektroden. Bei konstanter
Stromstärke konnte Rasch bei weichen Elektroden ein Wachsen der
Elektrodenspannung mit wachsender Bogenlänge nicht feststellen, wohl
») E. Rasch, E.T.Z. 22, p. 155, 1901.
Metalle, die keinen Bogen bilden.
49
weil wegen der Verflüssigung der Elektrodenspitzen überhaupt keine
sorgfältigen elektrischen Messungen möglich waren, da bei verflüssigten
Elektrodenspitzen keine Konstanz in der Spannung eintrat. Für harte
Elektroden stellte Rasch die Beziehungen zwischen Stromstärke, Elek-
trodenspannimg und Bogenlänge nach der Thompson sehen Formel dar
wobei sich a zu 31,35 Volt ergab.
Zum genauen Vergleich der Lichtausbeute der Elektrolytbogen-
lampen mit Kohlenbogenlampen sind Bestimmungen der mittleren sphäri-
schen Lichtstärke unter gleichen Bedingungen anzustellen. Die photo-
metrischen Messungen sind wegen der Färbung des Elektrolytbogenlichtes
schwierig.
Nernst^) fand bei seinen Versuchen mit weichen Elektroden einen
großen Abbrand, und was besonders bemerkenswert ist, daß der Ab-
brand bei Elektrolytelektroden am negativen Pole größer ist, als
am positiven Pole, während es bei Kohlenelektroden umgekehrt ist.
Bei den von Rasch verwendeten harten Elektroden ist der Abbrand
nicht so groß.
§ 23. Metalle, die keinen Bogen bilden.
Wurts^) untersuchte das Verhalten der verschiedenen Metalle bei
der Bildung eines Lichtbogens und fand, daß sich zwischen Zink, Wis-
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T&nfe»
Fig. 15.
mut und Antimon kein dauernder Lichtbogen herstellen läßt (non-arcing
metals). Er ist der Ansicht, daß ein nichtleitender Metalloxyddampf
das Fortbrennen des Bogens bei diesen Metallen verhindere. Er ver-
1) Nernst, E.T.Z. 22, p. 256, 1901.
3) Wurts, Am. Inst. El. Eng. 9, p. 102, 1893.
Monasch.
50 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
wendete diese Beobachtung zur Konstruktion eines Blitzableiters für
Wecliselstromanlagen bis 3000 Volt. Fig. 15 stellt eine Skizze des
Wurts sehen Blitzableiters dar. Zwei Messingcylinder A mit hohem
Zinkgehalt sind mit der Linie verbunden. Zwischen denselben ist eine
Reihe solcher Cylinder angeordnet, welche sich fast berühren. Der
mittelste dieser Cylinder B ist mit der Erde verbunden. Die Cylinder
zwischen A und B sind in einem isolierenden Rahmen befestigt. Wenn
nun ein Blitzschlag die Linie trifft, so bildet sich ein Funken zwischen
den Messingcylindem und die Entladung wird zur Erde abgeleitet; ein
Bogen bleibt nicht bestehen.
ۥ !Einflafs des Drucks und der Temperatur.
§ 24. Änderung der Elektrodenspannnng durch Druck.
Dewar^) bildete einen Lichtbogen in Luft zwischen zwei Kohlen-
röhren, von denen jede mit einem Manometer verbunden war. Beim
ruhigen Lichtbogen stieg der Druck am Manometer der positiven
Kohlenröhre um 1 — 2 mm (Wassersäule), während er an dem Mano-
meter, das mit der negativen Kohlenröhre verbunden war, fiel. Dieselbe
Erscheinung trat in einer Atmosphäre von Stickstoff oder Kohlendioxyd
auf. Beim zischenden Lichtbogen fiel der Druck am Manometer der
positiven Kohlenröhre, während er an dem der negativen stieg.
Dune an, Rowland und Todd^) untersuchten des Einfluß des
Drucks auf die Elektrodenspannung in Luft sowie in Kohlendioxyd.
Beide Kohlen wurden durch Stopfbüchsen in einen Eisencylinder ein-
geführt, an welchem zur Beobachtung des Lichtbogens zwei Glasfenster,
sowie zur Kühlimg ein äußerer Mantel angebracht waren. In Fig. 16
sind nach Duncan, Rowland und Todd die Beziehungen zwischen
Bogenlänge und Elektrodenspannung bei verschiedenen konstanten
Drucken in Luft dargestellt. Der Bogen brannte zwischen Kohlenelek-
troden. Man ersieht aus der Fig. 16, daß die Konstante a der Fröhlich-
schen Formel mit wachsendem Druck größer wird. Wenn die Tempe-
ratur am Krater die Verdampfungstemperatur der Kohle ist, so muß
eine Druckerhöhung eine Erhöhung der Yerdampfungstemperatur be-
dingen. Wilson und Fitzgerald versuchten festzustellen, ob eine
Druckerhöhung der Atmosphäre, in welcher der Bogen brennt, auch die
Temperatur des Kraters erhöht. Da die experimentellen Schwierigkeiten
bei dieser Untersuchung zu groß waren und sich zuviel sekundäre Er-
^) De war, Proc. Roy. Soc. 32, p. 262, 1882. .
2) Duncan, Rowland, Todd, E.T.Z. 14, p. 603, 1893.
Änderung der Elektrodenspannung durch Druck.
51
scheinungen im Bogen abspielten, konnten sie diese Frage nicht ent-
scheiden.
Die Linie für Vakuum in Fig. 16 schneidet die Linie für 1 Atmo-^
Sphäre. Denmach würde im Vakuum der Energieverbrauch mit der
Bogenlänge in viel schnellerem Verhältnisse wachsen, als bei höheren
Drucken. Man muß jedoch die Linie für Vakuum mit einigem Miß-
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Bogenfon^e m mm
Fig. 16.
trauen betrachten, da Duncan, Rowland und Todd nicht angeben,
welchen Grad von Vakuum sie erreicht haben und es gerade auf ihn
ankonmit, da in der Nähe des Vakuums noch andere Entladeerschei-
nungen neben dem Lichtbogen auftreten und je nach dem Grade des
Vakuums wechseln, sodaß die Messungen bei Vakuum nicht mehr gut
mit denjenigen bei höheren Drucken vergleichbar sind, bei welchen nur
Bogenentladung stattfindet.
In Fig. 17 sind die Beobachtungen von Duncan, Rowland imd
Todd zur Konstruktion von Kurven benutzt worden, welche die Bct
Ziehungen zwischen Druck und Elektrodenspannung bei konstanter
Stromstärke und konstanter Bogenlänge * darstellen. Man ersieht aus
Fig. 17, daß die Elektrodenspannung oberhalb 1 Atmosphäre mit
wachsendem Druck stetig zunimmt. Die Werte, welche Duncan,
4*
52
Elektrische ErscheinungeD im Lichtbogen.
Rowland und Todd für die Spannungen bei konstanter Stromstärke
für die betreffenden Bogenlängen bei „Vakuum" fanden, liegen höher
als die Werte für 1 Atmosphäre, mit Ausnahme der Kurve für 1,6 mm
Bogenlänge, bei welcher der stetige Abfall der Spannung in der Nähe
des Vakuums durch Zischen hervorgerufen sein kann. Man begegnet
häufig der Ansicht, daß für den Kohlelichtbogen die Elektrodenspannung
bei 1 Atmosphäre Druck ein Minimum sei. Ein Minimum erreicht die
Elektrodenspannung allerdings, doch nicht bei 1 Atmosphäre, sondern
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Druck in Atmosphären
Fig. 17.
ganz in der Nähe des Vakuums. Die höheren Spannungs werte für
Vakuum bei Duncan, Rowland und Todd erklären sich dadurch,
daß es bei Gasen großer Verdünnung einen „kritischen" Druck gibt.
Die Elektrodenspannung fällt mit vermindertem Druck. Beim „kritischen"
Druck ändert sich das Verhalten der Spannung. Wird nämlich der
Druck über den „kritischen" Druck hinaus vermindert, so steigt die
Elektrodenspannung mit weiter vermindertem Druck. Dieser „kritische"
Druck liegt ganz nahe am Vakuum. Duncan, Rowland und Todd
haben keine Zwischenwerte über den Verlauf der Druck- und Spannungs-
werte zwischen 1 Atmosphäre und Vakuum aufgenommen. Daher ist
die Verbindungslinie von 1 Atmosphäre und Vakuum in Fig. 17 ge-
strichelt.
Arons^) hat in einer Stickstoffatmosphäre das Fallen der Spannung
1) Arons, Drud. Ann. 1, p. 700, 1900.
Änderung der Elektrodenspannung durch Druck.
53
mit fallendem Druck unterhalb 1 Atmosphäre bei verschiedenartigen
Elektroden gemessen. Er erhielt z. B.
Für Kadmiumelektroden.
Konstante Bogenlänge 1,5 mm, konstante Stromstärke 1,6 Ampere.
Druck in mm Hg . 10 60 100 220 380 600 750
Volt
12 16 17 21 22 23
23
Für Magnesiumelektroden.
Konstante Bogenlänge 1,4 mm, konstante Stromstärke 4,5 Ampere.
Druck in mm Hg .. 90 220 360 490 660
Volt 17 17 20 20 22
8,7 mm const
7mmconsf.
^0 iOO ZOO 300 WO SOO 600 700
Druck in mm fueckstföersdu/e
Fig. 18.
Man sieht also, daß die Elektrodenspannung ständig fiel, wenn
der Druck bis 10 mm Quecksilbersäule vermindert wurde.
Guye und Monasch untersuchten die Verringerung der Elek-
trodenspannimg mit fallendem Druck unterhalb 1 Atmosphäre im hoch-
gespannten Wechsel Stromlichtbogen zwischen Kupferelektroden bei
verschiedenen konstanten Bogenlängen und einer konstanten Stromstärke
von 0,058 Ampere. Ihre Beobachtungen sind in Fig. 18 dargestellt.
Man sieht, daß die Elektrodenspannung mit fallendem Drucke fällt. Der
kritische Punkt konnte nicht erreicht werden, da bei weiterer Luft-
54 Elektrische Erscheinangen im Lichtbogen.
Verdünnung der hochgespannte Wechselstromlichtbogen vollständig sein
Aussehen ändert und an seine Stelle Entladungserscheinungen treten,
wie sie in verdünnten Gasen auftreten. Der Bogen selbst verschwindet,
und die Elektroden bedecken sich mit einer violetten Leuchterscheinung,
die einen um so größeren Teil der Elektroden bedeckt, je mehr der
Brück vermindert ist. Der Kaum zwischen den Elektroden, in welchem
bei höheren Drucken der Lichtbogen brannte, wird von zwei von den
Elektrodenspitzen ausgehenden violett bis karminroten Glüherscheinungen
erfüllt, welche durch einen dunkeln Raum in der Mitte der Luftstrecke
von einander getrennt sind.
Schwankt der Druck im Lichtbogen periodisch, so ruft jede Druck-
änderung bei konstanter Stromstärke eine periodische Schwankung der
ßogenspannung und bei konstanter Spannung eine periodische Schwankung
der Stromstärke hervor. Daher gibt ein Telephon im Lichtbogenkreis die
in die Gassäule des Lichtbogens gesprochenen Töne wieder (siehe § 41).
§ 25. Ändernng der Elektrodenspannang durch Temperatur.
De la Rive^) erhitzte verschiedenartige Elektroden durch eine
Weingeistflamme und fand, daß hierdurch ihre „Zerteilung" erleichtert
und der Lichtbogen länger erhalten werden kann. Tommasi^) bildete
den Lichtbogen zwischen zwei horizontal gestellten U- förmigen Kupfer-
röhren. Er beobachtete den Lichtbogen zwischen diesen Röhren, wenn
sie infolge eines sie durchfließenden Wasserstromes abgekühlt wurden
und wenn der Lichtbogen ohne künstliche Kühlung der Kupferröhren
brannte. Wurden die Elektroden abgekühlt, so war die Leuchtkraft
des Bogens bedeutend gesunken, der Bogen war sehr unruhig imd in
seiner äußeren Erscheinung glich er vielmehr einem leuchtenden Punkte
als einem Lichtbogen. Der leiseste Lufthauch konnte den Bogen aus-
blasen. Trotz der Abkühlung der Kupferröhren zeigte der Bogen eine
grünliche Färbung, woraus zu schließen ist, daß ein Teil des Kupfers
verdampfte.
Die ersten Messungen über den Einfluß einer künstlichen Tempe-
raturveränderung der Elektroden auf die Elektrodenspannung wurden
von Groß und S hepar d^) ausgeführt. Sie hatten gefunden, daß die
Konstante a der Fröhlichschen Formel = 39 Volt sei. Wurde die
Temperatur der positiven Kohle durch Einschließen in einen feuerfesten
Tonmantel und durch Anbringen eines die Luftströmungen abhaltenden
1) A. de la Rive, Arch. 1, p. 262, 1841.
2) Tommasi, C. R. 93, p. 716, 1881.
3) Groß and Shepard, Proc. Amer. Acad. 22 (1), p. 227, 1886.
Änderung der Elektrodenspannung durch Temperatur. 55
Schirmes an der Kathode gesteigert, so wuchs die Konstante a und
somit die Spannung, zwischen den Elektroden auf 46,9 Volt. Wurde
umgekehrt die obere positive Kohle durch einen von Wasser durch-
flossenen Hohlcylinder aus Messing abgekühlt, so sank die Konstante a
auf 5,6 Volt.
Lecheri) schlägt folgende Methoden zur künstlichen Erzeugung
von Temperaturunterschieden an den Elektroden vor:
1. Die Elektroden stehen sich horizontal gegenüber; die eine wird
mittels Gasgebläse erwärmt.
2. Die Elektroden stehen sich horizontal gegenüber; beide sind
bis knapp an ihre Spitze sehr dick mit dünnem Kupferdraht umwickelt,
um durch die Wärmeleitfähigkeit desselben eine Abkühlung der Elek-
troden zu erzielen.
3. Die Elektroden stehen senkrecht übereinander und die untere
taucht bis auf ihre Spitze in ein großes Quecksilberbad, wodurch sie
beträchtlich gekühlt wird. Das Quecksilber wird mit einer dünnen
Wasserschicht bedeckt, um die schädliche Wirkung aufsteigender Queck-
silberdämpfe zu vermeiden.
Bei den Versuchen Lechers betrug die Stromstärke konstant
5 Ampere. Er beobachtete folgendes.
Kohlenelektroden. Durchmesser 5,5 mm.
Stehen die Kohlen einander in einer Entfernung von 2 mm hori-
zontal gegenüber, so ist die Elektrodenspannung ungefähr 42 Volt; beim
Erwärmen der negativen kälteren Elektrode steigt die Elektroden-
spannimg auf 52 Volt, beim Erwärmen der positiven Elektrode hin-
gegen auf 48 Volt. Stellt man die Kohlen senkrecht übereinander, so
ist, da jetzt die untere Kohle die obere stets erwärmt, die Elektroden-
spannung von vornherein eine größere und zwar, wenn die positive
Kohle oben ist, etwa 47 Volt, wenn sie unten ist, 46 Volt. Am auf-
fallendsten zeigt sich die Wirkimg der Abkühlung, wenn man beide
Elektroden dick mit Kupferdraht umwickelt, sodaß nur die brennenden
Spitzen hervorsehen; die Spannung sinkt dann bis auf 35 Volt herunter.
Dickere Kohlenstäbe, welche sich weniger stark erwärmen, als dünne,
zeigen eine geringere Elektrodenspannung.
Platinelektroden. Durchmesser 5 mm.
Horizontale Platinelektroden zeigen bei der Distanz von 2 mm
ungefähr 35 Volt Spannimg; sind sie beide sorgfältig mit Kupferdraht
umwickelt, welcher zwar in der Nähe der Spitzen mit den Elektroden
*) Lecher, Wien. 95 H, p.992, 1887,
56 Elektrische ErscheinuDgen im Lichtbogen.
zusammenschmilzt, dieselben aber doch einige Millimeter frei vorstehen
läßt, so sinkt die Elektrodenspannung auf 26 Volt.
Kupferelektroden. Durchmesser 4,4 mm.
Die Temperatur ist hier schon eine so tiefe, daß nur der Einfluß
der Erwärmung imtersucht wurde. Die Elektrodenspannung bei 2 mm
Distanz ist etwa 26 Volt und steigt beim Erwärmeit der einen Elektrode
auf etwa 28 Volt imd zwar wahrscheinlich etwas mehr beim Erwärmen
der negativen als beim Erwärmen der positiven Elektrode.
Silberelektroden. Durchmesser 4,9 mm.
Bei 2 mm Elektrodendistanz ist die Spannimg zweier horizontaler
Silberstäbe ungefähr 20 Volt imd steigt beim Erhitzen des positiven
Pols auf 23 Volt, beim Erhitzen des negativen Pols auf 28 Volt.
Im Gegensatz hierzu stehen die TJntersuchimgen von Arons^),
aus welchen sich ergab, daß der Spannungsverlust auf der Bogenstrecke
bei wachsender Temperatur der Umgebung abnimmt. Herzfeld^) be-
zweifelt, daß bei den Versuchen von Lech er die Umwicklung der
Elektroden mit Kupferdraht eine bedeutende Abkühlung der Elektroden
hervorgebracht hat. Herzfeld entnahm einem Gefäß mit flüssiger
Kohlensäure, die unter einem Drucke von 38 Atmosphären stand, einen
Strahl gasförmiger Kohlensäure imd richtete ihn gegen die Elektroden-
spitze oder gegen den Lichtbogen selbst; hierbei mußte die Temperatur
des betreffenden Teiles, der von dem Gasstrahl getroffen wurde, be-
deutend sinken. Es ergab sich, daß durch die Abkühlung der Kohlen-
spitzen die Elektrodenspannung zunahm, während die Stromstärke ab-
nahm. Die Spannungszunahme durch Abkühlung an der Anode war
größer, „wenn die Anode oben lag und der von ihr aufsteigende Luft-
strom der Erkaltung durch die Kohlensäure nicht entgegenwirkte."
Herzfeld führte einen Graphitprüf stift in den Bogen und fand,
daß durch die Abkühlung das kleine Potentialgefälle von 6 Volt an
der Kathode um 2,8 Volt = 46,7% zugenommen hatte, während das
große Gefälle an der Anode von 35 Volt nur um 2,1 Volt = 6% ge-
stiegen war. „Die Wirkimg der Abkühlung erstreckte sich aber ein
wenig auch auf den Potentialsprung an der anderen nicht direkt ab-
gekühlten Elektrode; derselbe nahm um etwa 1 Volt zu."
Herzfeld bespricht auch die Möglichkeit, daß die Spannungs-
zunahme nicht durch die abkühlende Wirkung des Kohlensäurestrahls,
sondern durch chemische Vorgänge hervorgerufen sei. Denn bei der
1) Arons, Wied. Ann. 58, p. 81, 1896.
2) R. Herzfeld, Wied. Ann. 62, p. 442, 1897.
Änderung der Elektrodenspannung durch Temperatur. 57
Einwirkung eines Luftstromes, der allerdings nicht unter so hohem
Druck stand und nicht so kalt wie die Kohlensäure war, gelang es ihm
nicht, eine Änderung von Spannung oder Stromstärke zu beobachten,
wenn der Bogen ruhig brannte.
Die Resultate von Arons und Herzfeld über den Einfluß einer
Temperaturänderung auf die Elektrodenspannung stehen im Widerspruch
mit den Resultaten von Lecher imd Groß und Shepard. Die ganze
Frage bedarf noch genauerer experimenteller Erforschimg. Besonders
scheint sich die Elektrodenspannung einer Temperaturänderung gegen-
über anders zu verhalten, als die Spannung an der Gassäule des Bogens
selbst. Femer wäre festzustellen, inwiefern das Material der Elektroden
eine Rolle spielt, da bei Metallen einer Temperaturerhöhung eine Wider-
standsvergrößerung entspricht, während bei reinen Kohlenelektroden auf
eine Temperaturerhöhung eine Widerstandsverkleinerung erfolgt. Es
ist noch nicht festgestellt, ob sich der Metalldampf in Bezug auf die
Veränderung seiner elektrischen Leitfähigkeit durch Temperaturände-
rungen ebenso wie das Metall selbst verhält. Bei den Untersuchungen
von Schulze^) wurde, was frühere Beobachter unterlassen hatten, ver-
hindert, daß Dämpfe des Kühl- oder Heizmaterials in den Bogen ge-
langten. Schulze fand, daß sowohl Anodenhindemis als auch Katboden-
hindemis des Metalllichtbogens steigen, wenn dem Bogen durch Kühlung
Wärme entzogen wird; daß sie fallen, wenn die Wärmeableitimg aus
dem Bogen an die Elektroden künstlich verringert wird. Schulze konnte
die Abhängigkeit von Anoden- imd Kathodenhindernis von der Wärme-
entziehung nur bei den besten Wärmeleitern Kupfer und Silber messen.
n. Bei Wechselstrom.
Am Kolileiielektroden.
§ 26. Einflufi der Art des Stromkreises auf die Momentanwerte.
Wenn man einen Lichtbogen zwischen Kohlenelektroden mit
Wechselstrom speist, so erhebt sich in jeder halben Periode die Span-
nimgskurve von einem Werte null zu einem Maximalwerte und sinkt
von diesem wieder auf null. Da zur Aufrechterhaltung des Lichtbogens
aber eine gewisse Höhe der Spannung notwendig ist, so wird, sobald
dieser Betrag unterschritten ist, das Entsenden von leitenden Kohlen-
teilchen in die Bogenstrecke aufhören und der Bogen verlöschen.
Während der Bogen erloschen ist, kann doch bis zur Wiederbildung des
^) Günther Schulze, Dissertation Hannover, 27. XI. 02, p. 33.
58 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Bogens Elektrizität von der einen Elektrode zur anderen fließen, da
die Gase im Lichtbogen, je nach ihrer Zusammensetzung, ihre Leit-
fähigkeit nicht ganz verlieren. Das vom Lichtbogen ausgesendete Licht
folgt den periodischen Variationen der Stromstärke und es müssen sich
also, wenn der Bogen wirklich am Ende jeder halben Periode aus-
gelöscht wird, diese Auslöschungen durch das Verschwinden des Leuchtens
des Bogens feststellen lassen. Blondel^) photographierte im Jahre 1891
auf eine sinnreiche Weise diese Variationen des vom Wechselstrondicht-
bogen ausgesendeten Lichtes und fand in der Mitte jeder halben Periode
Leuchtmaxima und an den Enden jeder halben Periode dunkle Stellen,
welche leicht erkennen lassen, daß der Bogen während des Stromdurch-
gangs durch null kein Licht ausgesendet hat.
Um einen Einblick in die Natur des Wechselstromlichtbogens zu
erhalten, ist es notwendig, den Verlauf der Strom- und Spannungswerte
im Bogen in jedem Zeitmomente zu kennen. Wenn durch einen in-
duktionsfreien Widerstand unter dem Einfluß einer nach dem Sinus-
gesetz veränderlichen elektromotorischen Kraft ein Strom fließt, so erfolgt
tue Änderung der Stromstärke nach demselben Gesetz in derselben
Periode; Strom- und Spannungskurve sind beide sinusförmig. Ersetzt
man aber den induktionsfreien Widerstand durch einen Lichtbogen, an
dessen Klemmen eine nach dem Sinusgesetze veränderliche Spannung
zur Verfügung steht, so wird der Bogen von einem Strom durchflössen,
dessen Veränderungen nicht mehr nach demselben Gesetz wie die der
Spannung erfolgen. Ist also beim Wechselstromlichtbogen die Spannungs-
kurve sinusförmig, so ist die Stromkurve deformiert; imd umgekehrt,
ist die Stromkurve sinusförmig, so ist die Spannungskurve deformiert.
Die erste diesbezügliche Beobachtung hat Joubert^) im Jahre 1880
gemacht. Er maß mit einem Elektrometer die Wechselspannung und
die Stromstärke mit einem Galvanometer. ^ Er nahm die Werte von
Strom und Spannung zu verschiedenen Phasen einer Periode punktweise
auf und erhielt so ein Bild über den Verlauf der Strom- und Spannungs-
kurve während einer Periode. Für die Stromkurve erhielt er nur geringe
Abweichung von der Sinuslinie. Die Spannungskurve hingegen zeigte
sich stark deformiert. Joubert beschreibt den Verlauf der Spannung
folgendermaßen: „In dem Augenblick, in welchem die Stromstärke null
ist, ist auch die Potentialdifferenz zwischen den zwei Kohlen gleich null ;
aber nach einer imschätzbar kleinen Zeit erreicht diese Potentialdifferenz
einen Wert von 40 — 50 Volt, welchen sie ohne Veränderung beibehält
bis zu dem Augenblick, wo der Strom wieder einen kleinen Wert er-
1) Blond el, Lum. El. 42, p. 551, 1891.
2) Joubert, C. R. 91, p. 161, 1880.
Einfluß der Art des Stromkreises auf die Momentanwerte etc. 59
reicht hat; der Abfall der Spannungskurve ist sehr steil am Ende der
Periode."
Diese Beobachtung Jouberts wurde im Jahre 1890 experimentell
durch Tobey und Walbridge^) bestätigt. Die Stromkurve hatte
wieder angenähert Sinusform, die Spannimgskurve an den Klemmen des
Bogens zeigte vor imd nach jedem Durchgang durch null eine hohe
Spitze; während des übrigen Teils einer halben Periode verlief die
Spannungskurve sattelförmig eingesenkt zwischen den beiden hohen
Spitzen. Die Maschine, welcher Tobey und Walbridge den Strom
entnahmen, war nach Steinmetz eine Westinghousesche Wechsel-
strommaschine mit sehr hoher Ankerrückwirkung. Hätte man eine
Maschine mit verschwindend kleiner Ankerrückwirkung benutzt, so
würde die Spannungskurve Sinusgestalt behalten haben, während die
Stromwelle eine scharfe Spitze gezeigt hätte.
Es führten dann fernerhin Kurvenaufiiahmen am Lichtbogen aus:
Fröhlich3) 1892, Rößler und WeddingS) 1894, Oehlschläger,
Michalke und Queißner*) 1895, Fleming und PetaveP) 1896,
Frithß) 1896, Ch. F. Smith^) 1897, Beckit BurnieS) 1897, Eich-
berg und Kallir») 1898.
Die punktweise Aufnahme der Spannimgs- ^und Stromkurven hat
jedoch den Nachteil, daß die aufgenommenen Kurven nicht die Werte
einer imd derselben Periode darstellen, sondern Mittel einer Reihe von
aufeinander folgenden Perioden sind. Ein genaues Studium der Strom-
und Spannungswerte im Bogen ist erst möglich geworden, seitdem die
Oscillographen von BlondeU®) und später nach einem von Blondel
zuerst ausgesprochenen Prinzip von Duddell und M ar ch an t ver-
vollkommnet worden sind. Die Oscillographen geben den genauen
Verlauf der Strom- und Spannungskurven während ein und derselben
Periode wieder.
In Fig. 19 ist der Verlauf der Strom- und Spannungskurve, welche
Duddel und Marchant") an den Klemmen eines induktionsfreien
*) Tobey and Walbridge, Am. Inst. El. Eng. 7, p. 367, 1890.
3) Fröhlich, E.T.Z. 13, p. 568, 1892.
3) Rößler und Wedding, E.T.Z. 15, p. 315, 1894.
*) Oehlschläger, Michalke, Queißner, E.T.Z. 16, p. 548, 1895.
*) Fleming and Petavel, Phil. Mag. 41, p. 315, 1896.
6) Frith, PhU.Mag. 41, p. 507, 1896.
^) Ch. F. Smith, The Electr. 22 oct. 1897.
8) Beckit Burnie, The Electr. 39, p. 849, 1897.
9) Eichberg und Kallir, Wien. 107 IIa, p. 658, 1898.
10) Blondel, C. R. 127, p. 1016, 1898; C. R. 128, p. 727, 1899.
") Duddel und Marchant, Inst. El. Eug. 28, p. 86, 1899.
gO Elektrische ErscheiDungen im Lichtbogen.
Widerstandes von 3,04 Ohm aufgenonunen haben, dargestellt. Die
Selbstinduktion des Stromkreises war so klein, daß der Stromkreis als
induktionsfrei betrachtet werden kann. Die gestrichelte Kurve stellt
die elektromotorische Kraft des Generators dar, die ausgezogene Kurve
Fig. 19.
die Spannimg an den Klemmen des induktionsfreien Widerstandes und
die punktierte Kurve den Strom; eine wesentliche Abweichimg der drei
Kurven von der Sinusform ist nicht zu bemerken. Ersetzt man den
induktionsfreien Widerstand durch einen Lichtbogen zwischen Homogen-
kohlen von 13 mm Durchmesser, und läßt die sonstigen Verhältnisse
des Stromkreises konstant, speist also auch den Bogen mit derselben
effektiven Stromstärke, so erhalten die Kurven ein Aussehen, wie es
in Fig. 20 dargestellt ist. Der Bogen bewirkt also ein Abflachen der
Klemmenspannungskurve, welche am Anfang jeder halben Periode die
schon von Joubert beschriebene Spitze trägt. Außerdem ist zu be-
Fig. 21.
merken, daß die Stromkurve während eines geraumen Teils einer Periode
null ist. Der Bogen ist sehr unruhig ; der Leistungsfaktor klein. Hatte
der Stromkreis einen Selbstinduktionskoeffizienten von 0,0076 Henry,
so gibt Fig. 21 die Kurven für Strom und Spannung an den Klemmen
Einfluß der Art des Stromkreises auf die Momentan werte etc. ßl
des induktionsfreien Widerstandes. Die Kurven sind wieder angenähert
sinusförmig und Strom und Spannung am induktionsfreien Widerstand
sind infolge der Selbstinduktion des Stromkreises gegen die elektro-
motorische Kraft des Stromerzeugers in Nacheilung. Wird bei derselben
Selbstinduktion im Stromkreis der induktionsfreie Widerstand durch
einen Lichtbogen zwischen Homogenkohlen von demselben Durchmesser
imd derselben Entfernung wie bei Fig. 20 ersetzt und der Bogen mit
derselben effektiven Stromstärke betrieben, so ergeben sich Kurven,
welche in Fig. 22 dargestellt sind. Die Spannungskurve an den Klemmen
des Bogens ist also deformiert im Vergleich zu Fig. 21 und hat für das
verwendete Kohlenpaar angenähert rechteckige Gestalt. Der Bogen ist
viel ruhiger, wenn der Stromkreis Selbstinduktion enthält, und der
Fig. 22.
Leistungsfaktor höher als im Falle eines induktionsfreien Stromkreises.
Auch sieht man, daß die Stromkurve in Fig. 22 sofort nach dem
Richtungswechsel sich von der Nulllinie erhebt, während sie beim Bogen
im induktionsfreien Kreise längere Zeit in der Nähe von null verweilt.
Wie BlondeU) zuerst bemerkt hat, läßt sich diese Erscheinung dadurch
erklären, daß infolge der durch die Selbstinduktion hervorgerufenen
Nacheilung des Stromes gegenüber der elektromotorischen Kraft die
Spannung Zeit hat, einen genügend hohen Wert anzunehmen, um nach
dem Stromdurchgang durch null den Bogen sofort zu entzünden, während
bei dem induktionsfreien Stromkreise die Spannungskurve nach der Aus-
löschung des Bogens der Kurve der elektromotorischen Kraft eine Zeit-
lang folgt bis zu einem genügend hohen Werte, bei welchem die Ent-
zündung des Bogens erfolgt und somit der Strom sich wieder von der
Nulllinie erheben kann. Deshalb ist auch die hohe vordere Spitze an
der Klemmenspannungskurve charakteristisch für den Bogen zwischen
Homogenkohlen in einem induktionsfreien Stromkreise.
1) Blondel, Lum. El. 49, p. 566, 1893.
62
Elektrische Erscbeincmgen im Lichtbogen»
§ 27. Einflufi der Elektrodendistanz auf die Momentanwerte.
Duddell und Marchant untersuchten auch den Einfluß der
Elektrodendistanz auf die Deformation der Spannungskurve. In Fig. 23
bis 27 ist eine ihrer Versuchsreihen für Homogenkohlen von 13 mm
Durchmesser bei 97 Perioden pro Sekunde dargestellt. Bei sämtlichen
Versuchen wurden alle variabeln Größen im Stromkreise, mit Ausnahme
der Bogenlänge, konstant gehalten. Man sieht aus diesen Figuren, daß
Bogenlänge l'' imm
L^3mm
l'Smm
.••-•..
Fig. 23 — 25.
die vordere Spitze an der Klemmenspannungskurve proportional mit der
Bogenlänge wächst; die hintere Spitze scheint mit wachsender Bogen-
länge zu verschwinden.
Im allgemeinen fanden Duddell und Marchant, daß bei Ho-
mogenkohlen mit wachsender Bogenlänge zuerst beide Spitzen der
L^iSmm
L-ZOmm
Fig. 26 und 27.
Spannungskurve, die vordere und die hintere Spitze, wachsen, bis zu
einem Punkte, bei welchem der Bogen zu zischen beginnt. Ein weiteres
Vergrößern der Bogenlänge erzeugt eine hohe vordere Spitze, während
die hintere Spitze verschwindet. Sehr lange Bögen geben bei allen
Kohlensorten hohe vordere Spitzen. Der Leistungsfaktor wird bei
Homogenkohlen mit wachsender Bogenlänge kleiner bis zum Eintritt
des Zischens; von da an wächst er mit wachsender Bogenlänge. Für
Dochtkohlen ist der Leistungsfaktor im allgemeinen höher bei größeren
Bogenlängen. Duddell und Marchant untersuchten auch, bei welcher
maximalen Bogenlänge unter sonst gleichen Verhältnissen, also gleicher
Periodenzahl, gleichem Widerstand im Stromkreis, gleicher effektiver
Stromstärke, verschiedenartige Kohlen noch ruhig brannten. Es ergab
Verteilung der Momentanwerte des Spannungsgefälles. 63
sich für den Bogen zwischen zwei Homogenkohlen die Bogenlänge 20 mm,
für den Bogen zwischen einer Homogen- und einer Dochtkohle die
Bogenlänge von 30 mm und für den Bogen zwischen zwei Dochtkohlen
die Bogenlänge von 40 mm. In allen untersuchten Fällen war der
Leistungsfaktor am niedrigsten, wenn der Bogen zischte; der Leistungs-
faktor wuchs vom Zischpunkt an bei allen Kohlen mit wachsender
Bogenlänge. Bei der großen Anzahl der Kurven, die Duddell und
Marchant über den Einfluß der Bogenlänge aufgenommen haben, zeigte
sich stets das schroffere Ansteigen der Spannungskurve beim Beginne
einer halben Periode, also wenn der Strom durch Null ging, mit wach-
sender Bogenlänge. Dieses Wachsen der Spitze mit wachsender Bogen-
länge scheint durch den bei großen Bogenlängen größeren Widerstand
der Gassäule zwischen den Elektroden hervorgerufen zu sein.
§ 28. Yerteilnng der Momentanwerte des Spannungsgefälles.
Die Momentanwerte der Verteilung des Spannungs Verlustes in der
Bogenstrecke während einer Periode sind zuerst von Blondel') 1893
imtersucht worden. Er führte zwei dünne Prüfstäbchen aus Kohle in
den Bogen ein. Seine Versuche bezogen sich auf Dochtkohlen. Es
fand für den Wechselstromlichtbogen eine ähnliche Verteilung des
Spannungsgefälles statt, wie sie beim Gleichstrombogen besteht. Man
kann beim Wechselstrombogen auch drei verschieden große Spannungs-
verluste unterscheiden. Der größte Spannungs verlust findet beim Über-
gang von der positiven Kohle zur Bogenstrecke statt. Dann folgt ein
geringer Spannungs verlust in der Bogenstrecke selbst und dann ein
etwas größerer Spannungsverlust beim Übergang von der Bogenstrecke
zur negativen Elektrode. Letzterer ist aber bedeutend kleiner als der
Spannungs Verlust beim Übergang von der positiven Elektrode zum
Bogen. Im Jahre 1899 fanden Duddell und Marchant diesen Verlauf
des Spannungsverlustes im Lichtbogen und an den Elektroden auch für
Homogenkohlen gültig. Fig. 28 ist eine ihrer oscillographischen Auf-
nahmen für einen 6 mm Bogen zwischen Homogenkohlen von 13 mm
Durchmesser bei 97 Perioden pro Sekunde, a d bedeutet den gesamten
Spannungsverlust gemessen an den Klemmen des ßogens; ab ist der
Spannungs Verlust zwischen der einen Elektrode und dem Bogen, c d der
Spannungs Verlust zwischen der anderen Elektrode und dem Bogen und
b c der Spannungsverlust in der Gasstrecke des Bogens selbst. Man
ersieht aus der Fig. 28, daß ab oberhalb der Nulllinie größer ist als
unterhalb der Nulllinie; umgekehrt ist es bei cd. Wenn nämlich ab
1) BloDdel, Lum. El. 49, p. 612, 1893.
64
Elektrische ErscheinuDgen im Lichtbogen.
oberhalb der NuUlinie liegt, so ist die Elektrode, für welche der
Spannungsverlust ab gemessen wurde, die positive; bei der nächsten
halben Periode ist sie die negative Elektrode, daher ist unterhalb der
Nulllinie der Wert von ab kleiner als der von cd. Daß der Span-
nungsverlust des Bogens in der Gassäule selbst mit wachsender Bogen-
L»6mm
/fomogenkoMerf Durchmesser i3mm
Fig. 28 und 29.
länge größer wird, also der Widerstand der Gassäule selbst mit wach-
sender Bogenlänge wächst, läßt sich aus Fig. 29 erkennen, welche von
Duddel und Marc haut für einen Bogen von 15 mm Bogenlänge unter
denselben Verhältnissen wie Fig. 28 aufgenommen wurde.
L*'f2mm
\yy
Fig. 30.
Man sieht, daß a b und c d in Fig. 29 nicht wesentlich in ihrer
Größe von a b und c d in Fig. 28 abweichen, daß hingegen b c in Fig. 29
bedeutend größer ist als in Fig. 28. Da man auch in jedem Augen-
blicke die Stromstärke aufnehmen kann, so kann man aus der Kurve
für den Spannungsverlust in der Gasstrecke die momentanen Werte des
Widerstandes der Gasstrecke konstruieren, da für die Momentanwerte
die Beziehung gilt
R =
E
Einfluß des Dochts auf die Momentanwerte. 65
Auf diese Weise konstruierte Blondel (Fig. 30) die Widerstands-
kurve R aus der Stromkurve J und der Kurve für den Spannungsverlust
in der Gassäule E. Die Kurve R für den Widerstand hat, wie Fig. 30
zeigt, ein Minimum in der Mitte jeder halben Periode, während die
Stromstärke ein Maximum aufweist. Während des Durchgangs des
Stromes durch null zeigt die Widerstandskurve R eine Diskontinuität.
Sowie der Strom null ist, nimmt der Widerstand der Gassäule seinen
Maximalwert an. Infolge dieses Anwachsens des Widerstandes erscheint
auch die Spitze an den Spannungskurven für Homogenkohlen am Anfang
jeder halben Periode.
§ 29. Einflufi des Dochts auf die Momentanwerte.
Wenn der Bogen zwischen Dochtkohlen brennt, so ist die Gas-
strecke zwischen den Elektroden ganz anders zusammengesetzt als beim
Bogen zwischen Homogenkohlen. Der Docht besteht im allgemeinen
aus Kohlenstaub, dem verschiedenartige Mineralsalze beigemengt sind.
Diese Salze gelangen beim Brennen des Bogens in die Bogenstrecke und
erhöhen deren Leitfähigkeit bedeutend. Diese gesteigerte Leitfähigkeit
der Bogenstrecke bewirkt, daß die Deformation der Klemmenspannungs-
kurve nicht mehr so ausgesprochen wie bei Homogenkohlen ist. Wie
Fig. 31 von Blondel zeigt, nähert sich hier für eine im Handel erhält-
liche gewöhnliche Dochtkohle die Klemmenspannungskurve mehr der
Form der Stromkurve. Die charakteristische vordere Spitze, die bei
Homogenkohlen immer auftritt, ist hier nicht zu bemerken. Aus den
zahlreichen Kurven von Blondel und Duddell-Marchant ersieht
man, je salzreicher der Docht ist, desto weniger werden die Kurven
deformiert. Duddell und Marchant entfernten den Docht einer ge-
wöhnlichen Dochtkohle und ersetzten ihn durch verschiedene Substanzen;
für die so bereiteten Dochtkohlen nahmen sie Strom- und Spannungs-
werte auf. In den Fig. 32 und 33 sind zwei extreme Fälle aus ihren
Versuchsreihen dargestellt. Bei Fig. 32 bestand der Docht aus einem
Stab metallischen Kupfers. Die Klemmenspannungskurve zeigt eine hohe
vordere Spitze und der Strom ist während eines längeren Teils einer
Periode null. Bestand jedoch der Docht aus gewöhnlichem Kochsalz,
Monasch. 5
gg Elektrische Erseheinangen im Lichtbogen.
Fig. 33, so ist die Spannungskurve rund. Je salzreicher der Docht ist,
desto größer wird der Leistungsfaktor; er weicht bei gewöhnlichen
Doehtkohlen im allgemeinen nur wenig von der Einheit ab. Der Einfluß
der durch den Salzgehalt besser leitenden Bogenstrecke macht sich be-
sonders bei den Auslöschungen des Bogens, also beim Durchgang des
Stromes durch null bemerkbar. 'Die Widerstandsänderung der Gasstrecke
scheint hier nicht beim Stromdurchgang durch null, wie in Fig. 30 dar-
gestellt ist, diskontinuierlich zu erfolgen, sondern die salzhaltige Gas-
säule verliert während der Dauer der Auslöschung wenig von ihrer
Fig. 32 und 33.
Leitfähigkeit. Deshalb fehlt auch in Fig. 31 und 33 bei jedem Wieder-
entfachen des Lichtbogens am Anfang jeder halben Periode die vordere
Spitze der Spannungskurve.
§ 30. Einfluß der Periodenzahl auf die Momentanwerte.
Diiddell und Marchant untersuchten den Einfluß der Perioden-
zahl auf den Verlauf der Momentanwerte der Strom- und Spannungs-
kurven. Wenn man für einen Bogen zwischen Homogenkohlen die
Periodenzahl erniedrigt, so wächst die vordere Spitze an der Spannungs-
kurve; die Deformation der Spannungskurve wird also stärker mit
fallender Periodenzahl. Infolgedessen fällt auch der Leistungsfaktor
mit fallender Periodenzahl. Außerdem vergrößert ein Erniedrigen der
Periodenzahl die Zeitdauer, während welcher der Strom klein ist. Hält
man nun bei verschiedenen Periodenzahlen alle anderen Variabein kon-
stant, also auch den Effektiv wert des Stromes, so bemerkt man ein
starkes Ansteigen des Maximalwertes der Stromstärke bei niedrigerer
Periodenzahl. Dieses starke Ansteigen der Stromstärke während jeder
halben Periode bei niedrigerer Periodenzahl brachte den Bogen zwischen
Homogenkohlen von 13 mm Durchmesser zum Zischen und machte ihn
so unruhig, daß Duddell und Marchant hei 57 Perioden pro Sekunde
keine Ablesungen der elektrischen Größen mehr für ihn machen konnten.
Der Bogen zwischen einer Dochtkohle imd einer Homogenkohle wurde
erst bei 46 Perioden pro Sekunde unruhig und der Bogen zwischen 2 Docht-
kohlen erst bei 29,2 Perioden pro Sekunde. Man sieht also auch hier den
Einfluß der Elektrodendistaiiz auf die Effektivwerte. 67
Einfluß der Leitfähigkeit, welche der Docht der Gasstrecke verleiht und
welche während des Durchgangs des Stromes durch null erhalten bleibt.
Eine Erniedrigung der Periodenzahl erhöht unter gleichen Umständen
die Lichtausstrahlung des Wechselstromliehtbogens. Diese Verhältnisse
sind in § 87 besprochen.
§ 31. Einflufi der Elektrodendistanz auf die Effektiywerte.
Über die Beziehungen zwischen Elektrodendistanz und den Effektir-
werten der Spannung am Lichtbogen bei* konstanter effektiver Strom-
stärke, ebenso zwischen Elektrodendistanz und Effekt, sowie zwischen
Stromstärke und Spannung bezw. Effekt bei konstanter Elektroden-
distanz, liegen nicht so zahlreiche Beobachtungen vor wie für den Gleich-
stromlichtbogen. Trotzdem kann njan erkennen, daß die Beziehungen
dieselben sind wie beim Gleichstromlichtbogen. Die einzigen bis jetzt
veröffentlichten Untersuchungen über den Kohle-Wechselstromlichtbogen
machte Heubach ^) im Jahre 1892. Doch scheint nicht bei allen seinen
Beobachtungen der von Frau Ayrton und von Duddell später be-
tonten Notwendigkeit des Ab Wartens völlig konstanter Verhältnisse am
Bogen Rechnung getragen zu sein. Heubach selbst erwähnt in seiner
Abhandlung das unruhige Brennen des Bogens bei der Aufnahme ein-
zelner Werte und daher erklären sich auch wohl einzelne Unregel-
mäßigkeiten im Verlaufe der von ihm aufgenommenen Kurven. Heu-
bach stellte über die Beziehungen zwischen Elektrodendistanz (Bogen-
länge), Effektivwert der Stromstärke imd Effektivwert der Spannung
folgende Sätze auf, die auch für den Gleichstrombogen zwischen Kohlen-
elektroden gelten.
1. Bei konstanter Stromstärke steigt die Spannung mit wachsender
Bogenlänge.
2. Bei konstanter Bogenlänge nimmt die Spannimg mit wachsender
Stromstärke ab.
Auch Heubach beobachtete, was Frau Ayrton später für den
Gleichstromlichtbogen bei Kohle bewiesen hat, daß bei konstanter Bogen-
länge die „Spannung beim Eintritt des Zischens bedeutend sinkt".
Untersuchungen, ob die Spannung während der Zischperiode bei fort-
dauernd gesteigerter Stromstärke auch beim Wechselstromkohlelichtbogen
konstant bleibt, wurden nicht ausgeführt.
Für den Wechselstromlichtbogen zwischen Dochtkohlen geben die
He üb ach sehen Kurven bei konstanter Stromstärke für die Beziehung
zwischen Spannung und Bogenlänge angenähert gerade Linien; ebenso
») J. Heubach, E.T.Z. 13, p. 460, 1892.
63 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
für den Bogen zwischen einer oberen Dochtkohle und einer unteren
Homogenkohle. Für den Bogen zwischen zwei Homogenkohlen jedoch
weichen die Heubach'schen Werte stark von der Geraden ab, be-
sonders bei kleinen Bogenlängen. Es läßt sich dies dadurch erklären,
daß einerseits der Bogen zwischen Homogenkohlen viel unruhiger als
der Bogen zwischen Dochtkohlen ist und für eine Ablesung das Ab-
warten völliger Konstanz der Stromverhältnisse unerläßlich ist, ander-
seits bei der Messung kleiner Bogenlängen die nicht zu vermeidenden
Ungenauigkeiten in der Messung weit mehr ins Gewicht fallen als bei
höheren Bogenlängen.
Ein Versuch, die allgemeine Formel von Frau Ayrton auch für
den Wechselstromlichtbogen zwischen Kohlenelektroden umzuformen,
wurde von Guye und Monasch gemacht. Doch läßt sich diese Um-
formimg wegen der Deformation der Strom- bezw. Spannungskurven im
Lichtbogen nicht ausführen, da man keine äquivalenten Sinuskurven
beim Lichtbogen einführen darf. Man kann deshalb von den zur Dar-
stellung der Spannung in Abhängigkeit von der Bogenlänge aufgestellten
Formeln keine solchen für den Wechselstromlichtbogen verwenden, bei
welchen der Einfluß der Stromstärke berücksichtigt ist, da Stromstärke
und Spannimg sich nicht nach demselben periodischen Gesetze ver-
ändern.
Für den Wechselstromlichtbogen zwischen Kohlenelektroden kommt
nur die Fröhlichsche Formel
E = a + bL
in Betracht, welche den Nachteil hat, daß sie nur für konstante Strom-
stärke gilt, also nur bei ein imd derselben Stromstärke die Abhängig-
keit der Spannung von der Bogenlänge für dasselbe Kohlenpaar dar-
stellt. Bei der Konstanten b macht sich wie bei Gleichstrom auch bei
Wechselstrom der Einfluß der Stromstärke bemerkbar; aber die Gesetz-
mäßigkeiten dieses Einflusses sind für den Wechselstromlichtbogen noch
nicht aufgeklärt worden. Heubach fand für a keine ausgesprochene
Abhängigkeit von der Stromstärke. Hingegen wurde b mit wachsender
Stromstärke kleiner. Bezüglich des Einflusses des Kohlenmaterials auf
die Konstante a fand Heubach, daß a am größten ist (45 Volt), wenn
beide Kohlen homogen sind (bei ruhigem Bogen); a ist kleiner (25 Volt),
wenn der Bogen zwischen einer oberen Dochtkohle und einer unteren
Homogenkohle brennt; a wird noch kleiner (22 Volt), wenn die Homogen-
kohle oben und die Dochtkohle unten brennt; a ist am kleinsten (20 Volt),
wenn beide Kohlen Dochtkohlen sind.
Einfluß der Elektroden dfstanz auf den Effekt.
69
§ 32. Einflnfi der Elektrodendistanz auf den Effekt.
Für die Beziehungen zwischen Elektrodendistanz und Effekt im
Lichtbogen (gemessen mit einem Wattmeter) fand Heubach gerade
Linien, welche mit wachsender Bogenlänge ansteigen. In Fig. 34 ist eine
Effektmessung von Heubach dargestellt. Heubach sprach für den
Wechselstromlichtbogen bei Kohle die auch für den Gleichstromlicht-
bogen bei Kohle gültigen Sätze aus:
1. Bei konstanter Stromstärke nimmt der Effekt mit wachsender
Bogenlänge zu.
voo
230
\2W
200
i60
120
>>
^^
^^^
W-
^^^^21
^^Sfe^
^ ^^
**\ Doc^ß<öff/en
2 ¥ SS fO 12 n tS 18 20
Fig. 34.
2. Bei konstanter Bogenlänge nimmt der Effekt mit wachsender
Bogenlänge zu. Der Effektverbrauch beträgt für die verschiedenen
Kohlensorten bei gleicher effektiver Stromstärke (6 Ampere) und gleicher
Bogenlänge (2 mm) bei:
2 Homogenkohlen 266 Watt
Dochtkohle oben, Homogenkohle unten . 168 -
Homogenkohle oben, Dochtkohle unten . 159 -
2 Dochtkohlen 142 -
§ 33. Leistungsfaktor.
Als Heubach im Jahre 1892 bei Dochtkohlen den mit dem
Wattmesser gemessenen Effekt in Watt, Aw, niit dem Produkte der
Effektivwerte der Spannung und der Stromstärke J . E verglich, fand
er eine vollständige Übereinstimmung dieser beiden Ausdrücke.
Bei Wechselstrom bezeichnet man bekanntlich das Produkt aus
den Effektivwerten der Stromstärke und Spannung als scheinbaren
70 Elektrieche Erscheinungen im Lichtbogen.
Effekt und den mit dem Wattmeter gemessenen Effekt als tatsäch-
lichen Effekt. Wenn Stromstärke und Spannung beide sinusförmig
und phasengleich sind und gleiche Perioden haben, so ist der tatsäch-
liche Effekt gleich dem scheinbaren Effekt. Ist jedoch eine der Kurven
oder beide deformiert, oder findet eine Phasenverschiebung zwisclien
der Strom- und Spannungskurve statt, so ist der tatsächliche Effekt
nicht mehr gleich dem scheinbaren Effekt. Der Quotient tatsächlicher
Effekt dividiert durch scheinbaren Effekt weicht dann von der Einheit
ab. Es ist
K
J.E "*"'
wobei c als Leistungsfaktor bezeichnet wird.
Bei Dochtkohlen war also bei Heubach c = 1, und wie sich aus
den Blondeischen und Duddell-Marchantschen Kurvenaufnahmen
ergeben hat, waren die Strom- imd Spannungskurven bei Dochtkohlen
wenig deformiert und 'nur unbedeutende Abweichungen des Leistungs-
faktors von der Einheit festgestellt worden.
Beim Bogen zwischen Homogenkohlen fand Heubach eine Ver-
schiedenheit der tatsächlichen Watt von den scheinbaren Watt. Es
ergab sich für den zischenden Bogen
c= 0,715 bis 0,775
und für den ruhigen Bogen
c= 0,793 bis 0,846.
Heubach schloß aus diesem Abweichen von c von der Einheit,
daß eine Phasenverschiebung im Lichtbogen stattfinde.
Würde sich der Wechselstromlichtbogen wie ein induktiver Wider-
stand verhalten, so wäre
c = cos g-,
wenn <jp den Winkel der Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung
bedeutet. Nun muß aber <jp bei einem induktiven Widerstände mit wach-
sender Periodenzahl wachsen. Duddell und Marchant untersuchten
den Einfluß der Periodenzahl auf die elektrischen Größen des Wechsel-
stromlichtbogens; ihre Yersuchsresultate sind in folgender Tabelle zu-
sammengestellt. Die Bogenlänge war bei den hier mitgeteilten Versuchen
konstant 3 mm und die effektive Stromstärke betrug konstant 14,8 Ampere.
Leistungsfaktor.
71
Kohlen
Perioden-
Effektive
Tatsächliche
Obere
Untere
zahl
Spannung
am Bogen
Watt
c
Homogen
Homogen
127
53,6
688
0,870
97
53,9
688
0,865
70
54,3
650
0,805
57
54,7
606
0,750
Homogen
Docht
127
38,4
553
0,975
97
38,6
550
0,965
70
38,6
535
0,935
46
38,6
522
0,915
Docht
Docht
127
33,0
480
0,985
97
33 3
483
0,980
70
33,0
472
0,970
46
32,4
461
0,960
Aus diesen Versuchen ergibt sich, daß c mit wachsender Perioden-
zahl wächst. Wäre demnach eine Phasenverschiebung im Lichtbogen
vorhanden, so wäre c = cos y, und cos y wächst in diesem Falle mit
wachsender Periodenzahl. Demnach wird y mit wachsender Perioden-
zahl kleiner. Würde aber der Lichtbogen sich wie ein induktiver
Widerstand verhalten, so müßte gerade umgekehrt g> mit wachsender
Periodenzahl wachsen. Aus dieser Untersuchung geht also hervor, daß
im Wechselstromlichtbogen keine Phasenverschiebung stattfindet, sondern
daß das Abweichen von c von der Einheit durch die Deformation der
Strom- und Spannungskurven zu erklären ist. Es ist deshalb auch
nicht zulässig, wie es eine Zeitlang in der Literatur üblich war, beim
Wechselstromlichtbogen von einer „scheinbaren Phasenverschiebung" zu
sprechen, sondern man muß c den Leistungsfaktor nennen.
Zur Zeit, als Heubach das Abweichen von c von der Einheit
durch eine Phasenverschiebung im Wechselstromlichtbogen zu erklären
versuchte, war die einzige veröffentlichte Aufnahme der Kurven des
Wechselstromlichtbogens die von Tobey und Walbridge, die in Deutsch-
land wenig beachtet war. Denn aus ihr hätte man ersehen können, daß
zwischen Strom und Spannung im Wechselstromlichtbogen keine Phasen-
verschiebung besteht.
Später erfolgten zahlreiche Aufnahmen der Strom- und Spannungs-
kurven, die schon in § 26 aufgezählt worden sind. Aus ihnen läßt sich
unzweideutig ersehen, daß eine Phasenverschiebung zwischen Stromstärke
und Spannung im Wechselstromlichtbogen nicht stattfindet.
72 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Görges glaubte aus den Kurvenaufnahmen von Oehlschläger,
Michalke und Queißner auf eine kleine Phasenverschiebung schließen
zu dürfen. Görges*) sagt: „Was die Phasenverschiebung zwischen
Stromstärke und Spannung anbelangt, so ist sie in der Gegend der
Nulllinie entschieden positiv, d. h. so, wie sie durch Selbstinduktion
hervorgerufen wird. Ebenso deutlich ist erkennbar, daß die Stromstärke
bei hohen Werten eine negative Verschiebung hat." Görges erklärt
diese Phasenverschiebung unter der Annahme einer thermoelektrischen
Gegenkraft im Lichtbogen. Er warnt jedoch selbst davor, aus den von
ihm beurteilten Kurven Oehlschlägers, Michalkes und Queißners
definitive Schlüsse zu ziehen, da eine Kurvenaufiiahme über eine Stunde
dauerte. Die Phasenverschiebung, von der Görges spricht, kann sich
einerseits dadurch in den Kurven zeigen, daß Strom- und Spannungs-
kurve nicht gleichzeitig aufgenommen sind, anderseits ist es möglich,
daß eine Verschiebung der Strom- und Spannungskurve durch die Selbst-
induktion der Regulierspule hervorgerufen ist.
Bei der oscillograpbischen Aufnahme werden die Stromkurve sowohl
als auch die Spannungskurve gleichzeitig aufgenommen. Die zahlreichen
Kurven von Blondel aus dem Jahre 1898 und von Duddell und
Marchant aus dem Jahre 1899 sind einwandsfrei. In diesen Kursen
sah man für den Bogen zwischen Homogenkohlen bei induktionsfreiem
Stromkreis den Strom längere Zeit in der Gegend der Nulllinie beim
Richtungswechsel verweilen, bis bei der geringen Leitfähigkeit der Bogen-
gase die Spannung einen genügend hohen Wert erreicht hat, um den
Bogen wieder zu entzünden. Der Leistungsfaktor c hatte auch bei den
Blond eischen Versuchen ähnliche Werte wie bei Heubach. Bei in-
duktivem Stromkreis erhebt sich für Homogenkohlen die Stromkurve
sofort nach dem Richtungswechsel von der Nulllinie, weil die Spannung,
wenn der Strom durch Null geht, schon einen genügend hohen Wert
erreicht bat, um den Bogen zu entzünden. Der Leistungsfaktor c nähert
sich in diesem Falle mehr der Einheit. Beim Bogen zwischen Docht-
kohlen, wo die Dochtsubstanz eine künstliche Leitfähigkeit der Bogen-
strecke auch während des Stromdurchgangs durch null erzeugt, sind
die Kurven wenig deformiert und c weicht kaum von der Einheit ab.
Das lange Verweilen der Stromkurve in der Gegend der Nulllinie beim
Richtungswechsel zwischen Homogenkohlen beruht auf der geringen
Leitfähigkeit der Gassäule, wie Blondel nachgewiesen hat. Die Strom-
kurve erhebt sich später von der Nulllinie als die Spannungskurve und
erreicht die Nulllinie wieder früher als die Spannungskurve während
jeder halben Periode. Wäre die Erscheinung des späteren Ansteigens
1) Görges, E.T.Z. 16, p. 552, 1895.
Leistungsfaktor. 73
der Stromkurve bei Homogenkohlen eine durch Selbstinduktion hervor-
gerufene Phasenverschiebung, so müßte die Stromkurve auch später als
die Spannungskurve die Nulllinie wieder erreichen, da bei einer durch
Selbstinduktion hervorgerufenen Phasenverschiebimg kein Grund für eine
Veränderung der Schwingungsdauer der Stromwelle vorhanden ist.
Eine Phasenverschiebung findet im Wechselstromlicht-
bogen nicht statt. Das Abweichen von c von der Einheit ist viel-
mehr durch die Deformation der Strom- bezw. Spannimgskurven hervor-
gerufen.
Die Tatsache, daß im Wechselstromlichtbogen keine Phasenverschie-
bung besteht, ist ein indirekter Beweis dafür, daß im Lichtbogen keine
gegenelektromotorische Kraft besteht. Denn bestände eine solche im
Lichtbogen, so könnten die Strom- und Spannimgskurve nicht gleich-
zeitig durch null gehen, es müßte denn sein, daß die elektromotorische
Gegenkraft sofort während des Stromdurchgangs durch null verschwindet,
was aber ihrem Wesen widerspricht.
Steinmetz^) hat übrigens schon im Jahre 1892 bewiesen, daß im
Wechselstromlichtbogen keine Phasenverschiebung stattfinden kann, und
daß das Abweichen des Leistungsfaktors von der Einheit durch die Kurven-
deformation zu erklären sei, da Stromstärke und Spannung im Wechsel-
stromlichtbogen nicht gleichzeitig Sinuswellen sein können. „Denn da
der scheinbare Widerstand des Lichtbogens von der Stromstärke ab-
hängig ist, muß im Wechselstromlichtbogen der scheinbare Widerstand
periodisch variieren und zwar mit der doppelten Periodizität der Wechsel-
stromwelle. Eine analytische Untersuchung zeigt, daß, wenn ein Wechsel-
strom einen mit doppelter Periodizität variierenden Widerstand durch-
fließt, über die einfache Sinuswelle entweder der elektromotorischen
Kraft oder der Stromstärke oder beider sich eine Welle mit dreifacher
Periodenzahl legen muß, sodaß nicht gleichzeitig Stromstärke und
Spannung Sinuswellen sein können." Wegen des Abweichens des
Leistungsfaktors im Wechselstrombogen von der Einheit hat man bei
photometrischen Untersuchungen über den Wechsel stromlichtbogen außer
der effektiven Stromstärke und effektiven Spannung auch den tatsäch-
lichen Effekt zu bestimmen.
1) Steinmetz, E.T.Z. 13, p. 567, 1892; siehe auch Steinmetz, Theorie
und Berechnung der Wechselstromerscheinungen, Berlin 1900, p. 370—375.
74 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
B. Metallelektroden.
§ 34. Bei Niederspannimg.
Während mit Gleichstrom bei Niederspannung für die meisten
Metalle ein Lichtbogen ohne Schwierigkeit erzeugt werden kann, gelingt
dies bei Wechselstrom nicht. Zuchristian^) schreibt die Unmöglich-
keit zwischen Metallelektroden bei Niederspannung einen Wechselstrom-
lichtbogen zu erzeugen der guten Wärmeleitfähigkeit der Metalle zu,
die sich abkühlen, während der Strom in jeder halben Periode niedrige
Werte hat. Wenn Zu Christian Kohlenspitzen von 17 mm Länge in
Messinghaltern als Elektroden verwendete, so erhielt er mit Wechsel-
strom einen unruhigen Bogen. Zwischen reinen Metallelektroden
konnte er keinen Wechselstromlichtbogen herstellen. Sahulka^)
bestätigte die Versuche von Zuchristian. Arons^) versuchte zwischen
Metallelektroden einen Wechselstromlichtbogen zu erzeugen und sagt:
„Dagegen kann ich feststellen, daß man mit Wechselstrommaschinen
selbst bei 200 Zeichenwechseln in der Sekunde und bei mittleren
Spannungen, die zehn- bis zwölfmal größer sind als die zur Erzeugung
nötigen konstanten Spannungen, zwischen 2 Metallelektroden keinen
Bogen zu erzeugen vermag, obgleich bei Ersatz der Metallelektroden
durch Kohlenstücke von ungefähr gleichen Dimensionen ein äußerst
intensiver Lichtbogen von mehr als 1 cm Länge mit Leichtigkeit zu
Stande kommt. Es ist merkwürdig, daß diese Tatsache erst in jüngerer
Zeit festgestellt wurde."
Zur Erklärung dieser Erscheinung führt er an, daß die Metalle in
den Lichtbogen nur ihre eigenen Dämpfe entsenden, die leicht in den
festen Zustand zurückkehren; die Kohle hingegen entsendet in den
Bogen eine Reihe von Gasen, die möglicherweise eine längere Zeit ihre
Leitfähigkeit beibehalten als die Metalldämpfe. Auch weist Arons
darauf hin, daß die Oxydation der Metallelektroden im Lichtbogen die
Neubildung des Bogens erschwert. In § 5 sind schon Versuche be-
sprochen worden, welche zeigen, wie schnell ein Gleichstrondichtbogen
zwischen Metallelektroden bei Niederspannung seine Leitfähigkeit verliert.
Die Unmöglichkeit, einen Wechselstromlichtbogen bei Niederspannung
zwischen Metallelektroden zu erzieugen, scheint wohl hauptsächlich in
der Wärmeleitfähigkeit zu liegen. Die Wärmeleitfähigkeit der Kohle
ist ungefähr 37 mal schlechter als die des schlechtesten Wärmeleiters
Zuchristian, Wien. 102, II a, p. 567, 1893.
3) Sah ulk a, Wien. 103, IIa, p. 925, 1894.
3) Arons, Wied. Ann. 57, p. 185, 1896.
Metallelektroden bei Hochspannung. Unruhige Zone. 75
unter den Metallen. Der Wechselstromlichtbogen verlöscht, wie Blondel
gezeigt hat, am Ende jeder halben Periode. Die Wiedererzeugung des
Lichtbogens erfolgt durch eine Entladung, welche von der negativen
Elektrode ausgeht. Die Kohle wird nun beim Durchgang des Stromes
durch null, also wälirend des Verlöschens des Lichtbogens am Ende
jeder halben Periode, wegen ihrer schlechten Wärmeleitfähigkeit eine
viel höhere Temperatur beibehalten als die Metallelektroden, die sich
schnell abkühlen. Von einer wärmeren Elektrode geht aber eine Ent-
ladung durch eine Gasstrecke viel leichter und bei geringerer Spannung
aus, wie BecquereP) bewiesen hat, als von einer kälteren Elektrode.
Daher kann man wohl bei Niederspannung mit Wechselstrom einen
Kohlebogen, nicht aber einen Metallbogen erzeugen. Um einen Wechsel-
stromlichtbogen zwischen Metallelektroden zu erzeugen, muß man, wie
Arons bemerkt, eine genügend hohe Spannung zur Verfügung haben,
um nach jedem Verlöschen des Lichtbogens denselben durch einen
Funken wiederentzünden zu können.
§ 35. Bei Hochspaimiuig. Unruhige Zone.
Wenn man einen Wechselstromlichtbogen bei Hochspannung bei
einer Stromstärke von 0,04 Ampere zwischen Kupferelektroden von einer
Bogenlänge von 10 mm erzeugt, so ist der Bogen in seiner äußeren
Fig. 35.
Erscheinung sehr ruhig. Seine Flamme (Fig. 35) umgibt beide Elek-
trodenspitzen gleichmäßig. Erzeugt man aber einen Wechselstrombogen
von derselben Stromstärke zwischen denselben Kupferelektroden bei
12 mm Elektrodendistanz, so brennt der Bogen sehr unruhig. In Fig. 36
ist ein solcher Bogen nach Guye und Monasch^) dargestellt. Das
eine Ende der Bogenflamme hebt sich von der Spitze des Kegels an
der Elektrode empor und springt auf dem Mantel umher. Es klettert
manchmal bis auf den cylindrischen Teil der Elektrode. Häufig spaltet
sich die so verlängerte Flamme oben auf dem Zylinder in mehrere
Zweige (Fig. 37). Der Bogen wechselt bei Kupferelektroden für Distanzen,
^)E. Becquerel, Ann. Chim. Phys. (3), 39, p. 355, 1853.
3) Guye und Monasch, Ecl. El. 34, p. 305, 1903.
76
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
die höher als 11 mm liegen, jeden Augenblick seine Stellung. Das
unstäte Wandern der Flammenspitzen auf den Elektroden scheint ganz
unregelmäßig stattzufinden. Es ist nicht etwa, wie in Fig. 36 und 37
dargestellt, die eine Elektrode für das Klettern bevorzugt. Nachdem
Fig. 36.
der Bogen einige Zeit auf der einen Elektrode geklettert hatte, schlug
die Erscheinung plötzlich um, das ruhige Ende erhob sich von der
Kegelspitze und kletterte, das früher kletternde Ende trat an die
Kegelspitze zurück. Oftmals kletterten auch beide Enden.
Eine Gesetzmäßigkeit über das Klettern des Bogens konnte nicht
festgestellt werden. Wenn der Bogen klettert, befindet er sich in der
unruhigen Zone. Er ändert beim Klettern stets seine Länge. Die
Elektrodendistanz ist in der unruhigen Zone nicht gleich der Bogen
Fig. 37.
länge, sondern letztere ist größer als die Elektrodendistanz. Da jede
Änderung in der Bogenlänge bei konstanter Stromstärke auch eine
Änderung der Elektrodenspannung bewirkt, ist die Nadel eines an den
Bogen in der unruhigen Zone gelegten Voltmeters in ständiger Bewegung
und pendelt um einen bestimmten Wert der Spannung. Es ist un-
möglich, in der unruhigen Zone Voltmeterablesungen zu machen.
Das in Fig. 35 dargestellte Aussehen des Lichtbogens bezieht sich
auf die normale Zone, d. h. denjenigen Bereich der Elektrodendistanzen,
in welchem sich der hochgespannte Metallwechselstrombogen ruhig und
in Bezug auf die Verbindung der variabeln Größen untereinander ähnlich
wie ein Wechselstromlichtbogen zwischen Kohlenelektroden bei Nieder-
spannung verhält. Jeder normale Lichtbogen wird unruhig, wenn die
Metallelektroden bei Hochspannung. Normale Zone. 77
Elektrodendistanz genügend groß wird. Die Elektrodendistanz, bei
welcher die Unruhe des Lichtbogens eintritt, ist im allgemeinen von
der Natur der Elektroden abhängig. Bei den Versuchen von Guyeund
Mona seh wurden bei einer konstanten Stromstärke von 0,04 Ampere
die Bogen unruhig, wenn man die Elektrodendistanzen über folgende
Beträge hinaus verlängerte:
Magnesium 15 mm
Kadmium 13
Silber 11 .
Kupfer 10,5 -
Nickel 9,5 -
Chemisch reines Eisen . 8
Platin 6 -
Aluminium 5 -
Gold 4,5 -
§ 36. Bei Hochspannung. Nonnale Zone.
In der normalen Zone lassen sich sorgfältige Messungen der elek-
trischen Größen des Lichtbogens ausführen. Es ergeben sich für den
Metalllichtbogen bei hochgespanntem Wechselstrom in der normalen
Zone dieselben Gesetzmäßigkeiten, wie für den Kohlelichtbogen bei
niedriggespanntem Wechselstrom. Bei konstanter effektiver Stromstärke
wächst die effektive Spannung an den Metallelektroden des hoch-
gespannten Wechselstrombogens mit wachsender Bogenlänge. Bei kon-
stanter Bogenlänge entspricht der höheren Stromstärke eine niedrigere
Spannimg. In Fig. 38 sind die Beziehungen zwischen Bogenlänge und
Elektrodenspannimg bei 5 verschiedenen konstanten Stromstärken für
Silberelektroden nach Guye und Mona seh dargestellt. Die Beziehungen
lassen sich durch gerade Linien darstellen. Guye und Monasch unter-
suchten den hochgespannten Metallwechselstromlichtbogen bei Silber,
Kupfer, Platin, Gold, Nickel, Eisen, Aluminium, Magnesium und Kad-
mium. Bei allen Metallen waren bei konstanter Stromstärke die Be-
ziehungen zwischen Bogenlänge und Elektrodenspannung linear. Nur
bei Aluminium war der Bogen bei denjenigen Bogenlängen, bei welchen
er für die anderen Metalle normal und ruhig brannte, imruhig, weil die
Elektroden sich mit einer dicken, erdigen, nichtleitenden Oxydschicht
bedeckt hatten, über welche hinaus der Bogen auf die noch blanken
metallischen Elektrodenteile kletterte.
Die Fröhlich sehe Formel läßt sich für den hochgespannten Metall-
wechselstromlichtbogen benutzen. Doch ist ihre Bedeutung gering, da
sie nur für eine konstante Stromstärke gilt und die Konstanten a und b
78
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
sich für jede andere Stromstärke ändern. Ein Versuch, die allgemeinere
Formel von Frau Ayrton für den Wechselstromlichtbogen umzuformen,
ließ sich nicht ausführen, da es nicht zulässig ist, die deformierten
Strom- imd Spannimgskurven des Wechselstromlichtbogens durch äqui-
valente Sinuswellen zu ersetzen. In Fig. 39 sind nach Guye und
Mo na seh für einen Kupferlichtbogen bei Hochspannung die Beziehungen
zwischen Bogenlänge und Effekt bei konstanter Stromstärke in der
J~0fi3amp.consf.
J'OiOSompiConst:
J^Oloeamp-coffst.
J~0fi7amficonsf:
Fig. 38.
normalen Zone dargestellt. Die Beziehungen sind linear, ebenso wie
sie Heubach in Fig. 34 für den Kohlewechselstromlichtbogen bei Nieder-
spannung erhalten hat.
Betrachtet man den Metallwechselstromlichtbogen bei Hochspannung
in der normalen Zone im rotierenden Spiegel, so sieht man bei geeigneter
Winkelgeschwindigkeit des Spiegels im Spiegel mehrere Perioden des
Wechselstromes. In der Mitte jeder halben Periode sieht man ein
leuchtendes Maximum, das nach den Enden der halben Periode hin an
Intensität abnimmt. Bei Kupferelektroden war die Leuchterscheinung
gelblichrot bis violett. Zwischen zwei halben Perioden herrschte ein
dunkler Raum, in dessen Mitte ein weißblaues Sternchen zu erblicken
war. Dieses Sternchen ist also der Funke, welcher den am Ende jeder
halben Periode erlöschenden Metallwechselstromlichtbogen wieder ent-
zündet. Wurde bei derselben Winkelgeschwindigkeit des rotierenden
Metallelektroden bei Hochspannung. Normale Zone.
79
Spiegels und unter denselben Verhältnissen der Kupferbogen durch einen
Kohlebogen ersetzt, so trat wieder das Leuchtmaximum in der Mitte
jeder halben Periode auf, das allmählich nach den Enden der halben
Periode hin abnahm. Zwischen zwei halben Perioden konnte beim
Kohlebogen das Fünkchen, welches bei Metall auftrat, nicht bemerkt
werden. Die zuerst von Blondel ausgesprochene Ansicht ist hierdurch
also bestätigt, dai3 zur Wiederentzündung des Kohlewechselstrombogens
nicht eine so hohe Spannung notwendig ist, wie beim Metallwechsel-
70
60
so
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"
J'O.o^fAmp.
J''0,osaAmfii
J^O,OHAmp.
23^5 678910
ßogen/ärt^e in mm
Fig, 39.
Stromlichtbogen. In den Kurven der Momentanwerte des Stroms und
der Spannung des Kohle lichtbogens (Fig. 23 — 27) zeigt die Spannungs-
kurve, während der Strom null ist, am Anfang jeder halben Periode
eine Spitze von einigen Yolt, welche verschwindet, sobald der Bogen
wieder entzündet ist. Zur Entzündung des Metall wechselstromlich t-
bogens ist aber eine weit höhere Spannung notwendig, daher das im
rotierenden Spiegel sichtbare Fünkchen, das schon von Arons ver-
mutet wurde. Jamin und Roger i) hatten schon im Jahre 1868 den
Kohle wechselstrombogen im rotierenden Spiegel betrachtet und konnten
an der Grenze zweier halben Perioden auch keine vollständige Dunkel-
heit beobachten.
1) Jamin et Roger, C. R. 66, p. 37, 1868.
80
Elektrische ErscheinuDgen im Lichtbogen.
§ 37. Bei Hochspannung. Kritische Zone.
Wenn man in Fig. 38 zwischen Silberelektroden die Elektroden-
spannung bei einer Elektrodendistanz von 1 mm bestimmen will, so er-
wartet man, daß sie für die betreffende Stromstärke kleiner ist, als bei
3 mm Elektrodendistanz. Statt der erwarteten kleineren Elektroden-
spannung erhält man in einem bei 1 mm Bogenlänge an den Bogen
gelegten Voltmeter Funken. Die Spannimg ist so hoch, daß man sie
nicht ablesen konnte. Daher fehlen in Fig. 38 in der Zone zwischen
null und 2,4 mm die Voltmeter angaben. Die Erscheinung, daß beim
J'-Ofisoffp.consf.
J'Hosamp.const
J'^/)$aayo.consf:
J'-Op7omp.const
Z 3 ^ 56 7 8 S 10 f1 12 13
Bogen/dft^e in mm
Fig. 40.
hochgespannten Metallwechselstromlichtbogen die Spannung von einer
gewissen Elektrodendistanz an, anstatt mit fallender Bogenlänge bei
konstanter Stromstärke zu fallen, steigt, wurde zuerst von Guye und
Monasch^) beobachtet, welche die Zone, in welcher der Bogen dieses
imerwartete Verhalten zeigt, kritische Zone nannten. Bei Silber- und
Kupferelektroden ist die Spannungserhöhung in der kritischen Zone so
groß, daß keine Messungen vorgenommen werden konnten. In Fig. 40
ist der Verlauf der Spannung in der kritischen Zone gestrichelt. Die
ausgezogenen Linien beziehen sich auf die normale Zone. Die Span-
nungswerte in der kritischen Zone sind nur Mittelwerte, da der Bogen
etwas unruhig war. Die kritische Zone tritt nur bei kleinen Bogen-
längen auf; sie wurde von Guye und Mona seh für Silber, Kupfer,
i) Guye und Monasch, Ecl. El. 35, p. 18, 1903.
Kritische Zone. 31
Gold, Platin, Nickel, Aluminium, Magnesium, Kadmium und chemisch
reines Eisen festgestellt. Das Aussehen des Bogens ist bei so kleinen
Bogenlängen verschieden von dem Aussehen des Bogens bei gröi3eren Bogen-
längen. Die Aureole ist in der kritischen Zone fast ganz verschwunden.
In Fig. 41 ist das Aussehen eines Lichtbogens zwischen Kupferelek-
troden bei 2 mm Elektroden distanz bei 0,04 Ampere Stromstärke, also
derselben Stromstärke, für die auch Fig. 35 — 37 gelten, dargestellt.
In der kritischen Zone zeigt der Wechselstromlichtbogen einen anderen
Ton als in der normalen Zone. Während der Bogen in der normalen
Zone ein leichtes Summen hören läßt, das wohl durch die Periode des
Wechselstromes hervorgerufen ist, zeigt der Bogen in der kritischen
Zone ein scharfes Knistern. Das einzige Metall, bei welchem keine
kritische Zone auftrat, war kohlenstoffhaltiges Eisen. Bei ihm fiel
rxj
Fig. 41.
die Spannimg der Elektroden bei konstanter Stromstärke mit fallender
Bogenlänge. Die Funken im Voltmeter und die Spannungserhöhung
bei kleinen Bogenlängen traten nicht auf, es zeigte sich nichts Un-
normales bei kohlenstoffhaltigem Eisen. In Fig. 4ä ist eine Aufnahme
der Spannungswerte für kohlenstoffhaltiges Eisen nach Guye und
Mona seh dargestellt. Man sieht, daß beim kohl eiistoff haltigen Eisen
Spannungsablesungen bis 0,1 mm Bogenlänge gemacht wurden ; der
Spannungswert bei kleinerer Bogenlänge ist hier niedriger als der für
eine in der Nähe liegende größere Bogenlänge. Guye und Mona seh
untersuchten hierauf chemisch reines Eisen; bei demselben trat die
kritische Zone auf; zwischen und 3 mm Bogenlänge konnten keine
Yoltmeterablesungen gemacht werden. Die Anwesenheit des Kohlenstoffs
im Lichtbogen schien also die Verschiedenheit im Verhalten der reinen
Metalle und des kohlenstoffhaltigen Eisens in Bezug auf die kritische
Zone zu bedingen. Guye und Monas ch untersuchten dann den Bogen
zwischen zwei Homogenkohlen bei Hochspannung. Eine kritische Zone
trat nicht auf, der Bogen war normal von 10 mm Bogenlänge bis mm
Bogenlänge. Ebenso war ein Wechselstrombogen bei Hochspannung,
dessen eine Elektrode aus Kupfer und dessen andere Elektrode aus
Homogenkohle bestand, normal und zeigte keine kritische Zone. Die
kritische Zone tritt nur bei reinen Metallen bei Bogenlängen
zwischen und 3 mm auf. Bei Anwesenheit von Kohle im
hochgespannten Wechselstromlichtbogen tritt keine kritische
Zone auf, sondern die normale Zone beginnt bei der Bogenlänge null.
Monasch. 6
82
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Wenn man einen Lichtbogen in der kritischen Zone im rotierenden
Spiegel betrachtet, so sieht man bei großer Winkelgeschwindigkeit in
einer halben Periode nicht ein Leuchtmaximum in der Mitte der halben
Periode und eine kontinuierliche Abnahme des Leuchtens nach den
Enden der halben Periode hin, wie beim Metallbogen in der normalen
1900
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J''(l03omp.const.
J''Oi,o*amp.const
J-'O/fsamp.consf
2 3 ¥ S e 7 e 9 iO tf 12 13 -/¥
Fig. 42.
Zone, sondern eine unregelmäßige Aufeinanderfolge von hellen und
dimkeln Stellen. Der Durchgang des Stromes durch den Lichtbogen
in der kritischen Zone ist diskontinuierlich. Wurde bei derselben großen
Winkelgeschwindigkeit des rotierenden Spiegels ein Kohlebogen oder
ein Bogen, dessen Elektroden aus kohlenstoffhaltigem Eisen bestanden,
bei einer Bogenlänge von 1,5 mm betrachtet,, so konnte keine Diskonti-
nuität in der Leuchterscheinung festgestellt werden, sondern das Bild
war wie das im vorigen Paragraphen für höhere Bogenlängen beschriebene.
Die Diskontinuität des Stromdurchgangs in der kritischen Zone im reinen
Metalllichtbogen wurde außerdem noch mit dem Elektroradiophon von
Tommasina^) festgestellt. Bei reinen Metallen tönte das Telephon des
Elektroradiophons, wenn die Bogenlänge kleiner als 3 mm war und
^) Monasch, Dissertation Darmstadt, 13.7.1903.
Sprechender Lichtbogen. 83
diskontinuierliche Entladungen im Bogen stattfanden; brannte der Licht-
bogen bei denselben kleinen Elektroden distanzen jedoch zwischen kohlen-
stoffhaltigen Elektroden, so blieb das Telephon stumm.
in. Gleichströme und Wechselströme
im Lichtbogen.
A. Im Oleiclistroiiiboi^en fllefsende TFeeliselfltrliine.
a) Wechselstrom durch äußere Stromquelle dem Gleichstrom aufgelagert.
§ 38. Sprechender Lichtbogen.
Im Jahre 1898 machte H. Th. Simon^) eine interessante Ent-
deckung. Über die näheren Umstände derselben äußert er sich fol-
gendermaßen 2) :
„Im Jahre 1898 arbeitete ich im Erlanger Physikalischen Institute
mit einer Bogenlampe und beobachtete, daß jedesmal, wenn in einem
benachbarten Zimmer ein Induktorium in Gang gesetzt wurde, die
Bogenlampe ein eigentümlich knatterndes Geräusch hören ließ. Ich
glaubte bei dieser Erscheinung zunächst, ein Reagens auf elektrische
Schwingungen gefunden zu haben. Als ich der Sache aber näher auf
den Grund ging, fand sich, daß die Leitung, welche die Lampe speiste,
derjenigen, die zum Induktorium führte, auf einer kleinen Strecke
parallel lief. Durch die Unterbrechimgen des Induktoriums wurden so
in dem Lampenstromkreise Induktionsströme hervorgerufen, die sich
über dem Gleichstrom des Lichtbogens lagerten und das erwähnte
Geräusch verursachten. Es fiel mir dabei auf, daß die akustische
Wirkung relativ laut war, obwohl die Induktionswirkimgen nicht allzu
intensiv sein konnten. Denn die induzierenden Leitungen liefen, 10 bis
15 cm von einander entfernt, nur auf einer kurzen Strecke neben ein-
ander her; auch waren die Primärströme im Induktorium nicht allzu
stark. Kurz, die Stärke der akustischen Wirkungen im Verhältnis zu
der Stärke der sie erzeugenden Stromstöße führte mich auf den Ge-
danken, Mikrophonströme über den Lichtbogen überzulagern, um • die
entsprechenden Schall wirkimgen zu erzielen. Und der Versuch gelang.
Die schließliche Anordnung zeigt Fig. 43.
Die eine Windungshälfte des Transformators T wird von dem
1) Simon, Wied. Ann. 64, p. 233, 1898.
2) E.T.Z. 22, p. 510, 1901.
84
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Bogenlampenstrom, die andere von dem Mikrophonstrome durchflössen.
Dann hört man aus dem Lichtbogen alles in das Mikrophon Gesprochene
mit unveränderter Klangfarbe wieder herausschallen. Wenn man die
Bedingungen richtig wählt, läßt sich die Lautstärke so steigern, daß
man in dem elektrischen Lichtbogen ein laut sprechendes Telephon
bester Art besitzt, dessen größter Vorzug das Fehlen jeglicher trägen
Masse ist."
Gleichgültig, ob in das Mikrophon hinein gesprochen, gepfiffen,
gelacht, oder Piston geblasen wird, der Lichtbogen gibt die Töne
getreulich in Klangfarbe wieder. Bei der richtigen Anordnung so
laut, daß in einem Auditorium von 500 Plätzen jedermann von seinem
MA/WVV 1
föööööööö"!
Fig. 43.
Platze aus die Töne im Bogen hören kann. Die Erklärung dieser
eigentümlichen Erscheinung läßt sich nach Simon folgendermaßen
geben.
Die über den konstanten Gleichstrom gelagerten schnellen Strom-
änderungen erzeugen in dem Lichtbogen analoge Schwankungen der
Joule sehen Wärme und bewirken dadurch entsprechende Schwankungen
des Flammenbogenvolumens, welch letztere sich in die umgebende Luft
als Schallwellen ausbreiten müssen. Simon hat die Größenordnung
der Stromstöße, die bei der Tonbildung eine Rolle spielen, gemessen
und unter gewissen annähernden Annahmen über die Konstanten der
Lichtbogengase, sowie das Volumen des Bogens eine Größenordnung der
bei jedem solchen Stromstoße hervorgebrachten Temperaturschwankung
berechnet, die sich zu 0,3^ ergab. Es ließ sich hieraus weiter die
Größenordnung der Volum- und Dichteschwankungen berechnen, welche
Sprechender Lichtbogen. 85
sich mit den bei Schallwellen gemessenen Schwankungen in guter Über-
einstimmung fand.
Auf derselben Anschauung beruht eine Folgerung, die F. Braun^)
gezogen hat. Er machte darauf aufmerksam, daß man die Intensität
der Wärmewirkung beliebig steigern kann. Denn die Joule sehe Wärme
ist bekanntlich proportional i^w, wobei i die Stromstärke und w der
Widerstand ist. Läßt man nun ^ den Strom um eine kleine Größe di
wachsen, so wird die Joule sehe Wärme jetzt:
(i + di)8 . w = i^w + 2 i di • w + (di)» w.
Mit anderen Worten, der Zuwachs an J o u 1 e scher Wärme ist nicht
nur proportional dem übergelagerten Stromzuwachs di, sondern auch
dem ursprünglichen Strome i. Je stärker man also den Bogenlampen-
pA/WWWWt.
(m
I
Fig. 44.
Strom wählt, desto lauter wird unter sonst gleichen Umständen der
Lichtbogen sprechen. Wie Simon experimentell zuerst mit einfachen
Mitteln feststellte, trifft diese Braun sehe Voraussage tatsächlich zu.
Als Geber empfiehlt sich ein Körnermikrophon (Mix & Genest),
das sehr empfindlich ist und die Annehmlichkeit besitzt, daß die Mikro-
phonkapsel auswechselbar ist. Die Übertragung der Mikrophonströme
auf den Lampenstrom muß möglichst rationell gemacht werden. Simon
hat unter Berücksichtigung der für die Telephonie maßgebenden Gesichts-
punkte die Spulen des von ihm verwendeten Transformators berechnet
und gute Wirkungen mit denselben erzielt^).
Eine einfachere Schaltung gab R u h m e r 3) an (Fig. 44). Die
Ruhm ersehe Schaltung macht einen Transformator überflüssig. Eine
besondere Mikrophonbatterie ist auch nicht notwendig, da eine Ab-
zweigung des Bogenlichtkreises das Mikrophon speist.
') F. Braun, Wied. Ann. 65, p. 358, 1898.
2) H. Th. Simon, Phys. Zeit. 2, p. 253, 1901.
3) E. Ruhmer, E.T.Z. 22, p. 197, 1901.
86
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Die durch die Widerstands änderungen im Mikrophon hervor-
gerufenen Stromschwingungen sollen nur in die Bogenstrecke gelangen,
nicht auch in die Batterieleitimg. Daher legt man in den Batteriehaupt-
stromkreis Spulen von hoher Selbstinduktion D, welche dem Gleich-
strom der Batterie kein Hindernis bieten, die Mikrophonströme jedoch
nicht passieren lassen.
Eine andere Schaltung gab Duddell i) an Fig. 45.
Diese Schaltung imterscheidet sich besonders dadurch von den
vorigen, daß hier ein Kondensator zwischen sekundäre Spule des Trans-
formators und den Lichtbogen geschaltet ist. Der Kondensator verwehrt
dem den Bogen speisenden Gleichstrom der Dynamomaschine den Ein-
AAMAAA-
'mm^
Fig. 45.
tritt in die Transformatorspule ; die Drosselspule L verwehrt den Mikro-
phonströmen den Eintritt in das Netz, das den Bogen speist. Simon
imd Reich haben gezeigt, daß die Duddell sehe Schaltung überflüssig
ist, wenn der Lichtbogen von einer Akkumulatorenbatterie gespeist wird.
Der Wert der Du ddel Ischen Schaltung liegt in ihrer Verwendung bei
Speiseleitungen, die an sich schon eine hohe Selbstinduktion enthalten,
also wenn man den Bogen von einer Dynamomaschine speisen läßt.
Die Kapazität des Kondensators darf nicht kleiner als 5 Mikro-
farad sein, wenn das System gut arbeiten soll. Schließlich sei noch
eine Schaltung erwähnt, die von Reich, Ruhmer und Simon erdacht
ist und wohl die vollkommenste sein dürfte. (Fig. 46.)
Die Erfinder der Schaltung zweigen den Mikrophonkreis vom
Lampenstrome ab, über eine Strecke, die so großen Widerstand R ent-
hält, daß der Spannungsabfall auf ihr etwa 4 Volt beträgt. Gleichzeitig
schalten sie in diesen Zweig eine Selbstinduktion L ein, damit die
Mikrophonwechselströme in den Bogen gehen imd nicht in den Kreis
der Dynamomaschine.
1) Duddell, The Elect. 46, p. 269, 1900.
Sprechender Lichtbogen.
87
Die Lautwirkung des Lichtbogens nimmt mit der Bogenlänge zu,
da dadurch das Volumen der Glashülle, welche die Töne erzeugt,
vermelirt wird. Man verwendet zu diesen Versuchen zweckmäßig Licht-
bogen bis zu 10 cm Länge, die zwischen salzgetränkten Dochtkohlen
(z. B. EfFektkohlen) erzeugt werden.
Fig. 46.
Eine interessante Anwendung der sprechenden Bogenlampe machte
noch Simon, indem er durch eine zweckmäi3ige Schaltung die Mikro-
phonströme über den Erregerstrom einer Dynamomaschine lagerte. Da-
durch oscilliert die elektromotorische Kraft der Dynamomaschine genau
jMNHSim-®-
r^
2)'^
Fig. 47.
den Mikrophonschwankungen entsprechend und sämtliche Bogen-
lampen am Netz sprechen das nach, was man in das Mikrophon an
der Dynamomaschine hineinspricht.
Duddell ^) suchte festzustellen, welche Stromänderung erforderlich
ist, damit der Lichtbogen noch einen deutlich vernehmbaren Ton von
i) Duddell, I.e.
gg Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
sich gibt. Nach Fig. 47 wurde der Strom aus einer Wechselstrom-
maschine für hohe Frequenz W, auf den Gleichstrom aus der Batterie E,
welche den Bogen B speiste, aufgelagert. Der Strom der Wechsel-
strommaschine fließt durch das Dynamometer D, an dem seine Stärke
bestimmt werden kann, durch den Kondensator C in den Lichtbogen.
Der Gleichstrom wird durch den Kondensator C verhindert in die
Wechselstrommaschine zu fließen. Es ergab sich, daß bei einem 10 Am-
pere Gleichstrom Lichtbogen von 3 — 5 mm zwischen Homogen- oder
Dochtkohlen ein deutlich vernehmbarer Ton entsteht, selbst wenn ein
Wechselstrom von Yiooo Ampere bei einer Periodenzahl von 50 bis
4000 pro Sekunde dem Gleichstrom aufgelagert wird. Die Töne wurden
erst bei 30 000 Wechseln pro Sekunde unhörbar.
§ 39. Telephonie ohne Draht.
Eine wichtige Anwendung findet die sprechende Bogenlampe
in der Telephonie ohne Draht.
Der erste, der ohne Draht telephoniert hat, war Graham Bell
im Jahre 1880. Seine Anordnung gestattete eine Verständigung bis zu
250 m. Die Grundlage seines Prinzips bildet das Verhalten des Selens
dem Licht gegenüber. Wird eine Selenzelle von Lichtstrahlen getroffen,
so verkleinert sie ihren elektrischen Widerstand. Graham Bell sprach
gegen eine versilberte Membran, die beim Sprechen verschiedene Krüm-
mungen machte. Ließ er intensives Licht auf die Membran fallen, so
wurde die Konvergenz und Divergenz der von der Membran reflektierten
Lichtstrahlen geändert. Wurden die Lichtstrahlen auf eine Selenzelle
gerichtet, in deren Kreis sich ein Element und ein Telephon befand,
so wurde die Selenzelle von Licht verschiedener Intensität bestrahlt,
reagierte also auf die Belichtungsänderungen durch Widerstandsände-
rungen, diese riefen Stromänderungen im Telephonkreis hervor, welch
letztere im Telephon in Töne umgewandelt wurden.
Viel stärkere Wirkungen lassen sich erzielen, wenn man anstatt
der Bell sehen Membrane die sprechende Bogenlampe als Lichtstrahlen-
sender benutzt; Simon verwendete sie zuerst mit großem Erfolg.
Bei seiner sprechenden Bogenlampe entsprechen den Änderungen in
der Stromstärke, wenn dem Gleichstrom ein Mikrophonstrom über-
gelagert wird, auch analoge Änderungen der Intensität des ausge-
strahlten Lichts. Das von der Bogenlampe ausgehende „Sprechende
Licht" kann durch Scheinwerfer auf große Entfernungen übertragen
werden und auf eine Selenzelle konzentriert werden. Die Selenzelle,
die Simon im Jahre 1901 verwendete, ist von Clausen und v. Bronk
in Berlin hergestellt; in der Dunkelheit hat sie einen Widerstand
Telephonie ohne Draht.
89
von 18000 Ohm, im diffusen Tageslicht jedoch nur 9000 Ohm Wider-
stand.
In demselben Jahre erhielt Ruhm er gute Lautwirkimgen mit
einer Selenzelle, welche noch empfindlicher als die von Simon ver-
wendete war. Die neue Zelle hatte im Dunkeln einen Widerstand von
10000 Ohm, der bei Belichtung auf ungefähr 1000 Ohm zurückging. Es
gelang ihm auf eine Entfernung von 60 m ohne Draht fernzusprechen.
Alsdann beschäftigte sich Ruhme r mit der Frage der Verbesserung
der Empfindlichkeit der Selenzellen und verwendete seine neuen Selen-
zellen zu wohlgelungenen Versuchen. Es gelang ihm nämlich im Sommer
1902*) auf eine Entfernung von 7 km ohne Draht fernzusprechen. Die
Anordnungsskizze einer solchen Anlage zeigt Fig. 48.
Fig. 48.
Die Sendestation ist A. In das Mikrophon wird gesprochen. Die
Stromvibrationen werden durch den Transformator T dem Bogenstrom
aufgelagert, der Bogen spricht und sendet Lichtstrahlen verschiedener
Intensität aus. Diese Lichtstrahlen werden in dem Parabolreflektor
parallel gemacht und in die Ferne gesendet. Der Krater muß
in den Brennpunkt des Parabolspiegels eingestellt werden. Auf der
Empfangsstation B befindet sich ein nach allen Seiten leicht dreh-
barer Parabolspiegel, in dessen optischer Achse sich die von Ruhm er
erzeugte cylinderförmige Selenzelle S befindet. Die ankommenden Licht-
strahlen werden durch den Spiegel auf die Selenzelle S konzentriert,
rufen in ihr Widerstandsändenmgen hervor, welche letztere in dem
Telephonkreis Stromschwankungen imd im Telephon Töne erzeugen.
Nach einer Erfahrimg von Ruhm er ist zur Speisung des Licht-
bogens Akkumulatorenstrom dem einer Dynamomaschine vorzuziehen.
Bei letzterer summt der Lichtbogen beeinflußt durch den Kollektor der
Dynamomaschine und dies Summen überträgt sich auch auf das Telephon
1) Ruhmer, E.T.Z. 23, p. 859, 1902.
90 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
der Empfangsstation. Das Gelingen der Übertragung der Sprache auf
so weite Entfernung hängt nicht nur von der Amplitude der Mikrophon-
schwankung und der rationellen Überlagerung derselben über den Speise-
gleichstrom der Lampe ab, sondern auch von der Betriebsstromstärke
der letzteren, von der Genauigkeit des Parabolspiegels, von dessen
guter Einstellimg, von der Sichtigkeit der Luft, von der Größe des
Empfangsreflektors, von der Empfindlichkeit der Selenzelle und von
der richtigen Wahl der zur Zelle passenden Batteriespannung.
Der Dunkelwiderstand der Ruhm er sehen Zelle betrug 120000 Ohm;
bei Beleuchtimg mittels einer 16 kerzigen Glühlampe aus nächster Nähe
sank er auf 1500 Ohm. Während die früher benutzten Zellen 12 bis
24 Stunden brauchten, um nach einer intensiven Belichtimg auf ihren
Dunkelwiderstand zurückzugehen i), vollzieht sich dies bei der von
Ruhme r bei diesen Versuchen verwendeten empfindlichen Zelle inner-
halb mehrerer Minuten.
Die Selenzellen reagieren nicht auf alle Wellenlängen des sicht-
baren Lichts gleichmäßig. Es ist daher auch in dieser Richtung beim
Versuchen zweckmäßig zu verfahren.
Man könnte meinen, daß die Lichttelephonie nur bei Dunkelheit
möglich sei. Die Ruhm er sehen Versuche gelangen auch bei Tages-
helle. Nur darf die Sonne nicht direkt in den Empfangsspiegel der
Empfangsstation hineinscheinen; in diesem Falle muß man durch einen
Schirm die Sonnenstrahlen abhalten. Bei Nebel gelang Ruhm er am
8. Juli 1902 ein Fernsprechversuch auf 3,8 km, bei starkem Regen am
7. Juli 1902 auf 1,6 km.
Will man diese Versuche über Telephonie ohne Draht einer Hörer-
schaft in einem Saale demonstrieren, so würde das Sprechen der Bogen-
lampe sehr störend sein. In diesem Falle empfiehlt sich die Anwendung
der Arons sehen Quecksilberbogenlampe. Dieselbe liefert einen Licht-
bogen zwischen Quecksilberelektroden im luftleeren Raum. Die Strom-
schwankungen des Mikrophons werden dem Quecksilberlichtbogen in der
oben beschriebenen Weise aufgelagert; sie erzeugen Lichtschwankungen,
die sich durch den luftleeren Raum ins Freie fortpflanzen. Schallwellen
entstehen in dem luftleeren Raum aber nicht, man wird also die Lampe
nicht sprechen hören.
§ 40. Photographophon.
Eine andere Anwendung der Lichtintensitätsänderung des sprechen-
den Lichtbogens machte Ruhmer^). Er ließ auf einer schnell bewegten
photographischen Platte die Lichtintensitätsänderungen des sprechenden
Phys. Zeit. 2, p. 339, 498, 1901.
i
Lauschender Lichtbogen.
91
Lichtbogens sich aufzeichnen. Dann zieht er diese Platte vor einer
empfindlichen Selenzelle vorbei, wobei er die Selenzelle durch die Platte
hindurch belichtet. In einem an die Selenzelle angeschlossenen Telephon
hört man dann das auf der Platte verzeichnete Gespräch. Ruhm er
nennt seinen photographischen Phonographen Photographophon.
b) Wechselstrom durch Schallwellen hervorgerufen.
§ 41. Lauschender Lichtbogen.
Wie so häufig in der Physik Ursache und Wirkung sich umkehren
lassen, erwartete auch Simon, daß die Schallwellen, die man über
einen Lichtbogen hingehen ließe, Yolumänderungen desselben hervorrufen
vm^
hw
Fig. 49.
würden, daß diese Volumänderungen wiederum Stromschwankungen im
Lampenstromkreise zur Folge haben müßten, welch letztere, auf ein
Telephon übertragen, als Töne gehört werden müssen; und in der Tat
gelang Simon dieser Versuch. Die Schaltung in der Duddelschen
Modifikation zeigt Fig. 49.
Parallel zum Lichtbogen ist ein Telephon angeordnet, in dem sich
die durch Beeinflussung des Lichtbogens erzeugten elektrischen Strom-
wellen wieder in Schallwellen umsetzen. Die Drosselspulen L ver-
hindern das Eintreten der Stromwellen in den Speisekreis des Licht-
bogens, der Kondensator C verhindert das Eintreten des speisenden
Gleichstroms in das Telephon. Wir haben also hier im Lichtbogen ein
von seinem Entdecker „lauschender Bogen" genanntes Mikrophon. Jede
Art von Geräusch wird durch den Lichtbogen, der sich wie eine Mem-
brane verhält, in Stromwellen umgewandelt. Ist das Telephon ein laut-
sprechendes, so kann man z. B. die in einem anderen Zimmer in den
Bogen geblasene Melodie eines Pistonstückes laut hören. Um ganz
starke Lautwirkungen zu erhalten, muß man die Schallwirkungen auf
92 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
den Lichtbogen konzentrieren. Man bringt ihn in die parabolische
Höhlung eines Blocks aus feuerfestem Material und konzentriert die
Schallwellen vermittels eines Schalltrichters auf die Höhlung.
§ 42. Anwendung und Erklärungen.
West^) kombinierte die sprechende Bogenlampe mit der lauschenden
Bogenlampe derart, daB er zwei Lampen hintereinander schaltete. Was
in die eine Lampe gesprochen wurde, gab die andere laut kund. Wir
haben hier also eine Femsprechanlage ohne Telephon und ohne Mikro-
phon. Bei dieser Anordnung leidet die Lautstärke ein wenig; das
Sprechen der Lampe ist immerhin noch gut vernehmbar.
Eine andere Erklänmg des sprechenden und lauschenden Bogens
sucht 0. Hartmann 2) zu geben. Der Lichtbogen stelle kein homogenes
Ganzes dar, sondern sei aus einer gewissen Anzahl von Stromfäden zu-
sammengesetzt, die sich wie elastische Bänder verhalten und magnetische
Felder mit kreisförmigen Kraftlinien erzeugen. Jede auftretende Luft-
welle wird diese Stromfäden vibrieren lassen, wobei sich die Kraftlinien
der benachbarten Felder schneiden, indem naturgemäß die Verschiebungen
der äußeren Schichten größer sind als die der inneren. Hierdurch
werden in ihnen elektromotorische Kräfte erregt. Umgekehrt rufen Strom-
wellen vermöge der abstoßenden Wirkung gleichgerichteter Kraftlinien
Änderungen im Volumen des Lichtbogens und damit Lufterschütterungen
hervor.
Eine ähnliche Erklärung gibt Baumgardt^). Er erklärt die
Vorgänge nach elektrodynamomaschinen Prinzipien dadurch, daß sich
der Lichtbogen stets in dem magnetischen Felde der Erde befindet,
wodurch er stets eine Ablenkung erfährt. Die Größe dieser Ablenkung
ist der Stromstärke proportional, sodaß bei Oscillationen dieser Strom-
stärke der Lichtbogen wie eine Membrane oscillieren muß. Nach
Baumgardt müßte man mit dem Lichtbogen in stärkerem magnetischen
Felde viel lautere Wirkungen erhalten. Die Versuche hierüber von
Baumgardt, Simon, Reich konnten vorläufig diese Folgenmg nicht
bestätigen.
1) West, E.T.Z. 19, p. 391, 1898.
3) 0. Hartmann, E.T.Z. 20, p. 369, 1899.
3) E.T.Z. 22, p. 511, 1901.
Musikalischer Lichtbogen. 93
c) Wechselströme entstehen ohne äufiere Energiequelle.
§ 43. Musikalischer Lichtbogen.
Wie wir in § 5 gesehen haben, kann ein Gleichstrom- oder Wechsel-
stromlichtbogen, der auf kurze Zeit auf irgend eine Weise ausgelöscht
worden war, unter bestimmten Bedingungen sich von selbst wieder ent-
zünden. Läßt man unter geeigneten Verhältnissen diese Auslöschungen
und Entzündungen des Lichtbogens rasch hintereinander erfolgen, so
müßte man nach Fitzgerald durch solche häufigen Unterbrechungen
eines Gleichstromlichtbogens Stromimpulse von hoher Periodenzahl "er-
T
I
I
Fig. 50.
halten können. Duddell imtersuchte von diesem Gesichtspunkte aus
einen Gleichstromlichtbogen, der mit Hilfe eines Magnets ausgelöscht
wurde. Da diese Unterbrechungen aber imregelmäßig waren, kam er zu
keinem Resultate. Er schaltete hierauf einen Kondensator von 5 Mikro-
farad (s. Fig. 50) dem Bogen parallel und beobachtete zu seinem großen
Erstaunen, daß der Gleichstromlichtbogen von Wechselströmen durch-
flössen war, ohne daß er etwa, wie bei den früheren Versuchen, durch
eine äußere Energiequelle ausgelöscht worden war. Sowie Duddell
den Kondensator dem Bogen parallel schaltete, gab der Bogen einen Ton
von sich. Der Kondensator konnte natürlich nur vermittels Leitungs-
drähten dem Bogen parallel geschaltet werden; denselben kam eine
kleine Selbstinduktion zu. Drehte man die Drähte zusammen, um ihre
Selbstinduktions Wirkungen zu beseitigen, so verschwand der Ton im
Lichtbogen. Bei Trennung der Drähte trat der Ton wieder auf. Schaltete
man eine Spule mit Selbstinduktion in den Kondensatorkreis ein, so
wurde der Ton stärker. Duddell nennt diesen Lichtbogen, der von
einer völlig konstanten Gleichstromquelle gespeist und gegen jede
äußere Störung geschützt, infolge des parallel geschalteten Kreises
mit Kapazität und Selbstinduktion von oscillatorischen Strömen
94 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
durchflössen ist und daher Töne erzeugt, den musikalischen Licht-
bogen.
Die Höhe des Tones ist durch die Periodenzahl des in dem Konden-
satorstromkreis fließenden Wechselstromes bedingt.
Bedeutet R den Widerstand des Kondensatorstromkreises, L seinen
Selbstinduktionskoeffizienten, C die Kapazität des Kondensators in Farad,
so ist die Periodenzahl v des in dem Kondensatorkreise fließenden
Wechselstromes angenähert dargestellt durch die Beziehung:
,=J_l/_i 5L (1)
271 F LC 4L2
Man verwendet verhältnismäßig dicke Drähte zum Anschluß des
Kondensatorkreises, sodaß der Ohmsche Widerstand R sehr gering ist.
Unter dieser Bedingung kann man das zweite Glied unter der Wurzel
in Formel 1 vernachlässigen und erhält somit für die der Höhe des
erzeugten Tones proportionale Periodenzahl des Wechselstromes die Be-
ziehung:
^-H^ '''
Die Dauer einer Schwingung T ist, wenn in einer Sekunde v Schwin-
gungen stattfinden,
T = -f (3)
also
T = 2 7iJ/lTc: (4)
Wertheim-Salomonson 1) findet, daß die Periodenzahl auch von
der Gleichstromstärke abhängt. Beträgt also im Kondensatorkreis die
Selbstinduktion L Henry und die Kapazität C Farad, so entsteht im
Lichtbogen ein ganz bestimmter Ton; und zwar entstellt dieser Ton
nur bei dieser Größe der Selbstinduktion und der Kapazität. Ändert
man nun die Größe der Selbstinduktion oder der Kapazität, so muß
sich auch der Ton im Lichtbogen ändern. Duddell ordnete eine Reihe
von Kondensatoren an, in der die Kapazitäten so berechnet waren, daß
die bei der jeweiligen Einschaltung eines Kondensators entstehenden
Periodenzahlen den Tönen einer Oktave entsprachen. Diese Konden-
satoren wurden mit einer Tastatur verbunden, wodurch Melodien auf
dem Lichtbogen gespielt werden konnten. Wir haben hier also in der
Tat ein Lichtbogenklavier.
1) Wertheim-Salomonson, Ecl. El. 34, p. 202, 1903.
Erzeugung von hochperiodigem Wechselstrom niedriger Spannung. 95
§ 44. Erzeugung von hochperiodigem Wechselstrom niedriger
Spannung.
Der Duddellsche Versuch zeigt also, daB ein von Gleichstrom
gespeister Lichtbogen, dem ein Kondensator und eine Selbstinduktions-
rolle in Hintereinanderschaltung parallel geschaltet sind, als Umformer
wirkt und Wechselstrom erzeugt. Die Periodenzahl des Wechselstromes
kann in weiten Grenzen durch Veränderung der Kapazität imd der
Selbstinduktion verändert werden. Es ist gelungen, auf diese Weise
Wechselstrom von 30 000 — 40 000 Perioden aus Gleichstrom zu er-
zeugen.
Wir haben demnach im Gleichstromlichtbogen ein Mittel, Gleich-
strom in Wechselstrom von hoher Periodenzahl und niedriger
.ßmm
L-0
Fig. 51.
Spannung zu verwandeln. Bekanntlich erzeugte Tesla Wechsel-
ströme von hoher Periodenzahl und hoher Spannimg.
Über die quantitativen Verhältnisse bei einer solchen Umformung
gibt ein Versuch von Peukert^) Aufschluß. Bei der Peukertschen
Anordnung, Fig. 51, bedeutet Aj ein Gleichstromamperemeter, Ag ein
Hitzdrahtamperemeter, mit welchem die Stärke des Wechselstromes ge-
messen wurde, W ein Weston-Voltmeter für Gleichstrom, welches an
den Klemmen des Bogens lag, und C ein Cardew-Voltmeter für Wechsel-
stromspannungen.
War der Kondensatorkreis offen, so zeigte das Cardew-Voltmeter
übereinstimmend mit dem West on-Instrument 36 Volt an. Der Gleich-
strom, von A, gemessen, beträgt 6 Ampere, die Kapazität des Konden-
sators betrug 7,7 Mikrofarad. Wurde der Kondensatorkreis geschlossen,
so trat der Ton ein, das Amperemeter Ag zeigte 17 Ampere, das Weston-
') Peukert, E.T.Z. 22, p. 467, 1901.
96 ^Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Voltmeter 55 Volt, das Garde w -Voltmeter 68 Volt. Die Spannung am
Lichtbogen war von 36 Volt auf 55 Volt gestiegen. Die Spannung, welche
das Cardew -Voltmeter anzeigt, ist die Resultante aus der mit dem
Weston-Instmment gemessenen Gleichstromspannung und einer Wechsel-
stromspannung. Diese Wechselspannung läBt sich berechnen nach den
in der Wechselstromtechnik üblichen Methoden. Die Gleichstrom-
spannung sei Ci, der Momentanwert der Wechselspannung sei et, der
Maximalwert derselben sei eQ, T ist die Dauer einer Periode, t die
Abscisse der Zeit, die zu der Ordinate et gehört, v = Periodenzahl pro
Sekunde.
Dann ist
6^ = eo sm — = — = Co sm 2 71 1/ 1.
Der Momentanwert der aus der Gleichstrom- und Wechselstrom-
spannung resultierenden Spannung sei E, dann ist
E = ej 4- eo sin 2 71 V t
für die erste halbe Periode und
E = ei — eo sin 2 71 r t
für die zweite halbe Periode.
Die vom Gardew-Voltmeter angezeigte Spannung ist eine effektive,
d. h. ihr Quadrat ist gleich dem Mittelwert aus den Quadraten der
Momentanwerte während einer Periode. Das Gardew-Voltmeter gebe
die Spannung Ec an.
Während der ersten halben Periode ist der Mittelwert der Quadrate
der Momentan werte :
2 f 2 4 e2
^ • \ (ei 4- eo sin 2 71 r t)' dt = Qj^ -{ e, Oq 4- -|- •
Während der zweiten halben Periode:
T
C 4
• I (ei — Co sin 2 71 y t)' dt = e^^ Oj eo ■■{-
J T ^
Während einer ganzen Periode ist also
V = e.' + 4
Uns interessiert der Effektivwert der Wechselspannung. Er sei e.
Erzeugung von hochperiodigem Wechselstrom niedriger Spannung. 97
Zwischen ihm und der maximalen Wechsel Spannung besteht die Be-
ziehung:
Also ist:
^ ~ 2
E^' = ei2 + e«.
Wir kennen nun Ec durch die Angabe des Cardew-Voltmeters,
e| durch die Angabe des Weston-Voltmeters. Also ist
e = ^^E7^^^
Für unseren Fall
e = »^682 — 553 = 40 Volt.
Die Wechselstromspannung ist also niedriger als die Gleichstrom-
spannung. Dagegen ist die Wechselstromstärke höher als die des Gleich-
stromes. Will man die Periodenzahl des Wechselstromes berechnen, so
könnte man Formel (2) in § 43 anwenden, wenn der Selbstinduktions-
koeffizient des Kondensatorkreises bekannt ist. In dem Peukertschen
Versuch war derselbe nicht bekannt; Peukert berechnete daher die
Periodenzahl auf folgende Weise.
Wenn man von den Spannungsverlusten in den Zuleitungsdrähten
des Kondensatorstromkreises sowie im Hitzdrahtinstnunent absieht, so
herrscht am Kondensator dieselbe Wechselspannung wie im Bogen,
nämlich 40 Volt. Es ist nun der Ladestrom Jq des Kondensatorstromes
bekannt = 17 Ampere, sovsrie die Kapazität des Kondensators C =
7,7 Mikrofarad. Es gilt die Beziehung:
J<, = 2 71 »^ . C • e,
woraus folgt:
J<
27iCe
17
= 8788.
2.71.7,7.10-^.40
Der entstandene Wechselstrom hatte also eine Periodenzahl von
8788 pro Sekunde.
Die Wechselströme hoher Periodenzahl werden in metallischen
Leitern anders fortgeleitet als Wechselströme niedriger Periodenzahl.
Diese Erscheinungen dürften aus den Tesla sehen Versuchen bekannt
sein. Solche Ströme fließen vorwiegend an der Oberfläche der metallischen
Leiter, sodafl ein metallischer Leiter für diese hochperiodigen Ströme
einen viel größeren Widerstand zu haben scheint als für niederperiodige
Monasch. 7
98
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Wechselströme. Nach Stefan*) beträgt in einem Eisendralite von 4 mm
Durchmesser die Widerstandserhöhung bei 250 Perioden 48 7o> t)ei
500 Perioden 100 % des wahren Wertes. Diese hochperiodigen Ströme
werden hauptsächlich an der Oberfläche des metallischen Leiters fort-
geleitet. Peukert führte einen Versuch mit hochperiodigem Wechsel-
strom niedriger Spannung aus, der auch für Tesla- Ströme gelingt.
Er schaltete in den Kondensatorstromkreis einen 3 mm dicken,
80 cm langen Eisendr aht ein, der zu einem Bügel gebogen war (Fig. 52).
Der Eisendrahtbügel war durch Glühlampen überbrückt, welche hell
brannten, sobald der Kondensatorstromkreis geschlossen wurde. Der
Widerstand des Eisenbügels für Gleichstrom war 0,013 Ohm. Die
-=^
Fig. 52.
Lampen waren 10 Yoltlampen. Der Widerstand der Lampen ist be-
deutend größer als der des Bügels, und doch fließt der hochperiodige
Strom durch die Lampen. An den Enden des Bügels herrscht, wie das
normale Brennen der Lampen zeigt, eine Spannimg von lOYolt; also
hätte durch den Draht zur Erzeugung der gleichen Spannungsdifferenz
ein Gleichstrom von
10
0,013
= 769 Ampere
geschickt werden müssen.
Daß die Fortleitung dieses hochperiodigen Wechselstromes haupt-
sächlich an der Oberfläche stattfindet, zeigte Peukert dadurch, daß er
ein Eisenband über den Eisenbügel legte. Sofort verlöschten die Glüh-
lampen. Das Eisenband, obwohl sein Widerstand größer als der des
Bügels ist, hat eine größere Oberfläche als der Bügel. Der Versuch
läßt sich auch mit einem Kupferband durchführen.
1) Stefan, Wien. 99, Ha, p. 327, 1890.
Messipig kleiner Induktionskoeffizienten nach Janet.
99
§ 46. Messmig kleiner Induktionskoeffizienten nach Janet.
Janet ^) benutzte den musikalischen Lichtbogen, um schwache
Selbstinduktionskoeffizienten zu messen, wenn die Kapazität C des Kon-
densators bekannt ist. In Fig. 53 ist V ein Hitzdrahtvoltmeter zur
Messung der Spannung e an den Klemmen der Spule, deren Selbst-
induktionskoeffizient bestimmt werden soll. Jq ist ein Hitzdrahtampere-
meter zur Messung der Stromstärke im Kondensatorkreise. Unter Ver-
nachlässigung des Widerstandes der Spule (seine Berücksichtigung kom-
pliziert das Resultat nur wenig), sowie unter Yernachlässigung der
Selbstinduktion des übrigen Teiles • des Kondensatorstromkreises ist
Jo =
2nvL
(1)
==«üü}
Fig. 5S.
also
In
§44
war
nvC-e,
J.
Ce
Di
es in
Formel
(1) eingesetzt
J.=
L =
, gibt:
e»-C
LJo
o'-C
L kann also aus zwei elektrischen Messungen bestimmt werden.
Eine akustische Messung ist nicht notwendig.
Diese Methode eignet sich besonders für Spulen mit dicken Drähten
und geringem Widerstand, durch die starke Ströme geschickt werden
können.
1) Janet, C. R. 134, p. 452, 1902.
100
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Für Spulen mit dünnen Drähten kann man die Methode derart ab-
ändern, daß man die Spule einem in den Kondensatorkreis eingeschal-
teten induktionsfreien bekannten Widerstand parallel schaltet und den
Strom in dem induktionsfreien Widerstand mißt. Dann ist e gleich dem
Spannimgsyerlust im induktionsfreien Widerstand.
§ 46. Tönerscheimingen von Hartmann.
Andere Tönerscheinungen im Lichtbogen beschreibt 0. Hartmann*).
Durchfließt der die Lampe speisende Gleichstrom die Niederspannungs-
wicklung I eines Transformators (Fig. 54), so hört man bei großem Licht-
bogen einen lauten Ton:
-%B
-•A
1. Wenn man die Klemmen A und B der Hochspannungsspule
durch einen Leiter erster oder zweiter Klasse verbindet. Besteht die
Verbindungsstrecke zum Teil aus losen Partikelchen (Kohärer), so hängt
die Klangfarbe von dem betreffenden Körper ab.
2. Wenn man die eine der Klemmen A oder B zur Erde ableitet,
und die andere isoliert läßt.
3. Wenn man A und B mit den Klemmen eines Kondensators
verbindet.
4. Wenn man A mit der einen, B mit der anderen Hand berührt.
5. Wenn man nur A oder B mit der Hand berührt. Dabei ist
es ganz gleichgültig, ob man auf einem Isolierschemel steht oder nicht.
Ein Ton entsteht nicht, wenn man bei Fall 5 die Klemmen A
oder B mit Nichtleitern berührt.
Auch ohne Benutzung der sekundären Spule II kann der Ton im
Lichtbogen hervorgerufen werden, wenn man nämlich eine Metallhülse
1) 0. Hartmann, E.T.Z. 20, p. 369, 1899.
Bedingungen für die Umwandlung von Gleichstrom in Wechselstrom. 101
über die primäre Spule schiebt. Der Ton des Bogens erhält einen
metallischen Klang je nach der Natur des Metalls. Hülsen aus Isolier-
stoffen zeigen keine Tonwirkungen; ebensowenig Metallhülsen, die der
Länge nach aufgeschlitzt sind. Schaltet man in den Sekundärkreis
Spulen, so entsteht der Ton. Die Stärke des Tones wächst mit der
Anzahl der Windungen.
Diese Erscheinungen lassen sich erklären, wenn man bedenkt, daß
aus verschiedenen Gründen im normalen Gleichstromlichtbogen die Strom-
stärke nicht absolut konstant ist, sondern mehr oder weniger großen
rasch verlaufenden Änderungen imterworfen ist. So werden solche
Änderungen durch Unregelmäßigkeiten in der Struktur der Kohlenstifte
hervorgerufen, femer entstehen die Schwankungen des Stromes im Netze
selbst, namentlich wenn viel Motoren vom Netze gespeist werden. Man
kann häufig in solchem Falle in der Bogenlampe das Arbeiten benach-
barter Motoren hören.
Solche Stromschwankungen nun induzieren in benachbarten Leitern
elektromotorische Kräfte. Diese letzteren wirken wieder selbst in-
duzierend auf den primären Kreis zurück. Wenn nun diese Induktionen
sich gut ausbilden können, falls z. B. die sekundäre Spule kurz ge-
schlossen ist, oder Kapazität eingeschaltet wird, welche der Selbst-
induktion der Spule, welche die Induktionsströme abdrosseln würde,
entgegenwirkt, so muß die Rückwirkung auf den Lichtbogen besonders
kräftig ausfallen. Da sich nun aus den Simon'schen und DuddelPschen
Versuchen ergeben hat, daß jedem Wert des durch den Lichtbogen
fließenden Stromes ein bestimmtes Volum der leitenden Hülle entspricht,
welches bei schneller Veränderung des Stromes sich auch entsprechend
verändert und Schallwellen erzeugt, so müssen auch die durch Induktions-
wirkungen verstärkten Stromänderungen in unserm Falle in Töne um-
gesetzt werden.
§ 47. Bedingungen f är die Umwandlung von Gleichstrom
in Wechselstrom.
Duddell *) untersuchte die näheren Bedingungen, von welchen die
Umwandlung von Gleichstrom in Wechselstrom beim Lichtbogen ab-
hängig ist. Es bedeutet in Fig. 55: E die Spannung und J die Strom-
stärke der Gleichstromquelle, wenn kein Wechselstrom durch den Kon-
densatorkreis fließt. Unter derselben Bedingung sei Ej die Spannung
imd Jj die Stromstärke im Lichtbogen. R sei der Widerstand im
Gleichstromkreise, einschließlich des Widerstands der Gleichstromquelle.
') Duddell, 1. c, p. 313.
102
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
r sei der Widerstand des Kondensatorstromkreises. ^Ej sei eine kleine
Änderung der Lichtbogenspannung. ^i sei ein Strom im Kondensator-
stromkreis, der von ^Ej während der Zeit ^t erzeugt sei. Femer sei
angenommen, daß ^Ej und ^i nach Ablauf von ^t ihr Vorzeichen ver-
ändern.
SJi bedeutet die ^Ej entsprechende Änderung in der Lichtbogen-
stromstärke. ^J bedeutet die entsprechende Änderung in der Strom-
stärke des Batteriekreises. E sei konstant.
Die dem Kondensatorstromkreis während der Zeit zugeführte
Energie ist
(El 4- dEi) (+ di) dt.
iVWWV
T
!
Fig. 56.
Während des nächsten Zeitmoments hat, wie wir voraussetzten,
8 E und 8 i eine andere Richtung, also Vorzeichen gewechselt. Während
dieses Zeitmoments ist also die dem Kondensatorstromkreis zugeführte
Energie
(E, — (fEi)(--(fi)crt.
Während einer Periode ist also die zugeführte Energie
(El + cTE,) (4- di) dt + (El — cTEi) (— di) dt = 2 cTE, - di • dt.
Während dieser Periode entstanden im Ohmschen Widerstände r
des Kondensatorstromkreises die Verluste
((fi)3.r.2.crt.
Damit nun dem Kondensatorstromkreis während der Zeit 28 1
Energie zugeführt werden kann, muß ^Ej.^i positiv sein; außerdem
muß, damit nicht die zugeführte Energie im Ohmschen Widerstand ganz
aufgezehrt werde,
cficfEi>r(cri)2
sein. Nun ist
di — dJ = dJi
Bedingungen für die Umwandlung von Gleichstrom in Wechselstrom. ^03
und
j__E-E,
R
(E war als konstant angenommen worden)
also
cTE,
CTJ:
R
Soll nun Energie in den Kondensatorstromkreis geliefert werden,
/TT?
so muß —7-^ neffativ und numerisch kleiner als R sein. Die nächste
(f J,
Bedingung, daß genügend Energie zur Überwindung der Ohmschen
Verluste in den Kondensatorkreis geliefert wird, ist:
und da ^ i ^ Ej positiv ist, ist
cfEi ^^'
Die Bedingung wird also:
Um die vorteilhafteste Energieabgabe in den Kondensatorstrom-
kreis zu erhalten, muß man R sehr groß und r sehr klein machen.
Wenn nun ^/R im Vergleich zu ^ vernachlässigt werden kann, dann
geht die Bedingung über in
cfJi
>r.
Wenn also — =^ negativ und numerisch größer als r ist, erhält
der Kondensatorstromkreis bei sehr kurzen Schwingungen die nötige
Energie, um die Ohmschen Verluste im Kondensator Stromkreis zu über-
winden. Bei stärkeren Schwingungen werden wahrscheinlich kom-
pliziertere, aber ähnliche Formeln die Bedingungen darstellen.
Tatsächlich war nach den Beobachtungen von Frith und Rodgers ^)
1) Frith und Rodgers, PhU. Mag. 42, p. 407, 1896.
104 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
cf E
der Wert ' bei Homogenkohlen stets negativ. (Bei Benutzung von
O Vi
Dochtkohlen war er stets positiv.)
Bei einem 4 Ampere Gleichstromliclitbogen zwischen Homogen-
kohlen war bei Duddell der Wert — ^r- = — 2 Ohm. Nun ist es
cTJ,
leicht, den Widerstand r des Kondensatorstromkreises kleiner als 2 Ohm
zu machen; dann sind beide Bedingungen erfüllt, der Bogen muß tönen
und Wechselstrom von hoher Periodenzahl erzeugen. Bei einem Ver-
suche von Duddell zwischen Homogenkohlen und 3,5 Ampere Gleich-
stromstärke versagten die Wechselstromschwingungen, als der Widerstand
des Kondensatorstromkreises auf 2,4 Ohm erhöht wurde.
Natürlich kann es noch andere Ursachen geben, welche den Ton
im Kondensatorstromkreis vernichten. So kann die Energie im Kon-
densatorstromkreise durch Hysteresis geschwächt werden, wenn man
Eisen in eine Drahtspule im Kondensatorstromkreis einführt.
§ 48. Summen.
Beim Gleichstromlichtbogen hört man häufig ein summendes Ge-
räusch. Nach den Beobachtungen von Hartmann (§ 46) lassen sich
diese Geräusche daher erklären, daß die Reguliermechanismen Metall-
hülsen und Spulen enthalten, die im Nebenschluß zum Hauptstrom liegen
und in denen die kleinste vorkommende Stromänderung Ströme induziert,
welche die Stromstärke des Hauptstroms verändern und dadurch Schall
erzeugen. Die Schwankungen der Stromstärke können durch eine ein-
geschaltete Selbstinduktion vermindert werden. Hartmann*) weist
darauf hin, daß der übliche Beruhigungs wider stand, wenn er, was ja
gewöhnlich zutrifft, Selbstinduktion hat, nicht nur die den Kohlen direkt
zugeführte Energie regelt, sondern auch die Nebengeräusche vermindert.
Trotter hat entdeckt, daß der summende Gleichstrom Lichtbogen
rotiert und daß seine Stromstärke periodischen Schwankungen unter-
worfen ist. Die Periode der Stromschwankungen ist der Tonhöhe des
summenden Geräuschs sowie der Umdrehungszahl des rotierenden Bogens
proportional.
Duddell hat mittels Oscillograph diese periodischen Strom-
änderungen aufgenommen (Fig. 56). Das Licht des positiven Kraters
des summenden Lichtbogens beleuchtete die Spiegel des Oscillographen.
Duddell 2) fand, daß das Licht und die Spannung im summenden Licht-
bogen mit derselben Periode wie die Stromstärke sich verändern, sodaß
1) 0. Hartmann, E.T.Z. 20, p. 369, 1899.
2) Duddell, The Electr. 46, p. 271, 1900.
Summen. J 05
also im summenden Gleichstromlichtbogen die Rotationsgeschwindigkeit
der Lichthülle, die Periode der Änderung der Stromstärke, der Spannung
und des in einer Richtung ausgestrahlten Lichtes der Höhe des sum-
menden Tones entsprechen.
Bei Wechselstrom wird durch die periodischen Änderungen der
Stromstärke an imd für sich schon ein Summen hervorgerufen. Jeder
Stromstärke entspricht nämlich ein bestimmter Querschnitt der Gas-
strecke des Lichtbogens, sodaß, wenn der Strom sich schnell verändert,
der Querschnitt der GaSstrecke sich auch schnell verändert und Schall-
wellen erzeugt.
Görges*) weist nach, daß das Geräusch, das der Lichtbogen
macht, in hohem Maße von der Stromkurve abhängig ist. „Durch die
periodische Erwärmung und Ausdehnung der Kohlenspitzen imd der
Spannung
M///we
Fig. 56.
Atmosphäre zwischen ihnen werden Töne und Geräusche hervorgerufen.
Bei sinusförmiger Kurve ist der Ton leise und musikalisch rein. Bei
Kurven mit plötzlichen Änderungen treten Obertöne und unreine Neben-
geräusche auf, die sich als ein mehr oder minder lautes Schnarren kund-
geben. Je größer der Lichtbogen, die Stromstärke und die Periodenzahl,
um so lauter sei das Brummen. Bei künstlich lang gezogenem Bogen
ertönt es fast wie eine Trompete. Durch Glasglocken, die den Licht-
bogen imigeben, wird es stark gedämpft, sodaß der Ton bei sinusartiger
Stromkurve unmerkbar wird. Außer diesem für die Stromkurve charak-
teristischen kontinuierlichen Brummen tritt hin und wieder ein anderes,
weit mehr störendes Schnattern des Lichtbogens auf, das von der Kurven-
form und von der Beschaffenheit der Kohlen abhängt. Es ist besonders
häufig bei spitzen Kurven, weniger bei flachen, und tritt sehr selten bei
sinusartigen Kurven auf. Mitunter findet man Kohlen, bei denen es
überhaupt nicht wegzubringen ist, bei anderen Kohlen tritt es wieder
gamicht auf, wenn auch die Stromkurve ungünstig ist."
') Görges, E.T.Z 16, p. 549, 1895.
106 Elektrische ErscheinungeD im LichtbogCD.
§49. Zischen.
Häufig hört man bei Bogenlampen mit offenem Lichtbogen starkes
Zischen. Bei Lampen mit eingeschlossenem Lichtbogen tritt das Zischen
nicht auf. Niaudet*) hatte bemerkt, daß die Potentialdifferenz an den
Elektroden des zischenden Gleichstromlichtbogens kleiner sei, als wenn
der Bogen unter denselben Yerhältnissen ruhig brennt. Als Gime^) in
einem Stromkreis nur eine Gleichstromlampe eingeschaltet hatte, brannte
dieselbe ruhig. Als er eine zweite Lampe der ersten parallel schaltete,
machte sich lautes Zischen bemerkbar. Beim Parallelschalten einer
dritten Lampe wiederholte sich das Zischen, aber weniger laut; jedesmal
beim Parallelschalten einer weiteren Lampe trat das Zischen mit ver-
minderter Stärke ein, bis es beim Einschalten der elften Lampe nicht
mehr eintrat. Gime glaubte dieses Eintreten des Zisch ens einer Ver-
minderung der Klemmenspannung der Lampen zuschreiben zu müssen,
konnte aber diese Vermutung durch Versuche, die in diesem Sinne aus-
geführt wurden, nicht bestätigen. Im Jahre 1886 fanden Groß und
Shepard^), daß beim zischenden Kohlelichtbogen die Klemmenspannung
bedeutend geringer sei, als beim ruhig brennenden.
Lecher^) erklärte 1887 das Zischen des Gleichstromlichtbogens
durch folgende Hypothese: „Wird der Strom zu stark (nähert man die
Elektroden einander zu sehr), so geht die Entladung, wenn eine Stelle
zu warm geworden, fortwährend sprungweise an andere kältere Stellen
über, durch welches Hin- und Herspringen ein Ton entsteht, und zu-
gleich durch Inanspruchnehmen der kälteren Partieen die Potential-
differenz fällt."
Luggin 5) bemerkt, daß das Zischen eintritt, wenn die Strom-
dichte in der Anode einen gewissen Betrag (0,5 Ampere pro mm^) über-
schreitet, daß dann der Krater die ganze Oberfläche am Ende der Kohle
einnimmt, und dieses Zischen kann bei jeder Elektrodendistanz ein-
treten, wenn nur die Stromstärke hoch genug ist.
Die Frage des Zischens des Lichtbogens ist jedoch erst von Frau
Ayrton^) 1899 aufgeklärt worden. Für ein und dieselbe Elektroden-
distanz nahm sie eine Kurve auf, welche die Abhängigkeit von Spannung
und Stromstärke darstellte (s. Fig. 7). Je größer die Stromstärke ge-
>) Niaudet, C. R. 92, p. 711, 1881.
2) Gime, Lum. El. 18, p. 556, 1885.
3) Groß and Shepard, Proc. Amer. Acad. 22, 1, p. 227, 1886.
*) Lecher, Wien. 95, IIa, p. 992, 1887.
5) Luggin, Wien. 98, ü a, p. 1192, 1889.
6) Mrs. Ayrton, Inst. El. Eng. 28, p. 400, 1899.
Zischen. 107
maclit wurde, desto kleiner wurde die Spannung. Steigerte man nun
die Stromstärke noch mehr, so fing bei einem gewissen Punkte, den
Frau Ayrton den „kritischen Punkt" nennt, der Bogen an zu zischen;
sowie der Bogen zu zischen anfing, wurde er so unruhig, daß man keine
Ablesung machen konnte (in Fig. 7 ist die imruhige Zone durch punk-
tierte Linien angedeutet). Die Spannung fiel hierbei um 10 Yolt, die
Stromstärke stieg um 2 — 3 Ampere. Dieses Ansteigen der Stromstärke
hängt vom Vorschaltwiderstand ab, es ist umso ^ößer, je kleiner dieser
ist. Zischt nun der Bogen und erhöht man die Stromstärke noch mehr,
so bleibt die Spannung konstant, während bei nicht zischendem
Bogen die Spannung bei einer Stromerhöbung fällt. Diese Verhältnisse
lassen sich deutlich aus den Fig. 7 und B ersehen.
Derartige Kurven wurden für verschiedene konstante Distanzen
aufgenommen von 1 — 7 mm. Je größer die Elektrodendistanz ist, bei
desto höherer Stromstärke tritt erst das Zischen ein. So tritt bei 1 mm
Distanz an dem untersuchten Kohlenpaar das Zischen schon bei 14 Am-
pere ein, während bei 7 mm Distanz das Zischen erst bei 23 Ampere
eintritt. Alle Kurven zeigen, daß bei zischendem Bogen die Spannung
zwischen den Kohlen nur von der Distanz der Kohlen abhängt, aber
unabhängig von der Stromstärke ist, imd zwar ist die Spannung für
höhere Distanzen höher.
Aus den Kurven ergibt sich auch, daß bei konstantem Strom eine
Verkürzung des Lichtbogens Zischen hervorbringt. Ziehen wir z. B. in
Fig. 7 eine Ordinate parallel der Voltaxe durch den Punkt 18 Ampere,
so schneidet diese die Kurven für 7, 6, 5, 4 mm Distanz vor dem großen
Spannungsabfall, die anderen aber im zischenden Teil. Erniedrigt man
also, während man den Strom konstant läßt, die Distanz von 7 mm an,
so wird der Bogen imgefähr bei 3 mm Distanz zu zischen anfangen.
Nach Frau Ayrton ist die Beziehimg zwischen Spannung e und
Stromstärke i am kritischen Punkt k für Homogenkohlen von dem oben
angegebenen Querschnitt
c-1005 I 2,911-29,02
e_4ü,UD+ 10,54-0,4161
Die Abhängigkeit der Spannung e von der Distanz 1 in mm ist
am kritischen Punkte k für dasselbe Kohlenpaar
e = 40,05 + 2,49 1.
Aus diesen beiden Gleichimgen läßt sich die Distanz berechnen,
bei welcher bei einer gewissen Stromstärke i für das verwendete Kohlen-
paar Zischen eintritt; es ist nämlich
1,17 i — 11,66
1 =
10,54 — 0,416 i
108 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
In unserem Falle hatten wir aus der 18 Ampere-Ordinate gefunden,
daß das Zischen für 18 Ampere bei ungefähr 3 mm Distanz eintritt.
Die Prüfung dieses Resultates mit der Ayrtonschen Formel ergibt für 1
1,17 > 18^11,66 _ 9,34
^- 10,54-0,416.18 -- pT^^'^"'"'-
Die Erscheinung, daß das Zischen bei größerer Distanz erst bei
höherer Stromstärke eintritt, gilt nur innerhalb gewisser Grenzen. Denn
für i = 25,3 Ampere würde in obiger Formel für das betreffende Kohle-
paar 1 unendlich groß werden müssen.
Verwendet man eine positive Dochtkohle von 9 mm und eine
negative Homogenkohle von 8 mm, zwischen denen die Versuchsresultate
in Fig. 8 dargestellt sind, so stimmt die Lage der kritischen Punkte
ziemlich gut mit der für 2 Homogenkohlen von 11 und 9 mm Durch-
messer überein. Im Verlaufe der Strom- und Spannungskurven für den
lautlosen Teil zeigt sich bei niedrigen Distanzen ein Unterschied.
Während bei Homogenkohlen auch bei niedriger Distanz die Spannung
bei zimehmender Stromstärke fällt, steigt sie bei einer Docht- und
einer Homogenkohle bis zum kritischen Pimkt.
Die Beobachtungen von Frau Ayrton lassen sich also in folgende
Sätze zusammenfassen:
1. Bei einem Bogen, dessen Elektrodendistanz konstant bleibt,
kann man Zischen hervorrufen, indem man die Stromstärke erhöht.
2. Die maximale Stromstärke, bei der ein ruhiger Bogen brennen
kann, ohne zu zischen, wächst mit der Elektrodendistanz.
3. Der Übergang vom ruhigen Zustand in den zischenden Zustand
ist von einem Spannungsabfall von 10 Volt (konstant) und einer Strom-
erhöhung von 2 — 3 Ampere begleitet.
4. Bei konstantem Strom fängt ein Bogen zu zischen an, wenn
man die Elektroden einander genügend genähert hat.
5. Die Spannung im zischenden Lichtbogen bleibt konstant für
alle Stromstärken bei konstanter Elektrodendistanz.
Auch die Dicke der Kohlenstäbe hat einen Einfluß auf das Ein-
treten des Zischens. Je dicker die Kohlenstäbe sind, bei umso höherer
Stromstärke tritt erst das Zischen ein. Für eine positive Dochtkohle
von 10 mm Durchmesser z. B. und eine negative Homogenkohle von
15 mm Durchmesser liegt der kritische Punkt zwischen 40 und 45 Am-
pere, je nach der Länge des Lichtbogens. Für jedes Kohlenpaar gibt
es eine bestimmte maximale Stromstärke, bei welcher es seinen
lautlosen Charakter verliert. Tritt dieser Fall ein, so verändert der
Lichtbogen sein Aussehen; es entstehen hellere und dunklere Bänder,
die sich drehen. Je höher die Stromstärke, desto größer die Dreh-
Zischen.
109
geschwindigkeit. Trott er hat nachgewiesen, daß der zischende Licht-
bogen auch rotiert und daß das Zischen bei 450 Umdrehungen pro Se-
kunde beginnt. Im Krater des zischenden Lichtbogens entsteht grün-
liches Licht. Der rotierende Lichtbogen verbreitet sich nach außen
senkrecht zur Achse, gleich als ob er unter dem Einfluß einer Zentri-
fagalkraffc stände. Manchmal bildet sich auf der negativen Kohle bei
kleinen Distanzen ein pilzförmiger Ansatz. Dieser Pilz wurde von
S. Thompson^) für das Charakteristikum des zischenden Lichtbogens
gehalten. Frau Ayrton wies nach, daß der Pilz auch bei ruhigem
Bogen auftritt. Herzfeld ^) findet als Ursache der Pilzbildung das
b
Fig. 57.
Fehlen des zur Verbrennung der Kohle nötigen Sauerstoffes. Die
charakteristische Erscheinung am zischenden Lichtbogen ist die bedeu-
tende Vergrößerung des Kraters der positiven Kohle. In Fig. 57 sind
für 2 Homogenkohlen von 11 mm bezw. 9 mm Durchmesser und 2 mm
Distanz 4 Phasen nach Frau Ayrton dargestellt, welche die Verände-
rimg der Kraterform und der Lichthülle bei verschiedenen Stromstärken
zeigen.
A bedeutet den grünlichen Teil der Lichthülle,
B das schwarze Band,
C den violetten Teil der Lichthülle,
a) J = 6 Ampere, Bogen ruhig,
b) J = 12 Ampere, Bogen ruhig,
c) J ^ 20 Ampere, Bogen zimi Zischen bereit,
d) J = 30 Ampere, Bogen zischt.
>) S. Thompson, El. Rev. 37, p. 572, 1895.
2) Herzfeld, Wied. Ann. 62, p. 435, 1897.
\IQ Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Der Krater des zischenden Bogens wird so groß, daß er sogar einen
Teil des Seitenrandes der Kohle einnimmt. Die Gashülle des Bogens,
welche verflüchtigten Kohlenstoff enthält, reicht nicht mehr aus, die
Luft von den erhitzten bloßgelegten Kraterteilen fernzuhalten. Die
Luft strömt nur in den erweiterten Krater ein und der Sauerstoff der
Luft verbrennt die Kohle unter Erzeugung eii;ies grünlichen Lichtes.
Die Temperatur steigt, die Helligkeit nimmt zu und eine Abnahme der
Spannung wird verursacht. Die heftige Bewegung der Gase und die
Veränderungen des Volums des Lichtbogens, müssen einen Ton hervor-
rufen und auch Oscillationen in der Stromstärke und Spannung hervor-
bringen. Tatsächlich gelang es Duddell, diese Oscillationen beim
zischenden Gleichstrombogen aufzuzeichnen. Die elektrischen Verhält-
nisse eines zischenden Gleichstrombogens sind nach Duddell ^) in Fig. 58
Fig. 58.
dargestellt. Um nun zu untersuchen, ob tatsächlich das Einströmen
von Sauerstoff der Luft auf den vergrößerten Krater die Grundlage des
Zischens bildet, führte Frau Ayrton verschiedene Versuche aus, welche
diese Ansicht bestätigten.
Der Lichtbogen wurde geschlossen angeordnet, sodaß Luft nicht
hinzuströmen konnte. Hierbei wurde selbst bei kurzem Lichtbogen und
Stromstärken von 40 Ampere kein Zischen bemerkt. Der für das
Zischen charakteristische Abfall der Spannung um 10 Volt trat nicht
ein. Wurde in einen lautlos brennenden Lichtbogen Luft eingeblasen,
so trat Zischen ein. Wurde reiner Sauerstoff in den lautlos brennenden
Bogen eingeblasen, so trat Zischen ein. Wurde anstatt Sauerstoff
Kohlendioxyd oder Stickstoff in den lautlos brennenden Bogen ein-
geblasen, so trat kein Zischen ein, der Bogen blieb lautlos. Wurde
bei Gegenwart von Luft Wasserstoff in den Lichtbogen geblasen, so
trat Zischen ein und die Spannung fiel um 6ß Volt; das Eintreten des
Zischens dürfte in diesem Falle wohl der Gegenwart der Luft zuzu-
schreiben sein. Brannte der Bogen in einer Atmosphäre von reinem
») Duddell, The Electr. 46, p. 271, 1900.
Zischen. \l\
Wasserstoff, ohne Gegenwart von Luft, so konnte Frau Ayrton unter
keiner Bedingung Zischen erreichen.
Frith und Rodgers^), sowie Duddell und Marchant^) haben
darauf hingewiesen, daß die Stromstärke des zischenden Gleichstrom-
lichtbogens nicht absolut konstant ist, sondern sehr schnellen Schwan-
kungen unterworfen ist. BlondeP) und später Brown*) haben fest-
gestellt, daß das vom zischenden Gleichstrombogen angesandte Licht
sehr schnellen Schwankungen unterworfen ist. Wird z. B. ein summender
Gleichstromlichtbogen, bei welchem Duddell den in Fig. 56 dargestellten
regelmäßig periodischen Verlauf der Stromstärke- und Spannungsschwan-
kungen festgestellt hat, durchErhöhung der Stromstärke zum Zischen
gebracht, so werden die schnellen Schwankungen der Stromstärke imd
der Spannung für den zischenden Bogen sehr imregelmäßig. Fig. 58
stellt eine oscillographische Aufnahme der Stromstärke imd Spannung
am zischenden Gleichstrombogen von Duddell dar. Trotz der un-
regelmäßigen Natur der Änderungen unterscheidet Duddell zwei Arten,
eine beträchtliche, verhältnismäßig langsam verlaufende und eine schnelle,
aufgelagerte Veränderung. Der schnellen Veränderung in der Strom-
stärke und Spannung entsprechen nach ,Duddell die Änderungen in
der Stärke des vom Krater ausgestrahlten Lichtes. Die verhältnismäßig
langsam verlaufenden Änderungen seien auf die Rotation des zischenden
Lichtbogens zurückzuführen. Nach Frau Ayrton rotiert nämlich auch
der zischende Lichtbogen.
Auch beim Wechselstromkohlebogen tritt das Zischen auf.
Heubach konnte es nur bei Anwendung von Homogenkohlen beob-
achten imd auch dann nur bei kleinen Bogenlängen, welch letzteres
wohl damit zusammenhängt, daß die von ihm verwendeten Stromstärken
nicht hoch genug waren (max. 9 Amp.), um auch für größere Bogen-
längen Zischen hervorzubringen. Heubach bemerkte jedoch schon, was
im Einklang mit Frau Ayrtons Beobachtungen steht, daß das Zischen
heftiger bei abnehmender Bogenlänge wird, wenn die Stromstärke
konstant bleibt, oder bei wachsender Stromstärke, wenn die Bogenlänge
konstant bleibt. Auch bemerkte Heubach, was auch für den zischenden
Gleichstrombogen charakteristisch ist, daß, sobald Zischen eintritt, die
Spannung bedeutend sinkt. Duddell und Marchant machten darauf
aufmerksam, daß beim Wechselstromlichtbogen zwischen Homogenkohlen
bei niedriger Periodenzahl der Maximalwert der Stromstärke
>) Frith and Rodgers, Proc. Phys. See. 14, p. 320, 1896.
2) Duddell and Marchant, Inst. El. Eng. 28, p. 86, 1899.
') Blondel, Lum. El. 43, p. 54, 1892.
*) Brown, Phys. Rev. 7,.p. 210, 1898.
112 Elektrische Erscheinangen im Lichtbogen.
während jeder halben Periode derartig hoch ist, daß er den Bogen zum
Zischen bringt. BlondeP) beobachtete das Zischen des Wechselstrom-
lichtbogens für alle Kohlensorten, wenn die Bogenlänge ungefähr gleich
null war, hierbei zeigte der Bogen eine ausgesprochene grünliche Färbung.
Blondel fand bei der Aufnahme der Momentanwerte der Spannung und
der Stromstärke, daß für den zischenden Wechselstromlichtbogen die
Kurven stark deformiert werden; die Stromstärke erhebt sich in ex-
tremen Fällen selbst bis zur Dauer einer Viertelperiode nicht von der
Nulllinie und die Spannungskurve zeigt eine hohe vordere Spitze. Der
Leistimgsfaktor ist für den zischenden Lichtbogen am kleinsten. Selbst-
induktion im Stromkreis vermindert auch beim zischenden Lichtbogen
die Deformation der Kurven \md die lange Unterbrechimg des Stromes.
Aus den Untersuchungen von Heubach, Blondel und Duddell-
Marchant läßt sich erkennen, daß die elektrischen Vorgänge beim
zischenden Wechselstrombogen dieselben sind, wie beim Gleichstrom-
lichtbogen. Doch ist für den zischenden Wechselstromlichtbogen noch
nicht festgestellt worden, ob während jeder halben Periode an der
Kohlenoberfläche analoge Vorgänge stattfinden, wie sie Frau Ayrton
für den zischenden Gleichstromlichtbogen beobachtet hat.
B. Im IFechfielfitroiiilichtboi^en fliefsende scheinbare
Gleichstrdnie.
§ 50. Beobachtungen.
Die Erscheinimg, daß man aus dem Wechselstromlichtbogen
„Gleichströme" entnehmen kann, die fähig sind, aus Metallsalzlösungen
das Metall an der Kathode abzuscheiden, wie ein Gleichstrom aus einer
Gleichstrommaschine oder aus einer Akkumulatorenbatterie, haben zuerst
Jamin imd Maneuvrier im Jahre 1882^) entdeckt. Trotzdem diese
Entdeckimg für die Technik unter Umständen Wichtigkeit erlangen
könnte, schien sie unbeachtet geblieben zu sein, denn 12 Jahre später,
beschreibt Sahulka^) einen Spezialfall derselben Entdeckung.
Wenn man in einen Wechselstromkreis eine Tangentenbussole
einschaltet, so wird sie keine Ablenkung zeigen, da die Ablenkung nach
der einen Richtung während der ersten halben Periode durch die Ab-
lenkung nach der anderen Richtung während der zweiten halben Periode
kompensiert wird. Lagert man aber einem Wechselstromkreis den
1) Blondel, Lum. El. 44, p. 136, 1892.
2) Jamin und Maneuvrier, C. R. 94, p. 1615, 1882.
3) Sahulka, Wien. 103 Ha, p. 925, 1894.
Scheinbare Gleichströme im Wechselstrom bogen. II3
Strom aus einer Akkumulatorenbatterie auf und schaltet jetzt eine
Tangentenbussole ein, so wird sie eine Ablenkung zeigen, die der Stärke
des Gleichstroms proportional ist. Als Jamin und Maneuvrier in
den von Wechselstrom gespeisten Kreis einer Bogenlampe eine Tan-
gentenbussole einschalteten, erhielten sie keine Ablenkung, als beide
Kohlenelektroden aus demselben Kohlenmaterial bestanden und den-
selben Durchmesser hatten. Hatte aber die eine Kohle einen Durch-
messer von 4 mm, die andere einen von 2 mm, so zeigte die Tangenten-
bussole eine konstante Ablenkung, gleich als ob man eine Gleichstrom-
quelle in den Wechselstromkreis eingeschaltet hätte. Der scheinbare
Gleichstrom floß in der Richtung von der dicken Kohle zur dünneren.
Da während einer Periode der Wechselstrom einmal von der dicken
zur dünnen und einmal von der dünnen zur dicken Elektrode fließen
muß, beidemal unter normalen Verhältnissen in gleicher Stärke, so
schien hier der Strom, der in der Richtung von der dicken Kohle zur
dünnen Kohle floß, stärker zu sein als der in der imigekehrten Richtung
fließende, sodaß der von der Tangentenbussole angezeigte Strom die
Differenz dieser beiden Ströme zu sein schien. Dieser Differenzstrom
von konstanter Richtung ist um so stärker, je größer der Unterschied
in der Dicke der beiden Elektroden ist. Er wird besonders stark
zwischen einem dicken Kohlenstück und einem dünnen Kohlenstift.
Dieselbe Erscheinung tritt auf, wenn man die dicke Kohle durch
ein Metall ersetzt, wobei das Metall dünner als die mit ihr brennende
Kohlenelektrode sein darf. Die Natur des Metalls scheint auf die
Stromstärke dieses „Gleichstroms", wie wir den in einer Richtung
fließenden Differenzstrom vorläufig nennen wollen, obwohl seine Stärke
sich periodisch verändert, einen Einfluß zu haben. Jamin imd
Maneuvrier geben einige Werte, die allerdings auf Genauigkeit keinen
Anspruch machen können. Die Werte sind in Graden der Ablenkung
an der Tangentenbussole gegeben.
Pb Fe C Ca Hg
290 300 310 QQO 700
Je größer man die Elektrodendistanz macht, um so stärker wird
der „Gleichstrom".
Sahulka*) fand, daß das Auftreten des „Gleichstroms" bei einem
Bogen zwischen Eisen imd Dochtkohle in der Richtung von Eisen zur
Kohle stattfindet und daß der „Gleichstrom" nur dann auftritt, wenn
sich an der Eisenelektrode ein Tröpfchen geschmolzenen Eisens ge-
bildet hat.
1) Sahulka, Wien. 10311a, p. 925, 1894.
Monasch.
114 ' Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Gold^) maclite 1895 darauf aufmerksam, daß nur bei besonders
gehärteten Stahlmagneten der Wechselstrom keine richtende Kraft aus-
übt. Infolgedessen werden die Magnetnadeln der gewöhnlichen Tan-
gentenbussolen auch durch Wechselströme abgelenkt, wobei die Richtung
von der Anfangslage der Nadel abhängig ist. Deshalb wiederholte er
den Versuch von Sahulka in einem Eisenkohlebogen und schaltete zur
Messung der „ Gleichstromstärke " ein Kupfervoltameter in den Strom-
kreis. Es ergab sich, daß tatsächlich ein gleichgerichteter Strom in der
Richtung Eisen — Kohle geflossen war, welcher Kupfer an der Kathode
niedergeschlagen hatte. Gold untersuchte dann, ob die Lage der Elek-
troden zu eiuander vielleicht einen Einfluß auf die Stärke des ent-
stehenden „Gleichstroms" hätte. Es zeigte sich, daß es gleichgültig war,
ob bei vertikaler Anordnung der Elektroden das Eisen oben oder unten
war. Ebenso hatte der „Gleichstrom" dieselbe Stärke, wenn die Lage
der Elektroden horizontal oder vertikal war. Dagegen zeigte sich, daß
der auftretende „Gleichstrom" schwächer wurde, wenn der Bogen nicht
mehr ruhig brannte, sondern wenn die Eisenelektrode sprühte. Dieses
Sprühen der Eisenelektrode trat immer ein, wenn dieselbe kein
Tröpfchen geschmolzenen Eisens trug.
Im Jahre 1897 fand V. v. Lang^), daß der „Gleichstrom" auch
in einem Wechselstrombogen zwischen Aluminium und Kohle in der
Richtung von Metall zur Kohle auftritt. Eichberg und Kallir')
untersuchten im Jahre 1898 die quantitativen Verhältnisse bei der Um-
formimg von Wechselstrom zwischen Metall — Kohle in „Gleichstrom".
Zwischen Metall und Homogenkohle gelang es ihnen nicht einen
dauernden Lichtbogen zu erhalten, wohl aber zwischen Metall und
Dochtkohle. Aus diesen Versuchen ergibt sich der Satz:
„Die „Gleichstrom" -Spannung ist von der Wechselstromspannung
abhängig und zwar wächst die „Gleichstrom" -Spannimg, wenn die
Wechselstromspannung wächst", für dieselbe Stromstärke \md dieselbe
Distanz der Elektroden. Bedeutet E die elektromotorische Kraft der
Wechselstromquelle, Eg die Gleichstromspannung im Lichtbogen, J die
Wechselstromstärke, die annähernd konstant gehalten wurde, so war
für konstante Elektrodendistanz:
1) Gold, Wien. 10411a, p. 814, 1895.
2) V. Lang, Wied. Ann. 63, p. 191, 1897.
«) Eichberg und Kallir, Wien, 107 11a, p. 657, 1898.
Scheinbare Gleichströme im Wechselstrombogen.
115
J
E
Eg
<ss 7,2 Ampere
50 Volt
9,45 Volt
oo 7,2 -
107 -
31,5 -
oo 7,2 -
207 -
69,1 -
oo 8,0
50 -
9,3 -
cvj 8,0
107 -
29,0 -
CSD 8,0
207 -
66,8 -
Bei einer Ladung von Akkumulatoren durch den mit Wechsel-
strom gespeisten Eisen — Kohle — Lichtbogen erhielten Eichberg und
Kallir einen Wirkungsgrad der Umformung von 30% als Mittelwert.
Dieselben Beobachter untersuchten auch einen von Wechselstrom
gespeisten Bogen zwischen einer Dochtkohle und einer Homogenkohle.
Hierbei zeigte sich, daß stets ein „Gleichstrom" von der Dochtkohle
zur Homogenkohle floß. Es wurden verschiedene Lagen der Kohlen zu
einander untersucht. 1. Dochtkohle oben, Homogenkohle unten. 2. Docht-
kohle imten, Homogenkohle oben. 3. Beide Kohlen horizontal. , Stets
trat der „Gleichstrom" auf. Quantitativ zeigte sich ein Unterschied;
der „Gleichstrom" war, unter sonst gleichen Verhältnissen, am stärksten,
wenn bei vertikaler Anordnung der Kohlen die Dochtkohle oben stand.
Blondel*) gelang es den „Gleichstrom" zwischen Metall und
Kohle zu erhalten, auch wenn die Kohle homogen war. Freilich ist
der Bogen bei Verwendung von Homogenkohle sehr unbeständig, sodaß
es sich für Beobachtimgsreihen empfiehlt Dochtkohlen zu verwenden;
der Bogen ist dann viel beständiger, besonders bei größeren Distanzen.
Blondel unterscheidet zwei Arten von Bögen, die sich zwischen
Metall und Kohle bilden lassen und sich in Bezug auf den „Gleich-
strom" verschieden verhalten, den „kurzen" Bogen und den „langen"
Bogen. Schon Jamin und Maneuvrier sagten: „Im allgemeinen ist
der Diflferenzenstrom schwach oder überhaupt null, wenn der Bogen
eine geringe Länge hat, seine Stärke wächst mit der Elektrodendistanz."
Sie untersuchten aber die Frage nicht quantitativ.
Blondel fand nun, daß für den kurzen Bogen, dessen Länge im
allgemeiQen kleiner als 1 mm ist, der „Gleichstrom" sehr schwach ist.
Der kurze Bogen ist sehr beständig.
Beim langen Bogen tritt der „Gleichstrom" viel deutlicher auf,
als beim kurzen Bogen.
Der lange Bogen ist aber sehr unbeständig und stets von einem
Tone begleitet. Auch sind die verschiedenen Metalle mehr oder weniger
1) Blondel, CR. 128,1, p. 727, 1899.
116
Elektrische ErscheinuDgen im Lichtbogen .
— X
6/tichstrüm
HCH
iiiii'-
geeignet, einen langen Bogen zu erzeugen. Aluminium bedeckt sich sehr
schnell mit einer erdigen Schicht und der Bogen yerlöscht. Bei Eisen
bildet sich der lange Bogen gut, wenn Stromstärke und Spannung hin-
reichend groß sind. Zink eignet sich nicht für diese Versuche, weil es
leicht schmilzt. Kupfer eignet sich gut zu diesen Versuchen. Der
Durchmesser der Elektroden soll nicht mehr
als 3 mm sein.
Hewitt*) benutzte seine Quecksilber-
bogenlampe zur TJmformimg von Drehstrom
in Gleichstrom. In Fig. 59 ist die Schaltung
der Lampe dargestellt. Hewitt verwendet
eine kugelförmige Lampe, welche luftleer ge-
pumpt wird und mit Quecksilberdampf an-
gefüllt ist; auf einer Seite ihrer Wandung
sind vier Stahlelektroden eingeschmolzen, die
einer fünften, durch eine Quecksilbermenge
gebildeten Elektrode gegenüberstehen. Schließt
man drei der oberen Elektroden an eine in
Stern geschaltete Drehstromquelle an und
zweigt, wie in Fig. 59 dargestellt ist, von
dem Nullpimkt des Drehstromsystems und
der Quecksilberelektrode einen Stromkreis ab,
so fließt in demselben ein pusierender Gleich-
strom , dessen Spannung der Schenkelspannung der Drehstromquelle ent-
spricht. Die vierte, in Fig. 59 nicht eingezeichnete Stahlelektrode wird
beim Ingangsetzen des Apparates benutzt. Hewitt benutzte zu seinen
Versuchen eine Röhre von etwa 175 mm Durchmesser und 230 mm Länge,
welche eine Leistung von etwa 8 Kw. umzusetzen vermochte und 200
sechzehnkerzige Glühlampen speiste. Das Gewicht einer solchen Röhre
beträgt etwa 1,4 kg. Die Röhre erwärmt sich bald nach ihrer Inbetrieb-
setzung auf eine konstante Temperatur, welche von der Größe der Be-
lastung gänzlich unabhängig ist, da der Spannungsabfall zwischen oberen
und unteren Elektroden einen konstanten Wert von 14 Volt besitzt.
Neuere Versuche zeigen, daß sich die Größe dieses Spannungsgefälles
bis auf 6 Volt herabdrücken läßt. Der Wirkungsgrad des Umformers
ist von der Größe der verwendeten Spannung abhängig und wurde bei
1800 Volt zu 99 %, bei 600 Volt *zu 95 7o bestimmt. Die Höhe der
Betriebsspannung läßt sich ohne weiteres auf 3000 Volt und wahrschein-
lich weiter bis auf 10 000 Volt steigern. „Ein Verwendungsgebiet, für
welches sich der Hewitt sehe Umformer seiner großen Einfachheit halber
Fig. 59.
') E.T.Z. 24, p. 87, 187, 1903.
i
Scheinbare Gleichströme im Wechselstrombogen. 117
ganz besonders eignen dürfte, wäre das Aufladen von Akkumulatoren-
batterien aus Drehstromnetzen, da hierbei eine konstante Gleichstrom-
spannung nicht erforderlich ist." •
§ 51. Erklärnngeii.
Einen Einblick in die Natur dieses „Gleichstroms" gab Blondel
durch seine zahlreichen oscillographischen Aufnahmen, indem er während
einer Periode des Wechselstromes den Verlauf der Strom- und Spannungs-
werte aufnahm. Für d^n kurzen Bogen, bei welchem der Gleichstrom
sehr schwach ist, gelten die Fig. 61 und 62. Fig. 60 stellt die elektro-
Fig. 60—62.
motorische Kraft der Stromquelle, welche den Bogen speiste, dar. Die
Aste dieser Kurve sind symmetrisch. Fig. 61 stellt die Strom- und
Spannungskurve für einen Bogen zwischen Kupfer und Homogenkohle
bei einer Distanz von 1,4 mm dar. Die punktierten Kurven sind
Stromkurven, die ausgezogenen Spannungskurven. Man sieht, daß die
Aste der Stromkurve eine kleine Unsymmetrie aufweisen. Die maximale
Ordinate der Stromkurve ist in dem über der Nulllinie liegenden Teile
der Stromkurven etwas größer als in den unterhalb der Nulllinie
liegenden Teilen. Der Eflfektivwert des Stromes ist also größer für
den Ast der Stromkurve, der über der Nulllinie liegt, d. h. während
der Strom in der Richtung Metall — Kohle fließt.
Diese Unsymmetrie der Kurvenäste ist bei kurzem Bogen klein
für Kupfer — Kohle imd Aluminium — Kohle. Sie ist für den kurzen Bogen
größer beim Eisen — Kohle- oder Zink — Kohlebogen. Fig. 62 zeigt die
Kurven für einen kurzen Bogen zwischen Eisen und Dochtkohle. Die
Elektrodendistanz ist 1 mm. Die Amplitude der Stromstärke in dem
über der Nulllinie gelegenen Teile ist hier bedeutend größer als die
Amplitude der unterhalb der Nulllinie gelegenen Teile. In Fig. 61 war
die Differenz der Amplituden nicht so groß. Im übrigen sind diese
Kurven denen zwischen gewöhnlichen Kohlen, wie wir sie in § 26 — 29
gesehen haben, ähnlich. Wenn der Widerstand des Kreises induktions-
frei oder induktiv ist, verändert sich das Aussehen dieser Kurven wie
zwischen gewöhnlichen Kohlen.
118
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen,
Für den langen Bogen ist charakteristisch, daß die Stromkurve
eine halbe Periode ganz unterdrückt ist, da der Bogen sich nicht
im Sinne Kohle — Metall entzündet. In Fig. 63 und 64 sind diese
Kurven nach Blondel für lange Bögen dargestellt.
Das Aussehen der Kurven weicht wenig bei den verschiedenen
Metallen von einander ab. In Fig. 63 z. B., welche für einen Bogen
zwischen Kupfer und Dochtkohle von 4,7 mm Elektrodendistanz gilt,
sehen wir, daß der Ast der Stromkurven unterhalb der Nulllinie ganz
unterdrückt ist und also nur gleichgerichtete Stromimpulse bestehen.
Dieselbe Erscheinung sehen wir auch in Fig. 64, welche für einen
2,9 mm -Bogen zwischen Eisen und Dochtkohle aufgenommen ist. Die
Spannungskurve verläuft, sowie der Strom verschwunden ist, wie die
Kurve der elektromotorischen Kraft der den Bogen speisenden Wechsel-
Fig. 63—65.
Stromquelle und zwar so lange, bis sich der Bogen wieder entzündet
und die Kurve der Stromstärke sich von der Nulllinie zu erheben
beginnt. Durch diese Kurvenaufnahmen ist also erwiesen, daß kein
eigentlicher Gleichstrom im Wechselstrombogen fließt, sondern daß beim
langen Bogen nur gleichgerichtete Stromimpulse bestehen. Der von
Jamin und Maneuvrier gemessene Gleichstrom ist bei langen Bögen
nichts anderes als der Mittelwert der Stromstärke während einer halben
Periode.
Wenn der Stromkreis induktiv ist, so wird die Dauer einer Aus-
löschung umso größer, je größer die Selbstinduktion des Stromkreises ist.
Die Strom- und Spannungsverhältnisse während einer Periode im
Metall — Kohlelichtbogen wurden auch von Duddell und Marchant
mittels ihres Oscillographen aufgenommen. Ihre Ergebnisse stehen im
vollen Einklang mit den Ergebnissen Blondel s. AuBer dem kurzen
Bogen, bei welchem eine kleine Unsymmetrie zwischen den Ästen der
Stromkurve oberhalb und unterhalb der Nulllinie stattfindet, und dem
langen Bogen, bei welchem während einer halben Periode der Strom
vollständig verschwindet, beobachteten sie noch einen dritten Fall, der
nur bei Zink, Eisen und Phosphorbronze auftrat, s. Fig. 65, bei welcher
der Strom nur während eines größeren Teils derjenigen Hälfte der
Periode verschwimden ist, während welcher die Kohle positiv ist. Man
Scheinbare Gleichströme im Wechselstrombogen. 119
sieht auch hier, wie die Spannung an den Klemmen des Bogens einem
hohen Werte zustrebt, während der Strom null ist.
Über den scheinbaren „Gleichstrom" zwischen Kohlenelektroden
verschiedener Art geben auch die Kurvenaufnahmen Aufschluß. Ein
Verschwinden des Stromes, wie beim Metall — Kohlebogen, tritt hier nie
auf, sondern nur eine Unsymmetrie der Stromkurvenäste, wie beim
kurzen Metall — Kohlebogen. Im Jahre 1897 nahm Gh. F. Smith^) die
Kurven eines Wechselstromlichtbogens zwischen einer Homogen- und
Dochtkohle auf und fand, daß die Amplitude des Stromes größer war,
wenn die Dochtkohle positiv war, als wenn die Homogenkohle positiv
war. Ausführlich wurde diese Erscheinung wieder von Duddell und
Marc haut 1899 untersucht, welche den Docht einer gewöhnlichen
Dochtkohle entfernt hatten und in einer großen Versuchsreihe den Docht
durch verschiedene Substanzen ersetzt hatten. Einige ihrer Kurven
sind schon in § 29 besprochen worden.
Zur Erklärung dieser Erscheinung, daß nämlich im Wechselstrom-
bogen zwischen Metall und Kohle bei hinreichender Elektrodendistanz
der Strom nur in der Richtung Metall— Kohle fließt, in der anderen
Richtimg aber unterdrückt ist, muß angenommen werden, daß der Wider-
stand in einem solchen Lichtbogen je nach der Richtung des Stromes
verschieden groß ist. Sahulka hat beobachtet, daß während der einen
halben Periode des Wechselstromes hauptsächlich das Eisen verdampft
wird, während in der anderen Hälfte der Periode hauptsächlich die
Kohle verdampft wird. Die Gasstrecke, die mehr Eisenteilchen enthält,
leitet augenscheinlich die Elektrizität besser, besitzt also einen gerin-
geren Widerstand als die Gasstrecke in der anderen Hälfte der Periode,
welche hauptsächlich Kohlenteilchen enthält. Diese Ansicht wird gestützt
durch die Beobachtimgen von Jamin und Maneuvrier, welche durch
einen Quecksilber — Kohle -Bogen einen Gleichstrom schickten. Hatte
der Gleichstrom die Richtung Quecksilber— Kohle, so hatte der Bogen
eine ausgesprochen grüne Farbe und man sah lebhaft Quecksilber ver-
dampfen. Hatte aber der Gleichstrom die Richtung Kohle — Quecksilber,
so war die Farbe des Bogens rötlich und es fand nur eine schwache
Verdampfung des Quecksilbers statt. Schickt man nun Wechselstrom
durch den Bogen Quecksilber — Kohle, so brennt der Bogen grün, woraus
Jamin und Maneuvrier schlössen, daß die Stärke des Wechselstromes
in der Richtung Quecksilber — Kohle bedeutender als in der Richtung
Kohle — Quecksilber war. Schon Foucault hatte (1844) beobachtet,
daß der Gleichstromlichtbogen zwischen Kohle und Silber in der Rich-
tung Kohle — Silber sehr unruhig war; floß der Strom hingegen in der
') Ch.F. Smith, The Elect. 1897, 22. Oct.
120
Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Richtung Silber — Kohle, so brannte der Bogen ganz ruhig mit hellem,
grünem Glanae. Pettinelli^) beobachtete, daß, wenn einem Eisenstab
ein Holzkohlenstab als Elektrode gegenüberstand, der Widerstand, wenn
Eisen negativer Pol war, „etwa hundertmal größer ist, als wenn Eisen
positiv ist".
Arons') stellt folgende Tabelle auf, aus welcher hervorgeht, daß
im Gleichstrombogen Metall — Kohle die Leitfähigkeit des Bogens größer
ist, wenn der Strom vom Metall zur Kohle als in umgekehrter Richtung
fließt. Die Beobachtungen mit denselben Elektroden fanden bei gleicher
Stromstärke statt.
Anode
Kathode
mm
Spannung
Volt
Ag
C
7
40
C
Ag
4,5
57
Ag
C
5
42
C
Ag
3,9
65
AI
C
4
23
C
AI
4
57
Cu
C
7
60
C
Cu
4
60
Auch Gold ist der Ansicht, daß bei dem Bogen Eisen — Kohle die
Leitfähigkeit des Bogens in der Richtung Eisen — Kohle größer ist, als
in der Richtung Kohle — Eisen. Er fand nämlich bei einer Untersuchimg
mit Gleichstrom, daß bei gleicher Stromstärke imd gleichem Spannungs-
abfall im Bogen der Bogen Eisen — Kohle bedeutend länger ist, wenn
ein Gleichstrom durch ihn in der Richtung Eisen — Kohle fließt, als in
der Richtung Kohle — Eisen, d. h. also der Bogen Eisen — Kohle hat
einen geringeren Widerstand als der Bogen Kohle — Eisen. Außerdem
aber hatte er folgendes beobachtet. An der Eisenelektrode befindet sich
bekanntlich ein Tröpfchen geschmolzenen Eisens, auf das schon Sahulka
aufmerksam gemacht hat. Betrachtet man den Wechselstromlichtbogen
Eisen — Kohle durch eine stroboskopische Scheibe, die synchron mit den
Wechselstromschwingungen rotiert, so schwingt während einer Periode
der Eisentropfen zwischen den in Fig. 66 angedeuteten Stellungen. Der
Tropfen führt also Pulsationen aus und verkürzt und verlängert während
je einer halben Periode die Elektrodendistanz. Aus der Verlängerung,
welche immer eintritt, wenn der Strom in der Richtung Eisen — Kohle
fließt, resultiert also noch außer der hauptsächlichen Verdampfung von
1) Pettinelli, Rend. Acc. Line. (5) 5 [1], p. 118, 136, 1896.
2) Arons, Wied. Ann. 57, p. 185, 1896.
Scheinbare Gleichströme im Wechselstrombogen. 121
Eisen während dieser Hälfte der Periode eine Widerstandsverkleinerung,
hervorgerufen durch die mechanische Verkürzung der Bogenstrecke,
welche bei der Stromrichtung Eisen — Kohle erfolgt. Dieses Phänomen
des oscillierenden Tropfens konnte Gold, wenn der Bogen mit Gleich-
strom gespeist wurde, nicht beobachten.
Der Grund, weshalb die Leitfähigkeit des Bogens in der Richtung
Metall — Kohle größer als in umgekehrter Eichtimg ist, scheint nach
Arons^) in erster Linie in der Verschiedenheit des Wärmeleitungs-
vermögens der Elektroden selbst zu liegen. Das Wärmeleitungsvermögen
der Kohle ist viel geringer als dasjenige der Metalle; unter den Metallen
hat Quecksilber das geringste Wärmeleitungsvermögen, doch ist dieses
noch ungefähr 37 mal größer als dasjenige der Kohle. Deshalb über-
dauern nach Arons die Kohlenelektroden einen kurzen Durchgang der
Stromstärke durch null mit einer höheren Temperatur als die Metall-
elektroden. „Bekanntlich ist die elektromotorische Kraft, welche not-
Fig. 66.
wendig ist, das Metall zu verflüchtigen, geringer als die, um Kohle im
Bogen zu verflüchtigen, imd die Versuche von Lecher, Zuchristian,
Groß und Shepard haben gezeigt, daß bei einer kälteren Elektrode
eine niedrigere Spannung aufgewendet werden muß, um den Bogen zu
erzeugen, als bei einer wärmeren Elektrode ; deshalb entsteht der Bogen
Metall — Kohle oder dicke Kohle — dünne Kohle leichter als in der um-
gekehrten Richtung". Nun ist es aber schwieriger, einen erloschenen
Metallbogen als einen erloschenen Kohlebogen wieder zum Brennen zu
bringen, s. Seite 6. Blondel nimmt an, daß das Wiederanzünden des
Lichtbogens durch einen Funken erfolgt, der vom negativen Pole aus-
geht, und im rotierenden Spiegel sah er tatsächlich nach dem Durch-
gang des Stromes durch null eine Leuchterscheinung vom negativen Pol
zum positiven gehen, welche das Wiederentstehen des Bogens einleitete.
Dieser Funken geht nun aber im Falle Metall — Kohle leichter von der
infolge der schlechten Wärmeleitfähigkeit noch weißglühenden Kohle
aus, als von der Metall elektrode, die infolge der guten Wärmeleitfähig-
keit schnell ihre hohe Temperatur während des Stromdurchgangs durch
null verliert. Ist also die Kohle negativ, so entzündet sich der Bogen
leicht und der Strom fließt vom Metall zur Kohle. Ist das Metall
negativ, so kann es keinen Funken aussenden, und der Strom bleibt
unterbrochen, solange die Kohle positiv ist. Die positive Kohle behält
>) Arons, Wied. Ann. 57, p. 185, 1896.
122 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
aber infolge ihrer geringen Wärmeleitfähigkeit bei normalen Periodenzahlen
ihre hohe Temperatur bei und von ihr kann, sowie sie negativ geworden
ist, ein Funke ausgehen. Nach dieser Erklärung von Blonde 1 läßt sich auch
der Grund des Verhaltens des kurzen Bogens, den Strom in der Richtung
Kohle — Metall nicht ganz zu unterdrücken, erkennen. Ist nämlich die Elek-
trodendistanz sehr klein, so befindet sich die Metallelektrode in größerer
Nähe der warmen Kohlenelektrode und wird von letzterer warm gehalten,
sodaß die Verschiedenheiten in den Temperaturen der beiden Elektroden
nicht mehr so ausgesprochen sind, als im Falle der langen Bögen.
Frau Ayrton^) schließt aus den Duddell -Marchant'schen
Kurven für den langen Metall — Kohlebogen, daß in der Gasstrecke des
Bogens nur metallische Partikeln und keine Kohlenpartikeln vorhanden
sind, da beim langen Bogen kein Strom in der Richtung Kohle — Metall
fließt und infolgedessen keine Kohlenverdampfung bezw. Losreißen von
Kohlen Partikeln stattgefunden haben kann. Da mm Metall sich bei einer
viel niedrigeren Temperatur als Kohle verflüchtigt, muß der Metalldampf
auch kälter als Kohledampf sein. Wenn nun die Metallelektrode an-
fängt positiv zu werden, so ist sie in Berührimg mit ihrem eigenen
Dampf, und ihre Temperatur liegt in der Nähe ihrer eigenen Ver-
dampfungstemperatur. Wenn andererseits die Kohlenelektrode positiv
zu werden beginnt, so ist sie in Berührung mit dem Metalldampf, dessen
Temperatur viel niedriger als die Verdampfungstemperatur der Kohle ist.
Die positive Kohlenelektrode in Berührung mit Metalldampf beansprucht
also mehr Hitze d. h. mehr elektrische Energie, um Dampf zu ent-
senden, als die Metallelektrode, welche mit Metalldampf in Berührung
steht, oder als eine Kohlenelektrode beansprucht, die von Kohlendampf
umspült ist, und daher kommt nach Frau Ayrton der Strom im Sinne
Kohle — Metall bei langen Bögen gar nicht zu stände.
Jamin und Maneuvrier hatten neben der Erklärung des „Gleich-
stromes" im Wechselstromlichtbogen durchWiderstandsänderung der Bogen-
strecke je nach der Stromrichtung auch die Möglichkeit der Erklärung
dieser Erscheinung durch eine elektromotorische Gegenkraft angedeutet.
Gold versuchte eine solche nach der Methode Lecher-Stenger fest-
zustellen, doch gelang es ihm nicht, unmittelbar nach dem Verlöschen
des Lichtbogens eine elektromotorische Gegenkraft nachzuweisen.
Auch die beim Dochtkohle — Homogenkohlebogen auftretende Un-
symmetrie der Stromkurvenäste läßt sich durch die Erscheinung der
besseren Leitfähigkeit der Bogenstrecke im Sinne Dochtkohle — Homogen-
kohle erklären, denn Frau Ayrton 2) hatte beobachtet, daß die Spanmmg
1) Mrs. Ayrton, Inst. El. Eng. 28, p. 86, 1899, Diskussion.
2) Mrs. H. Ayrton, The Elect. 39, p. 572, 1897.
Scheinbare Gleichströme im Wechselstrombogen. 123
eines Gleichstromlichtbogens in der Richtung Dochtkohle — Homogen-
kohle kleiner ist, als in der entgegengesetzten Richtimg. Da di,e Größe
der auftretenden Unsymmetrie im Dochtkohle — Homogenkohle -Wechsel-
strombogen auch von der gegenseitigen Lage der Elektroden zu ein-
ander abhängt, scheint sie nach Eichberg und Kallir die Resultante
aus zwei Komponenten zu sein, von denen die eine durch die Lage, die
andere durch die Beschaffenheit der Elektroden bedingt ist.
Die Verwendung der. Hewitt' sehen Quecksilberbogenlampe zur
Umformung von Drehstrom in pulsierenden Gleichstrom beruht auf der
Erscheinung, daß der Quecksilberdampf den Strom nur in einer Richtung,
nämlich vom Stahl zum Quecksilber, durchläßt; in umgekehrter Richtung
findet kein Stromdurchgang durch den Quecksilberdampf statt. Bei
niedriger Periodenzahl sieht man bei dem Hewitt 'sehen Umformer
einen abwechselnd von einer der drei Stahlelektroden zum Quecksilber
übergehenden Dampfstrahl. Die Quecksilbermasse selbst führt eine
rotierende Bewegung aus, deren Winkelgeschwindigkeit sich mit der
Periodenzahl ändert. Die Hewitt' sehen Umformer können auch mit
Strömen von noch mehr Phasen als Drehstrom betrieben werden; je
höher die Zahl der Phasen ist, desto mehr nähert sich der erzeugte
pulsierende Gleichstrom einem Strom konstanter Spannung.
Die Hewitt 'sehe Beobachtung bedeutet insofern eine interessante
Erweiterung der Kenntnis von den pulsierenden Gleichströmen im Wechsel-
strombogen, als die von Hewitt verwendeten Bogenlängen sehr groß im
Vergleich zu den langen Bögen Blondel's sind. Während man beim
Metall — Kohlebogen nur unter besonders forcierten Verhältnissen Bögen
von über 3 cm Länge erzeugt hat, sind die Bögen in der Hewitt'schen
Lampe mehrere Dezimeter lang. Außerdem zeigt die Hewitt 'sehe Beob-
achtung, daß der pulsierende Gleichstrom auch in einem Wechselstrom-
bogen zwischen zwei verschiedenen Metallelektroden auftritt^).
ۥ Im IVeehselstroiitboseii fliefsende WechselstrSme
Terschiedener Perlodenzahl.
§ 52. Yersnch von Penkert.
Ein ähnliches Verhalten wie das auf Seite 95 für den Gleich-
stromlichtbogen beschriebene fand Peukert^) auch für den durch
Wechselstrom gespeisten Lichtbogen; auch einen solchen kann man durch
Parallelschaltung eines Kondensators zimi Tönen bringen und kann so
Wechselströme hoher Frequenz aus solchen niederer Frequenz erzeugen.
>) Monasch, E.T.Z. 24, p. 336, 1903.
«) Peukert, E.T.Z. 22, p. 468. 190L
124 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
IV. Die elektromotopisehe Gegenkraft im
Lichtbogen.
§ 53. Erklärung der elektromotorischen Gegenkraft durch Thermo-
elektrizität.
Der konstante, von der Bogenlänge unabhängige Teil a der
Spannung zwiscben den Elektroden in den Formeln 1 — 3 in § 19 wurde
von Wild im Jahre 1860 dadurch zu erklären versucht, daß er annahm,
der Bogen sei der Sitz einer thermoelektrischen Gegenkraft, welche der
elektromotorischen Kraft der den Bogen speisenden Stromquelle ent-
gegenwirke. Wenn eine solche thermoelektrische Gegenkraft im Bogen
vorhanden ist, so müßte sie sich noch kurze Zeit nach dem Verlöschen
des Lichtbogens, bevor sich die Elektroden vollständig abgekühlt haben,
nachweisen lassen. Wild stellte deshalb einen Stromkreis her, der aus
den Kohlen des Lichtbogens und einem Galvanometer bestand. Sofort
nach der Unterbrechung des den Bogen speisenden Stromes erhielt er
im Galvanometer einen starken Ausschlag. Wild gab der thermo-
elektrischen Gegenkraft einen Wert zwischen 30 und 40 Volt. Herz-
feld wiederholte im Jahre 1897 den Wild 'sehen Versuch, fand aber
statt des erwarteten Wertes von 30 — 40 Volt folgende Spannungswerte:
3 Sekunden nach Stromunterbrechung 1,9 Volt,
10 - - - 0,67 Volt.
Schon Edlund^) hatte im Jahre 1868 die Ansicht ausgesprochen,
daß die elektromotorische Gegenkraft im Lichtbogen nicht thermoelek-
trischen Ursprungs sein könne. Es schien ihm unmöglich, daß eine
thermoelektrische Kraft einen sa bedeutenden Wert erreiche, wie ihn
Wild gefunden hatte. E diu nd versuchte eine Veränderung der thermo-
elektrischen Kraft festzustellen, indem er die Temperaturdifferenz der
Elektroden verringerte. Er erhitzte die Kathode durch eine Bunsen-
flamme. Hierdurch erwartete er eine Abnahme der thermoelektrischen
Gegenkraft, konnte aber keine Abnahme derselben beobachten. Er ge-
langt zu dem Schluß, daß die elektromotorische Gegenkraft im Licht-
bogen von der Erwärmung der Elektroden unabhängig sei. Im Gegen-
satz zu dieser Edlund 'sehen Behauptung stehen die in § 25 angeführten
Untersuchungen von Groß und Shepard, Lecher und Herzfeld.
Le Roux^) hält den Lichtbogen für den Sitz einer thermo-
elektrischen Gegenkraft, da sich bei der „Wärmeentwickelung an der
1) Edlund, Pogg. Ann. 134, p. 260, 1868.
3) Le Roux, C. R. 92, p. 709, 1881.
Thennoelektrische Gegenkraft. 125
Berührungsstelle zweier heterogener Körper eine elektromotorische Kraft
bildet, welche dem Strome entgegenwirkt". Er schaltet mit der Hand
nach Unterbrechung des den Bogen speisenden Stromes ein Galvanometer
von hohem Widerstand (Voltmeter) zwischen die Kohlen und beobachtete
ungefähr Y5 Sekunde nach Stromunterbrechung die .dem Strome ent-
gegengesetzt gerichtete thennoelektrische Kraft, deren Größe er nicht
angibt. Der Versuch gelinge um so besser, je kürzer der Lichtbogen
im Augenblicke des Verlöschens sei. Die Kohle ist nach Le Roux
elektropositiv in Bezug auf die Gassäule. Jamin^) glaubt an die
thermo elektrische Gegenkraft beim Wechselstromlichtbogen. Peukert^)
bezweifelt, daß der Lichtbogen der Sitz einer thermoelektrischen Gegen-
kraft sei.
Feußner^) ist der Ansicht, daß die Gegenkraft nicht thermo-
elektrischen Ursprungs sein kann, da sie auch beim Wechselstromlicht-
bogen auftritt, bei „welchem die Temperatur an beiden Elektroden an-
genähert gleich ist".
Luggin*) glaubt nicht an die Existenz einer thermoelektrischen
Gegenkraft im Lichtbogen. „Einer thermoelektrischen Gegenkraft steht
die geringe Veränderlichkeit der Potentialdifferenz zwischen Anode und
Lichtbogen und nicht zum mindesten die Tatsache entgegen, daß ver-
schieden tief in den Bogen eingesenkte dünne Stifte trotz der enormen
Temperaturdifferenz ihrer Spitzen so geringe Potentialdifferenzen auf-
w^eisen."
Duddell ^) unterscheidet zwei thermoelektrische Kräfte im Licht-
bogen, welche bei der Berührung der Elektroden mit der Gassäule des
Bogens entstehen, eine von ungefähr 17 Volt, welche dem Hauptstrom
entgegenwirkt, also eine thermoelektrische Gegenkraft, und eine an der
Berührungsstelle von Gassäule des Bogens und negativer Elektrode von
ungefähr 6 Volt, welche in gleichem Sinne wie der den Bogen speisende
Strom gerichtet ist.
§ 54. Erklärung der elektromotorischen Gegenkraft durch
Polarisation.
Den konstanten Spannungsverlust von ungefähr 39 Volt im Kohle-
lichtbogen nannte Edlund „Elektromotorische Gegenkraft" des Licht-
bogens, indem er annahm, daß im elektrischen Lichtbogen analoge
1) Ja min, C. R. 92, p. 1021, 1881.
») Peukert, Z. f. E. 3, p. 111, 1885.
») Feußner, Centr. f. El. 10, p. 3, 1888.
*) Luggin, Wien, 98. IIa. p. 1125, 1849.
*) Duddell, Proc. Roy. Soc. 68, p. 512, 1901.
126 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Polarisationserscheinimgen auftreten, wie in einer Flüssigkeitszelle und
daß die mechanisclie Zerstäubung der Elektroden eine elektromotorische
Kraft hervorbringe. Die elektromotorische Gegenkraft der Polarisation
wirke der elektromotorischen Kraft der Stromquelle, welche den Bogen
zu erzeugen sucht, entgegen und ein Lichtbogen kann erst entstehen,
wenn die elektromotorische Gegenkraft der Polarisation von der elektro-
motorischen Kraft der Stromquelle überwimden ist, also bei den von
Edlund verwendeten Kohlen, wenn die elektromotorische Kraft der
Stromquelle größer als 39 Volt ist.
In der Tat sind verschiedene Erscheinungen beobachtet worden,
welche auf eine Elektrolyse der Gase im Lichtbogen schließen lassen.
Thomas^) entwarf ein Spektrum des Lichtbogens und fand, daß
die Metalllinien vom positiven Pole zum negativen Pole hin an Helligkeit
zunehmen. Der Kern des Bogens enthalte die Stoffe, welche Banden-
spektra geben, also Kohlenstoff und Gyan. In der Aureole „wandern
von der Anode zur Kathode die Metalldämpfe, welche sich nach diesem
gewissermaßen elektrolytischen Transport oxydieren". Thomas sagt,
der Bogen sei eine Art Gasvoltameter. Er bemerkt ferner, daß wenn
der Bogen in einer Wasserstoffatmosphäre von ungefähr 10 cm Druck
brennt, die Wasserstoff linien am negativen Pole viel heller seien. In
einer elektrolytischen Zelle wandert auch das Metall und der Wasser-
stoff von der Anode zur Kathode.
Miss Baldwin^) findet, daß beim Spektrum des Kohlelichtbogens
die Kohlenbanden am stärksten am positiven Pole auftreten. Führte sie
Metalle in die positive Kohle ein, so traten die Metalllinien stärker am
negativen Pole auf. Die stärker elektropositiven Metalle K, Na, Li, Ba,
Sc, Ca, traten stärker am negativen Pole auf als die schwächer elektro-
positiven Metalle Cd, Zn, Cu, Ag.
Wilson imd Fitzgerald^) untersuchten das Verhalten des Kohle-
lichtbogens in einer Wasserstoffatmosphäre, welche Kohlenwasserstoffe
enthielt. Es zeigte sich, daß an der positiven Kohle graphitische
Kohle abgelagert worden war, während sich an der negativen Kohle
nichts derartiges zeigte. Die Kohlenwasserstoffe scheinen also im Licht-
bogen elektrolysiert und der Kohlenstoff an die Anode gewandert
zu sein.
Auch Foley*) schließt aus spektroskopischen Beobachtungen, daß
die Gase des Lichtbogens elektrolysiert werden.
^) Thomas, CR. 119, p. 728, 1894.
2) Miss Baldwin, Phys. Rev. 3, p. 370, p. 448, 1895.
3) Wilson and Fitzgerald, Proc. Roy. Soc. 365, p. 377, 1897.
^) Foley, Phys. Rev. 5, p. 129, 1897.
Elektromotorische Gegenkraft der Polarisation.
127
Immerhin ist es möglich, daß die hier angeführten elektrolytischen
Erscheinungen ihr Entstehen mehr Zufälligkeiten und sekundären Er-
scheinungen verdanken als einer Elektrolyse der Bogengase.
Wenn eine elektromotorische Gegenkraft der Polarisation im Licht-
bogen vorhanden ist, so müßte sie sich noch kurze Zeit nach dem Ver-
löschen des Bogens nachweisen lassen. Zum Nachweis dieser elektro-
motorischen Gegenkraft der Polarisation benutzte Edlund^) die in Fig. 67
dargestellte Versuchsanordnung. Durch einen Hebelumschälter konnte eine
leitende Verbindung zwischen n und n' (Stellimg I) oder zwischen 1 und 1'
(Stellung II) hergestellt werden. Lag der Umschalter zwischen n und n',
so floß der Strom der Batterie in den Bogen L imd der Bogen brannte.
"Wurde hingegen der TJmschalthebel in die Lage 1 1' gebracht, so war die
Verbindung mit der Stromquelle unterbrochen und der Bogen war ver-
n I n'
<p
JE^^^
Fig. 67.
loschen. Trotzdem zeigte das Galvanometer G einen Ausschlag. E dl und
ließ das Umwerfen des Umschalthebeis durch ein fallendes Gewicht be-
wirken. Die Zeit, welche verging, bis der Kontakt zwischen n und n'
gelöst und bei 1 und 1' hergestellt war, betrug bei Edlund Yqo Sekunde.
Latsch in off 2) schloß auf Grund seiner Versuche nach Edlund,
daß im Lichtbogen eine elektromotorische Gegenkraft der Polarisation
vorhanden sei, für welche er den Wert von ungefähr 23 Volt fand.
Joubert^) vergleicht die Vorgänge im Lichtbogen mit denen in
einem Voltameter und nimmt eine elektromotorische Kraft der Polari-
sation von ungefähr 30 Volt an.
Fröhlich*) schließt seine Beobachtungen über die Elektroden-
spannung mit folgender Betrachtung. „Für die Annahme einer Polari-
sation im Lichtbogen spricht hauptsächlich die Verschiedenheit der Er-
scheinungen an den beiden Kohlen und die Tatsache, daß zur Bildung
des Bogens ein gewisses Minimum der Spannung vorhanden sein muß.
1) Edlund, Pogg. Ann. 134, p. 250, 1868.
') Latschinoff, Lum. El. 1, p. 198, 1879.
5) Joubert, C. R. 91, p. 161, 1880.
*) Fröhlich, E. T. Z. 4, p. 154, 1883.
J28 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Gegen dieselbe und für die Annahme eines Übergangswiderstandes
spricht die Größe des mittelst der anderen Annahme gefundenen Wertes
der Polarisation, welche ungefähr zehnmal so groß ist als alle bekanten
Polarisationen."
Peukert^) ist der Ansicht, daß eine durch Zerstäubung der Elek-
troden hervorgerufene elektromotorische Gegenkraft, wie E dl und sie
angenommen hatte, nicht so groß sein könne (39 Volt) imd außerdem
mit der Stromstärke wachsen müsse.
V. V. Lang2) versuchte den wahren Widerstand des Lichtbogens
zu messen. Er schaltete in den Stromkreis von 58 — 64 Bunsenelementen
zwei Kohlelichtbogen hintereinander und bestimmte den Widerstand
dieses Kreises zwischen zwei Punkten gleichen Potentials, von denen der
eine in der Mitte zwischen den beiden Lichtbögen und der andere in
der Mitte der Batterie lag. Dann wiederholte er die Bestimmung, in-
dem er jeden Bogen durch Widerstände ersetzte und die Stromstärke
konstant hielt. V. v. Lang fand, daß sich ein Unterschied zwischen
dem wahren Widerstand und dem aus der Elektrodenspannung und
Stromstärke berechneten scheinbaren Widerstand ergab. Der schein-
bare Widerstand war größer als der wahre Widerstand, deshalb nahm
V. Lang an, daß eine gegenelektromotorische Kraft im Lichtbogen be-
stehe, durch welche der Überschuß des scheinbaren Widerstandes über
den wahren Widerstand hervorgerufen sei.
Nebel^) gab Methoden zur Messung der elektromotorischen Kraft
an, welche nur ein Bogenlicht benötigen, im übrigen aber der
V. Lang' sehen Methode gleichen. Da die elektromotorische Gegenkraft
mit wachsendem Kohlendurchmesser abnimmt, schließt er, daß sie nicht
von derselben Natur sein könne wie die elektromotorische Gegenkraft
der Polarisation bei Flüssigkeiten.
Uppenborn*) findet, daß die Größe a der Fröhlich' sehen Formel
mit der Stromdichte abnimmt. Daher ist er der Ansicht, daß a im
Lichtbogen nicht einer elektromotorischen Gegenkraft, sondern einem
Übergangswiderstand entspricht.
Arons^) bestimmte mit einer Brückenmethode und einem Licht-
bogen den wahren Widerstand des Lichtbogens und erhielt eine gegen-
elektromotorische Kraft von 39,6 — 40,6 Volt je nach der Stromstärke.
1) Peukert, Z. f. E. 3, p. 111, 1885.
3) V. V. Lang, Centr. f. El. 7, p. 299, 316, 443, 1885.
«) Nebel, Exner's Repert. 22, p. 492, 527, 1886.
*) Uppenborn, Berichte der elektrotechnischen Versuchsstation. München,
No. 6, p. 3, 1886.
«^) Arons, Wied. Ann. 30, p. 95, 1887.
Elektromotorische Gegenkraft der Polarisation. 129
Y. V. Lang*) bestimmte wieder nach seiner Methode von 1885
den wahren Widerstand des Lichtbogens und fand als elektromotorische
Gegenkraft 37 Yolt.
Lecher^) stellte einen Versuch über den Nachweis einer elektro-
motorischen Gegenkraft im Lichtbogen an, welcher das Gegenteil des
Edlund'schen Versuches beweist. Während bei Edlund die Zeit
zwischen Verlöschen des Lichtbogens und Einschalten des Galvano-
meters Yßo Sekunde betrug, erfolgt dies bei Lecher gleichzeitig. Die
Versuchsanordnung von Lecher ist in Figur 68 dargestellt. D bedeutet
eine Dynamomaschine, von welcher die Leitimg über a zum Kohlelicht-
bogen L führt, von da über a' durch einen Konmiutator c c zum
Galvanometer G und anderseits wieder von hier durch den Konmiutator
c c zurück über b' b zur Maschine. Die Galvanometemadel war mit
einer passenden Hemmung versehen, sodaß sie nur nach einer Seite aus-
schlagen konnte. Die Ablesimg erfolgte mit Spiegel und Femrohr. Da
Fig. 68.
jedoch der volle Strom der Maschine die Nadel weit über die Skala
hinausgetrieben hätte, war dem Galvanometer ein passender Widerstand
d vorgeschaltet. Zunächst wurde der Kommutator so gestellt, daß die
Nadel sich bei brennendem Lichtbogen frei bewegen konnte und eine
genau bestimmte Ablenkung zeigte. Hierauf wurde zuerst der Kommu-
tator umgelegt; wurde jetzt der Bogen wieder entzündet, so wäre der
Ausschlag ebenso groß wie früher, aber in entgegengesetzter Richtung
erfolgt, wenn die Galvanometernadel nicht durch die Hemmung am
Nullpunkt zurückgehalten wäre. Lech er entfernte nun den Neben-
schluß d und berechnete, daß der Ausschlag der Nadel ohne Hemmung
das 5 — 7 fache der ganzen Skala betragen hätte. In der Leitung der
Dynamomaschine liegt also nur der Lichtbogen und das Galvanometer,
welches ohne Hemmung einen bedeutenden Ausschlag geben würde.
Jetzt brachte Lecher die beiden Punkte a und b durch einen metallischen
Kontakt in Verbindung; die Maschine ist also kurz geschlossen und
wirkt nicht mehr auf die übrige Leitung, die ihrerseits auch ein ge-
schlossenes System ist. Wäre nun in L eine elektromotorische Gegen -
J) V. V. Lang, Wied. Ann. 31, p. 384, 1887.
>) Lecher, Wien. 95, H. p. 992, 1887.
Monasch.
130 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
kraft tätig, so würde der durch dieselbe erzeugte Gegenstrom unbeein-
flußt von der Hemmung einen Ausschlag des Galvanometers in entgegen-
gesetzter Richtung erzeugen müssen. Eine derartige Hemmung wird
ebenso wie die anliegende Galvanometemadel ein wenig federn, es wird
somit bei diesem plötzlichen Kurzschlüsse ein kleiner Ausschlag erfolgen,
der aber, selbst wenn man ihn auf Rechnung einer Gegenkraft setzen
würde, höchstens zu einem Werte von 2 Volt führen würde. Aber selbst
gegen diesen kleinen Wert spricht ein weiterer Versuch, daß der Aus-
schlag gleich bleibt, wenn der Kurzschluß statt bei a b bei a' b' erfolgt.
Feußner^) machte darauf aufinerksam, daß der "Widerstand des
Lichtbogens nicht von der Stromstärke unabhängig sei. Infolgedessen
seien die Methoden zur Bestimmung des wahren Widerstandes des
Bogens von v. Lang, Arons, Fröhlich für den Bogen nicht anwendbar,
da sie auf dem Ohm 'sehen und dem Kirchhoff 'sehen Gesetze beruhen,
welche die Unabhängigkeit des Widerstandes von der Stromstärke zur
Voraussetzung hätten. Nach den Methoden von v. Lang, Arons und
Fröhlich werde nur ein Bruchteil des wahren Bogenwiderstandes ge-
messen.
Dubs^) ahmt die im Lichtbogen auftretenden Erscheinungen auf
nicht elektrischem Wege nach. Er stellte zwei Kohlenplatten in einer
Entfernung von 1 mm von einander auf und leitete den Strahl einer
Gebläseflamme so über die eine, daß die abgerissenen Kohlenteilchen
die andere trafen. Die beiden Kohlenplatten waren mit einem Galvano-
meter verbunden, welches beim Wandern der Kohlenteilchen eine Ab-
lenkung zeigte. Dubs erklärte die gegenelektromotorische Kraft des
Lichtbogens durch die Arbeit des Abreißens der Elektrodenteilchen. Bei
Kupferplatten war der Ausschlag des Galvanometers geringer, bei Eisen-
platten trat er nicht auf.
Luggin^) bestimmte den „wahren" Widerstand des Lichtbogens
nach einer der von Lang' sehen ähnlichen Methode. Er gelangt zu dem
Ergebnis, daß 0,005 Sekunden nach der Stromimterbrechung keine irgend
bedeutende elektromotorische Kraft im erlöschenden Lichtbogen vor-
handen sei.
Stenger*) vermutet, daß die Lecher' sehe Methode nicht empfind-
lich genug sei, weil sie ein Galvanometer von geringem Widerstand
benutzt, während möglicherweise der Widerstand des erlöschenden
Bogens sehr groß ist. Stenge r schaltet in den Stromkreis einer
1) Feußner, Centr. f. El. 10, p. 3, 1888.
2) Dubs, Centr. f. El. 10, p. 649, p. 749, 1888.
3) Luggin, Wien. 98, IIa. p. 1192, 1889.
*) Stenger, E. T. Z. 13, p. 112, 1892.
Elektromotorische Gegenkraft der Polarisation. 131
Schuckert' sehen Flachringmaschine mit Nebenschlnßwicklung 1. ein
Kohlrausch'sches Federgalvanometer zur Messung des normalen
Stromes, 2. eine mit einseitiger Hemmung ausgerüstete Tangentenbussole,
3. eine Bogenlampe, 4. einen Ballastwiderstand und 5. eine Akkumu-
latorenbatterie von fünf hintereinandergeschalteten Elementen ein. Der
negative Pol der letzteren ist mit der positiven Kohle verbimden.
Während nun die Lampe normal brennt, werden gleichzeitig die Akku-
mulatoren geladen und die Tangentenbussole reagiert nicht infolge der
einseitig wirkenden Hemmung. Wird jetzt die Maschine so kurz ge-
schlossen, daß die 5 erwähnten Apparate außerhalb des Kurzschlusses
liegen, so erlischt die Lampe und sofort schlägt die Galvanometemadel
oft um mehr als 90° aus. Daraus folgt, daß die Gasstrecke kurze Zeit
nach der Unterbrechung des Hauptstromes so gut leitet, daß selbst ein
so unempfindliches Galvanometer reagiert. Entfernt man aber die Akku-
mulatoren und wiederholt den Versuch in derselben Weise, so zeigt das
Galvanometer nach Herstellung des Kurzschlusses keine Ablenkung.
Durch diesen Versuch hält Stenger es für erwiesen, daß eine
elektromotorische Gegenkraft im Lichtbogen nicht vorhanden ist.
Gold^) konnte „gleich nach dem Verlöschen" des Lichtbogens
eine elektromotorische Gegenkraft im Lichtbogen nicht nachweisen.
Arons^) n^hm den St enger 'sehen Versuch wieder auf in der
Absicht, einerseits die Grenze der elektromotorischen Kraft festzustellen,
welche die Akkumulatorenbatterie mindestens haben muß, um nach dem
Verlöschen des Lichtbogens einen Stromschluß zwischen den Kohlen-
elektroden zu erzeugen, andererseits um diejenige Spannung der Batterie
zu ermitteln, welche eben ausreicht, wenn auch nur auf kurze Zeit, den
Lichtbogen in der entgegengesetzten Richtung zu betreiben. Die Ver-
suchsanordnung von Arons war dieselbe wie bei Stenger, nur ver-
wendete Arons als Stromquelle anstatt einer Dynamomaschine die
Leitung eines Elektrizitätswerkes (105 — 110 Volt).
Abweichend von den Versuchen von Stenger fließt bei Arons
bei 5 Akkumulatoren (10 — 11 Volt) noch kein Strom durch den ver-
löschten Lichtbogen. Der Strom tritt erst bei 18 Volt auf. Von hier
steigt er mit wachsender Voltzahl außerordentlich rasch und liefert
schon bei 28 Volt gelegentlieh, bei 30 Volt ziemlieh regelmäßig einen,
wenn auch nur sehr kurze Zeit dauernden Bogen in entgegengesetzter
Eichtung.
Arons gelangt zu dem Ergebnis, daß „der Zustand der Kohlen-
elektroden und der Gasstrecke nach dem Verlöschen des elektrischen
1) Gold, Wien. 104, IIa, 815, 1895.
3) Arons, Wied. Ann. 57, p. 188, 1896.
9»
132 ^ Elektrische Erscheinangen im Lichtbogen.
Lichtbogens ein derartiger sei, daß es einer bestimmten äußeren elektro-
motorischen Kraft bedarf, um einen Strom durch die Gasstrecke zu
senden; es handelt sich also hierbei nicht um die Überwindung eines
einfachen, wenn auch mit der Zeit schnell wachsenden Widerstandes,
wie man nach dem vereinzelten Versuche Stenger 's glauben könnte.
Die Beobachtungen an dem im umgekehrten Sinne fortbrennenden Licht-
bogen deuten darauf hin, daß die elektromotorische Kraft der Akku-
mulatorenbatterie anfangs eine Unterstützung durch eine vorhandene
elektromotorische Gegenkraft im Lichtbogen erfährt, die sehr rasch
verschwindet."
Herzfeld schließt aus seinem in § 10 beschriebenen Versuche,
„daß die vermeintliche Gegenkraft im Lichtbogen nicht die Folge einer
Polarisation der Elektroden durch die abgeschiedenen festen Kohlen-
teilchen sein kann. Denn die Spannung änderte sich nicht mit der Zahl
der Kohlenteilchen, die wirklich von der einen Elektrode zur anderen
gelangten. Eine Polarisation hätte jedoch nur noch durch die gas-
förmigen Teile des Lichtbogens hervorgerufen werden können. Um zu
untersuchen, ob das elektrische Feld auch diese beeinflußt, wurde ein
vergrößertes Bild von ihm durch einen Spektralapparat betrachtet,
dessen Spalt senkrecht oder parallel zu den elektrischen Kraftlinien
stand. Eine Veränderung konnte beim Erregen des elektrischen Feldes
nicht nachgewiesen werden".
Blondel^) schloß aus folgendem Versuch, daß keine elektro-
motorische Gegenkraft im Lichtbogen vorhanden sei. Der einen Licht-
bogen speisende Gleichstrom wird periodisch in sehr kurzen Zwischen-
räumen unterbrochen und während jeder Stromunterbrechung wird ein
Galvanometer an die Elektroden des Lichtbogens gelegt. Diese Vor-
gänge werden durch einen rotierenden Kommutator besorgt. Die B 1 o n d e 1-
sche Anordnung der Apparate ist in Fig. 69 dargestellt. Der Konmiu-
tator T, welcher durch einen Gleichstrommotor mit konstanter Geschwin-
digkeit gedreht wird, besteht aus einer Ebonittrommel, auf welcher zwei
Kupferringe b angebracht sind. Der Bing b rechts trägt einen breiten
Ausschnitt, in welchen ein Segment a eingelassen ist, welches mit
b links in Verbindung steht, und zwei isolierte Kupferplättchen cc.
Der Koromutator machte in der Sekunde ungefähr 40 Umdrehimgen.
Der Einschnitt des Binges b beträgt nahezu Yg des Umfanges.
Die Bogenlampe wird von einer Akkumulatorenbatterie B gespeist,
welche imgefähr 70 Volt Spannung besitzt. Der Strom der Batterie
durchfließt nacheinander einen Beruhigungswiderstand S, den Kom-
mutator zwischen den Bürsten M und P durch den Bing b, die
1) Blond el, C. R. 125, p. 164, 1897.
Elektromotorische Gegenkraft der Polarisation.
133
Bogenlampe EF und den Umschalter C. Bei jeder Umdrehung ist der
Strom während Y5 X Y40 = Y200 Sekunde unterbrochen, während der Aus-
schnitt des Einges b unter der Bürste P vorbeirotiert. Wenn der Bogen
ruhig brennt, wird eine leitende Verbindung zwischen q und r hergestellt,
sodaß der Bogen imd ein Galvanometer hintereinander kurzgeschlossen
sind, wenn das Kupferplättchen a unter der Bürste P vorbeiwandert.
Das Galvanometer muB sehr empfindlich sein. Blondel verwendete zu
seinen Yersuchen ein Deprez-d' Ar sonval- Galvanometer. Bei der
Blondel 'sehen Anordnung hat man nicht den Einfluß der Abkühlung
des Bogens auf sein physikalisches Verhalten während der Stromunter-
I ^ \vvv » — •|'|«M«M'l'H'l'hl»l»l-
S B
Fig. 69.
brechung zu befürchten. Wenn also im Bogen eine gegenelektromotorische
Kraft vorhanden ist, muß sie im Galvanometer G einen Ausschlag hervor-
rufen. Eine Hilfsbatterie p konnte in den Galvanometerkreis zur Bestim-
mung des Wertes des Ausschlags und zur Prüfimg der Empfindlichkeit
der Methode eingeschaltet werden^ Durch Umlegen des Umschalters G
kann man den Lichtbogen durch einen Widerstand von demselben
Stromverbrauch und Spannungs Verlust wie der Lichtbogen selbst ersetzen.
Die Ablenkungen im Galvanometer, die Blondel erhielt, würden,
wenn sie von einer elektromotorischen Gegenkraft herrühren würden,
einer elektromotorischen Gegenkraft von nur maximal 0,16 Volt ent-
sprechen. Die Ablenkungen des Galvanometers waren kaum von ein-
ander verschieden, wenn der Lichtbogen oder der Widerstand E ein-
geschaltet war.
Granquist^) wies nach, daß bei der Arons' sehen Methode von
1896 das Galvanometer (Tangentenbussole) nicht empfindlich genug war,
um den Strom bei einer Spannung unterhalb 18 — 22 Volt festzustellen.
Granquist konnte gleich nach dem Erlöschen des Bogens einen Strom
durch den Bogen mit einem einzigen Danie 11 -Element senden. Er
gelangte zu dem Schluß, daß nach dem Verlöschen des Lichtbogens im
^) Granquist, Beiblätter zu Wiedemann's Annalen, 1898, p. 243.
134 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Bogen keine größere elektromotorische Gegenkraft als von 0,227 Volt
sein kann. Granquist nimmt an, daß die elektromotorische Gegen-
kraft nur während des Brennens des Bogens bestehe und von der Zer-
stäubungsarbeit herrühre, welche der Strom leistet.
' Hotchkiß^) untersuchte die elektromotorische Gegenkraft des
Lichtbogens mit einem Oscillographen von der Periode 0,0002 Sekimden.
Er fand, daß, wenn eine elektromotorische Gegenkraft besteht imd noch
0,0001 Sekunde nach der Stromunterbrechung vorhanden ist, sie nicht
mehr als Yg Volt betragen kann. Aus anderen Untersuchimgen zieht er
den Schluß, daß diese elektromotorische Gegenkraft nicht größer als
1 Volt sein kann.
Corbino und Liga^) speisten den Lichtbogen mit Strom, der
durch einen Wehnelt-Unterbrecher 1000 mal in der Sekunde unter-
brochen wurde. Sie stellten fest, daß nach der Unterbrechimg des
Stromes keine elektromotorische Gegenkraft zu bemerken sei.
Aus diesen Untersuchungen geht hervor, daß sich eine durch Polari-
sation im Lichtbogen hervorgerufene elektromotorische Gegenkraft von
so hohem Betrage, wie Edlund sie angenommen hatte, sofort nach dem
Verlöschen des Lichtbogens nicht nachweisen läßt. Ob nicht während
des Brennens des Lichtbogens in ihm eine elektromotorische Gegenkraft
besteht, läßt sich aus diesen Versuchen nicht entscheiden.
§ 55. Andere Erklärungen.
Schon Schwendler^) hatte zur Erklärung des großen konstanten
Teiles der Elektrodenspannung a angenommen, daß a durch einen Über-
gangswiderstand und nicht durch eine gegenelektromotorische Kraft zu
erklären sei, wobei der Übergangs widerstand nicht wie ein gewöhnlicher
Widerstand von der Stromstärke unabhängig sei, sondern von ihr ab-
hänge. Lech er deutete die Konstante a durch eine Arbeitsleistimg,
welche der Strom im Lichtbogen leistet, „indem zur Überbrückung der
Elektroden ein für allemal eine bestimmte Energiemenge verbraucht
wird". Einen kleinen Anteil an der Konstanz der Konstante a schreibt
er dem Umstände zu, daß die Elektrizität im Lichtbogen sich räumlich
ausbreite.
Feußner ist der Ansicht, daß die Verdampfung des Elektroden-
materials die Größe des Übergangs Widerstandes bedingt. Er hatte auch
den Satz ausgesprochen, daß a umso größer würde, je höher die Ver-
dampfimgstemperatur des Elektrodenmaterials sei. Leider kennt man
1) Hotchkiß, The American Physical Society, 27. IV. 1901.
2) Corbino e Liga, Att. Ass. el. 5, 1901.
8) Seh wen d 1er, The Electr. 2, p. 107, 117, 1879.
Elektromotorische Gegenkraft. 135
nicht die Siedepunkte von Gold, Platin, Silber, Kupfer, Eisen, Nickel,
um diese Beziehung für die Metalle zu prüfen. Außerdem ist die Ver-
dampfung erst die Folge der Stromwärme; sie kann also nicht die Ur-
sache des elektrischen Arbeitsaufwandes sein.
Blondel^) schließt aus den Vorgängen im Wechselstromlichtbogen,
daß der Widerstand des Lichtbogens sich mit der Stromstärke ändert.
Der Strom wird zu gleicher Zeit wie die Spannung null, während das
Bestehen einer elektromotorischen Gegenkraft, die durch Polarisation
hervorgerufen wäre, ein Voreilen des Stromes bewirken müßte. Die
einzige Polarisation, die man zulassen könnte, wäre eine solche, die in
ihrem Entstehen und Verschwinden den periodischen Schwankungen des
Wechselstromes folge; wenn diese bestehe, so unterscheide sie sich nicht
in ihren sichtbaren Wirkungen von einem Widerstände. Auf Grund des
im vorigen Paragraphen beschriebenen Versuches schließt Blondel, daß
der Lichtbogen sich wie ein gewöhnlicher Widerstand verhält und keine
gegenelektromotorische Kraft von der von Edlund angegebenen Größe
zeigt. An der Oberfläche der positiven Elektrodenspitze 2) biete der
Bogen einen großen Übergangs widerstand dar.
Herzfeld spricht (1897) die Ansicht aus, daß sich an der Grenze
zwischen der positiven Elektrode imd dem Lichtbogen eine Schicht von
hohem Widerstände befinde. Diese Schicht werde durch die Joule 'sehe
Wärme erhitzt und spiele dieselbe Rolle wie die Wasserstoffschicht im
Schweiß verfahren von Lagrange und Hoho.
Frau Ayrton^), wohl die gründlichste Kennerin des Kohlelicht-
bogens bei Gleichstrom, zeigte, daß die Konstante a der Fröhlich' sehen
Formel, welche der Konstante a der Ayrton' sehen Formel entspricht,
aus zwei Teilen besteht: nämlich aus einem Spannungsabfall von Y5 a
an der positiven Elektrode und einem Spannungsabfall von Yg a an der
negativen Elektrode. Daraus geht hervor, daß die konstante elektro-
motorische Gegenkraft, wie bis dahin au genommen worden war, nicht
ihren Sitz allein am Krater haben kann. Frau Ayrton ist der Ansicht,
daß der große Spannungsabfall am Krater durch eine Dampfschicht
von hohem Widerstände hervorgerufen ist, welche zwischen der
positiven Elektrode und der Gassäule des Bogens ihren Sitz hat. Der
kleine Spannungsabfall an der negativen Kohle sei möglicherweise durch eine
elektromotorische Gegenkraft zu erklären, welche aber größer ist, als alle
bekannten elektromotorischen Gegenkräfte in Zellen, jedoch bedeutend
kleiner als die von Edlund und Wild vermutete Gegenkraft von 40 Volt.
Blondel, Lum. El. 49, p. 617, 1893.
') Blondel, iDdustrie electrique 4, p. 329, 1895.
3) Mrs. Ayrton, Phil. Trans. 199, A, p. 299. 1902.
136 Elektrische Erscheinungen im Lichtbogen.
Vogel*) sucht die elektromotorische Gegenkraft durch die zur
Dissoziation der Gase im Lichtbogen notwendige Arbeit zu erklären,
welche ein wichtiges Hilfsmittel zur Bestimmung der Atomverbindungs-
wärmen darstelle.
Wiedemann*) spricht die Vermutung aus, daß der Lichtbogen
eine Eeihe diskontinuierlicher Entladungen der Elektrizität sei. Es
ließen sich auch unter diesem Gesichtspunkte die Spannungserscheinungen
im Lichtbogen erklären. Schon A. de la Eive^) sagte im Jahre 1849
„ . . . um so mehr, als der Volta'sche Bogen viel eher als das Er-
zeugnis einer Eeihe imterbrochener, einander mit außerordentlicher
Easchheit folgender Ströme, denn als das eines vollkommen stetigen
Stromes betrachtet werden kann."
Bezold^j leitete unter der Annahme, daß im Lichtbogen diskonti-
nuierliche Entladungen stattfinden, die Edlund'sche Formel ab.
Lecher stellte (1887) experimentell eine Diskontinuität in der
Entladung des Eisen- und Platinlichtbogens bei Gleichstrom fest. Für
Kupfer und Silber konnte er diskontinuierliche Entladungen nicht nach-
weisen, vermutet aber, daß sie so schnell erfolgen, daß seine Methode
nicht empfindlich genug war, um sie festzustellen.
Arons*) stellte eine Diskontinuität in der Entladung beim Queck-
silberlichtbogen fest.
Guye und Monasch®) stellten fest, daß im hochgespanntenWechsel-
stromlichtbogen in der kritischen Zone, bei Bogenlängen, die kleiner
als 3 nmi waren, die Entladung in jeder halben Periode des Wechsel-
stromes diskontinuierlich für die reinen Metalle Platin, Gold, Silber,
Kupfer, Nickel, Aluminium, Magnesium, Eisen und Kadmium ist.
Stenger^) behauptet, es gibt „kein unbedingt sicheres Kennzeichen
dafür, ob man eine gegebene Entladung als Glimmentladung oder Bogen-
entladung anzusehen hat, sondern es existiert zwischen den so sehr
verschiedenen typischen Fällen beider Formen ein stetiger Übergang.
Bei der Glimmentladung findet der große Spannungsabfall an der
Kathode statt, beim Lichtbogen an der Anode".
1) Vogel, Exner's Repertorium, 26, p. 54, 1890.
2) G. Wiedemann, Die Lehre von der Elektrizität, Band IV, 2, p. 835,
p. 855, 1885, Braunschweig.
3) A. de la Rive; Pogg. Ann. 76, p. 286, 1849.
*) Bezold, Pogg. Ann. 139, p. 552, 1870.
*) Arons, Wied. Ann. 58, p. 73, 1896.
«) Guye und Monasch, Ecl. El. 34, p. 305, 1903. 35, p. 18, 1903.
^) Stenger, Wied. Ann. 25, p. 31, 1885.
Viertes Kapitel.
Der Lichtbogen im magnetischen Felde.
§ 56. Wirkung des Erdmagnetismus.
Da der elektrische Lichtbogen eia von einem Strome durchflossener
leicht beweglicher Leiter ist, so muß er von einem Magneten in seiner
Lage beeinflußt werden. Der Einfluß von Magneten auf Lichtbögen
wurde schon von Davy*) beobachtet. Der zwischen horizontalen Elek-
troden brennende Lichtbogen wird durch die erhitzte Luft bestimmt,
eine nach oben gewölbte Biegung anzunehmen. Denkt man sich durch
die glühenden Anfangspunkte des Lichtbogens eine senkrechte Ebene
gelegt, so liegt nach Casselmann^) der höchste Punkt des Bogens nie
in dieser Ebene, sondern mehr oder weniger weit auf der einen Seite
von der Ebene entfernt. Casselmann untersuchte diese Abweichungen
des Bogenscheitels, indem er die Elektroden stets in derselben Horizontal-
ebene erhielt und bei verschieden zum magnetischen Meridian gerichteten
Strömen die Abweichungen des Bogenscheitels beobachtete. In der fol-
genden Tabelle sind seine Beobachtungen zusammengestellt.
Richtimg des Stromes
Abweichung des Bogenscheitels
aus der Vertikalebene
von N
nach S
nach
- NW
-
SO
- NO
- W
-
- N
- sw
-
NO
- NW
- s
-
N
- W
- so
-
NW
- SW
-
-
W
- s
- NO
-
SW
- so
1) Davy, Phil. Trans. 2, p. 427, 1821.
») Casselmann, Pogg. Ann. 63, p. 589, 1844.
138 ^6^ Lichtbogen im magnetischen Felde.
Diese Abweichungen des Bogenscheitels aus der Yertikalebene
sind durch das magnetische Feld der Erde verursacht und zeigen, daß
die Richtung der Ablenkung dieselbe wie bei der Wirkung eines festen
Magneten auf einen beweglichen Stromkreis oder eines festen Strom-
kreises auf einen beweglichen Stromkreis ist. Denkt man sich das
magnetische Feld der Erde durch einen Strom ersetzt, der um den
Äquator von Osten nach Westen fließt, und fließt der Strom im Licht-
bogen auch von Osten nach Westen, so haben wir zwei parallele gleich-
gerichtete Ströme. Dieselben müssen sich anziehen und da nur der
Lichtbogen beweglich ist, wird er von dem festen, um den Äquator
fließenden Strome angezogen, also nach Süden abgelenkt. Die Ablen-
kungen in jeder Lage des Lichtbogens zum magnetischen Felde der
Erde kann man bestimmen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß parallele
gleichgerichtete Ströme sich anziehen, parallele entgegengesetzt gerichtete
sich abstoßen und zwei sich kreuzende Ströme sich anziehen, wenn
beide nach dem Kreuzungspunkt hinfließen, andernfalls sich abstoßen.
Der Einfluß des erdmagnetischen Feldes auf den elektrischen
Lichtbogen läßt sich nach S. P. Thompson^) gut erkennen, wenn man
einen Wechselstromlichtbogen in einem rotierenden Spiegel betrachtet,
dessen Achse horizontal ist. Der Wechselstrom fließt während der
ersten Hälfte einer Periode in einer, während der anderen Hälfte der
Periode in der entgegengesetzten Richtung. Fließt er in der ersten
halben Periode z. B. von Osten nach Westen, so wird der Bogen nach
Süden abgelenkt; in der zweiten Hälfte der Periode fließt der Strom
dann von Westen nach Osten ; der Bogen wird nach Norden abgelenkt.
Im rotierenden Spiegel sieht man für jede halbe Periode ein Bild des
Lichtbogens. Die Bilder der ersten halben Periode sind nach links
gebogen, die der zweiten halben Periode aber nach rechts.
§ 57. Wirkung künstlicher Magnete.
Casselmann untersuchte auch den Einfluß künstlicher Magnete
auf den Lichtbogen. Die Elektroden standen horizontal und der Strom
floß durch den Lichtbogen von Osten nach Westen. Casselmann brachte
nun einen Magneten in verschiedene Stellungen zum Lichtbogen. Die
beobachtete Ablenkung ist die Resultierende aus einer kleinen Kom-
ponente, die durch den Erdmagnetismus hervorgerufen ist und bei der
Versuchsanordnung den Bogen konstant nach Süden ablenkte. Die
andere Komponente der Ablenkung ist durch den Magneten hervor-
') S. P. Thompson, El. Rev. 37, p. 572, 1895.
Wirkung künstlicher Magnete.
139
gerufen. Die Beobachtungen Casselmanns sind in folgender Tabelle
zusammengestellt.
SteUimg
des Magnets zum
Lichtbogen
Richtung
des Nordpols des
Magnets
Ablenkung des Lichtbogens
aus seiner ursprünglichen Stellung
Nördlich
Südlich
Oberhalb
Nördlich
Unterhalb
Südlich
Oberhalb
Nördlich
Nach Süden
oben
- Norden
unten
- Norden
unten
Süden
oben
Nach Süden, weit mehr als ursprünglich
und mit der Wölbung nach unten.
Nach Süden, etwas mehr nach unten als
ursprünglich und etwas weniger als in 1.
Etwas weniger nach Süden als ursprünglich.
Etwas nach Norden.
Nach Norden, mit Wölbung nach oben.
Weiter nach Norden als in 5.
Noch weiter nach Norden als in 6 mit
der Wölbung nach unten.
Nach Süden mit der Wölbung nach unten.
Der Lichtbogen wurde von dem Magneten angezogen, wenn letzterer
sich in einer Stellung befand, in welche eine bewegliche Magnetnadel
durch den Strom gebracht worden wäre, abgestoßen dagegen, wenn der
Magnet sich in der entgegengesetzten Stellung befand.
Wurde ein Hufeisenmagnet dem horizontalen Lichtbogen so genähert,
daß sein Nordpol über und sein Südpol unter der Mittellinie der Elek-
troden stand und dann mit dem Nordpol voran um den Bogen so be-
wegt, daß der Bogen stets zwischen den beiden Polen blieb, so wurde
der Bogen in das Hufeisen hineingezogen. Stand der Südpol oben und
der Nordpol unten, so wurde der Lichtbogen bei der Bewegung des
Hufeisenmagnets aus dem Hufeisen heraus geneigt.
Quet^) fand, daß auch bei feststehendem Elektromagnet der
Bogen „weggeblasen" wurde.
§ 58. Magnetische Rotation.
Wenn man an Stelle der einen Kohlenelektrode einen Stahlmagnet
verwendet, oder einen Eisenstab, welcher mit Kupferdraht umwickelt ist
und durch einen Strom magnetisch gemacht werden kann, so rotiert der
Bogen um die magnetische Elektrode. Die magnetische Rotation des
Lichtbogens wurde von Walker 2) im Jahre 1837 entdeckt. War der
1) Quet, C. R., 34, p. 805, 1852.
») Walker, Pogg. Ann. 54, p. 514, 1841.
140 ^^^ Lichtbogea im magnetischen Felde.
Nordpol Anode, so rotierte der Bogen im Sinne des Uhrzeigers. War der
Südpol des Magnets Anode, so war die Eotationsrichtung umgekehrt.
Bei Casselmann's Versuchen über die magnetische Rotation des
Bogens floß der Strom im Bogen von Osten nach Westen. War der
Südpol Anode, so geschah die Rotation des horizontalen Lichtbogens
von Norden „unten herum nach Süden". War der Nordpol Anode, so
rotierte der Bogen in entgegengesetztem Sinne. War der Südpol Kathode,
so rotierte der Bogen von Norden unten herum nach Süden. War der
Nordpol Kathode, so rotierte der Bogen in umgekehrter Richtung. Die
Rotation des Bogens findet also in derselben Richtimg statt, in welcher
ein stromdurchflossener Leiter rotieren würde, der senkrecht gegen den
Magnetpol gerichtet ist.
§ 59. Elektrodenspannnng im magnetischen Felde.
De la Rive^) hatte beobachtet, daß ein Lichtbogen in einem
magnetischen Felde „nicht eher zu stände konmien kann, als bis man
die Elektroden einander viel weiter nähert, als wenn der Bogen sich
nicht im magnetischen Felde befindet". In dem Augenblicke, in welchem
ein Lichtbogen in einem starken magnetischen Felde entsteht, hört man,
nach de la Rive, „ein sehr starkes Geräusch, ähnlich dem scharfen
Zischen, mit welchem der Wasserdampf aus einer Lokomotive entweicht.
Das Geräusch verschwindet gleichzeitig mit der Magnetisierung".
Der Bogen, der in ein magnetisches Feld gebracht wird, geht
leicht aus. Versucht man, den Bogen in einem starken magnetischen
Felde zu erzeugen, so verlöscht er sofort nach der Erzeugung mit einem
lauten Knall. Bei höherer Spannung wird der Bogen im magnetischen
Felde in eine längere Flamme ausgeblasen und verlöscht schwerer. Das
Verlöschen des Bogens im magnetischen Felde hängt von der Stärke
des magnetischen Feldes und von der Spannung der den Bogen speisenden
Stromquelle ab. Diese Verhältnisse bedürfen noch quantitativer Er-
forschung.
Joubert^) fand, daß bei einem Wechselstromlichtbogen, der
in einem magnetischen Wechselfelde brannte, das von demselben Strome
wie der Bogen selbst erzeugt wurde, der Spannungsverlust im Bogen
größer ist, als wenn der Bogen nicht in einem magnetischen Felde brennt,
und daß der Spannungsverlust umso größer wird, je mehr die Stärke
des magnetischen Feldes gesteigert wird.
1) de la Rive, Pogg. Ann. 76, p. 281, 1849.
«) Joubert, C. R.91, p. 161, 1880.
Anwendungen des Einflusses von Magneten auf Lichtbögeu. 141
§ 60. Anwendungen.
Jamin hatte die Wirkung eines Magnets auf den Lichtbogen bei
seiner Kerze angewendet. Seine Kerze unterschied sich von der Jabloch-
koff 'sehen dadurch, daß bei ihr zwischen den beiden parallelen Kohlen-
elektroden als isolierende Schicht nicht Gips, sondern Luft verwendet
wurde. Hierbei war der Bogen sehr unruhig und wanderte. Durch die
abstoßende Wirkung eines Magnets wurde der Bogen an die Spitzen
der Kohlenstifte getrieben. Außerdem wurde der Bogen durch die
magnetische Blaswirkung verbreitert. Eine Anwendung des Jamin-
schen magnetischen Gebläses wurde in neuster Zeit in der Bremer-
lampe zur Verbreiterung des Lichtbogens gemacht. Der Einfluß des
magnetischen Gebläses auf die Ökonomie ist in § 120 besprochen.
Die Versuche, die Blaswirkung des magnetischen Feldes auf den
Lichtbogen zu Lötzwecken zu verwenden, gehen bis auf Qu et (1852)
zurück. Brauchbar ist erst der Apparat von Zerener. Die elektrischen
Lötapparate sind in § 68 besprochen.
Fünftes Kapitel.
Wärmeerscheinungen im Lichtbogen.
I. Temperaturbestimmungen im Lichtbogen.
§ 61. Bei Gleichstrom.
Tyndall*) bemerkte, daß der elektrische Lichtbogen außerordent-
lich große Energie im ultraroten Teile des Spektrums besitze.
Matteucci^) stellte im Jahre 1850 fest, daß die positive Elektrode
im Lichtbogen eine höhere Temperatur als der Lichtbogen selbst oder
die negative Elektrode besitze, worauf schon Gassiot im Jahre 1838
hingewiesen hatte. Matteucci faod, daß die Temperatur der positiven
Elektrode um so höher sei, je geringer die elektrische Leitfähigkeit der
Elektroden wäre. Er beobachtete die Temperaturerhöhimg der Elek-
trodcD, indem er dieselben mit Wasser umgab und die Temperatur-
erhöhung des Wassers maß.
Man kann auch daran erkennen, daß die Temperatur der positiven
Kohle höher ist als die der negativen, daß nach dem Verlöschen eines
Kohlelichtbogens die positive Kohle viel länger rotglühend bleibt als die
negative.
E. BecquereP) bestimmte die Temperatur des Kohlelichtbogens
mit Hilfe eines Platin-Palladium Thermoelements und eines Photometers.
Er maß die Intensität des bei einer bekannten Temperatur von der
Lötstelle ausgestrahlten roten Lichtes und stellte die Beziehungen
zwischen Intensität des roten Lichtes und Temperatur durch die
Formel dar:
1) Tyndall, Phil. Trans. 156, IL p. 1, 1866.
3) Matteucci, C. R. 30, p. 201, 1850.
») E. Becquerel, Ann. de Chim. et phys. (3) 68, p. 49, 1863.
Temperatarbestimmungen im Lichtbogen. 143
wobei L die Lichtintensität, ^ die Temperatur des Körpers, T die Tempe-
ratur, bei welcher das rote Licht auftritt, und a und b Konstante bedeuten.
Dann stellte er die Intensität des vom Bogen ausgestrahlten roten
Lichtes photometrisch fest und berechnete aus dieser Formel umgekehrt
die Temperatur des Bogens. Als Temperatur des Bogens findet er 2070^.
Rossetti^) beweist, daß die von Becquerel verwendete Formel
nicht für hohe Temperaturen gültig ist. Er beobachtet auch mit Hilfe
einer Thermosäule; seine Methode unterscheidet sich vod der Bec-
querel' sehen dadurch, daß er nicht sichtbare Strahlen zur Unter-
suchung verwendet, sondern Wärmestrahlen (ultrarote). Er stellt eine
andere empirische Formel auf:
y = mT3 (T — ^) — n (T — d),
wobei j den Ausschlag eines astatischen Spiegelgalvanometers, m imd n
Galvanometerkonstanten, T die absolute Temperatur des strahlenden
Körpers und ^ die absolute Temperatur der Umgebung bedeuteD. Aus
dieser Formel berechnet er die Temperatur verschiedener Teile des
Bogens. Die Temperatur der positiven Kohle liege zwischen 2400** und
3900**. Die Temperatur der positiven Kohle sei stets höher als die der
negativen. In der äußersten Spitze der positiven Kohle sei die Tempe-
ratur am höchsten. Die Temperatur der negativen Kohle betrage
zwischen 2138** und 2530**. Auch hier sei die Temperatur in der
äußersten Spitze der Elektrode am größten. Für die Gassäule des Bogens
fand Rossetti ungefähr 4800**.
Die Untersuchungen von Becquerel und Rossetti beruhen auf
der Annahme, daß alle undurchsichtigen Körper gleichgroßes Emissions-
vermögen besitzen, eine Annahme, die jedoch uicht zutrifft. Außerdem
ist es fraglich, ob sich die bei niederen Temperaturen abgeleiteten
Formeln für so hohe Temperaturen, wie sie im Lichtbogen herrschen,
noch gültig erweisen.
Es schien Rossetti, daß die Temperatur der positiven Kohle mit
der Stromstärke steige; doch findet er später, daß die Temperatur der
positiven Kohle bei wachsender Stromstärke konstant bleibe; bei höherer
Stromstärke werde nur ein größeres Stück von der Oberfläche der Kohle
zur Weißglut erhitzt.
Im Jahre 1880 schätzte Dewar^) die Temperatur des Lichtbogens
auf etwa 6000**, indem er die Wärmestrahlung auf eine Thermosäule
fallen ließ. In demselben Jahre findet Crova^) für die Temperatur des
Bogens 3060**, indem er das Strahlungsgesetz durch eine ähnliche Formel
^) Rossetti, Nuov. Cim. (3) 6, 101, 1879, 7, p. 138, p. 185, 1880.
3) Dewar, Proc. Roy. Soc. 30, p. 85, 1880.
3) Crova, Ann. de Chim. et phys. (5) 19, p. 472, 1880.
144 Wärmeerscheinungen im Lichtbogen.
wie Becquerel darstellt. Abney und Festing^) bestimmten im
Jahre 1883 die Temperatur des Kraters zu 6000^, ein Wert, der sicher-
lich zu hoch ist.
Le Chatelier^) findet für die positive Kohle 4100** und für die
negative 3000».
Die bedeutenden Abweichungen in den Angaben der einzelnen
Forscher zeigen die Schwierigkeit genaue Temperaturbestimmungen im
Lichtbogen auszufiihren. Je nach der gewählten Methode erhielten die
Beobachter andere Werte und für jede Methode sind später prinzipielle
Fehler aufgedeckt worden. Genaue Messungen werden sich erst aus-
führen lassen, wenn die physikalischen Konstanten der Körper bei hohen
Temperaturen erschlossen sein werden.
Im Jahre 1892 bestimmte YioUe^) die Temperatur der positiven
Kohlenspitze. Seine Bestimmungen dürften wohl der Wahrheit am
nächsten kommen, doch mußte er die unbewiesene Annahme machen,
daß die spezifische Wärme der Kohle oberhalb 1000° ihren theoretischen,
aus dem Dulong-Petit' sehen Gesetz berechneten Wert besitze. Die
spezifische Wärme der Kohle steigt aber mit wachsender Temperatur*).
VioUe erzeugte einen Bogen mit einer Stromstärke von 400 Amp. Die
positive Spitze der Kohle war so eingefeilt, daß sie zur geeigneten Zeit,
wenn sie weißglühend war, durch einen kurzen Schlag von dem Kohlen-
stifte losgetrennt werden konnte. Sie fiel in ein Wasserkalorimeter,
wobei die Anordnung getroffen war, daß Wärmeverluste so viel wie
möglich vermieden wurden. Vi olle berechnete dann aus der von der
glühenden Kohle an das Wasser abgegebenen Wärmemenge mit Hilfe
der spezifischen Wärme der Kohle die Temperatur der Kohlenspitze.
Er gelangt zu dem Schluß, daß die Temperatur des Kraters konstant
3500° betrage, also unabhängig von der Stromstärke sei.
Die konstante Kratertemperatur hält Yiolle für die Verdampfungs-
temperatur des Kohlenstoffs. Die Temperatur der Gasstrecke des Bogens
sei von der Stromstärke abhängig und wachse mit der Stromstärke.
Dies bestätigte Moissan^). Als Moissan die Stromstärke im Bogen
bis 2200 Amp. steigerte, fand er eine ständige Zunahme der Temperatur
der Gassäule des Lichtbogens mit wachsender Stromstärke.
Wilson und Gray^) fanden im Jahre 1895, daß die Temperatur
der Kohlen selbst unabhängig von der Stromstärke sei. Die Temperatur
^) Abney and Festing, Proc. Roy. Soc. 35, p. 328, 1883.
2) Le Cbatelier, J. de Phys. (3) 1, p. 185. 1892.
3) Violle, CR. 115, p. 1273, 1892.
*) Nernst, Theoretische Chemie, p. 175.
^) Moissan, C. R. 119, p. 776, 1894.
«) Wilson and Gray, Proc. Roy. Soc. 58, p. 24, 1895.
Temperaturbestimmungea im Lichtbogen.
145
des Kraters betrage 3300°, die der negativen KoUe 2400®. Die Methode
von Wilson und Gray bestand darin, daß sie die Strahlungsintensität
von blankem und berußtem Platin bei bekannten Temperaturen fest-
stellten und die Beziehungen zwischen diesen Größen durch eine empi-
rische Formel darstellten. Aus der gemessenen Strahlungsintensität des
Lichtbogens berechneten sie mit ihrer Formel die Temperatur des Licht-
bogens und der Kohlenspitzen.
Lummer und Pringsheim^) bestimmten die Temperatur des
Lichtbogens aus der Lage des Energiemaximums im ultraroten Teile
des Spektrums. Sie hatten gefunden, daß die Temperatur eines
schwarzen Körpers sich aus der Lage des Energiemaximums berechnen
läßt, durch die Formel
A^.T = 2940,
wobei T die absolute Temperatur des Körpers und ^m die Wellenlänge
in tausendstelmillimetem beim Energiemaximum bedeuten. Sie brachten
den Lichtbogen in die Mitte einer innen versilberten gut spiegelnden
Hohlkugel, wodurch die Strahlung des Lichtbogens der eines vollkommen
schwarzen Körpers annähernd gleich gemacht wurde. Die Strahlung ließen
sie durch eine enge Of&iung auf den Spalt eines Spektro-ßolometers fallen
und bestimmten ^m. Es ergab sich dann aus obiger Formel T = 4200® abs.
Für die Körper, deren Strahlungseigenschaften sich wie die des
blanken Platins verhalten, fanden Lummer und Pringsheim ^in.T=2630.
Würde sich also die Strahlung des Bogens wie die des blanken
Platins verhalten, so wäre seine Temperatur 3750® abs. Es ist aber
anzunehmen, daß das Verhalten der Strahlung des Lichtbogens sich mehr
dem Verhalten des schwarzen Körpers als dem des blanken Platins
nähert. Die Versuchsresultate der Temperaturmessungen im Lichtbogen
sind in folgender Tabelle zusammengestellt.
Beobachter
Jahr
Krater Gasstrecke
Grad Grad
Kathode
Grad
E. Becquerel
Kossetti
1862
1879
1880
1880
1883
1892
1892
1895
1899
2400-3900
6000
4100
3500
3300
2070-2100
4800
6000
3060
3480—3930
2158—3150
Dewar
Crova
Abney und Festing . . .
Le Ghatelier
Violle
Wilson und Gray ....
Lummer u. Pringsheim
3000
2700
2400
^) Lummer und Pringsheim, Verh. phys. Ges. 1, p. 230, 1899.
Mo nasch. 10
146 Wärmeerscheinungen im Lichtbogen.
Von diesen Messungen scheinen diejenigen von Yiolle und
Wilson und Gray dem Tatsächlichen am nächsten zu kommen.
Demnach beträgt die Temperatur des Kraters ungefähr 3500°
konstant und die der negativen Kohlenspitze ungefähr 2500°. Die
Temperatur des Bogens selbst, der Gassäule ist von der Stromstärke
abhängig und im allgemeinen höher als die des Kraters. In den ein-
zelnen Teilen der Gassäule selbst ist die Temperatur verschieden groß.
Am größten ist sie im Bogenkern. Sie fällt nach außen hin in der
Aureole ab.
Die bisher besprochenen Temperaturverhältnisse bezogen sich auf
den Kohlelichtbogen. Über die Temperaturverhältnisse an den Elektroden
des Quecksilberlichtbogens, der in der Arons' sehen Quecksilberbogen-
lampe erzeugt wurde, hat Arons^) Beobachtungen gemacht, die am
Metallbogen analoge Verhältnisse wie am Kohlebogen zu ergeben
scheinen. Auch hier ist die Anode heißer als die Kathode und man
bemerkt stets, daß von der Anode das Quecksilber zu der Kathode
hinüberdestilliert.
§ 62. Bei Wechselstrom.
Über dön Wechselstromlichtbogen wird vielfach angenommen, daß
die Temperatur der Kohle sämtlichen Variationen der Stromstärke folge.
Es wird hiermit gewöhnlich die Tatsache erklärt, daß das von den
Kohlen des Wechselstrombogens ausgestrahlte Licht fast denselben
periodischen Schwankungen unterworfen ist wie die Stromstärke selbst.
Doch ist es wegen der schlechten Wärmeleitfähigkeit der Kohle nicht
wahrscheinlich, daß die Temperatur der Kohle den schnellen periodischen
Stromschwankungen bei den normalen Periodenzahlen der Beleuchtungs-
technik folgen kann.
Über die Temperaturschwankungen des Wechselstromlichtbogens
zwischen Kohlenelektroden ist bis jetzt nur eine Untersuchung ausge-
führt worden. Burnie^) bestimmte die Wärmestrahlung des Wechsel-
stromlichtbogen bei Kohlenelektroden im sichtbaren Teile des Spektrums.
Durch einen Spalt drang ein Lichtbüschel des Wechselstrombogens und
fiel auf ein Photometer und auf ein Bolometer. Burnie fand, daß die
Richtung der maximalen Wärmeausstrahlung mit der Richtung der
maximalen Lichtausstrahlung zusammenfiel. In dieser maximalen Aus-
strahlungsrichtung bestimmte er die Momentanwerte von Strom, Spannung,
Licht- und Wärmestrahlung.
1) Arons, Wied. Ann. 62, p. 569, 1897.
2) Beckit Burnie, Ecl. Ei. 13, p. 365, 1897.
Temperaturbestimmungen im Lichtbogen. 147
In Fig. 70 ist eine seiner Aufnahmen für einen Wechselstrombogen
von 50 Perioden pro Sekunde dargestellt. Die Kohlen waren Homogen-
koUen, die effektive Stromstärke betrug 14,8 Amp., die Bogenlänge
5 mm. Aus dieser Figur geht hervor, daß die Temperaturkurve in
kaum merkbarer Weise den Schwankungen der Stromstärke folgt,
während die Lichtkurve in weit empfindlicherer Weise den Strom-
schwankungen folgt.
Es bedarf zur Aufklärung der Temperaturverhältnisse des Wechsel-
stromlichtbogens noch eingehender Versuche, die allerdings mit großen
\M
Fig. 70.
experimentellen Schwierigkeiten verknüpft sind. Es ist auch noch nicht
festgestellt worden, ob beim Wechselstrombogen die in jedei; halben
Periode positive Kohle dieselbe hohe Temperatur erreicht wie der Krater
bei Gleichstrom.
n. Anwendung der Wärme des Lichtbogens bei
chemischen Prozessen.
§ 63. Yersnche von Moissan.
Da der elektrische Lichtbogen diejenige Wärmequelle ist, in welcher
die höchsten Temperaturen in einem kleinen Raum erzeugt werden
können, so wurde er schon kurz nach seiner Entdeckung zum Schmelzen
und Verflüchtigen schwer schmelzbarer Körper verwendet. Im Jahre 1815
schon verflüchtigte Children^) Wolframsäure, Molybdänsäure und Cer-
oxyd im Lichtbogen. Iridium konnte er im Lichtbogen schmelzen.
Despretz^) schmolz im Lichtbogen Kiesel zu einer glasigen Kugel.
1) ChildreD, Phil. Trans. 2, p. 369, 1815.
2) Despretz, C. R. 28, p. 755, 29, p. 545, 709, 1849.
10*
148 Wärmeerscheinungen im Lichtbogen.
Die eingehendsten Forschungen über die Benutzung der Wärme
des Lichtbogens zu chemischen Zwecken machte Moissan^). Er stellte
eine Reihe von Körpern rein dar, z. B. Chrom, Mangan, Molybdän,
Wolfram, Uran, Vanadin, Zirkon, Titan, indem er die Oxyde der be-
treffenden Körper im Lichtbogen reduzierte. In der Industrie hat die
Reindarstellung von Metallen durch Reduktion ihrer Oxyde im Licht-
bogen keine große Bedeutung erlangt. Bei der großen Hitze des Licht-
bogens gelang es Moissan, eine Reihe von bisher noch nicht dar-
gestellten Verbindungen zu erzeugen, nämlich die Karbide, Silicide und
Boride. So stellte Moissan die Karbide von Lithium, Kalcium, Baryum,
Strontium, Cer, Lanthan, Yttrium, Thorium, Aluminium, Mangan, Uran,
Silicium und Bor dar.
Moissan untersuchte auch die drei Modifikationen des Kohlen-
stoffes, den amorphen Kohlenstoff, den Graphit und den Diamant. Bei
gewöhnlichem Druck findet eine Sublimation des Kohlenstoffes im Licht-
bogen statt, d. h. ein Übergehen aus dem festen in den gasförmigen
Zustand, ohne vorher flüssig zu werden. Der wieder kondensierte
Kohlenstoffdampf wird Graphit. Bei sehr starkem Druck wird auch
der Kohlenstoff flüssig und durchsichtig und kann krystallinisch er-
starren. Moissan stellte mit Hilfe der Lichtbogenwärme sowohl kleine
durchsichtige, als auch schwarze Diamanten her.
Nach Moissan werden im Lichtbogen alle Metalle und Metalloide
und deren Verbindungen verflüchtigt, mit Ausnahme der Karbide, Boride
und Silicide.
Von den Karbiden haben besonders das Siliciumkarbid wegen
seiner dem Diamanten nahekommenden Härte als Schleif- und Polier-
mittel, und das Kalciumkarbid als Ausgangsprodukt zur Acetylenbeleuch-
tung und zur Darstellung der Cyanide von alkalischen Erden und Al-
kalien industrielle Bedeutung erlangt.
In der Glasindustrie wird in neuester Zeit der elektrische Licht-
bogen wie es scheint mit Erfolg zum Schmelzen verwendet.
Auch zur Stahlerzeugung wird der elektrische Lichtbogen ver-
wendet. Beim Stassano-Prozeß^) wird die direkte Reduktion der
Eisenerze durch Holzkohle in Verbindung mit der strahlenden Wärme
des über der Beschickung brennenden Lichtbogens bewirkt.
1) Moissan, Der elektrische Ofen. gr. S% 361 S., Berlin 1897.
3) Goldschmidt, E.T.Z. 24, p. 65, 1903.
Chemische Prozesse.
149
§ 64. Karbonmd.
Acheson^) erzeugt Karborund (Siliciumkarbid) durch Eeduktion
von Quarz (Si Og) mit Kohle im elektrischen Ofen und Verbindung des
Siliciums mit dem Kohlenstoff zu Si C. In Fig. 71 ist ein elektrischer
Ofen, der Acheson zur Karborunderzeugung patentiert wurde, dargestellt.
Die Wandungen C des Ofens können aus feuerfesten Ziegeln oder ähn-
lichem Material bestehen und nehmen die einander gegenüberstehenden
Elektroden B B auf. Als Elektroden werden Kohlencylinder verwendet.
Das Material M erfüllt den Ofen um die Elektroden und den Kern E
herum. Zweckmäßig verwendet man einen leitenden Kern E, der
zwischen den Enden der Elektroden angeordnet wird. Das Kem-
Fig. 71.
material besteht aus Graphit, da dieser weniger als andere leitende
Stoffe die Natur des zu erzeugenden Produktes beeinflußt. Das Mate-
rial M besteht aus einer Mischung von ungefähr 50% Retortenkohle,
20 — 30% Quarzsand, zu welchem zur Erleichterung des Schmelzens
etwa 10% Kochsalz zugesetzt werden. Das Schmelzprodukt ist ein
Kern von fast reinem, graphitähnlichem Kohlenstoff, welcher von un-
reinen Siliciumkarbidkrystallen umlagert ist. Diese letzteren werden
in der Rotglut durch Sauerstoff von freiem Kohlenstoff befreit, dann
mit Salzsäure, verdünnter Natronlauge, schwefelsäurehaltiger Fluorwasser-
stoffsäure behandelt und Schlämmprozessen unterworfen. Es resultiert
ein Produkt von 70 % Silicium und 30 7o Kohlenstoff. Das reine Silicium-
karbid ist farblos. Eine Verunreinigung des Siliciumkarbids durch
Eisen färbt es grünlich bis gelblich. Acheson empfiehlt das Silicium-
Karbid als Schleif- und Poliermittel, als Ersatz für Diamantpulver, femer
als Ersatz von Kohlekörpem, die zur Erzeugung elektrischen Lichtes
dienen sollen. Während die Verwendung des Karborunds zu Schleif-
und Polierzwecken mit viel Erfolg Eingang in die Praxis gefunden hat,
haben sich die Karborundlichtkörper nicht bewährt.
1) Acheson, D. R. P. KI. 12, 76 629, vom 16. X. 1892; D. R. P. Kl. 12,
85197, Zusatz vom 27. VI. 1894.
150 Wärmeerscheinuiigen im Lichtbogen.
§ 65. Kalciumkarbid.
Das Kalciumkarbid (Ca Cg) wird unter Benutzung der Wärme des
elektrischen Lichtbogens aus überschüssiger Kohle und Kalk (Kalcium-
karbonat) dargestellt. Seine industrielle Bedeutung liegt in seiner Ver-
wendung zur Acetylenbeleuchtung. KalciunLkarbid ist nämlich ein kräf-
tiges Reduktionsmittel, das sogar Wasser bei gewöhnlicher Temperatur
unter Bildung von Acetylen (Cj Hg) zerlegt. Diese Reaktion erfolgt
nach der Gleichung Ca Cj + 2 H3O = Ca (HO)a 4- C3H2.
Die Arbeitsbilanz*) bei der Darstellung von Kalciumkarbid ist
folgende :
Die spezifische Molekularwärme des Kohlenstoffs wird gewöhnlich
zu 1,92 angenommen. Diese Zahl gilt jedoch nur für die Temperatur 0®;
bei höheren Temperaturen ist sie erheblich größer, bei 3300^ etwa 6,6.
Die Verbindungswärme des Kalciumoxyds ist nach den neueren Ver-
suchen von Moissan 145000 Grammkalorien (und nicht 131500, wie
Thomson früher angegeben hatte). Wenn man nun die Reaktion
Ca + 3 C = Ca C2 + CO bei der Temperatur des elektrischen Ofens,
etwa 3300®, nachrechnet, so erhält man folgendes:
Für die Erwärmung von Ca . . . 43 060 g Cal.
- - - - 3C ... 53940 g -
Verbindungswärme von Ca ... 145 000 g -
Summe 242000 g Cal.
Hiervon abzuziehen:
Verbindungswärme von Ca C2 . . . 3 900 g CaL
- CO ... . 26 100 g -
Summe 30000 g Cal.
Es bleiben also zu liefern 212 000 gr. Cal. Dies entspricht einer
Arbeit von 245,5 Wattstunden pro Molekül (64 g) Karbid. Zur Erzeu-
gung von 1 kg Karbid ist mithiu eiu Aufwand an elektrischer Arbeit von
1000
64
0,2455 = 3,837 Kilowattstunden nötig.
Unter der Annahme, daß 10 7o ^^^ zugeführten Arbeit durch
Übergangs widerstände im Ofen selbst verloren gehen, erhält man als
Arbeitsbedarf 4,26 Kilowattstunden. Dabei ist der Verlust durch
Strahlung des Ofens und durch Widerstand in den Zuleitungen noch
nicht berücksichtigt. Mit Rücksicht auf diese weiteren Verluste würde
') E.T.Z. 20, p. 357, 1899.
Kalciumkarbid.
151
man im praktischen Leben wohl kaum weniger als 5 Kilowattstunden
pro Kilogramm Karbid, oder bei ununterbrochenem Betriebe mehr als
4,8 kg Karbid täglich pro Kilowattstunde Leistungsfähigkeit der Strom-
quelle erwarten können.
ö
Ȋ^
m
i-rf
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p HÜVStAMäJ B
6
Fig. 72.
Zur Darstellung des Kalciumkarbids vermittelst des Lichtbogens
ist eine große Zahl von Ofen vorgeschlagen worden. Es sei hier nur
ein Kalciumkardidofen*) kurz beschrieben, der in Fig. 72 schematisch
dargestellt ist. Der Ofen enthält eine untere, feste, die Ofensohle
Fig. 73.
bildende Elektrode und eine bewegliche obere Elektrode b. Die
obere Elektrode besitzt eine Anzahl von durchgehenden Oflnungen,
durch welche das Reaktionsgemenge, aus Kalk und Kohle bestehende
Stäbe d, eingeführt wird. Der obere Teil der Elektrode besteht aus
isolierendem Material 1 und kann zugleich mit dem unteren Ende b an
dem Haken f gehoben und gesenkt werden.
>) D.R.P. Kl. 21, No. 99 956, 29. IIL 1898.
152 Wärmeerscheinungen im Lichtbogen.
Die Kalciumkarbidfabriken wurden dort errichtet, wo elektrische
Energie und die Rohmaterialien billig zur Verfügung standen. Die
Karbidöfen werden mit Spannungen von 35 — 75 Volt und Stromstärken
von 200 — 3000 Ampere betrieben. In der Kalciumkarbidfabrik Part-
schins oberhalb Meran z. B. wird Drehstrom von 3000 Volt von den
Etschwerken zur Karbidfabrik geführt imd dort mittels Transformatoren
auf ungefähr 38 Volt herabtransformiert. Eine schematische Darstellung
eines Drehstromofens nach Schuckert & Co. ist in Fig. 73 gegeben.
Man hat hier drei gleichzeitig arbeitende Ofen, doch hat man dafür
Sorge zu tragen, daß kein Lichtbogen erlischt, da sonst die Phasen
imgleich belastet sind.
Die günstigen Erwartungen, welche man an die finanzielle Renta-
bilität der Karbidwerke gestellt hat, haben sich nicht verwirklicht, da
die Nachfrage nach Kalciumkarbid in keinem Verhältnis zur Produktion
desselben und zur Produktionsfähigkeit der Karbidwerke steht. Der
Acetylenbeleuchtung kommt heute noch eine ganz untergeordnete Be-
deutung zu.
§ 66. Elektrische Öfen.
Je nach der Natur des chemischen Prozesses, zu welchem man die
Wärme des elektrischen Lichtbogens nutzbar machen will, hat man ver-
schiedenartige elektrische Ofen konstruiert. Die meisten heute gebräuch-
lichen Formen elektrischer Ofen beruhen auf Konstruktionsgedanken von
Gh. W. Siemens. Man kann die elektrischen Öfen, in welchen die
Wärme des Lichtbogens ausgenutzt wird, in folgende Arten einteilen:
1. Der Lichtbogen bildet sich zwischen zwei verschiebbaren
Kohlen und heizt den Raum, in welchem der chemische Prozeß
vor sich gehen soll.
2. Die zu schmelzende Substanz ist eine Elektrode des Lichtbogens ;
die andere Elektrode besteht aus Kohle.
3. Beide Elektroden bestehen aus dem einzuschmelzenden Material.
In den Fällen, in welchen die zu schmelzende Substanz die eine
Elektrode des Lichtbogens bildet, stellt man häufig einen Tiegel aus
ihr her. Um ein Zusammenschmelzen des Tiegels zu verhindern, wird
er von außen gekühlt. Bei verschiedenen Ofen wird der Einfluß,
welchen ein Magnet auf den Lichtbogen ausübt, dazu verwendet, der
Bogenflamme eine zur besten Wärmeausnutzung günstige Richtung zu
verleihen.
Moissan's Versuchsofen bestand aus zwei Blöcken ungelöschten
Kalks. Der imtere Block hatte eine durchgehende Rinne zur Aufnahme
der Kohlenelektroden und in der Mitte eine Vertiefung zur Aufnahme
der der Hitze auszusetzenden Substanz. Der obere Block wurde als
Elektrische Öfen. 153
Deckel über den unteren gedeckt. Über der Vertiefung des unteren
Blocks war der obere gewölbt, damit die Wärmestrahlen nach unten
reflektiert würden. Wenn Moissan die Bildung von Kalciumkarbid
vermeiden wollte, so bedeckte er den Kalk des Ofens mit Magnesium-
oxyd, welches ein von Kohle nicht reduzierbares Oxyd ist.
Die im elektrischen Ofen als Elektroden verwendeten Kohlen sind
Homogenkohl ency linder von 1 m bis 1,5 m Länge und 100 — 150 mm
Durchmesser. Größere Durchmesser verwendet man nicht. Man ordnet
für höhere Stromstärken ein Bündel von Kohlencylindem an. Häufig
verwendet man auch eine plattenförmige Kohlenelektrode.
Beim Bau eines elektrischen Ofens sind dem Konstrukteur, sowohl
was Anordnung als auch was Material anbetrifft;, viele Freiheiten
gelassen.
Es gibt auch elektrische Ofen mit „Widerstandserhitzung", bei
denen die zu schmelzende Masse als Widerstand in den Stromkreis ein-
geschaltet wird und infolge Joule 'scher Wärme schmilzt. Manchmal
werden sowohl „Lichtbogenerhitzung" als auch „Widerstandserhitzung"
in demselben Ofen verwendet. Eine solche Kombination von Licht-
bogenerhitzung und Widerstandserhitzung wird in dem Heroult'schen^)
Verfahren der Aluminiumdarstellung benutzt. Durch den elektrischen
Lichtbogen wird die Schmelzung einer Mischung von Aluminiumoxyd
(Alj O3) und Kryolith (AI3 Flg 6 Na Fl), welch letzterer die Schmelzimg
des Aluminiumoxyds erleichtert, bewirkt. Die geschmolzene Masse wird
dann durch „Widerstandserhitzung" flüssig erhalten.
Eine Beschreibung der Entwicklung und Bauart elektrischer Ofen
beider Systeme gab Borchers 2).
UI. Anwendung der Wärme des Lichtbogens
zum Schweiften und Löten.
§ 67. Benardos.
Der elektrische Lichtbogen läßt sich nicht nur bei der Darstellung,
sondern auch bei der Bearbeitung der Metalle benutzen. Benardos^)
verwendete den Lichtbogen zum Schweißen und Löten, indem er das zu
bearbeitende Werkstück mit dem einen Pole einer Elektrizitätsquelle
1) Heroult, D.R.P. 47165, 1887.
2) Borchers, Entwicklung, Bau und Betrieb elektrischer Öfen. 8®.
64 Seiten. Halle 1897.
3) Benardos, D.R.P. KI. 49, 67615, 7. VIL 1892.
154 Wärmeerscheinungen im Lichtbogen.
verband und durch Berühren dieses Werkstücks mit einem mit dem
anderen Pole der Elektrizitätsquelle verbundenen Kohlenhalter den
Bogen erzeugte. Die Hitze des Bogens ist jedoch zu groß, das Metall
wurde sofort flüssig und nahm beim Erkalten krystallinische Struktur
und eine andere Festigkeit an. Slaby*) teilt mit, daß bei Kesseln auf
diese Art geschweißte Stellen nicht gehalten haben; die Oberfläche
wurde bei Eisen schlackig. Das Benar dos 'sehe Verfahren läßt sich
nur zum Schmelzen anwenden, nicht aber zum Schweißen und Löten,
weil die Temperatur des Bogens für diese Zwecke zu hoch ist. Alle
Versuche, die Temperatur zu erniedrigen und zu regulieren, mißlangen.
Howard ließ den elektrischen Lichtbogen zwischen zwei Kohlen-
elektroden auf das zu schweißende Stück einwirken mit demselben Er-
folg wie Benardos.
§ 68. Zerener.
Günstigere Resultate hat Zerener 2) erzielt, indem er die Wirkung
eines Magnets auf den Lichtbogen zwischen zwei Kohlenelektroden in
zweckmäßiger Weise dazu benutzte, den Bogen in Gestalt einer Stich-
flamme abzulenken. Benardos und C off in hatten ein magnetisches
Feld unter der Stelle angeordnet, an welcher der Lichtbogen erzeugt
wurde, jedoch ohne Erfolg.
Zerener^) ordnete den Magnet so an, daß der Lichtbogen zwischen
den Polflächen lag. Die abgelenkte Flamme besteht aus einer inneren,
sehr heißen und einer äußeren, kühleren Flamme. Mit dem inneren
Flammenkegel kann man das Eisen von Dunkelrotglut zur Weißglut
bringen, also schweißen und hartlöten, mit dem äußeren Weichlöten.
Dadurch daß man die abgelenkte Flamme in verschiedene Ent-
fernungen von den zu bearbeitenden Stücken bringen kann, kann man
die Temperatur regeln. Hat man mit der abgelenkten Flamme die zu-
sammenzuschweißenden Flächen erhitzt, so genügt ein Druck auf die
Flächen, um sie zum Aneinanderhaften zu bringen.
Beim Schweißen des Eisens kommt es darauf an, daß die Ent-
fernung des Lichtbogens vom Material der Stärke des Materials ent-
spricht. Zur Konstanthaltimg bezw. Veränderung dieser Distanz hat
Zerener selbstregulierende Apparate konstruiert.
Beim Löten von Metallen mit einer Metalllegierung von leichtem
Fluß genügt es nicht allein den Lichtbogen als Stichflanmie abzulenken,
sondern er muß richtig ohne selbstregulierenden Mechanismus' reguliert
1) Slaby, Verh. Ver. Gew. 72, p. 148, 1893.
3) Zerener, D.R.P. Kl. 49, 68938, 17. VIL 1891.
3) Zerener, Verh. Ver. Gew. 72, p. 211, 1893.
Schweißen und Löten. 155
werden. Ein selbstregulierender Mechanismus würde die Handwerks-
zeuge zu schwer machen.
Ze rener hat folgende Anordnung getroffen, um den Bogen in be-
stimmter Länge festzuhalten. Die Kohlen stehen sich in der Achsenrichtung
des Griffes des Lötapparats gegenüber und zwar unter einem Winkel von
30® gegen einander geneigt ; während nun der Halter der positiven Kohle
mit dem Stiele des Lötapparats fest verbunden ist, ist der andere
Kohlenhalter um einen Zapfen drehbar und eine auf Zug beanspruchte
Feder zwischen dem festen und dem beweglichen Kohlenhalter sucht
dieselben auseinanderzuziehen. Dies ist jedoch nur soweit möglich, als
es ein Winkelhebel zuläßt, der mit einer Gelenkstange verbunden ist,
welche, durch einen Druckhebel beherrscht, die bewegliche Kohle an die
feststehende heranzieht. Damit die Bildung des Bogens ruhig erfolgen
und dieser gehalten werden kann, ist der Druckhebel mit einer Stell-
schraube versehen, welche seitlich am Griffe angebracht und deren
Drehung mit dem Daumen der den Apparat haltenden Hand leicht zu
bewirken ist. Bei diesem Apparate müssen die Kohlen wegen des Ab-
brandes nachgeschoben werden.
§ 69. Lötkolben der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft, Berlin.
Ein Lötkolben für Weichlötung, der durch den elektrischen Licht-
bogen erhitzt wird, wird von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft
in Berlin in den Handel gebracht. In Fig. 74 und Fig. 75 ist derselbe
Fig. 74.
in Ansicht und im Schnitt dargestellt. Der Lichtbogen wird (Fig. 75)
zwischen einem Kohlenstift A und einem Kupferkolben D gebildet. Die
Stromzuführung erfolgt mittelst biegsamer Leitungsschnur durch den
Griff und Stiel nach den Klemmschrauben K und L. Bevor der Kolben
in Betrieb gesetzt wird, muß die Kohle A im Kohlenhalter B fest-
geklemmt sein, ohne die Beweglichkeit des letzteren in der Zünder-
hülse H zu hindern. Alsdann wird der Zünder mit der Kohle unter
156
WärmeerscheinungeD im Lichtbogen.
Drücken auf den Knopf C in der Federhülse M am Kolbengehäuse so-
weit hineingeschoben, bis die Kohle auf Widerstand stößt.
In diesem Augenblicke findet Stromschluß statt, sodaß, sobald der
Knopf C losgelassen wird, zwischen der Kohle A und dem Kupfer-
stück D ein Lichtbogen entsteht, welcher in kurzer Zeit den Kolben
gebrauchsfertig erwärmt.
Fig. 75.
Der Lichtbogen kann während des Betriebes durch die Öffnung F
beobachtet werden; beim Erlöschen desselben ist nur nötig, behufs neuer
Entzündung wieder auf den Knopf C zu drücken. Der Abbrand der
Kohle geschieht so langsam, daß ein Nachregulieren der Kohle etwa
jede halbe Stunde einmal erforderlich ist. Dem Lötkolben muß ein
Beruhigungs widerstand vorgeschaltet werden. Je nach der Wahl des-
selben kann die Stromstärke und die Wärmeentwickelung des Licht-
bogens reguliert werden.
Sechstes Kapitel.
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
I. Vorbemerkungen.
§ 70. Farbe des Bogenlichtes.
Als Einheit des rein weißen Lichtes gilt das zerstreute Licht eines
Sommertages; diesem Licht gegenüber erscheint das Licht des Licht-
bogens im allgemeinen gelblich. Man empfindet jedoch abends gewöhn-
lich das Licht des elektrischen Lichtbogens als überwiegend blau. Der
Unterschied im Farbeneindrucke soll in einer physiologischen Täuschung
bestehen*). „Nach der Young-Helmholtz'schen Theorie tritt des
Abends bei einbrechender Dunkelheit ein Ausruhen derjenigen Teile der
Netzhautelemente ein, welche die blauen Lichtstrahlen zur Empfindung
bringen, während die rot und grün sehenden Nerven das Sehvermögen
unterhalten. Diese ermüden nun unter der Belastung und nötigen da-
durch die blau sehenden Nerven wieder an der Aufuahme der Licht-
eindrücke teilzunehmen, die dann das blaue Licht als vorherrschend
erkennen lassen."
O. E. Meyer 2) untersuchte die Verteilung der verschiedenen
Farben im Lichtbogen. Wenn die Stärke des gelben Lichtes = 1 ge-
setzt wird, so ergibt sich für die verschiedenen Farben eines offenen,
normalen Lichtbogens:
Rot
Gelb
Grün
Blau
Violett
äußerst. Violett
2,09
1,00
0,99
0,87
1,03
1,21
Meyer weist darauf hin, daß sich die Farbe nach der Art des
Bogens ändert.
1) E.T.Z. 13, p. 433, 1892.
2) 0. E. Meyer, Centr. f. El. 1, p. 457, 1883.
158 ^^s Licht des elektrischen Lichtbogens.
Den Ton einer Lichtquelle, welche zu blau erscheint, bezeichnet
man als „kalten" Ton. Das Licht eines langen Bogens, welcher violetter
gefärbt ist als ein kurzer Bogen, und das eines Bogens mit beschränktem
Luftzutritt empfindet man als „kälter" als das eines kurzen offenen
Bogens. Die Farbe des Bogenlichtes ändert sich auch je nach der Art
der Glocke, mit welcher der Lichtbogen umgeben wird. Ein Lichtbogen
mit Opalüberfangglas erscheint blau, während ein Lichtbogen mit
Alabasterglas weißer erscheint. Das Kohlenmaterial ist auch von Einfluß
auf die Färbung des Lichtes, besonders auch die chemischen Leucht-
zusätze im Docht. Mit den „Effektkohlen" werden durch geeignete
Zusätze gelbe, rote und weiße Töne erzeugt. Casselmann hatte schon
im Jahre 1844 gefunden, daß Zusätze von salpetersaurem Kupferoxyd
den Bogen bläulich, von salpetersaurer Strontianerde rötlich, Borsäure
grünlich, Chlorzink und Kochsalz gelblich färbten.
Durch Verwendung geeigneter Reflektoren kann bei der indirekten
Beleuchtung ein dem Tageslichte an Färbung fast gleich kommendes
weißes Licht erzeugt werden.
§ 71. Photometriscbe Größen.
Bei der Beurteilung einer Lichtquelle hat man folgende Begriffe
zu unterscheiden.
1. Lichtquelle. Ein glühender Körper, der Strahlungen aussendet,
die vom menschlichen Auge wahrgenommen werden.
2. Lichtstrom. Die Erfüllung eines von einer punktförmigen Licht-
quelle ausgehenden räumlichen Winkels mit Licht. (Franz.:
Flux lumineux. Engl.: Flux of light.)
3. Lichtstärke. Die Intensität einer punktförmigen Lichtquelle.
(Franz.: Intensite lumineuse. Engl.: Intensity of light.)
4. Lichtmenge. Das Produkt eines Lichtstroms mit der Zeit seines
Bestehens. (Franz.: Quantite de lumiere. Engl.: Quantity of
light.)
5. Beleuchtung. Das Verhältnis der auf eine ebene Fläche auf-
treffenden Lichtströme zu der Flächengröße. (Franz.: Eclaire-
ment. Engl.: Illuminations.)
6. Glanz. Die von einer Fläche pro Flächeneinheit ausgesendete Licht-
stärke. (Franz.: Eclat intrinseque. Engl.: Intrinsec Brilliancy.)
7. Belichtung. Produkt aus Beleuchtung und Zeitdauer der Beleuch-
tung. (Franz.: Eclairement intrinseque. Engl.: Intrinsec Ra-
diation.)
Photometrische Einheiten. 159
§ 72. Photometrische Einheiten.
Die Arbeiten von v. Hefner-Alteneck, Blondel, Leonhard
Weber haben zu einer einheitlichen Regelung der Frage der photo-
metrischen Einheiten wesentlich beigetragen.
Eine absolute Einheit der Lichtstärke gibt es nicht.
Auf dem internationalen Elektrikerkongreß 1881 und auf der inter-
nationalen Konferenz zu Paris 1884 wurde beschlossen, die Violle'sche
Platineinheit als Einheit der Lichtstärke zu betrachten. Die Einheit
des weißen Lichtes wäre demnach diejenige Lichtmenge, welche
in senkrechter Richtung von einem Quadratcentimeter der
Oberfläche von geschmolzenem Platin bei der Erstarrungs-
temperatur ausgegeben wird. In die Praxis hat die Violle'sche
Einheit ebensowenig wie die von Lummer und Kurlbaum vor-
geschlagene Modifikation derselben Eingang gefunden, weil es sehr
schwierig ist, diese Einheit herzustellen.
Die brauchbarste Einheit der Lichtstärke in der Praxis ist die
Hefnerlampe, die in allen Teilen gut definiert ist und sich leicht neu
herstellen läßt. Die Definition der Hefn er- Lampe*) ist folgende:
Als Einheit der Lichtstärke dient die frei, in reiner und ruhiger
Luft brennende Flamme, welche sich aus dem horizontalen Querschnitt
eines massiven, mit Amylacetat gesättigten Dochtes erhebt. Dieser
Docht erfüllt vollständig ein kreisrundes Neusilberröhrchen, dessen
lichte Weite 8 mm, dessen äußerer Durchmesser 8,3 mm beträgt, und
welches eine freistehende Länge von 25 mm besitzt. Die Höhe der
Flamme soll, vom Rande der Röhre bis zur Spitze gemessen, 40 mm
betragen. Die Messungen sollen erst 10 Minuten nach der Entzündung
der Flamme beginnen.
Die Hefner-Lampe hat die Annehmlichkeit, daß sie dem 20. Teil
der Vi olle 'sehen Platineinheit (bougie decimale) auf 2% nahekommt.
Die oben definierte Hefner-Lampe dient heute allgemein als Einheit
der Lichtstärke. Die Einheit der Lichtstärke wird im internationalen
Verkehr mit dem Ausdruck Pyr bezeichnet. Eine H e fn e r - Einheit und
1 Pyr sind identische Größen. Das internationale Symbol für die Licht-
stärke ist J. Die Abkürzung für Hefn er- Einheit ist in Deutschland
HE (Hefn er- Einheit) oder HL (Hefn er- Lampe). Die Abkürzungs-
weise HK (Hefn er- Kerze) ist unlogisch.
Aus der Zahl der anderen Einheiten der Lichtstärke seien des
geschichtlichen Interesses halber erwähnt:
1) E.T.Z. 7, p. 139, 1886.
160
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
1. Die französische Carcel-Lampe (bec-Carcel), eine Runddocht-
lampe von 40 mm Flanmienhöhe, 30 mm Dochtdurchmesser
und einem Yerbraucli von 42 g gereinigten Rüböls pro Stunde.
2. Die englische JJormalkerze (London spermaceti candle) 44,5 mm
Flammenhöhe, Verbrauch 7,77 g pro Stunde.
3. Die deutsche Yereinskerze. Paraffinkerze von 50 mm Flammen-
höhe und 20 mm Durchmesser. 12 Kerzen wiegen 1 kg.
Eine Tabelle zum bequemen Vergleich der verschiedenen normalen
Lichtstärken hat Vi olle zusammengestellt.
Violle
Platineinheit
Hefner
Carcel
Deutsche
Vereinskerze
Englische
Normalkerze
VioUe
1
19,5
2,08
16,4
18,5
Hefner
0,051
1
0,106
0,84
0,95
Carcel
0,48
9,4
1
7,9
8,9
Deutsche
0,061
1,19
0,127
1
1,13
Englische
0,054
1,05
0,112
0,89
1
Wenn also 1 Hefner als Normaleinheit gewählt ist, so ist nach
der Tabelle 1 Violle = 19,5 HL. Findet man z. B. eine Angabe der
Lichtstärke in englischen Normalkerzen, so kann man sie durch Multi-
plikation mit 1,05 in Hefner -Einheiten verwandeln.
Die übrigen photometrischen Größen lassen sich auf die Einheit
der Lichtstärke J, der Zeit T und der Länge L (mm, cm oder m) zurück-
führen.
Einheit des Lichtstroms. Man bezeichnet als Einheit des Licht-
stroms den von der Einheit der Lichtstärke J in den räum-
lichen Winkel a; = 1 entsendeten Lichtstrom. Die Einheit des
Lichtstroms heißt Lumen (Lm). Da co eine Zahl ist, so ist J
die Dimension von 0.
Einheit des Glanzes. Die Einheit des Glanzes h ist die Helligkeit
jener Fläche, deren Flächeneinheit (qmm, qcm oder qm) die
Lichtstärke einer Hefner-Einheit besitzt. Die Dimension des
Glanzes ist J . L"^.
Einheit der Lichtmenge. Die Einheit der Lichtmenge Q ist das
Produkt aus der Einheit des Lichtstromes in Lumen und der
Einheit der Zeit. Q wird in Lumensekunden oder Lumen-
stunden gemessen. Die Dimension von Q ist J . T.
Einheit der Beleuchtung. Die Einheit der Beleuchtung E ist die
Beleuchtung der Flächeneinheit durch 1 Lumen. E wird in
Lux (Lumen pro Quadratmeter) gemessen. Die Dimension von
E ist J . L-2.
Photometrische Einheiten.
161
Einheit der Belichtung. Die Einheit der Belichtung j ist das
Produkt von Beleuchtung und Zeitdauer der Beleuchtung. Die
Dimension von j ist J . L ^ x.
In der folgenden Tabelle sind die von dem Yerband Deutscher
Elektrotechniker, dem elektrotechnischen Yerein, dem Verein der Gas-
und Wasserfachmänner angenommenen photometrischen Einheiten nach
Leonhard Weber zusammengestellt*).
Größe
Inter-
nation.
Symbol
Name
der Einheit
Ab-
kürzung
Dimension
Definitionsgleichung
Lichtstärke
J
Hefnereinheit = Py r
HE
J
_
Lichtstrom
*
Lumen
Lm
J
* = J.a»
Lichtmenge
Lichtabgabe
Lichtleistung
Q
Lumensekunde
oder
Lumenstunde
—
J.T
Q = *T
Beleuchtung
E
Lux
Lx
J.L-2
■=-f
Glanz
Flächenhelle
h
Hefhereinheiten
pro
qmm, qcm od. qm
—
J.L-2
(L in qmm, qcm od. qm)
(L in qmm, qcm od. qm)
Belichtung
j
Luxsekunde
—
J.L-2.T
J = E.T
§ 73. Ränmliche Verteilung der Lichtstärke.
Die von einem Lichtbogen in verschiedenen Richtungen des Raumes
ausgesendeten Lichtstärken sind verschieden groß. Den Lichtbogen
zwischen vertikalen Kohlenstiften kann man als eine achsial symmetrische
Lichtquelle betrachten, d. h. die Lichtverteilung in den verschiedenen
Richtungen einer durch die Achse der Kohlenstifte gelegten Ebene ist
in allen durch die Achse der Kohlenstifte gelegten Ebenen in den be-
treffenden Richtungen gleich groß. Wenn man also um den Lichtbogen
als Mittelpunkt eine Kugel beschreibt, so ist in allen Meridianebenen
die Lichtverteilung in verschiedenen Richtungen verschieden. Die Punkte
eines Parallelkreises hingegen haben alle dieselbe Lichtstärke. Bei der
Lichtverteilung in einer Meridianebene (ebene Lichtverteilung) unter-
scheidet man die in horizontaler Richtung vom Bogen ausgesendete
Lichtstärke, die maximale Lichtstärke, welche für einen gewöhnlichen
Lichtbogen zwischen 40 und 50° unterhalb der Horizontalen liegt, und
die mittlere ebene Lichtstärke.
E.T.Z. 18, p. 474, 1897.
M o n a 8 c h.
11
162 I^^s Licht des elektrischen Lichtbogens.
Bei dem Vergleich verschiedener Lichtquellen untereinander muß
man die Gesamtlichtausstrahlung in allen Richtungen des Raumes kennen
und hat hierzu den Begriff „mittlere sphärische (räumliche) Lichtstärke"
eingeführt. Man erhält die mittlere sphärische Lichtstärke, wenn man
die Kurve der Lichtverteilung in einer durch die Kohlenachse gelegten
Ebene um die Kohlenachse rotierend denkt und den Radius derjenigen
Kugelfläche bestimmt, über welche der gesamte Lichtstrom gleichmäßig
verteilt wäre. Der Radius stellt dann die mittlere sphärische Licht-
stärke dar. Zur Bestimmung der mittleren sphärischen Lichtstärke gibt
es, wenn die ebene Lichtverteilungskurve bekannt ist, zwei Wege, einen
umständlicheren analytischen und einen einfacheren graphischen.
Die analytische Methode zur Bestimmung der mittleren sphärischen
Lichtstärke ist von Allard im Jahre 1879 angegeben worden*). In
Fig. 76 stelle die Kurve A B die ebene Lichtverteilung eines Gleich-
stromlichtbogens zwischen vertikalen Kohlenelektroden dar. Sie wird
durch photometrische Messimgen erhalten, die in § 74 besprochen sind.
Die Symmetrieachse sei Y. Die Lichtstärke J«, welche der Bogen in
einer Richtung, die von Y um den Winkel a abweicht, aussendet, ist
allen denjenigen Punkten gemeinsam, welche auf dem Parallelkreise
liegen, den ein Rotationskegel, der durch Rotation des Winkels a um
OY entstanden ist, aus der Kugel mit dem Radius OY ausschneidet.
Dieser Kegel schneide die um O mit dem Radius OY := r beschriebene
Kugel in dem Parallelkreise M M'. O N sei eine Richtung, welche von
A um einen unendlich kleinen Winkel 8a verschieden ist. Wenn der
Strahl N rotiert, entsteht ein Rotationskegel, der dem ersten unendlich
nahe liegt. Der Raum zwischen den beiden Kugeln bestimmt einen
räumlichen Winkel 8a, , in welchem die Lichtstärke überall J« ist. Dieser
') Blondel, Ecl. El. 2, p. 557, 1895.
Räumliche Verteilung der Lichtstärke. 163
räumliche Winkel ist das Verhältnis der Kugelzone MM' NN' zum Qua-
drate des Kugelradius.
Es ist
cT^ = 2 71 sin a • J)jj .
Die hierzu gehörige Beleuchtung
(f€p = 2nJ^' sina • cT^.
Dann ergibt sich die Gesamtbeleuchtung
4» = 2 TT l J^ • sin a • cT^
und die mittlere sphärische Lichtstärke Jg , da die Oberfläche der Kugel
= 4 TT ist, wenn r = 1 gesetzt wird,
J« = "2- \ Ja • sin u'd^,
Häufig bestimmt man auch die mittlere hemisphärische Licht-
stärke
-i
Jhs = \ Ja-sin«-cr^,
indem man nur die Lichtverteilung in der unteren Halbkugel betrachtet.
Die mittlere hemisphärische Lichtstärke hat bei der Beleuchtung un-
bedeckter Räume Interesse. Bei Vergleichen von Energieverbrauch und
Lichtproduktion zweier Lichtquellen ist jedoch immer die mittlere
sphärische Lichtstärke einzuführen.
Man kann in der Formel für die mittlere sphärische oder hemi-
sphärische Lichtstärke die Integration vornehmen, indem man für ver-
schiedene Kugelzonen die Mittelwerte von J« bestimmt. £lewöhnlich
nimmt man Zonen von je 10®, wenn große Genauigkeit verlangt wird,
Zonen von 5 zu 5 Grad. Dies Verfahren ist jedoch zeitraubend und
umständlich.
Bequemer ist das graphische Verfahren von Rousseau.
In Fig. 77 stelle die Kurve A B die ebene Lichtverteilungskurve
eines Gleichstromlichtbogens dar. Die Lichtstärke ist auf dem Strahl
OA bezw. B in Hefn er- Einheiten aufgetragen. Die Lichtverteilungs-
kurve A B ist aus dem polaren Koordinatensystem in eine Kurve mit
rechtwinkligen Koordinaten zu verwandeln. Man zieht als Ordinaten-
achse eine Parallele zu V und macht YY' = VV'. Man projiziert
II*
164
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
nun die Schnittpunkte der Vektoren mit der Kreislinie, z. B. M und N,
auf die Ordinatenachse YY' und erhält die Punkte m und n. Die zu-
gehörigen Abscissen im rechtwinkligen Koordinatensystem sind die
Strahlen A = m a für Punkt m und B = n b für n. Auf diese
Weise erhält man das in Fig. 77 rechts dargestellte Diagramm. Wenn
man den Flächeninhalt desselben in Quadratmillimetern bestimmt, die
. 2 71 . . .
erhaltene Zahl mit — multipliziert und durch den Maßstab der Licht-
Fig. 77.
stärken in Hefner-Einheiten dividiert, erhält man die mittlere sphärische
Lichtstärke in Lumen.
Eine Methode, die mittlere sphärische Lichtstärke experimentell
durch eine einzige Messung zu bestimmen, gab Blondel an durch Ver-
wendung seines Lumenmeters. Dasselbe ist in § 74 beschrieben.
§ 74. Photometer.
Die Gesetze der Photometrie gelten für gleichfarbige Lichtquellen.
Die Farbe des Bogenlichtes ist aber von der Farbe der Einheitslampe
verschieden. Man kann daher, streng genommen, diese beiden Licht-
quellen nicht miteinander vergleichen. Die Einstellung der Photometer
auf gleiche Helligkeit läßt sich bei verschiedener Färbung der Licht-
quelle und des Vergleichslichtes nicht genau durchführen. Bei den
„Fleck"-Photometem stellt man auf gleiche Deutlichkeit der Ränder
des Fleckes ein. Das Gesetz, daß die Helligkeiten der Beleuchtimg
einer Fläche sich umgekehrt wie die Quadrate der Entfernungen der
Lichtquellen verhalten, bildet die Grundlage der l^hotometrie. Beim
Photometrieren von Bogenlampen verwendet man Zwischenlichter, da
die Hefn er- Einheit klein und im Betriebe teuer ist. Gewöhnlich
wendet man als Zwischenlichter Glühlampen an.
Photometer.
165
Es sind verschiedenartige Photometer konstruiert worden und in
Gebrauch, z. B. das Bunsen'sche Fettfleckphotometer, das Lummer-
Brodhun'sche, das Photometer von "Wild, Krüß, Leonhard Weber,
Eousseau, Elster, Grosse, Blondel-Broca, welche teilweise unter
Zuhilfenahme verschiedener' Hilfsmittel die Lichtverteilung in verschie-
denen Richtungen einer Meridianebene zu messen gestatten. Auf die
Beschreibung und Kritik dieser Photometer muß neben den zahlreicher)
•Fig. 78.
Lehrbüchern der Physik auf das Spezialwerk von Krüß*) verwiesen
werden.
In der Praxis zieht man häufig über die Stärke der Beleuchtung
einen Schluß, indem man ein bedrucktes Papierblatt in solche Ent-
fernung vom Auge hält, daß man die Schrift noch gerade ohne besondere
Anstrengung lesen kann.
Während zur Bestimmung der mittleren sphärischen Lichtstärke
zuerst vermittelst eines der oben genannten Photometer die ebene Licht-
verteilungskurve bestimmt werden muß, was zeitraubend ist, und dann
^) H. Krüß, Die elektrotechnische Photometrie. Wien, Hartleben.
166 Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
aus dieser Kurve nach einem der in § 73 angegebenen Verfahren die
mittlere sphärische Lichtstärke errechnet werden muß, gestattet das
Lumenmeter von Blondel*), die mittlere sphärische Lichtstärke durch
eine Messung zu bestimmen. In Fig. 78 ist das Blondel'sche Spiegel-
lumenmeter in Ansicht dargestellt. Ein Teil der Kugel an der Vorder-
seite des Apparates ist in der Figur ausgeschnitten, damit man in das
Innere des Apparates blicken kann. Die Öffnung oben dient zum Ein-
führen der Bogenlampe. Die Höhe des Apparates beträgt ungefähr 1 m.
In Fig. 79 ist eine schematische Zeichnung des Apparates dargestellt.
Die zu messende Lichtquelle L (Fig. 79) wird in den Mittelpunkt einer
undurchsichtigen, innen geschwärzten Kugel S S gebracht, aus welcher
zwei Kugelzweiecke von je 18^ ausgeschnitten sind. Der durch diese
Fig. 79.
Ausschnitte austretende Lichtstrom trifft auf den Spiegel Z Z' (versilberte
Glasspiegel eines Rotationsellipsoides, dessen einer Brennpunkt in L
und dessen anderer Brennpunkt ein 3 m von L entfernter Punkt ist).
Der von den Spiegeln Z Z' zurückgeworfene Lichtstrom trifft auf einen
durchsichtigen, lichtzerstreuenden Schirm, der als selbständige Licht-
quelle photometriert wird. Durch das Kugelzweieck gelangte Yjq des
gesamten Lichtstromes auf den Schirm. Befindet sich das Photometer
in einer Entfernung von 1 Metern vom Schirm, das Vergleichslicht von
der Stärke J in der Entfernung Ij, so ist der Lichtstrom
<P = -^ j-^ • J Lumen,
wobei K eine Konstante des Apparates ist, die experimentell bestimmt wird.
Man kann auch das Blondel'sche Lumenmeter zur Bestinmiung
der mittleren hemisphärischen Lichtstärke benutzen, wenn man die Hälfte
der Offnungen der Kugelzweiecke mit einer undurchsichtigen Halbkugel
verdeckt.
1) Blondel, Ecl. El. 2, p. 557, 1895.
Wirkungsgrad der Bogenlampen. 167
§ 75. Wirkungsgrade der Bogenlampen.
Man kann den Wirkungsgrad einer Lichtquelle von verschiedenen
Gesichtspunkten aus betrachten.
Vom rein theoretischen Standpunkte aus betrachtet, definiert man
als Wirkungsgrad des Lichtbogens das Verhältnis der sichtbaren
Strahlung zu der vom Bogen ausgesendeten Gesamtstrahlung.
Alle Lichtquellen erzeugen neben den sichtbaren Strahlen noch unsichtbare
Strahlen, ultrarote (Wärmestrahlen) und ultraviolette (aktinische) Strahlen,
welche vom menschlichen Auge nicht als Licht wahrgenommen werden. Je
höher die Temperatur der Lichtquelle ist, desto größer wird das Verhältnis
der sichtbaren Strahlung zur Gesamtstrahlung. Daher ist der auf diese
Weise definierte theoretische Wirkungsgrad bei Bogenlampen höher als
bei Glühlampen, weil die Temperatur des Lichtbogens höher als die
des Glühfadens ist. Bei Glühlampen beträgt der theoretische Wirkungs-
grad im Mittel 4%? l^^i Bogenlampen im Mittel 10 7o- Nakano*) be-
stimmte den theoretischen Wirkungsgrad von Bogenlampen, indem er
die Gesamtstrahlung einmal unmittelbar auf eine Thermosäule fallen
ließ, das andere Mal nach Durchgang durch eine starke Alaunlösung,
und einmal nach Durchgang durch eine Lösimg von Jod in Schwefel-
kohlenstoff. Es ergab sich dann ein theoretischer Wirkungsgrad von
5 — 18 %. Doch sind diese Bestimmungen nicht genau, da man die ein-
zelnen Strahlungen nicht vollständig von einander trennen kann. Guil-
laume hat gezeigt, daß man sehr große Fehler durch Absorption der
ultraroten Strahlen durch Alaunlösung begehen kann. Dieser theoretische
Wirkungsgrad hat für die Beleuchtungstechnik keine Bedeutung.
In der Beleuchtungstechnik handelt es sich darum, festzustellen,
welche Lampe sich in Bezug auf die Lichterzeugung am günstigsten
im Verhältnis zu der hierzu aufgewendeten elektrischen Energiemenge
verhält. Man hat deshalb als praktischen Wirkungsgrad das Ver-
hältnis von aufgewendeter elektrischer Energie zur erzeugten Licht-
menge, Anzahl der Watt pro Hefner-Eiaheit — spezifischen Watt-
verbrauch — eingeführt und mit dem Ausdruck Ökonomie belegt.
Dieser Begriff und Ausdruck ist sehr unglücklich gewählt, da bei dieser
Definition und Ausdrucksweise die Bogenlampe um so ökonomischer
arbeitet, je geriager ihre „Ökonomie" ist. Da unter Wirkungsgrad im
allgemeinen in der Technik das Verhältnis der erzeugten Energie
zu der zur Erzeugung aufgewendeten Energie verstanden wird,
empfiehlt es sich, als praktischen Wirkungsgrad einer Bogen-
») Nakano, El. World 13, p. 313, 1889.
168 ^^^ Licht des elektrischen Lichtbogens.
lampe den reziproken Wert der „Ökonomie", das Verhältnis von er-
zeugter Lichtmenge zur aufgewendeten Energie,
mittlere sphärische Lichtstärke in Hefner-Einheiten
Watt
zu betrachten. Den so definierten Wirkungsgrad nennt man Licht-
ausbeute. Unter spezifischer Lichtausbeute versteht man dann die
erzeugte mittlere sphärische Lichtstärke in Hefner-Einheiten pro 1 Watt
aufgewendete Energie.
Bei allen Vergleichen der Lichtausbeute verschiedener Lampen ist
die mittlere sphärische Lichtstärke einzuführen ; es ist unzulässig, die
mittlere hemisphärische oder die maximale ebene Lichtstärke einzuführen.
II. Gleichstromlichtbogen.
§76. Lichtansstrahlung.
Trotter*) hat nachgewiesen, daß die Lichtausstrahlung des Kraters
in derselben Weise erfolge, als ob der Krater eine flache, glühende
Scheibe wäre. Es würde also das von der positiven Kohle ausgestrahlte
Licht von einer Ebene ausgehen, welche durch die Kante des Kraters
gelegt ist und von dieser Kante begrenzt ist. Nach dem Lambert-
schen Gesetz 2) ist die von einem Oberflächenelement nach einer be-
stimmten Richtung ausgestrahlte Lichtmenge proportional dem Kosinus
des Emissionswinkels. Es wird also, wie Uppenborn^) zuerst bemerkt
hat und Trotter später beweist, die von der Kraterfläche in irgend
einer Eichtung ausgestrahlte Lichtmenge der in dieser Richtung sicht-
baren Kraterfläche, also dem Kosinus desjenigen Winkels proportional
sein, welchen die Sehrichtung mit der Scheibe einschließt.
Wenn man in einem Polarkoordinatensystem den leuchtenden Punkt
als Ausgangspunkt wählt, von ihm aus imter verschiedenen Winkeln zu
einer festen Geraden in ein und derselben Ebene Strahlen zieht und auf
diesen Strahlen die dem Kosinus dieser Winkel proportionalen Lichtstärken
aufträgt, so ist die Yerbindimgslinie der Endpunkte auf den Strahlen ein
Halbkreis, dessen Durchmesser die feste Gerade ist. Es müßte also, wenn
Trotter's Gesetz ohne weiteres gültig wäre, die Lichtausstrahlungs-
kurve des Gleichstromlichtbogens ein Halbkreis sein. Demnach würde
am meisten Licht in der Richtung der Mittelsenkrechten auf der Scheibe
') Trotter, E.T.Z. 13, p. 433, 1892.
') Lambert, Photometria. Wien, 1760.
3) üppenborn, Centr. f. El. 11, p. 129, 1889.
Lichtausstrahlung des GleichstromlichtbogeDs.
169
ausgesendet werden; diese Lichtverteilungskurve stellt in Fig. 80 der
punktierte Halbkreis dar. Später (1894) zeigte Trott er, daß man die
leuchtende Scheibe, durch welche man die Kraterfläche ersetzt denken
kann, nicht als vollständig gleichmäßig leuchtend annehmen darf, und
Frau Ayrton bestätigte diese Behauptung, da sie in der Kraterfläche
dunkle und hellere Stellen fand.
Je nach der Richtung, in welcher man auf den Krater blickt, sieht
man einen größeren oder kleineren Teil der leuch-
tenden Fläche. Trott er hat die Größen der
Kraterflächen, die sich imter verschiedenen Ge-
sichtswinkeln dem Auge darbieten, gemessen und
dargestellt. In Fig. 81 sind Trotter's Krater-
umrisse wiedergegeben. Unter jeder Figur steht
der Winkel, imter welchem der Krater betrachtet
ist. Betrachtet man den Krater z. B. unter einem
Winkel von 90°, also senkrecht zur Mittellinie
der Kohlenstifte, so sieht man gamichts von der
Kraterhöhlung; schaut man unter einem Winkel
von 80*^ den Krater an, so erscheint ein kleiner
Teil der Kraterfläche. (Der jeweils sichtbare
Teil der Kraterfläche ist in den Figuren schraf-
fiert.) Zwischen 50 und 40° scheint der sichtbare
Teil der Kraterfläche ein Maximum zu sein. Die
Größe des sichtbaren Teiles der Krater Oberfläche
nimmt nun ab, je kleiner der Winkel zwischen
Sehrichtung und Mittellinie wird, weil die negative Kohle einen Teil
der Kraterfläche verdeckt. Fällt die Sehrichtung mit der Richtung der
Mittellinie der Kohlen zusammen, so sieht man gamichts von der
Leuchtfläche des Kraters, weil die negative Kohle die ganze Aussicht
versperrt. Würde die negative Kohle nicht vorhanden sein, so würde
man in dieser Stellung die vollständige leuchtende Kraterfläche sehen
können.
Da die negative Kohle die Kraterfläche in gewissen Stellungen
verdeckt, so kann die vom Krater ausgestrahlte Lichtmenge nicht nach
dem Kosinusgesetz mit dem Emissionswinkel wachsen; die Lichtaua-
strahlungskurve kann also auch nicht ein Halbkreis sein. In Fig. 80
stellt die ausgezogene Kurve die tatsächliche Lichtausstrahlungskurve
eines Gleichstromlichtbogens dar, welche von Wybauw während der
Ausstellung zu Antwerpen im Jahre 1885 aufgenommen wurde. Man
sieht, daß vom Krater in der Richtung von ungefähr 50° ein Maximum
von Licht ausgestrahlt wird, während von — 20° die negative Kohle
fast gar kein Licht austreten läßt. Außerdem sieht man in Fig. 80, daß
170
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
in den Quadranten oberhalb 90^ auch noch Licht erscheint. Dies
kommt daher, daß auch die Seiten des Kraters glühen, femer, daß auch
die negative Kohle und die Gassäule des Lichtbogens selbst Licht ent-
senden.
Der Anteil der verschiedenen Teile des Gleichstromlichtbogens an
der Lichtausstrahlung ist verschieden. Am meisten Licht strahlt der
Krater aus, etwa 85 7o der gesamten vom Lichtbogen ausgestrahlten
Lichtmenge. Die negative Spitze strahlt ungefähr 10% ^.us imd der
Lichtbogen selbst nur etwa 5 %• -^^i höheren Stromstärken beteiligen
sich auch noch die glühenden Teile außerhalb des Kraters an der posi-
tiven Kohle an der Licht aus Strahlung, allerdings in geringem Verhältnis
im Vergleich zum Krater.
Allard, Potier, Leblanc, Tresca und Joubert stellten im
Jahre 1881 folgende Formel auf zur Bestimmimg der mittleren sphärischen
Lichtstärke Jg aus der horizontalen Lichtstärke Jh und der in einer
Meridianebene gemessenen maximalen Lichtstärke Jm. Sie gaben an:
Js =
+ -i"
TJppenborn*) hat diese Formel an 7 Lampen verschiedener Größe
geprüft und fand eine ziemlich gute Übereinstimmimg.
BlondeP) leitete aus dieser Formel für den totalen Lichtstrom
die Beziehung ab:
Uppenborn, Centr. f. El. 12, p. 73, 1889.
2) Blond el, Ecl. El. 2, p. 557, 1895.
Gleichstromlichtbogen; Einfluß der Bogenlänge. 171
* = 4. (-|- + -f ) oder * = 2n (^ + _|l) + 2,
_5_
2
Der erste Klammerausdruck stellt den unteren hemisphärisclien
Lichtstrom und der zweite Klammerausdruck den oberen hemisphärischen
Lichtstrom dar. Wybauw fand bei seinen Messungen auf der Ant-
werpener Ausstellung mittlere Abweichungen von 6% von diesen Formeln,
doch können, namentlich wenn die Formeln auf Lampen verschiedener
Systeme angewendet werden, größere Fehler auftreten.
§ 77. Einfluß der Bogenlänge.
Die Schattenwirkung der negativen Kohle wird verringert, wenn
man die Elektrodendistanz größer wählt. Es gelangt dann mehr Licht
vom Krater ins Freie. Doch tritt mit Vergrößerung der Bogenlänge ein
größerer Energieverbrauch ein, sodaß die Lichtausbeute bei größerer
Bogenlänge nicht mehr so günstig zu sein scheint, wie bei kleineren
Bogenlängen. Der Einfluß der Bogenlänge auf die Lichtausbeute wurde
von W. E. Ayrton im Jahre 1893 aufgeklärt. W. E. Ayrton hatte
gefunden, daß bei konstanter Stromstärke die vom Bogen ausgesendete
Lichtmenge mit der Bogenlänge bis zu einem Punkte wuchs und bei
weiterer Vergrößerung der Bogenlänge abnahm. BlondeP) bestätigte
die Versuche Ayrton's. Er zeigte, daß ein Kohlenpaar von bestimmtem
Material und bestimmtem Durchmesser bei konstanter Stromstärke ein
Maximum der Gesamtlichtausstrahlung bei einer bestimmten Bogenlänge
besitze. Dieses Maximum der Lichtausstrahlung lag bei den von
Blondel verwendeten Kohlen (Nanterre) bei einer Bogenlänge von
5 — 6 mm. Dieser Bogenlänge entsprach eine Elektrodenspannung von
50 — 55 Volt. Wurde der Bogen bei konstanter Stromstärke noch weiter
verlängert, so blieb die ausgestrahlte Lichtmenge konstant oder fiel,
während die Spannung mit wachsender Bogenlänge gewachsen war.
Demnach war auch die im Bogen verbrauchte Arbeit gewachsen und die
Lichtausbeute wurde für Bogenlängen, die größer als 6 mm waren,
kleiner. Unterhalb 4 mm Bogenlänge war bei den BlondeP sehen Ver-
suchen die Lichtausbeute sehr gering.
Bei Bögen, die mit höheren Stromstärken als 10 Amp. betrieben
wurden, fand Frau Ayrton^), daß bei konstanter Stromstärke die
mittlere sphärische Lichtstärke in Abhängigkeit von der Bogenlänge
1) Blondel, Ecl. El. 10, p. 289, 1897.
2) Mme Ayrton, Ecl. El. 24, p. 458, 1900. (Congres international d'Elec-
tricite.)
172 ^^^ Licht des elektrischen Lichtbogens.
2 Maxima und 1 Minimum aufwies. Das erste Maximum lag zwischen
der Bogenlänge null und der Bogenlänge 2 mm; das Minimum entsprach
der Bogenlänge 2 mm und das zweite Maximum der Bogenlänge 4 mm.
Als Grund dafür, daß ein kurzer Lichtbogen bei hoher Stromstärke
mehr Licht aussendet als eih längerer bei derselben hohen Stromstärke,
fand Frau Ayrton, daß bei kurzem Bogen und hoher Stromstärke die
negative Kohle eine sehr zugespitzte Form annimmt und so mehr Licht
vom Krater aus ins Freie gelangen läßt. Bei größerer Bogenlänge und
hoher Stromstärke plattet sich die negative Spitze mehr ab und ver-
sperrt so mehr Licht vom Krater den Austritt ins Freie.
Frau Ayrton zeigte, daß die Krateroberfläche bei konstanter
Stromstärke etwas mit der Bogenlänge wächst; es müßte demnach die
Lichtausstrahlung bei konstanter Stromstärke mit wachsender Bogenlänge
ständig wachsen. Daß mm aber bei Bogenlängen größer als 4 — 6 mm
die Lichtausstrahlung mit wachsender Bogenlänge konstant bleibt oder
fällt, schreibt Frau Ayrton der Lichtabsorption durch die Gassäule des
Bogens zu. Sie bewies, daß der Bogen Licht absorbiert dadurch, daß
er einen Schatten wirft, femer daß er Gegenstände, die hinter ihn gestellt
werden, verbirgt. Außerdem bemerkte Frau Ayrton, daß das Licht
des längeren Bogens violetter ist als das Licht des kürzeren Lichtbogens,
gleich als ob mehr von den gelben und grünen Strahlen vom Bogen
selbst absorbiert werden würden, wenn der Bogen länger ist. Besonders
absorbieren die festen, in den Bogen mitgerissenen Kohlenp artikelchen
Licht.
§ 78. Einflnß des KoUendnrchmessers und Materials.
Schreihage ^) hatte den Satz ausgesprochen, daß die mittlere
sphärische Lichtstärke eines Bogens von konstanter Stromstärke und
konstanter Spannung und Bogenlänge umgekehrt porportional dem
Kohlendurchmesser sei. BlondeP) fand diese Beziehung für Nanterre-
kohlen nur bei Elektrodenspannungen zwischen 40 und 45 Yolt gültig.
Die Kohlen hatten folgende Durchmesser: 16/14, 10/10, 8/6. (Die Zahl
links bedeutet nach Blondel den Duchmesser der positiven Kohle in mm,
die Zahl rechts den Durchmesser der negativen Kohle in mm.) Im
Mittel verhielten sich die Kohlendurchmesser wie 15 : 10 : 7. Die mittleren
sphärischen Lichtstärken, welche die drei Kohlenpaare bei konstantem
Energieverbrauch gaben, waren 340 . 550 . 730 HE. Die Lichtstärken
stehen im Verhältnis 7 : 11,3 : 15, also angenähert umgekehrt proportional
') Schreihage, Centr. f. El. 10, p. 604, 1888.
2) Blondel, Ecl. El. 10, p. 496, 1897.
Gleichstromlichtbogen: Einfluß des Kohlendurchmessers und des Materials. 173
dem mittleren Durchmesser. Das S ch reih age' sehe Gesetz gilt nur in
engen Grenzen; es empfiehlt sich daher die Lichtstärke bei konstantem
Energieverbrauch in Abhängigkeit vom Kohlendurchmesser experimentell
zu bestimmen, anstatt aus dem Schreihage 'sehen Gesetz zu errechnen.
Für die Lichtausbeute ist eine Verminderung des Durchmessers
sowohl der positiven als auch der negativen Kohle günstig. Für die
negative Kohle ist es ohne weiteres eiazusehen, daß bei einer Verminde-
rung ihres Durchmessers mehr Licht vom Krater ins Freie gelangen
kann. Die Verminderung des Durehmessers der negativen Kohle ändert
etwas die maximale ebene Liehtausstrahlungsriehtung. In Figur 82 ist
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Fig. 82.
Fig. 83.
eine Aufnahme der Liehtverteilung in verschiedenen Richtungen von
Heskett^) dargestellt, für zwei Bögen, bei welchen beide positiven Kohlen
denselben Durehmesser von 18 mm hatten. In der dick ausgezogenen
Kurve hatte die negative Kohle einen Durehmesser von 12 mm, in der
dünn ausgezogenen Kurve einen Durehmesser von 7,5 mm bei gleicher
Bogenlänge und gleichem Wattverbraueh (468 Watt). Man ersieht aus
Figur 82, daß eine Verminderung des negativen Kohlendurehmessers
eine größere Liehtmenge in die stark von der Horizontalen abgeneigten
Eichtungen gelangen läßt, während die Lichtmenge in der Nähe der
Horizontalen bei größerem Durehmesser der negativen Kohle größer ist.
Auch die Verringerung des Durehmessers der positiven Kohle
erhöht die Liehtausbeute. In Figur 83 sind Beobachtungen von Heskett
dargestellt. Drei Bögen von gleicher Länge und gleichem Wattver-
braueh (10 Amp., 46 Volt) sind für verschiedene positive Kohlendurch-
Heskett, The Electr. 39, p. 707, 1897.
174
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
messer untersucht worden. Heskett beobachtete gleichzeitig den Ab-
brand, der bei derselben Stromstärke größer wird, wenn der Kohlen-
durchmesser kleiner gemacht wird. Die Durchmesser der zu Figur 83
gehörigen Kohlen sind in folgender Tabelle zusammengestellt.
Kurve
Durchmesser der
positiven Kohle
in mm
Abbrand der posi-
tiven Kohle in mm
pro Stunde
Durchmesser der
negativen Kohle
in mm
Abbrand der nega-
tiven Kohle in mm
pro Stunde
I
n
III
18
14
13
17,8
26J
30,5
12
9
8
16,5
27,1
35,5
Für dieselbe Stromstärke ist bei demselben Kohlenmaterial, dem-
selben Wattverbrauch, derselben Bogenlänge die Lichtausbeute um so
größer, wenn bei einem gegebenen negativen Kohlendurcbmesser der
positive Kohlendurchmesser so dünn als möglieb ist. Eine praktische
Grenze ist, wie Frau Ayrton bewiesen, der Punkt, bei welchem bei
einem bestimmten Durchmesser die Stromdichte so groß wird, daß der
Bogen unruhig wird imd zu ziscben anfängt.
Bei gleichen Durchmessern hat das Kohlenmaterial einen bedeutenden
Einfluß auf die Lichtausbeute. Die sogenannten „weichen" Kohlen,
welche mehr Ruß enthalten, geben unter gleichen Bedingungen mehr
Licht als die sogenannten „harten" Kohlen, welche mehr Graphit ent-
halten. Die weichen Kohlen haben einen größeren Abbrand als die
harten Kohlen.
Die Dochtkohlen geben bei gleichem Kohlendurchmesser, gleicher
Bogenlänge, gleicher Stromstärke und gleichem Energieverbrauch eiae
geringere Lichtausbeute als die Homogenkohlen. Das Dochtmaterial
erniedrigt, wie Blonde 1 bewiesen hat, die Helligkeit der glühenden
Kraterfläche.
§ 79. Einfluß der Stromdichte.
Für kleine Stromstärken bis 10 Amp. wächst, wie Blondel be-
wiesen hat, die vom Bogen bei konstanter Spannung und konstantem
Kohlendurchmesser ausgestrahlte Lichtmenge mit wachsender Strom-
dichte.
Blondel und Rey^) haben eine umfangreiche Untersuchung aus-
geführt über den Einfluß der Stromdichte auf die Lichtausstrahlung des
Kraters bei hohen Stromstärken, wie solche in Scheinwerfern und bei
') Blondel et Rey, Bull. El. 9. VU. 1902.
Gleichstromlichtbogen: Einfluß der Stromdichte.
175
Leuchttürmen angewendet werden. Sie experimentierten mit Strömen
von 25 — 300 Amp. In Figur 84 ist einer ihrer Versuche graphisch dar-
gestellt, welcher sich auf einen Lichtbogen zwischen einer positiven
Kohle von 37 mm Durchmesser und einer negativen Kohle von 26 mm
Durchmesser bezieht. Die Abscissen stellen die Stromdichten in der
positiven Kohle in Amp. pro Quadratcentimeter dar. Die Ordinaten
stellen die von einem Quadratmillimeter der Kraterfläche ausgestrahlte
mittlere sphärische Lichtstärke in Hefnereinheiten dar.
Die ausgezogene Kurve in Figur 84 bezieht sich auf die Mittel-
werte der beobachteten Pimkte. Es ergibt sich aus dieser Figur und
wo
0)
300
o
,
*
ZOO
/t
^'
y
1
100 /
/"
/
10 1S
Amp. pro qcm
Fig. 84.
20
25
aus den anderen zahlreichen Beobachtungen Blondel's und Rey's, daß
die pro Quadratmillimeter der Kraterfläche ausgestrahlte mittlere sphä-
rische Lichtstärke mit der Stromdichte in der positiven Kohle bei
offenem Bogen wächst.
Abney*) behauptete im Jahre 1881, daß die pro Quadratmillimeter
der Kraterfläche ausgestrahlte Lichtmenge bei einem bestimmten Kohlen-
material für verschiedene Bogenlängen und Stromstärken konstant sei;
auch Violle^) stellte dieselbe Behauptung auf. Er hatte im elektrischen
Ofen Bögen bei verschiedenen hohen Stromstärken photographiert und
festgestellt, daß die verschiedenen Photogramme gleiche Helligkeit
zeigten. Hieraus schloß er, daß die von einem Quadratmillimeter der
Kraterfläche ausgestrahlte Lichtmenge von der Stromdichte unabhängig
sei. Die Untersuchungen von Blondel und Rey, bei welchen die
1) Abney, Phil. Trans. 172, p. 890, 1881.
») Violle, CR. 119, p. 949, 1894.
176 ^^ Licht des elektrischen Lichtbogens.
Lichtstärke photometrisch bestimmt wurde, zeigen jedoch, wenigstens
für starke Ströme und offene Bögen, daß die Abney-Vi olle 'sehe Be-
hauptung nicht zutreffend ist. Vi olle hatte den Bogen im elektrischen
Ofen photograpliiert; im Ofen herrschte konstante Temperatur. Blonde 1
und Rey haben mit Recht auf die Unempfindlichkeit und Unzulänglich-
keit der von Vi olle verwendeten photographischen Methode zur Aus-
führung von Helligkeitsmessungen bei so stark leuchtenden Lichtquellen,
wie es die mit starken Strömen gespeisten Kohlenlichtbögen sind, auf-
merksam gemacht.
Die in Figur 84 dargestellte punktierte Kurve ist eine Kurve,
welche Blondel und Rey berechnet haben. Wie man sieht, weicht
diese Kurve wenig von der beobachteten (ausgezogenen) Kurve ab. Die
Kurven, welche die Beziehimgen zwischen Stromdichte und Lichtstärke
pro Quadratmillimeter der Kraterfläche darstellen, sind angenähert
Parabeln. Blondel und Rey fanden für Bögen über 15 Amp. Strom-
stärke folgende empirischen Beziehungen gültig, bei welchen die Kon-
stanten für jedes Kohlenmaterial neu zu bestimmen sind.
Bezeichnet man mit F die leuchtende Kraterfläche in qmm, mit J
die Stromstärke in Amp. und mit m eine Konstante, welche für Ströme
von 50 — 300 Amp. = 0,2 ist, so ist
F = m.j'/« . (1)
Der von einem Quadratmillimeter der Krateroberfläche ausgesendete
Lichtstrom sei e. Die Stromdichte in der positiven Kohle sei d (in
Amp./qcm); a imd b seien die Parameter einer Parabel. Dann lassen
sich die Kurven in Figur 84 durch die Beziehimg ausdrücken:
e(e + a) = b.cf (2)
a ist = 200. b war bei Blondel und Rey 's Kohlen bei einem Durch-
messer D der positiven Kohle von 49 mm = 1000.
"TT •
Aus Formel 2 ergibt sich e in Hefnereinheiten.
Der gesamte vom Krater ausgehende Lichtstrom ist dann:
</* = TT . F . e in Lumen (3)
Dieser Lichtstrom ist der theoretische unter der Annahme, daß
keine negative Kohle der positiven Kohle gegenübersteht. Um den tat-
sächlichen Lichtstrom aus dem theoretischen zu erhalten, multiplizierten
Blondel und Rey den theoretischen Lichtstrom in Formel 3 mit dem
Faktor 0,84 und fanden zwischen dem berechneten Wert
* = 0,84 71. F. e (4)
und dem experimentell bestimmten Werte einen Unterschied von -+- 1,^%'
Wechselstromlichtbogen : Lichtausstrahlung. 177
III. Wechselstromlichtbogen.
§ 80. Lichtansstrahlnng.
Beim Wechselstromlichtbogen ist die Lichtausstrahlung eine andere
als beim Gleichstromlichtbogen. Beim Gleichstromlichtbogen hat die
positive Kohle eine viel höhere Temperatur und leuchtet viel heller als
die negative Kohle ; sie hat demgemäß auch den weitaus größten Anteil
an der Lichtausstrahlung. Beim Wechselstromlichtbogen hingegen ist in
jeder Periode einmal die untere Kohle imd einmal die obere Kohle
positiv. Das stärkere Licht wird daher auch in jeder Periode einmal
nach oben und einmal nach unten geworfen. Infolgedessen wird das
Polardiagramm, welches die Beziehungen zwischen Intensität des aus-
gestrahlten Lichtes imd der Ausstrahlungsrichtung darstellt, nicht mehr
die eiförmige Gestalt haben wie beim Gleichstrombogen.
Es bildet sich bei den heute in Wechselstrombogenlampen ver-
wendeten Dochtkohlen an jeder Elektrodenspitze ein kleiner Krater.
Nach BlondeP) kann man sich beim Wechselstromlichtbogen alles aus-
gestrahlte Licht von den Kratern ausgehend denken. Nur bei sehr
großer Stromdichte nehmen auch Teile außerhalb des Kraters an der
Lichtausstrahlung teil. Blondel wendet das Trott er 'sehe Gesetz auch
für den Wechselstromlichtbogen an. Jeder der beiden kleinen Krater
würde einen Kreis als Polarkurve geben, welcher die Beziehung zwischen
der Intensität des von dem betreffenden Krater ausgestrahlten Lichtes
und der Ausstrahlungsrichtung darstellt. In Fig. 85 sind diese Kreise
gestrichelt eingezeichnet. Da nun aber das von jedem Krater ausgestrahlte
Licht von der anderen Kohle teilweise verdeckt wird, ergibt sich für
die von einem Krater ausgehende Lichtausstrahlungskurve eine ähnliche
eiförmige Gestalt wie für den Gleichstrombogen. Außerdem ist in Fig. 85
noch eine dritte, kleinere Lichtkurve eingezeichnet, welche das von den
gasförmigen Teilen des Bogens sowie das von den außerhalb der Krater
gelegenen glühenden Elektrodenteilen ausgestrahlte Licht darstellt.
Diese drei Lichtverteilungskurven setzen sich zu einer resultierenden
Lichtverteilungskurve des Wechselstromlichtbogens zusammen, welche in
Fig. 86 dargestellt ist. Während beim Gleichstromlichtbogen die typische
Gestalt der Lichtverteilungskurve eiförmig ist, gleicht die Lichtverteilungs-
kurve eines Wechselstromlichtbogens dem Flügelpaare eines Schmetter-
lings, worauf Uppenborn zuerst aufmerksam gemacht hat. Die Licht-
verteilungskurve zeigt in der Horizontalen einen Einschnitt. Der normale
1) Blondel, Ecl. El. 2, p. 557, 1895.
Monasch. 12
178
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
Wechselstromlichtbogen strahlt also am wenigsten Licht in horizontaler
Richtung aus. Die maximale Lichtausstrahlung findet in einer Richtung
von 50 — 60*^ von der Horizontalen nach oben und unten statt. Wenn
man die Stromdichte erhöht und die Bogenlänge klein macht, so nimmt
der Bogen selbst sowie die außerhalb der Krater glühenden Elektroden-
teile einen besonders großen Anteil an der Lichtausstrahlung in horizon-
taler Richtung. Der Einschnitt zwischen den beiden Flügeln verschwindet
dann fast ganz. So stellt Fig. 87 eine Lichtausstrahlungskurve dar,
welche Blondel an einem Wechselstromlichtbogen eines Scheinwerfers
von 5 mm Bogenlänge bei sehr hoher Stromdichte aufgenommen hat.
Der Einschnitt ia der Horizontalen ist hier nur sehr gering.
Fig. 86.
Fig. 86.
Fig. 87.
Häufig zeigt der unterhalb der Horizontalen liegende Flügel der
Lichtverteilungskurve bei vertikaler Anordnung der Kohlen des Wechsel-
stromlichtbogens einen größeren Maximalwert der ausgestrahlten Licht-
intensität als der oberhalb der Horizontalen liegende Flügel. Der
Grund dieser Erscheinung ist der, daß die obere Kohle durch den auf-
steigenden warmen Luftstrom erwärmt wird und infolgedessen etwas
mehr Licht ausstrahlt als die untere Kohle.
Blondel stellte folgende empirische Formel auf, um die mittlere
sphärische Lichtstärke Jg aus der horizontalen Lichtstärke Jh und der
maximalen Lichtstärke Jm unterhalb der horizontalen und der maximalen
Lichtstärke Jm' oberhalb der Horizontalen zu berechnen.
J. =
+ Jm'
Diese Formel gilt für Ströme imterhalb 10 Amp.
Für Ströme stärker als 15 Amp. gibt er die Formel an:
J.=
8
Wechselstromlichtbogen: Einfluß der Bogenlänge.
179
Blondel*) zeigt, daß die Anwendung dieser Formel für Ströme
höher als 15 Amp. gute Übereinstimmung mit den von Helios in einer
Versuchsreihe unabhängig von ihm errechneten Werten zeigt.
Für Ströme von 8 — 12 Amp. empfiehlt Blondel die Formel:
4-
Jn,+J.
§ 81. Einfluß der Bogenlänge.
Da jede Kohle durch Schattenbildung einen Teil des von der
anderen Kohle erzeugten Lichtes nicht zur Geltung kommen läßt, kann
man durch Vergrößerung der Elektrodendistanz, bei welcher die Schatten-
wirkung jeder Elektrode vermindert wird, eine größere Lichtwirkung
/for/zo/ffa/e
W^
20°
1
^M\
X
*=;
^^^>^0^/tTm
—t
^-^^'^^
^, ^
H ' ^
i-^ \
Vwc^!^.
Nl ^
y^ \\ 1
^
¥0^
3ü
\fBmm \
so^
\
m''
W^
Fig. 88.
erhalten. Da aber der längere Bogen auch eine größere Energiemenge
erfordert, so muß die Energie proportional der Verlängerung der Bogen-
länge gesteigert werden. Läßt man den Energieverbrauch konstant und
verlängert die Elektrodendistanz, so wird trotz der verminderten Schatten-
wirkung die ausgestrahlte Lichtmenge geringer. In Fig. 88 hat Görges^)
dargestellt, wie die Helligkeit bei wachsender Bogenlänge imd dem-
selben Energieverbrauch abnimmt. Die Kurven stellen die Hellig-
keit pro Watt für eine 12 Amp. Lampe dar; ein Millimeter entspricht
0,25 Hefner-Einheiten. Die neben die Kurven geschriebenen Zahlen
geben die Lichtbogenlängen an. Blondel und Jigouzo^) untersuchten
den Einfluß der Bogenlänge des Wechselstromlichtbogens auf die mittlere
1) Blondel, Ecl. El. 2, p. 557, 1895.
2) Görges, E.T.Z. 16, p. 548, 1895.
3) Blondel and Jigouzo, El. World 29, p. 232, 1897.
12*
180
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
sphärische Lichtstärke bei yerschiedenem Energieverbrauch, mit dem
Blondel'schen Lumenmeter. Der Strom wurde konstant auf 10 Amp.
gehalten. Die Spannung wurde auf den der größeren Bogenlänge ent-
sprechenden höheren Betrag gesteigert. Die zu den Untersuchungen
verwendeten Kohlen waren Dochtkohlen von 10 mm Durchmesser. Die
Periodenzahl betrug konstant 42 Perioden pro Sekunde. Die Beob-
achtungen Blondel's und Jigouzo's sind in folgender Tabelle zu-
sanmiengestellt.
L Dochtkohlen von Carre.
Mittiere sphä-
Spanntmg
Watt
am
Wattmeter
Volt-
ampere
Leistungs-
faktor
Mittlere sphä-
rische Licht-
stärken in HL
Bogen-
länge in
mm
rische Licht-
stärke in HL
pro iWatt
aufgewendete
Energie
30,5
240
305
0,787
120
0,0
0,395
36,0
310
360
0,849
267
1,0
0,742
39,8
358
398
0,895
366
1,5
0,925
44,9
410
449
0,915
412
2,5
0,920
48,5
448
485
IL D(
0,925
)chtkohlen
380
von Helios.
4,0
0,780
24,5
218
245
0,889
160
0,0
0,655
28,5
265
285
0,933
254
1,5
0,890
33,2
320
332
0,963
208
3,5
0,622
38,0
368
380
0,968
203
5,0-
0,534
Aus dieser Tabelle läßt sich erkennen, daß die Lichtstärke zuerst
mit wachsender Bogenlänge bis auf einen Maximalwert steigt und bei
noch weiterer Veriängerung des Bogens und gesteigertem Energieverbrauch
bei konstanter Stromstärke wieder fällt.
§ 82. Einfloß des Kohlendnrchmessers nnd Materials.
Beim Wechselstromlichtbogen hat der Durchmesser der Kohlen
denselben Einfluß auf die Lichtausbeute wie bei Gleichstrom. Eine Yer-
größerung des Kohlendurchmessers verringert bei demselben Effekt-
verbrauch die Lichtausstrahlung. Blond el und Jigouzo erhielten mit
zwei Dochtkohlen von 10 mm Durchmesser eine mittlere sphärische Licht-
stärke von 360 HL; wurden die 10 mm Dochtkohlen durch Dochtkohlen
von 14 mm Durchmesser ersetzt, so betrug die mittlere sphärische Licht-
stärke bei demselben Energieverbrauch nur 292 HL. Das Gesetz von
Wechselstromlichtbogen: Einfluß der Stromdichte.
181
Schreihage, nach welchem die Intensität der Lichtausstrahlung um-
gekehrt proportional dem Kohlendurchmesser sei, wurde von Blonde 1
und Jigouzo nicht bestätigt gefunden. Der Grund ist der, daß das
Schreihage 'sehe Gesetz den Einfluß der Bogenlänge nicht mitberück-
sichtigt.
Das Material der Kohlen ist bei einer Beurteilung der Licht-
ausbeute des Wechselstromlichtbogens zu berücksichtigen. Bei Homogen-
kohlen ist die Lichtausbeute geringer als bei Dochtkohlen imd bei
Dochtkohlen wechselt sie unter gleichen elektrischen Verhältnissen je
nach der Beschaffenheit und Fabrikation der Kohlen. Gesetzmäßigkeiten
über den Einfluß des Kohlenmaterials lassen sich nicht aufstellen; man
muß jede Kohlensorte einer speziellen experimentellen Prüfung unter-
ziehen.
§ 83. Einfluß der Stromdichte.
Der Einfluß der Stromdichte auf die Lichtausstrahlung bei kon-
stanter Spannimg ist genauer von Blondel und Jigouzo imtersucht
worden. Eine ihrer Versuchsreihen ist in Fig. 89 dargestellt. Die Ver-
suche beziehen sich auf Dochtkohlen von 10 mm Durchmesser. Kurve I
wurde mit Nanterrekohlen, Kurve II mit Ilelioskohlen aufgenommen.
Die Spannung betrug konstant 41 Volt. Man ersieht aus der Figur,
daß die Lichtausstrahlung mit wachsender Stromdiclite zunimmt. Bei
ungefähr 20 Amp. biegen sich die Kurven etwas nach unten. (Bei dieser
Stromstärke verbrennen die Kohlenspitzen stark; diese Stromstärke
kommt bei 10 mm Kohlen für die Praxis nicht in Betracht.) Bei Strom-
stärken unterhalb 20 Amp. nähert sich die Kurve, welche die Be-
ziehungen zwischen Stromdichte und Lichtausstrahlung für dasselbe
Kohlenpaar bei konstanter Spannung darstellt, einer Parabel.
182 ^^ Licht des elektrischen Lichtbogens.
Nach Blondel und Jigouzo's Untersuchungen gibt es also für
eine Kohle von bestimmtem Material und bestimmtem Durchmesser bei
einer bestimmten Stromstärke und Bogenlänge ein Maximum der mittleren
sphärischen Lichtstärke pro 1 Watt aufgewendete Energie.
§84. Flimmeni.
Da in jeder halben Periode der Strom von einem Werte null auf
einen Maximalwert steigt imd wieder auf null zurücksinkt, muß auch
die ausgestrahlte Lichtmenge, welche eine Funktion der Stromstärke ist,
periodischen Schwankungen imterworfen sein. Blondel^) photographierte
das während verschiedener Perioden vom Wechselstromlichtbogen aus-
gesandte Licht. Er erhielt am Ende einer jeden halben Periode, also
während der Strom durch null ging, dunkle Stellen imd in der Mitte
jeder halben Periode hell leuchtende Stellen. Hierbei zeigte sich, daß
die leuchtenden Stellen heller waren, wenn sie von derjenigen Kohle
ausgegangen waren, welche während der betreffenden halben Periode
positiv war.
Das menschliche Auge ist gegen schnelle Lichtschwankungen ziem-
lich unempfindlich. Nach Görges nimmt das Auge, wenn die Perioden-
zahl erhöht wird, bald kein Flimmern mehr wahr, obwohl die Variationen
im Licht noch sehr bedeutend sind. Die Grenze der Erkennbarkeit des
Flimmems ist subjektiv verschieden und liegt im Mittel bei 60 Perioden
pro Sekunde. Bei 40 Perioden ist das Flimmern unerträglich, bei
50 Perioden noch schwach bemerkbar. Das Flimmern wird, wie Görges
bemerkt, weniger bemerkbar, wenn der Lichtbogen mit einer Mattglas-
glocke umgeben wird. Auch mildert ein Reflektor, der nach dem Vor-
gänge von Helios vielfach dicht über dem Lichtbogen angebracht wird,
das Flimmern erheblich, indem er auch die Lichtimpulse der unteren
Kohle, wenn diese positiv ist, nach unten sendet und dadurch bei
50 Perioden dem Auge 100 Lichtimpulse zukommen läßt.
Görges untersuchte die Schnelligkeit, mit welcher die Licht-
variationen den Stromvariationen folgen, indem er das ausgestrahlte
Licht auf lichtempfindliches Papier fallen ließ. Es zeigte sich, daß
sich die Lichtintensität fast momentan ändert und anscheinend alle
Variationen der Stromkurve wiederspiegelt. Noch bei 300 Perioden pro
Sekunde konnte auf dem lichtempfindlichen Papier festgestellt werden,
daß die Lichtintensität den Stromschwankungen folgt, während das
menschliche Auge schon bei 60 Perioden für diese Schwankungen im-
empfindlich wird. Duddell 2) stellte fest, daß das Licht in noch viel
i) Blondel, Lum. El. 42, p. 551, 618, 1891.
2) Duddell, The Electr. 46, p. 270, 1900.
Wechselstromlichtbogen: Flimmern. 183
höherem Maße den Stromschwankungen folgt, als es aus den Görges'schen
Versuchen hervorgeht. Duddell lagerte über einen Gleichstromlichtbogen
die oscillatorische Entladung eines in Serie mit einer Selbstinduktions-
spule geschalteten Kondensators. Der Strom im Lichtbogen bestand
also aus einem großen, konstanten Teile, auf welchem eine kleine Welle
variabler Stromstärke lagerte, die nach einigen Schwingungen aufhörte.
Duddell fand nun, daß bei einem 8 Ampere-Gleichstromlichtbogen mit
Homogenkohlen durch diese aufgelagerte Welle eine deutliche Verände-
rung sowohl des vom Krater als auch von der Gassäule des Bogens
ausgehenden Lichtes hervorgerufen wurde, wenn die Amplitude der
Stromänderung 3 % von der Gleichstromstärke betrug bei einer Zahl
von 4300 Wechseln pro Sekunde. Wurde bei derselben Wechselzahl
die Amplitude der aufgelagerten Stromwelle auf 2 % ^^^ Gleichstrom-
stärke verringert, so konnte eine Veränderung im Licht nicht mehr
genau festgestellt werden. Diese Lichtschwankungen beziehen sich auf
die aktinischen Strahlen, welche auf die photographische Platte wirken.
Die sichtbaren Strahlen dürften sich wohl in ähnlicher Weise verhalten,
vielleicht nicht bis zu demselben Grade von Empfindlichkeit.
§ 85. Momentanwerte von Strom und Licht.
Um einen genauen Einblick in den jeweiligen Zusammenhang
zwischen der Stromstärke und dem ausgestrahlten Licht beim Wechsel-
stromlichtbogen zu erhalten, muß man die Momentanwerte dieser Größen
bestimmen. Man kann dann erkennen, daß die Stärke des in einer
bestimmten Richtung ausgestrahlten Lichtes während einer Periode
Schwankungen unterworfen ist. Bei den von Görges mitgeteilten Beob-
achtungen wurden die momentanen Beziehungen zwischen Spannung,
Stromstärke und Licht für die horizontale Richtimg bestimmt, ferner
für eine Richtung, die von der horizontalen um 35® nach oben, imd für
eine Richtung, die von der horizontalen um 35° nach unten abwich.
Die Kurven für den horizontalen Strahl zeigen nur eine geringe Licht-
stärke und bei verschiedenartigen Stromkiirven der Betriebsmaschine
nahezu gleiche Lichtmaxima. Für die beiden geneigten Strahlen er-
gaben sich keine wesentlichen Unterschiede in dem Verlauf der variabeln
Größen zwischen dem nach oben und dem nach unten gerichteten Strahl.
In Fig. 90 ist die Görges 'sehe Aufnahme dargestellt. Das Licht wurde
für einen Strahl gemessen, der um 35 ° nach unten von der Horizontalen
abwich. Die Stromkurve der Betriebsmaschine war flach. Man ersieht
aus Fig. 90, daß die in ein und derselben Richtung während einer
Periode ausgestrahlte Lichtmenge nicht für beide Kohlen gleich ist.
Die Lichtmenge, welche von derjenigen Kohle ausgestrahlt wird, welche
184
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
während der halben Periode positiv ist, ist größer als die von derselben
Kohle ausgestrahlte Lichtmenge, wenn diese Kohle negativ ist. Das
negative Lichtmaximum erhebt sich nur wenig von dem Lichtminimum,
das beim Wechsel der Polarität der Kohle auftritt.
Sfromsfurke
Fig. 90.
'iponnung
Eingehendere Versuche über den Zusammenhang der Momentan -
werte der variabeln Größen machten Fleming und PetaveP). Sie
untersuchten einen Wecliselstromlichtbogen zwischen Dochtkohlen von
Sfromsfärke
360^
Spannung
Fig. 91.
15 mm Durchmesser bei einer konstanten effektiven Stromstärke von
14 Ampere und beobachteten das in einer bestimmten Richtung aus-
gestrahlte Licht. In Fig. 91 ist eine ihrer Beobachtungen dargestellt,
welche das von dem Bogen allein ausgestrahlte Licht (das von den
1) Fleming and Petavel, Phil. Mag. 41, p. 315, 1896.
Wechselstromlichtbogen: Momentanwerte von Strom und Licht. 185
Kratern ausgestrahlte Licht ist nicht mitgemessen), die Spannung an
den Kohlen, den Strom im Bogen und die aufgewendete Arbeit für
einen Bogen von 5,5 mm Länge bei 83,3 Perioden pro Sekunde wieder-
gibt. Der Effektivwert der Spannung betrug 39 Volt. In diesem Dia-
gramm ist auffallend, daß die von der Gassäule ausgestrahlte Lichtmenge
nie null wird. Fleming und Petavel lassen es unentschieden, ob
dieses schwache Leuchten der Gasstrecke während des Stromdurchgangs
durch null von einem Weiterleuchten des glühenden Dampfes in der
Gasstrecke oder durch Licht hervorgerufen ist, welches von den Kratern
ausging, obwohl man das letztere sorgfältig fernzuhalten versucht hatte.
In Fig. 92 ist das vom Krater der unteren Kohle während mehrerer
Perioden in derselben Richtung ausgestrahlte Licht für einen Bogen von
4,2 mm Länge bei 83,3 Perioden pro Sekunde dargestellt. Man sieht
aus dieser Figur, daß die vom Krater ausgestrahlte Lichtstärke zwischen
+ i- +
Fig. 92.
einem Minimum und zwei Maximalwerten in jeder Periode schwankt,
welch letztere an Größe verschieden sind. Wenn der Krater positiv ist,
erreicht die Intensität des ausgestrahlten Lichtes den höheren Maximal-
wert. Der kleinere Maximalwert der Lichtintensität tritt dann auf,
wenn die Kohle negativ ist. Außerdem ist in Fig. 92 zu erkennen, daß
die Lichtkurve steiler ansteigt und sanfter absteigt, woraus Fleming
imd Petavel den Schluß ziehen, daß die Kohlen schneller warm werden
und sich langsamer abkühlen; besonders wenn der Krater negativ ist,
tritt das langsame Absteigen der Lichtkurve deutlich hervor. Der
Grund ist der, daß, wenn die negative Kohle ihr Maximum der Wärme
erreicht hat, die positive Kohle, welche ihr gegenüberliegt, sich von
ihrem Wärmemaximum, welches höher liegt als das der negativen Kohle,
abzukühlen beginnt und der sich abkühlenden negativen Kohle Wärme
zustrahlt und somit die Abkühlung der negativen Kohle verzögert.
Fleming und Petavel stellten femer fest, daß bei derselben Perioden-
zahl für einen kurzen Lichtbogen (3,2 mm) ein Nacheilen der Amplitude
der Lichtkurve gegenüber der Araplitude der Effektkurve stattfindet,
während es unter denselben Verhältnissen bei langem Bogen (12 mm)
nicht zu bemerken war.
Igg Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
Die Versuche von Burnie*) über das Verhalten der Momentan-
werte YOn Strom und Licht bestätigen die Versuche von Fleming und
Petavel. Inwiefern die Temperatur der Kohlen den Stromschwankungen
folgt, ist schon in § 62 besprochen worden.
§ 86. Einfloß der Kurvenform des Generators.
Die äußerst geringe Deformation, welche der Bogen auf die Strom-
kurven in Fig. 90 und Fig. 91 bei den Versuchen von Görges und
Fleming und Petavel ausgeübt hat, läßt sich nach den Duddell-
Marchan t 'sehen Untersuchungen dadurch erklären, daß Görges und
Fleming und Petavel zu ihren Versuchen Dochtkohlen verwendet
haben.
Rößler und Wedding^) untersuchten den Einfluß verschieden-
artiger Strom- und Spannungskurven des Generators auf die Leucht-
kraft des Wechselstromlichtbogens. Sie nahmen nur die Spannungs-
und Stromkurven verschiedener Generatoren auf. Leider haben sie nicht
auch untersucht, in welcher Weise die Stromkurven vom Bogen defor-
miert wurden. Aus den Versuchen von Rößler und Wedding geht
hervor, daß unter angenähert denselben Verhältnissen die Leuchtkraft
des Lichtbogens umso größer wird, je flacher die Stromkurve des Gene-
rators ist. So erhielten sie bei 40 Perioden pro Sekunde und einem
Betriebsstrom von ungefähr 9,5 Ampere als Mittelwert der mittleren
sphärischen Lichtstärke unter der Horizontalen für 1 Watt aufgewendete
Energie :
Bei einer spitzen Kurve 0,710 HE.
- flachen - 1,024 HE.
Görges erhielt ähnliche Resultate. Er fand für eine 12 Ampere-
lampe bei 50 Perioden pro Sekunde als mittlere sphärische Lichtstärke
pro 1 Watt aufgewendete Energie:
Bei einer spitzen Kurve 0,796 HE.
- flachen - 0,%0 HE.
Als Grund, weshalb die Lichtausbeute bei flachen Stromkurven
größer ist als bei spitzen, führt Görges an, daß bei spitzen Strom-
kurven auf eine kurz andauernde hohe Stromstärke eine längere Zeit
folgt, in welcher die Stromstärke sehr gering ist. In dieser Zeit werden
sich die Kohlen stark abkühlen. Mit abnehmender Temperatur nehme
auch die Intensität der sichtbaren Strahlung schnell ab. Die Zeiten
») Burnie, Ecl. El. 13, p. 365, 1897.
2) Rößler und Wedding, E.T.Z. 15, p. 315, 1894.
Wechselstromlichtbogen: Einfluß der Periodenzahl.
187
geringer Stromstärke würden dann für die Lichtausbeute sehr wenig in
Betracht kommen.
Rößler und Wedding gelangen zu dem Schlüsse, daß die Licht-
entwicklung des Wechselstrombogens von dem einfachen Mittelwerte der
Stromstärke abhängt. Man würde dann für eine rechteckige Strom-
kurve ein Maximum der Lichtentwicklung erb alten.
Blonde 1 hatte schon 1893 darauf hingewiesen, daß die Aus-
löschungen des Wechselstrombogens am Ende jeder halben Periode am
kürzesten seien für rechteckige Kurven. Leider lassen sich aber recht-
eckige Stromkurven in der Praxis nicht erzeugen.
§ 87. Einfloß der Periodenzahl.
Rößler und Wed ding sprachen nach einem Versuche, bei welchem
nach einer Erhöhung der Periodenzahl um 33 7o die Lichtentwicklung
um 6 7o zugenommen hatte, die Möglichkeit einer Zunahme der Licht-
ausbeute mit steigender Periodenzahl aus. BlondeU) nahm sie zuerst
ärke in
Q
"^
^
c
%
■ uH
'< 200
*> iOO
1
Z5 SO 7S tOO i25 ISO ^ZS 200
Perioden pro Sekunde
Fig. 93.
an, bewies aber später auf Grund eingehender Versuche in Gemeinschaft
mit Jigouzo^) das Gegenteil. In Fig. 93 ist eine diesbezügliche Beob-
achtungsreihe von Blondel und Jigouzo für einen Wechselstrombogen
zwischen Heliosdochtkohlen von 10 mm Durchmesser bei konstantem
Energieverbrauch von 330 Watt und verschiedenen Periodenzahlen dar-
gestellt. Man sieht aus dieser Figur, daß die Lichtausbeute bei dem-
selben Energieverbrauch bei kleineren Periodenzahlen größer ist, eine
Tatsache, die schon von Fleming und Petavel (1896) festgestellt
worden war und von Duddell und Marchant (1899) bestätigt worden
1) Blondel, Lum. El. 42, p. 619, 1891.
2) Blondel und Jigonzo, El. World 29, p. 232, 1897.
138 ^^s Licht des elektrischen Lichtbogens.
ist. Die Fleming-Petayel 'sehen Beobachtungen sind in Fig. 94 dar-
gestellt. Die beiden gestrichelten Kurven gelten für Wechselstrom.
Die Kurve für die niedrigere Periodenzahl liegt höher als diejenige für
die höhere Periodenzahl. Die Lichtausbeute ist also bei demselben
Energieverbrauch höher bei kleinerer Periodenzahl. Allerdings darf
nicht übersehen werden, daß bei kleineren Periodenzahlen die Stabilität
des Wechselstromlichtbogens geringer wird, sodaß der Vorteil, den man
in der Lichtausbeute durch Erniedrigung der Periodenzahl erhalten
könnte, durch die Unmöglichkeit, wegen der Stabilität des Bogens eine
gewisse Grenze der Periodenzahl zu imterschreiten , nicht zur Geltung
kommen kann.
Der Grund der Erscheinung, daß die Lichtausstrahlung des Wechsel-
stromlichtbogens bei niedrigerer Periodenzahl günstiger wird, ist nach
Blondel und Jigouzo der, daß bei konstanter Spannung und kon-
stanter Stromstärke die Bogen für höhere Periodenzahlen länger werden.
Bei einem Versuche von Blondel und Jigouzo war die Bogenlänge
unter sonst konstanten Verhältnissen bei 25 Perioden 1 mm, bei 100
Perioden 2 mm und bei 200 Perioden 3,25 mm. Da aber die Licht-
ausbeute oberhalb einer gewissen Bogenlänge ungünstiger wird, ist es
wohl möglich, daß die durch die Erhöhung der Periodenzahl hervor-
gerufene Vergrößerung der Bogenlänge die Lichtausbeute bei Erhöhung
der Periodenzahl ungünstiger macht.
§ 88. Vergleich der Lichtansbeate bei Gleichstrom und
Wechselstrom.
Die Untersuchungen der Prüfungskommission i) der Frankfurter
Ausstellung hatten ergeben, daß von den ausgestellten Lampen die
spezifische Lichtausbeute der Gleichstromlampen bei gleichem Energie-
verbrauch größer war als die der Wechselstromlampen. Der Unterschied
betrug 100® zu Gunsten des Gleichstrombogens.
Rößler und Wedding verglichen die mittlere sphärische Licht-
stärke unterhalb der Horizontalen für 1 Watt aufgewendete Energie bei
einer Wechsel Strombogenlampe und einer Gleichstrombogenlampe von
annähernd gleichem Wattverbrauch. Die Wechselstromlampe brannte
(bei flacher Kurve des Wechselstromgenerators) mit einer Stropistärke
von 9,4 Amp. und einer Spannung an den Kohlen von 31,1 Volt. Die
Gleich Stromlampe brannte mit einer Stromstärke von 6,8 Amp. und einer
Elektrodenspannung von 42,4 Volt. Der Wattverbrauch der Wechsel-
^) Offizieller Bericht über die internationale Elektrotechnische Ausstellung
in Frankfurt a. M. 1891, Band 2, p. 127.
Vergleich der Lichtausbeute bei Gleichstrom und Wechselstrom. 189
stromlampe betrug 288 Watt, derjenige der Gleichstromlampe 288,3 Watt.
Als mittlere hemisphärische Lichtstärke ergaben sich pro Watt bei der
Gleichstromlampe 2,65 HL, bei der Wechselstromlampe 1,01 HL. Die
mittlere hemisphärische Lichtstärke ist also bei gleichem Energiever-
brauch für die Gleichstromlampe ungefähr 180% größer als für die
Wechselstromlampe.
Fleming und Petavel verglichen auch die spezifische Lichtaus-
beute vom Gleichstrom- und Wechselstrombogen bei gleichem Energie-
verbrauch. Ihre Beobachtungen sind in Figur 94 dargestellt. Sie
800
»I -H SOPerfoden
-< 8S^ Perioden
600
Fig. 94.
variierten den Energieverbrauch in den Grenzen von 200 — 600 Watt.
Die gestrichelten Kurven beziehen sich auf den Wechselstrombogen
zwischen Dochtkohlen von 15 mm Durchmesser; die ausgezogenen
Kurven beziehen sich auf den Gleichstromlichtbogen imd zwar waren
für die niedere Gleichstromkurve beide Kohlen Dochtkohlen von 15 mm
Durchmesser und für die höher liegende. Kurve die obere Kohle eine
Dochtkohle von 15 mm Durchmesser, die imtere eine Homogenkohle von
9 TTiTn Durchmesser. Man sieht aus den Kurven, daß bei gleichem
Energieverbrauch der Wechselstrombogen eine geringere spezifische Licht-
ausbeute liefert als der Gleichstrombogen. Die spezifische Lichtausbeute
ist nach den Untersuchungen von Fleming und Petavel beim Gleich-
strombogen ungefähr 90% größer als beim Wechselstrombogen. Daß der
Gleichstrombogen zwischen den beiden gleich dicken Dochtkohlen eine
•geringe Lichtausbeute liefert als der Gleichstrombogen zwischen einer
dickeren oberen und einer dünneren unteren Kohle, findet seine Er-
klärung darin, daß die dicke untere Kohle schon bei 70° unterhalb der
Horizontalen kein Licht mehr austreten läßt, während bei der dünneren
unteren Kohle dies erst bei 80® unterhalb der Horizontalen eintritt.
190 ^^3 Licht des elektrischen Lichtbogens.
Blondel vermutete, daß der hohe Prozentsatz der Überlegenheit
der Lichtausbeute des Gleichstrombogens gegenüber dem Wechselstrom-
bogen dadurch hervorgerufen sei, daß sich der Lichtbogen während der
langwierigen photometrischen Messungen verändert hätte. Er ver-
glich deshalb in einer größeren Versuchsreihe in Gemeinschaft mit
Jigouzo die Lichtausbeute des Gleichstrom- und Wechselstrombogens,
wobei die photometrischen Messungen mit dem Lumenmeter ausgeführt
wurden. Um unter möglichst gleichartigen imd vergleichbaren Be-
dingungen zu arbeiten, ließen Blondel und Jigouzo den Gleichstrom-
bogen sowohl als auch den Wechselstrombogen zwischen Kohlen der-
selben Sorte (Siemens Marke A) brennen. Für den Gleichstrom- imd
den Wechselstrombogen wurde dieselbe Stromdichte angewendet. Es
ergab sich, daß — unter Vernachlässigung des Effektverlustes im Be-
ruhigungswiderstand beim Gleichstrombogen — die spezifische Licht-
ausbeute des Gleichstrombogens 50 — lOO^o höher als die des Wechsel-
strombogens bei gleichem Energieverbrauch war.
Um von den Wechselstromlampen eine größere Lichtausbeute im
Räume unter der Horizontalen zu erhalten, hat zuerst Coerper an der
oberen Kohle einen Reflektor angebracht, welcher die von der unteren
Kohle erzeugte Lichtmenge wieder nach unten werfen soll. Nach einer
Untersuchung von Rößler und Wedding ist die ungünstige Lichtaus-
beute des Wechselstrombogens gegenüber dem Gleichstrombogen wesent-
lich durch die mangelhafte Ausführung des Reflektors in optischer Be-
ziehung verursacht. Sie fanden, daß von der gesamten entwickelten
Lichtmenge bei Benutzimg des Reflektors nur 70% für die Beleuchtung
des Raumes unter der Horizontalen zur Geltung kommen. Wenn es
gelingen sollte Reflektoren herzustellen, welche die Lichtstrahlen voll-
kommener reflektieren, so ließe sich vielleicht ein weiterer Teil der jetzt
verloren gehenden 30% zur Beleuchtung des Raumes unterhalb der
Horizontalen nutzbar machen.
Über die Lichtausbeute zwischen Gleichstrom» und Wechselstrom-
bogen mit eingeschlossenem Lichtbogen (bei beschränktem Luft-
zutritt) fand Matthews^) folgende Zahlen:
Gleichstrom 0,76 Kerzen pro Watt
Wechselstrom ohne Reflektor 0,53 - - -
mit - 0,68
Die Zahlen sind Mittelwerte aus 5 Beobachtungen bei 6,6 Amp.
Bögen; die Lampe brannte mit mattierter innerer und durchsichtiger
äußerer Glocke.
Matthews, E.T.Z. 23, p. 615, 1902.
Klarglasglocken. 191
IV. Liehtstreuung und Liehtverteilung in
Bogenlampen.
§ 89. Klarglagglocken.
Die Angaben über Lichtausbeute im Yorhergehenden bezogen sich,
wenn nicht anders bemerkt war, auf den nakten Lichtbogen. Bei der
Anwendung des Lichtbogens in den Bogenlampen erfordert die Empfind-
lichkeit des Lichtbogens gegen äußere Luftströmungen, daß man ihn mit
einer Glocke umgibt.
Umgibt man den Bogen mit einer Glocke aus klarem Glase, so
blendet er das Auge sehr. Der Glanz des Bogens ist so stark, daß die
Pupille des Auges sich beim Anblick des Bogens sofort yerkleinert und
den Anblick nicht mehr verträgt. Außerdem hat der Bogen in einer
Klarglasglocke den Nachteil, daß er sehr starke Schlagschatten erzeugt.
In Amerika wird der Bogen in Klarglasglocken häufig, fast ausschließlich
zur öffentlichen Beleuchtung yerw endet. Wenn man die Aufhängehöhe
des Bogens in Klarglasglocke sehr hoch wählt, mildert sich für das
Auge der Glanz etwas. Immerhin bleibt der Anblick des Lichtbogens
in Klarglasglocke für das Auge unangenehm. Man sieht, wenn man den
Bogen in einer Klarglasglocke betrachtet — so lange man überhaupt
den Anblick ertragen kann — nicht nur den Lichtbogen, sondern auch
die Kohlenhalter in der Glocke.
Die von der Klarglasglocke ausgehenden Lichtstrahlen verlaufen
nahezu radial. Die Klarglasglocken absorbieren von allen Glockenarten
am wenigsten Licht.
§ 90. Lichtstrenende Glocken.
Um die harten Schlagschatten zu vermeiden und um das Auge
zu schonen, wendet man lichtzerstreuende Mittel an. Nach BlondeP)
ist ein durchschimmerndes Material dann lichtzerstreuend, wenn es
in jedem Punkte seiner Oberfläche einen einfallenden Lichtstrahl in
ein kleines, kegelförmiges und sehr divergierendes Strahlenbündel
verwandelt. Die lichtzerstreuenden Glocken bestehen aus rauhem
Glas oder aus Opalglas (durch und durch milchig). Alabasterglas ist
das beste dieser Art. Glocken aus diesen Materialien lassen den Bogen
selbst nicht, wie dies bei Klarglasglocken der Fall ist, sichtbar er-
1) Blond el, The Electr. 39, p. 615, 1897.
192 ^^^ Licht des elektrischen Lichtbogens.
scheinen, da der größte Teil der Glocke selbst leuchtend erscheint. Je
größer die leuchtende Oberfläche der Glocke ist, desto weicher und an-
genehmer ist das Licht. Der Grad der Streuung des Lichtes hängt von
dem größten horizontalen Querschnitt der Glocke ab.
Um die Dicke des Opalglases zu verringern, ohne die Glocke zu
schwächen, hat man Opalinglocken (Opalüberfangglasglocken) konstruiert.
Bei diesen besteht die Glocke aus hellem Glase, welches im Inneren
der Glocke mit einer dünnen Schicht von Opalglas überzogen ist. Die
Opalinglocken lassen einen größeren Teil des Lichtes direkt hindurch-
gehen, sie sind daher nur halbzerstreuend. Durch die Verschiedenheit
der Dicke der inneren Opal Schicht kann man Glocken von allen Graden
der Lichtdurchlässigkeit, vod vollständiger Durchlässigkeit bis zur voll-
ständigen Lichtzerstreuung erzeugen.
Die Kugeln aus rauhem Glase gehören auch zur Klasse der halb-
zerstreuenden Glocken. Sie sind jedoch nicht so vorteilhaft imd ange-
nehm wie die anderen Glocken. Es erscheint bei ihnen nur ein kleiner
Teil ihrer Oberfläche leuchtend. Der Anblick einer solchen Glocke ist
ebenso unangenehm wie der einer Opalinglocke, deren Opalschicht zu
dünn ist. Die Rauhglasglocken schwärzen sich sehr leicht im Gebrauch
unter dem Einfluß des Kohlenstaubes.
Die Lichtverteilung, die von einer Opalglasglocke ausgeht, ist nach
Blondel in Figur 95 dargestellt. Der Lichtbogen befindet sich in A.
Der Strahl, welcher den Punkt m' an der Oberfläche der Glocke trifft,
tritt nicht in derselben Richtung aus der Glocke heraus, sondern wird
in ein Strahlenbündel zerlegt, das sich nach verschiedenen Richtungen
hin erstreckt. Infolgedessen erhält auch der Raum links oberhalb von
m' Licht. Da aber der Gleichstromlichtbogen nur wenig Licht in den
Raum oberhalb der Horizontalen H H' entsendet, wird nur wenig Licht
nach oben geworfen werden. Der Hauptlichtstrom geht vom Bogen in
Richtungen aus, wie sie in Figur 80 dargestellt waren. Trifft ein Strahl
Reflektoren. 193
unterhalb der Horizontalen HH', z. B. Am, die Glocke, so wird er in
ein Strahlenbündel zerlegt, das teils in der Richtung t', teils in der
Richtung t von der Glocke ausgesendet wird. Während also beim
nackten Gleichstrombogen oder beim Bogen in Klarglasglocke der Winkel-
bereich von ungefähr 30° zu beiden Seiten der Vertikalen dunkel bleibt,
wird er bei den lichtzerstreuenden Glocken beleuchtet. Daher eignet
sich die Klasse der Opalglasglocken gut zur direkten Beleuchtung
Freilich ist mit der Anwendung von diffundierenden Glocken ein Licht-
verlust verbunden.
Damit ein möglichst großer Teil der Glockenoberfläche erleuchtet
erscheine, empfiehlt es sich den Bogen nicht in den Mittelpunkt einer
kugelförmigen Glocke zu stellen, sondern höher.
Opal- und Opalüberfangglasglocken sind als schlecht zu bezeichnen,
wenn vom Lichtbogen mehr sichtbar ist als ein kleines glühendes
Pünktchen; das Pünktchen darf nicht blenden.
§ 91. Reflektoren.
Um die eigentliche Lichtquelle dem Auge fernzuhalten (damit das
Auge nicht geblendet wird) und um eine geringe Schattenbildung zu er-
zielen, kann man das vom Lichtbogen erzeugte Licht gegen eine diffus
reflektierende Fläche werfen und von da erst in den zu beleuchtenden
Raum gelangen lassen. Wenn der Reflektor in geeigneter Weise angebracht
ist, kann man auch das in den Raum oberhalb der Horizontalen vom
Gleichstromlichtbogen gesendete Licht zur Flächenbeleuchtung nutzbar
machen. Man nennt die Beleuchtung unter ausschließlicher Verwendung
von Reflektoren „indirekte Beleuchtung".
Die Reflektoren aus versilbertem Glase sind leicht zerbrechlich,
außerdem leidet der Silberspiegel durch die Hitze. Metallreflektoren
sind zu leicht oxydierbar. Man verwendet daher heute im allgemeinen
als diffus reflektierende Fläche weiß emaillierte Eisenplatten. Gut
emaillierte Platten haben einen Wirkungsgrad von 80 — 90%.
Bei der indirekten Beleuchtung läßt man die Lichtstrahlen, die bei
oberer positiver Kohle nach unten fallen, durch einen Reflektor nach
oben auf einen zweiten Reflektor werfen, von welch letzterem aus sie
dann ins Freie gelangen. Man verwendet auch häufig eine sogenannte
„invertierte" Bogenlampe, bei welcher bei vertikaler Anordnung der
Kohlenstifte die positive Kohle unten steht. Da der Krater selbst wie
ein Reflektor wirkt, ist bei dieser Anordnung der untere Reflektor ent-
behrlich. Doch bietet eine untere positive Kohle gewisse Betriebsnach-
teile, da sich im Krater Massenteilchen ansammeln und den Bogen un-
ruhig machen. Man kann den zweiten (oberen) Reflektor entbehren,
Mona seh. 13
194
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
wenn man über eine stark reflektierende, matt weiß gestrichene Decke
verfügt. In Figur 96 ist der Gang der Lichtstrahlen einer derartigen
Lampe von Körting und Mathiesen in Leipzig-Leutzsch dargestellt,
bei welcher die Zimmerdecke als zweiter Reflektor verwendet wird.
Derartige Lampen sind in solchen Räumen am Platze, in denen Arbeiten
Fig. 96.
verrichtet werden, welche das Auge anstrengen, z. B. in Zeichensälen,
Hörsälen und Fabrikwerkstätten, in denen Präzisionsarbeiten ausgeführt
werden. Der Raum wird auf diese Art äußerst gleichmäßig erhellt.
Eine Zwischenstufe zwischen direkter Beleuchtung und indirekter
Beleuchtung bildet die sogenannte halbindirekte Beleuchtung. Die-
selbe beruht auf der Verwendung eines durchsichtigen, diffundierenden
Reflektoren.
195
Teiles und eines reflektierenden Teiles. Derartige Lampen sind in ihrer
Wirkimg von der Beschaffenheit der Decke unabhängig. Die erste halb-
indirekte Lampe wurde von Hrabowski konstruiert. In Figur 97 ist
eine Lampe für halbindirekte Beleuchtung von Körting imd Mathiesen
Fig. 97.
abgebildet. Eine oben offene halbrunde Glocke a aus Opalglas fängt
fast den ganzen Lichtstrom auf und läßt die Lichtstrahlen teils unter
starker Streuung durch das Glas hindurchtreten, teils von der glänzenden
Oberfläche desselben nach oben reflektieren. Die reflektierten Strahlen
werden von einem emaillierten Reflektor d aufgefangen und durch eine
13*
196
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
zweite Reflexion nach unten geworfen. Eine derartige Lampe blendet
fast gar nicht. Die halbindirekte Beleuchtung wird mit Erfolg in
Webereien, Spinnereien, Druckereien u. s. w. angewendet. Derartige
halbindirekte Lampen wurden in München (1895) auch zur Straßen-
beleuchtung in einer Ausführungsform von Schuckert & Co. verwendet.
Anstatt einer unteren Opalglocke hatten diese Lampen einen unteren
Körper, der durch ebene Polygone aus Opalinglas gebildet war. Für
die Straßenbeleuchtung eignen sich jedoch diese halbindirekten Lampen
nicht besonders, da die Bodenfläche nur in nächster Nähe der Lampe
gut beleuchtet wird.
In ihrer äußeren Erscheinung sind die indirekten und halbindirekten
Lampen unelegant und plump.
§ 92. Holophanglocken.
Man suchte schon frühzeitig die bei der Diffusion des Lichtes bei
den im vorhergehenden beschriebenen Lichtverteilungsarten auftretenden
Lichtverluste durch Anwendung von Glasprismen, welche das Licht zer-
///// /
! " I
II ii I
streuen, zu verringern. Eine Klarglasglocke wurde mit kleinen, licht-
brechenden Glaselementen besetzt, von denen jedes eine Divergenz der
aus dem Innern der Glocke kommenden Strahlen bewirkte. Glatte
Riffeln bewirkten eine gewisse Streuung des Lichtes in einer zur Ebene
der Riffeln senkrechten Richtung. Die Diffusion des Lichtes, welche
durch solche Riffeln bewirkt wird, ist nicht zufriedenstellend. Raffard
schlug im Jahre 1881 vor, zwei Scheiben zu benutzen, von denen jede
Riffeln trug, und die Riffeln senkrecht zn einander zu stellen, um nach
zwei Richtungen Lichtzerstreuung zu erhalten. Trotter verwendete im
Jahre 1883 nur eine Glasscheibe, welche sowohl auf der Innenseite als
auch auf der Außenseite geriffelt war. Die Riffeln Trotter's hatten
kreisförmigen Querschnitt. Sie zerstreuten das Licht nicht genug; auch
fand bei Trotter's Anordnung ein erheblicher Lichtverlust durch innere
Holophanglocken.
197
Sl^^
Fig. 99.
Fig. 100.
Spiegelung statt. Fredureau konstruierte Glocken, die nur auf der
Aiißenseite prismatische oder parabolische Glaskörperchen trugen, Wahl-
ström solche, die nur mit kleinen Prismen auf der Außenseite der
198 ^^ Licht des elektrischen Lichtbogens.
Glocke besetzt waren. Die Diffusion, welche durch solche Glocken
erzeugt wurde, war nur gering.
BlondeP) gelang es, das Problem durch Konstruktion der „Holo-
phanglocken" zu lösen. Die Holophanglocken, welche, wie der Name
sagt (pXo^ = ganz und g>aev(o = scheine), ganz und gleichmäßig erleuchtet
erscheinen, sind innen und außen geriffelt. Die äußeren Riffeln unter-
scheiden sich von den früher verwendeten durch ihr Profil. In Fig. 98
sind die von Blondel konstruierten Riffeln dargestellt. Jede Riffel ist
aus zwei Flächen zusammengesetzt, von denen die eine das Licht bricht,
die andere reflektiert. Spitze Winkel sind vermieden. Durch diese
Anordnung erhält man, wie Blondel angibt, eine gute Zerstreuung des
Lichtes ohne bedeutenden Lichtverlust. Die äußeren Riffeln sind in
Meridiankreisen angeordnet, die inneren in Parallelkreisen und zer-
streuen das Licht in horizontalen Ebenen. In Fig. 99 ist ein Schnitt
durch eine Holophanglocke nach einem Meridiankreise dargestellt, in
Fig. 100 ein Schnitt der Holophanglocke mit einer Horizontalebene.
Die Profile der Riffeln müssen für bestimmte Zwecke besonders be-
rechnet werden^). Die Holophanglocken führen eine gleichmäßige Boden-
beleuchtung herbei.
§ 93. Wirkungsgrade der Glocken.
Jede Glasglocke absorbiert eine gewisse Lichtmenge. Das Ver-
hältnis des aus der Glocke ins Freie gelangenden nutzbaren Licht-
stromes zu dem vom Bogen ausgehenden Lichtstrom nennt man den
Wirkungsgrad der Glocke. Die Differenz der beiden Lichtströme ergibt
den Lichtverlust in der Glocke.
Am günstigsten ist der Wirkungsgrad einer Klarglasglocke.
Doch stehen ihrer Verwendung die in § 89 besprochenen Unannehmlich-
keiten entgegen. Wedding fand, daß bei Opalingiocken bei verschie-
dener Dicke der Opalschicht die Lichtverluste in der Glocke zwischen
40 — 55% schwankten.
Gutrie und Reidhead^) haben Versuche über den Lichtverlust
bei verschiedenen Glocken angestellt. In Fig. 101 sind ihre Resultate
graphisch dargestellt. Kurve I bezieht sich auf einen nackten Licht-
bogen, II auf einen Bogen mit Klarglasglocke, III auf einen Bogen mit
mattgeschliffener Glocke, IV auf einen Bogen mit Opalglocke. Die
Ziffern an der Abscissenachse bedeuten die Lichtstärken in englischen
Blondel, The Electr. 39, p. 615, 1897.
2) Blondel, The Electr., 36, 1. XL 1895.
3) Gutrie und Reidhead, E.T.Z. 15, p. 240, 1894.
Wirkungsgrade der Glocken.
199
Normalkerzen. "Über die verschiedenen Lichtstärken gibt folgende
Tabelle Aufschluß.
Nackter
Bogen
Klarglas-
glocke
Matte
Glocke
Opal-
glocke
Mittlere sphärische Lichtstärke . .
Mittlere hemisphärische Lichtstärke
Werte in % <ier mittleren sphärischen
Lichtstärke
Werte in 7o ^^r maximalen ebenen
Lichtstärke
319
450
100
100
235
326
53
82
160
215
23
47
144
138
19
33
Nach dieser Tabelle beträgt der Lichtverlust in der Klarglas-
glocke 47 7o? b^i <iör matten Glocke 77 7o und bei der Opalglocke 81 7o-
Diese Verluste verändern sich mit der Dicke der Glocke, mit deren
f «^ 200 300
WO
500
600
>
\
^\ "'■■•:
TT
)
Fig. 101.
Durchmesser und mit der Stellung des Lichtbogens im Inneren der Glocke.
Bei der halbindirekten Beleuchtung tritt nach Körting und Mathiesen
ein Lichtverlust von 60% gegenüber dem nackten Lichtbogen auf. Bei
der total indirekten Beleuchtung, bei der eine weiße Decke die Licht-
strahlen nach unten reflektiert, beträgt der Lichtverlust ungefähr 40 %•
Bei den Holophanglocken beträgt der Lichtverlust ungefähr 25 %. Im
übrigen sei davor gewarnt, den hier mitgeteilten Zahlen über den Licht-
verlust in den verschiedenen Glockenarten eine absolute Bedeutung bei-
zumessen. Die Lichtverluste hängen von zu vielen Nebenumständen ab
und verändern sich mit denselben. Im allgemeinen . ist diejenige Glocke
vorzuziehen, welche das angenehmste Licht gibt, wenn auch einige Pro-
zente optischen Wirkungsgrades dabei geopfert werden.
200
Das Licht des elektrischen Lichtbogens.
§ 94. Glocken und Reflektoren bei Wechselstrom.
Die Lichtverteilung des nackten Wechsel stromlichtbogens ist schon
in § 80 besprochen worden. Das in den Raum oberhalb der Horizon-
talen entsendete Licht ist, wenn man den Bogen mit einer Klarglas-
glocke umgibt, für die Horizontalbeleuchtung verioren. Man kann es bei
der indirekten Beleuchtung nutzbar
machen; dieselbe hat vor der in-
direkten Beleuchtung bei Gleichstrom
sogar den Vorzug, daß die Hälfte
des Lichtstromes nur einmal reflek-
tiert zu werden braucht, während
bei Gleichstrom bei der indirekten
Beleuchtung der Lichtstrom zweimal
reflektiert wird und jede Reflexion
mit einem Lichtverlust verbunden ist.
Lichtzerstreuende Glocken ver-
— mögen nach den Untersuchungen von
Blondel nicht die Symmetrie der
beiden Aste der Lichtverteilungs-
kurve des Wechselstromlichtbogens
aufzuheben. Sowohl bei einer Opalin-
als auch bei einer Opalglasglocke
fand Blondel, daß ein großer Teil
des Lichtes für die Bodenbeleuchtung
verloren geht.
Um die von der unteren Kohle
nach oben gesendete Lichtmenge
auch für die Bodenbeleuchtung nutz-
bar zu machen, hat Coerper einen
Reflektor konstruiert. Derselbe wird an der oberen Kohle angebracht
Sein sphärischer Winkel soll möglichst 2 ;t sein. Der Reflektor ist im
Gegensatz zu den bei der indirekten Beleuchtung verwendeten Reflek-
toren klein und stört in keiner Weise das Aussehen der Lampe.
In Fig. 102 stellt die Kurve II die Lichtverteilung des Wechsel-
stromlichtbogens ohne Reflektor und die Kurve I die Lichtverteilung
des Wechselstromlichtbogens mit Reflektor nach einer Messung von
Helios & Co. in Köln a. Rh. dar. Der Wechselstrombogen wurde mit
10 Ampere gespeist. Der Effektverbrauch betrug 310 Watt. Die Licht-
stärke in den einzelnen Richtungen unterhalb der Horizontalen ist durch
Verwendung des Reflektors fast auf das Doppelte gestiegen. Der Maß-
Fig. 102.
Glocken- und Reflektoren bei Wechselstrom. 201
Stab von Kurve I und II ist nicht ganz der nämliche. Der Reflektor
absorbiert etwa 20 — 30 % des Lichtes. Das vom Wechselstromlichtbogen
erzeugte Licht erleidet dann weitere Verluste, je nach der Art der Glocke,
mit welcher man die Lampe umgibt. Die Verwendung vod Alabaster-
glasglocken ist beim Wechselstrombogen nicht so notwendig wie beim
Gleichstrombogen, da durch den Reflektor schon ein Teil des Lichtes
diffus geworden ist. Im allgemeinen genügt es daher, den mit einem
Reflektor versehenen Wechselstromlichtbogen in eine Opalinglocke ein-
zuschließen.
Blondel schlägt auch die Holophanglocken zur Verwendung beim
Wechselstromlichtbogen vor, wobei dann der Reflektor wegfallen würde.
Es ist zu diesem Zwecke eine Holophanglocke zu konstruieren, in deren
Mittelpunkt sich der Lichtbogen befindet. Die Riffeln der Glocke müssen
dann so angelegt sein, daß sie alle Lichtstrahlen nach unten in der
Glocke richten. In einer derartigen Glocke können aber keine Bögen
mit langen Kohlen brennen.
Siebentes Kapitel.
Chemische Yorgänge im Lichtbogen.
L Chemische Vorgänge unter Anteilnahme des
Elektrodenmateriales.
§ 95. Eohlenelektroden. Gesimdheitliches.
Über die chemisclien Wirkungen von elektrischen Funken bestehen
zahlreiche Beobachtungen, weniger über die chemischen Wirkungen von
Lichtbögen.
Stokes^) hatte beobachtet, daß das Spektrum des Lichtbogens
sehr weit ins Ultraviolett reiche.
Die Verbindungen, welche die Kohle mit den die Elektroden um-
gebenden Gasen eingeht, sind gasförmig. Dewar^) stellte fest, daß sich
im Kohlelichtbogen bei Gegenwart von Wasserstoff und Stickstoff Cyan-
wasserstoffsäure und beim Brennen des Bogens in Luft Kohlenoxyd und
Kohlendioxyd bilde. Berthelot^) zeigt, daß sich im Kohlelichtbogen
bei Gegenwart von Wasserstoff Acetylen bildet. Auch Lepsius*)
erhielt Acetylen, wenn er durch den Kohlelichtbogen Wasserstoff leitete.
Leitete er Wasserdampf durch den Kohlebogen, so erhielt er Wassergas.
Jamin und Maneuvrier^) brannten einen Kohlelichtbogen in
einer Schwefelkohlenstoffatmosphäre, der etwas Luft beigemischt war.
Der Schwefelkohlenstoff verbrannte unvollständig, eine Schwefelwolke
erfüllte das Gefäß, in welchem der Bogen brannte; der Schwefel setzte
sich auf den Wänden des Gefäßes ab. War jedoch die Luft aus dem
Gefäß gepumpt worden, sodaß der Bogen in einer reinen Schwefel-
1) Stokes, Phil. Trans. 152, II, p. 599, 1862.
2) De war, Proc. Roy. Soc. 30, p. 85, 1880.
3) Berthelot, C. R. 54, p. 640, 1862.
*) Lepsius, Chem.Ber. 23, p. 1637, 1890.
*) Jamin et Maneuvrier, C. R. 95, p. 6, 1882.
Kohlenelektroden. Gesundheitliches. 203
kohlenstoffatmosphäre brannte, so setzte sich eine braunschwarze Masse
auf den Wänden des Gefäßes ab. Jamin und Maneuvrier vermuteten,
daß diese Masse eine neue Verbindung von Kohlenstoff und Schwefel sei.
Schwefel oder Kohlenstoff allein hatte sich nicht an das Gefäß angesetzt.
Bei der praktischen Anwendung des Lichtbogens zwischen Kohlen-
elektroden in den Bogenlampen, bei welchen die gebildeten Gase ins
Freie gelangen können, mußte imtersucht w^erden, ob die Menge des im
Bogen gebildeten Kohlenoxyds hinreichend sei, um für die menschliche
Gesimdheit gefährlich zu werden. Bei Bogenlampen, welche im Freien
brennen, fällt diese Befürchtung fort. Grehant^) untersuchte die giftigen
Wirkungen der Verbrennungsgase vom Kohlelichtbogen, indem er diese
Yerbrennungsgase von Hunden einatmen ließ und den Einfluß des in den
Yerbrennungsgasen enthaltenen Kohlenoxyds auf das Blut untersuchte.
Die in den Verbrennungsgasen des Kohlelichtbogens enthaltene Kohlen-
oxydgasmenge ergab sich als gering. Immerhin genügte das von Bogen-
lampen erzeugte Kohlenoxydgas , wenn die Lampen in kleinen un-
gelüfteten Räumen brannten, Vergiftungserscheinungen bei Menschen
hervorzurufen. In größeren Räumen jedoch und in solchen kleinen
Räumen, die regelmäßig und häufig gelüftet werden, sind keine schäd-
lichen Einflüsse auf den Menschen zu befürchten.
Bei den in neuerer Zeit verwendeten Effektkohlen, welche mit
Fluor- und Borsalzen getränkt sind, lag die Befürchtung nahe, daß für
die menschliche Gesundheit nachteilige Gase, insbesondere flüchtige
Fluorverbindungen, Fluorwasserstoffsäure, Fluorbor, in die Luft gelangen
könnten. Wedding untersuchte daher Effektkohlen in dieser Hinsicht
und fand, daß keiner der gefürchteten Stoffe in auch nur für die Praxis
nachweisbaren Spuren beim Brennen der Effektkohlen aufgetreten ist.
§ 96. Metallelektroden in Luft.
Das Elektrodenmaterial des in atmosphärischer Luft brennenden
Lichtbogens geht mit dem Sauerstoff der Luft Verbindungen ein.
Während jedoch die Oxydationsprodukte bei Kohlenelektroden gasförmig
sind und in die Luft entweichen, sind die Oxydationsprodukte der
meisten Metalle fest und bleiben auf den Elektroden haften; da die
meisten Metalloxyde schlechte Leiter der Elektrizität sind, veranlassen
sie ein Klettern des Bogens über die noch nicht oxydierten Schichten.
Die Oxydation der Metallelektroden tritt besonders stark auf, wenn der
Bogen mit hoher Stromstärke betrieben wird, ist aber auch bei schwachen
Stromstärken stets zu beobachten.
1) Grehant, C. R. 120, p. 815, 1895.
204 Chemische Vorgänge im Lichtbogen.
Aber während z. B. bei einem Strom von 6 Amp. Kupferelektroden
sich nach einiger Zeit mit einer dicken schwarzen Oxydkruste bedecken,
die, nach dem Erkalten der Elektroden mit dem Finger berührt, ab-
bröckelt, überziehen sich Kupferelektroden bei schwachen Strömen, z. B.
0,06 Amp., nur mit einem dünnen schwarzen Oxydhäutchen, durch dessen
Vorhandensein keine Änderung im Durchmesser der cylindrischen Elek-
troden, die größer als 0,01 mm gewesen wäre, nachgewiesen werden
konnte.
Bei Platinelektroden fand schon de la Rive^) Oxydationsprodukte
des Platins im Lichtbogen, sowohl wenn der Bogen in reiner als auch
wenn er in verdünnter Luft brannte.
Immerhin ist es möglich, daß es sich bei dem so schwer oxydier-
baren Platin um fein verteilten Platinstaub handelt. Bei den Versuchen
von Guye \md Mona seh zeigte sich auf den Platinelektroden nach dem
Brennen des Bogens in Luft ein schwärzlicher Anflug von Staub. Eine
Analyse konnte nicht unternommen werden, da die Masse des Anflugs
zu gering war.
Bei Eisen elektroden bemerkte de la Rive die Bildung braunroter
Oxyde in Luft von Atmosphärendruck und wenn der Eisenbogen in ver-
dünnter Luft brannte, schwärzliche Oxydationsprodukte. Bei Eisen wird
die Oxydschicht sehr dick und die Elektrodenspitzen verschlacken
leicht, was auch Gold') und Arons^) hervorheben.
Bei Silber färben sich die Elektrodenspitzen im Bogen schwarz.
Besonders stark ist die Oxydschichtbildung bei Aluminium. "Wie
V. Lang*) bemerkt, verschlackten bei seinen Versuchen mit Aluminium-
elektroden die Elektroden sehr schnell und der Bogen kletterte. Da
er mit Niederspannung arbeitete, mußte er, um den Aluminiumbogen
durch Elektrodenkontakt zu erzeugen, zuerst die Elektroden sorgfältig
von der ihnen anhaftenden Schicht befreien. Bei d^n Versuchen von
Guye und Monasch^) bei Hochspannung zeigte der Aluminiumbogen
von allen untersuchten Metallen die stärkste Oxydschicht und war wegen
dieser Schicht so unruhig, daß selbst in der normalen Zone keine
Spannungsablesungen ausgeführt werden konnten, da die Voltmetemadel
um einen Betrag von 100 Volt pendelte.
Bleielektroden sendeten in den Lichtbogen einen weißblauen Nebel,
welcher die Glocke, in welcher der Bogen brannte, undurchsichtig machte
1) A. de la Rive, Pogg. Ann. 76, p. 270, 1849.
3) Gold, Wien. 104, IIa, p. 815, 1895.
3) Arons, Wied. Ann. 57, p. 199, 1896.
*) V. Lang, Wied. Ann. 63, p. 191, 1897.
*) Guye und Monasch, Ecl. El. 34, p. 305. 35, 18. 1903.
Metallelektroden in Luft. 205
und sich auf den Wänden der Glocke als weißblauer Staub niedersetzte.
Auf den Elektroden setzten sich die Oxydationsprodukte in farbigen
Ringen ab; ein schwarzer Ring aus Bleisuboxyd, ein gelber Ring aus
Bleioxyd, der in einen Ring von rötlichbrauner Farbe überging.
Bei Antimonelektroden traten ähnliche Erscheinungen wie bei
Blei auf.
Bei Cadmium steigt kein Nebel in die Luft, wohl aber bilden
sich verschiedenartige Oxydationsstufen. In Figur 103 ist eine Cad-
miumelektrode nach einem Versuch von Guye und Monasch in Luft
dargestellt.
Ring I ist schwarz. Ring II ist braun. Cadmiumoxyd ist ein
braimes Pulver. Ring III, welcher den Rest des Kegels und den Anfang
des cylindrischen Teiles der Elektrode bedeckt, ist gelb.
#] m
I
I
I
^
I
Fig. 103.
Magnesiumelektroden bedeckten sich mit einer weißen Schicht von
Magnesia.
Nickel elektr öden bedeckten sich mit ganz dünnen Oxydschichten
imd zeigten die Farbenringe, welche auch beim Anlassen des Eisens
auftreten.
§ 97. Metallelektroden in Stickstoff.
Der Lichtbogen in einer Stickstoffatmosphäre wurde eingehend von
Arons^) untersucht. Arons erzeugte den Stickstoff durch vorsichtiges
Erwärmen einer konzentrierten Lösung von (NH4)j SO4 und 2NaN03
und trocknete ihn.
Am auffallendsten ist das Ergebnis, daß Arons zwischen Silber-
elektroden bei Niederspannung und bei Atmosphärendruck in Stickstoff
keinen dauernden Lichtbogen erhielt. Zur Erklärung dieser Ausnahme
führt er an, daß bei der Entstehung des Lichtbogens chemische Vorgänge
zwischen dem Elektrodenmaterial und dem umgebenden Gase eine Rolle
spielen. J. J. Thomson schloß aus gewissen Erscheinungen bei Gas-
entladungen, daß einem Übergang von Elektrizität von dem Gase zur
1) Arons, Drud. Ann. 1, p. 700, 1900.
206 Chemische Vorgänge im Lichtbogen.
Metallelektrode die Bildung einer chemischen Verbindung vorausgehe.
Zwischen Silber und Stickstoff besteht nur eine geringe chemische Ver-
wandtschaft.
Bei den Versuchen von Guye und Monasch in Stickstoff zeigten
Silberelektroden bei Hochspannung keine Ausnahme in der Bogenbildung;
da jedoch bei diesen Versuchen der Stickstoff nicht ganz rein war,
sondern 3,5 7o Verunreinigungen, hauptsächlich Sauerstoff enthielt, kann
hieraus nicht auf das Verhalten des Silbers bei Hochspannung in reinem
Stickstoff geschlossen werden. Es ist sehr schwer, für den Bogen eine
absolut sauerstofffreie Stickstoffatmosphäre zu erzeugen.
Daß sich in einer Stickstoffatmosphäre im Lichtbogen zwischen
Metallelektroden Metallnitride bilden, zeigte Ar ons an einigen Metallen.
Aluminiumelektroden zeigten sich bei den Arons 'sehen Versuchen „nach
längerem Brennen des Bogens in einer Stickstoffatmosphäre mit einer
ziemlich starken grauschwarzen Kruste bedeckt, die beim Eintragen in
heiße Kalilauge leicht als Nitrid erkannt wird."
Auch bei Magnesium wies Arons die Nitridbildung nach. Bei
den andern von ihm untersuchten Metallen konnte er keine Nitrid-
bildung feststellen. Das Metall zeigte sich häufig fein zerstäubt als
schwarzer Anflug auf der Kathode wie auch auf der Glasglocke, in
welcher der Bogen brannte.
Wie Arons bemerkt, wird man erst einen Einblick in die Natur
der sich im Lichtbogen abspielenden chemischen Verbindungen erhalten
können, wenn die Verhältnisse der Bildung und Zersetzung der Oxyde
und Nitride bei sehr hohen Temperaturen untersucht sein werden.
§ 98. Metallelektroden in Wasserstoff.
In Wasserstoff konnte Grove (1840) wohl zwischen Holzkohle,
aber nie zwischen Metallelektroden einen dauernden Lichtbogen erhalten.
Zu demselben Ergebnis gelangte Herwig*), welcher Gleichstrom von
95 Volt Spannung anwendete; auch Stenger^) erhielt in H keinen
dauernden Metalllichtbogen. Am gründlichsten untersuchte Arons den
Lichtbogen in einer reinen Wasserstoffatmosphäre. Zu seinen Versuchen
verwendete er Gleichstrom von 105 Volt Spannung. Er fand, daß bei
einigen Metallen in H- Atmosphären überhaupt kein Bogen erzeugt
werden konnte, bei anderen nur unter ganz bestimmten Umständen, bei
keinem Metalle jedoch konnte er einen Lichtbogen in einer H- Atmo-
sphäre erzeugen, wenn der Druck höher als 400 mm Hg-säule betrug.
1) Herwig, Pogg. Ann. 149, p. 523, 1873.
2) Stenger, Wied. Ann. 25, p. 31, 1885.
Metallelektroden in Wasserstoff. 207
Kupfer und Aluminium, die in einer Stickstoffatmosphäre leicht
einen Lichtbogen lieferten, versagten bei Arons in H so gut wie voll-
ständig. Platin und Silber erforderten sehr hohe Stromstärken, die so-
fort die Elektrode gefährdeten, sodaß Arons namentlich für Silber keine
Messungen ausführen konnte. Dasselbe fand Arons für Eisen und be-
sonders wegen des niedrigen Schmelzpunktes für Blei. Am günstigsten
verhielten sich nach Arons Cadmium, Zink und Magnesium.
Crew und Bas quin ^) konnten Bögen zwischen Eisen-, Zink- und
Magnesiumelektroden in einer H-Atmosphäre erhalten \md machen be-
sonders auf die reduzierende Wirkung des Wasserstoffs bei Eisenelek-
troden aufmerksam. Eisenelektroden, die zuvor in einer Sauerstoff-
atmosphäre gebrannt hatten und mit einer dicken Oxydschicht bedeckt
waren, zeigten, nachdem sie in H gebrannt hatten, wieder metallischen
Glanz. Eine chemische Verbindung von Wasserstoff und Elektroden-
material konnten Crew und Bas quin nicht nachweisen. Arons bemerkt:
„inwieweit das Verhalten der Metalle in H-Atmosphäre mit den
chemischen Beziehungen zwischen ihm und dem Gas zusammenhängt,
dürfte bei der geringen Kenntnis von den Hydrüren, die zum Teil über-
haupt noch nicht dargestellt und, soweit sie dargestellt, zum Teil noch
bestritten sind, noch nicht zu entscheiden sein".
IL Chemische Vorgänge ohne Anteilnahme des
Elektrodenmaterials.
§ 99. Bfldimg der Oxyde des Stickstoffs.
Während in atmosphärischer Luft bei gewöhnlichen Temperaturen
Sauerstoff und Stickstoff neben einander bestehen, ohne mit einander
Yerbindungen einzugehen, verliert der Stickstoff bei den hohen Tempera-
turen im Lichtbogen seine chemische Trägheit und bildet mit dem
Sauerstoff der Luft Yerbindungen.
Erzeugt man einen Lichtbogen zwischen Kupferelektroden bei
Hochspannung in einer Glasglocke, so kann man nach wenigen Minuten
bemerken, wie sich die Glocke mit einem gelblichen Gase anfüllt. Nach-
dem der Bogen etwa 10 Minuten gebrannt hat, ist das Gas dunkelbraun-
rot. Das Gas, das sich in der Glocke gebildet hat, ist teils Stickstoff-
dioxyd, teils Sticksto%eroxyd. Läi3t man dieses Gas aus der Glocke
in die Luft entweichen, so bemerkt man denselben stechenden Geruch,
1) Crew and Basquin, Proc. Ämer. Acad. 33, p. 335, 1897/98.
208 Chemische Vorgänge im Lichtbogen.
der für die rote, rauchende Salpetersäure charakteristisch ist. Bei Ein-
wirkung von Wasser auf dieses Gas entsteht Salpetersäure. Bei den
Versuchen von Guye und Mona seh hatten sich die Kupferelektroden
nach dem Erkalten mit einem bläulich weißen Staub bedeckt, wenn der
Bogen in feuchter Luft gebrannt hatte; dies Pulver ist Kupfemitrit oder
Kupfemitrat. Brannte der Bogen in getrockneter Luft, so zeigte sich
nie eine Spur dieses Pulvers auf den Elektroden.
Schon Priestley hatte im Jahre 1785 auf die Bildung von HNO3
beim Durchschlagen von Funken durch die Luft hingewiesen. Caven-
dish^) stellte hierüber genauere Versuche an, indem er die gebildete
Salpetersäure durch Kalilauge absorbieren ließ.
Wills^) beschrieb die Erzeugung der Stickstoffoxyde durch den
elektrischen Funken. Dewar^) fand, daß sich im Kohlelichtbogen in
feuchter Luft Salpetersäure und Cyanwasserstoffsäure bilden. S. P.
Thompson*) hebt den charakteristischen Geruch, der beim Brennen von
gewöhnlichen Bogenlampen in geringem Maße entsteht, hervor und führt
sein Entstehen nicht nur auf die Verbindung des Kohlenstoffs mit dem
Stickstoff, sondern auch auf die Verbindung von N und imtereinander
zurück. Bei hoher Spannung tritt dieser Geruch schneller imd
stärker auf.
Wie V. Lepel^) fand, wächst die Ausbeute an Stickstoffoxydations-
produkten im Lichtbogen, „wenn man auf eine möglichst große Aureole
Bedacht nimmt".
Die Aureole des Bogens und mithin die Menge des erzeugten
Stickstoffperoxyds wächst bei konstanter Stromstärke mit der Bogen-
länge.
Die Erzeugung größerer Mengen Stickstoffoxyd durch längere
Lichtbögen ist in neuester Zeit als unliebsame Begleiterscheinung bei
den „Effektbogenlampen" beobachtet worden. Während nämlich bei
Bogenlampen zwischen gewöhnlichen Kohlen, bei denen der Krater den
Hauptanteil an der Lichtausstrahlung hat, der Bogen nur klein ist und
kaum merkliche Mengen Stickstoffoxyde in die Luft entsendet, ist bei
Verwendung von Effektkohlen, bei welchen der Lichtbogen selbst der
Hauptträger der Licht ausstrahlung ist, zur Erreichung einer hohen Licht-
wirkung ein langer Lichtbogen notwendig. Der lange Lichtbogen sendet
beträchtliche Mengen von Stickstoffoxyden aus, welche, wenn auch ohne
^) Cavendish, Phil. Trans. 75, II, p. 372, 1785.
2) Wills, Chem. News. 38, p. 304, 1878.
3) De war, Proc. Roy. Soc. 30, p. 85, 1880.
*) S. P. Thompson, El. Rev. 37, p. 573, 1895.
5) V. Lepel, Chem. Ber. 30 (1), p. 1027, 1897.
Erzeugung von Stickstoffsalzen aus Luft.
209
nachteiligen Einfluß auf die menschliche Gesundheit, gewissen Waren
schädlich werden können. Daher fügen Gebr. Siemens & Co.^) in
Charlottenburg den Bogenlampen mit Effektkohlen einige Gramm Ammo-
niumkarbonat bei, welches sich unter dem Einfluß der Stickstoffoxyde
und der feuchten Luft in Ammoniumnitrat verwandelt.
§ 100. Erzeugung von StickstoflTsalzen aus Luft.
Bas Problem, durch den Lichtbogen direkt aus Luft Salpetersäure
oder deren Salze im großen zu gewinnen, beschäftigt schon lange die
Industrie. In Amerika hat sich an dem Niagara-Fall eine Gesellschaft
gebildet (E.T.Z. 23, p. 871, 1902), welche die Gewinnung von Stick-
stoffverbindungen aus atmosphärischer Luft zur Herstellung künstlicher
Fig. 104.
Düngemittel bezweckt. Die Methode von Bradley und Lovejoy be-
steht darin, daß man mit Gleichstrom von 10 000 Volt Spannimg Lichtbögen
bildet und diese durch schnelles Auseinanderreißen der Elektroden
wieder unterbricht. Die durch die Wirkung der Lichtbögen erzeugte
stickstoffoxydhaltige Luft wird mit Kalium- oder Natriumhydroxyd in
Berührung gebracht, um Kali- oder Natronsalpeter zu bilden.
Das Schaltungsschema ist in Fig. 104 dargestellt. Als Dynamo
dient eine große Gleichstrom-Serienbogenlichtmaschine von 10000 Yolt,
deren negativer Pol zu einer um eine senkrechte Achse drehbaren Walze
führt, von welcher, wie Fig. 104 im Horizontalschnitt zeigt, in einer
Ebene sechs Kontaktstücke ausgehen. Diesen sechs Kontakten stehen
im Kreise sechs andere Kontaktstücke in solcher Entfernung gegenüber,
daß sie denselben bei einer Drehung der Walze zwar sehr nahe kommen,
sie jedoch nicht berühren. Diese Kontaktstücke sind sorgfältig isoliert
an der Innenwand einer weiten und hohen, allseitig geschlossenen
Trommel befestigt, in der sich übereinander 23 derartige Kontaktsätze
an Walze und Trommelwand befinden. Die an der Trommelwand be-
1) Gebr. Siemens & Co., D.R.P. Kl. 21 f., No. 137 507.
Monasch. 14
210 Chemische Vorgänge im Lichtbogen.
festigten Kontakte stehen, jeder einzelne unter Zwischenschaltung einer
Drosselspule, mit dem positiven Pole der Dynamo in Verbindimg. Bei
schneller Umdrehung der Walze durchschlägt der Lichtbogen in dem
Augenblicke, in welchem zwei Kontaktstücke einander sehr nahe kommen,
die kurze zwischen denselben befindliche Luftstrecke, während die
Drosselspule verhindert, daß der Strom einen hohen Betrag erreicht,
bevor er durch die bei der Weiterdrehimg sofort erfolgende Entfemimg
der Kontaktstücke von einander wieder unterbrochen wird. Die Drehimg
der Walze geschieht durch einen kleinen direkt mit ihr gekuppelten
Elektromotor von 500 Umdrehungen pro Minute. Da nun die sechs
Kontaktpaare einer Horizontalebene bei einer vollen Walzendrehung
36 Lichtbögen erzeugen und 23 derartige Kontaktsätze vorhanden
sind, so entstehen und verlöschen bei 500 Umdrehungen pro Minute
414 000 Lichtbögen.
Durch diesen Apparat wird atmosphärische Luft hindurchgetrieben
und passiert ihn mit einer Geschwindigkeit von 5 amerikanischen Kubik-
fuß per Kontakt in der Sekunde. Da nun 6 X 23 ^ 138 Kontakte vor-
handen sind, so ergeben sich 690 Kubikfuß oder 19,5 cbm Luft per
Stunde. Diese Luft enthält 2,5% Stickstoffoxyde, wenn sie den Apparat
verläßt, sodaß sich die Menge der in einer Stunde erzeugten Stickstoff-
oxyde zu ungefähr 635 g berechnet. Wie groß die hierzu aufgewendete
Arbeit ist, ist leider nicht bekannt gemacht.
Achtes Kapitel.
Bogenlampen.
I. Innere Schaltung der Lampen.
§ 101. Handresnlatoren.
Damit ein Lichtbogen zwischen Kohlenelektroden bei Nieder-
spannung entsteht, müssen die Elektroden in Berührung gebracht werden
und dann voneinander entfernt werden. Beim Entfernen der Elektroden
bildet sich der Lichtbogen. Da jedoch die Kohlen sich im Lichtbogen
Fig 105.
mit der Zeit verzehren, so werden sie kürzer und die Entfernung der
Elektroden voneinander sowie der zwischen ihnen brennende Bogen
wird immer länger. Der größeren Elektrodenentfemung und Bogenlänge
entsprechen andere Verhältnisse der Stromstärke, Elektrodenspannung
und Lichtausstrahlung, sodaß es zur Erzielung eines gleichmäßigen
Lichtes notwendig ist, die Elektrodenentfemung konstant zu erhalten.
In den ersten Zeiten nach der Entdeckung des Lichtbogens, solange der
Lichtbogen ausschließlich zu wissenschaftlichen Untersuchungen in Labo-
14»
212 Bügenlampen.
ratorien verwendet wurde, wurde die Regulierung der Bogenlänge so-
wie der Elektrodenkontakt zum Entzünden des Lichtbogens von Hand
besorgt.
Die Handregulatoren sind sehr einfach in ihrer Konstruktion. Auf
einer Grundplatte sind zwei Säulen senkrecht aufgeschraubt, welche an
ihren freien Enden je eine Bohrung haben. Durch diese Bohrungen
werden die Elektroden gesteckt und durch eine Klemmschraube an der
Säule befestigt. Derartige Handregulatoren werden heute noch zu ge-
wissen wissenschaftlichen Untersuchungen über den Lichtbogen ver-
wendet, und viele Projektionslampen imd Lanipen für Bühnenbeleuchtung
haben nur Handregulierung.
Die Handregulatoren für Niederspannung bestehen meistens aus
Holz. In Fig. 105 ist ein Handregulator dargestellt, welchen Guye imd
Mo nasch für ihre Versuche mit hochgespanntem Wechselstrom ent-
worfen hatten. Die Grundplatte bestand aus Ebonit, die Säulen aus
Messing. Der Cylinder rechts ist ein Hohlcylinder, in welchem ein
massiver Cylinder auf und nieder, sowie nach rechts und links be-
wegt werden kann. Hierdurch wird erreicht, daß die Elektroden
gut centriert und in beliebige Stellungen zu einander gebracht werden
können.
§ 102. Kerzen.
Um der Notwendigkeit des Regulierens der Bogenlänge infolge
Abbrand zu entgehen, konstruierte G. Jablochkoff im Jahre 1876 die
nach ihm benannte „Kerze". Er stellte die beiden Kohlenstäbe parallel,
sodaß ihre Eütfemung immer dieselbe blieb. Die Kohlen hatten einen
Durchmesser von 3 — 4 mm und waren durch eine isolierende Schicht
getrennt, damit der Bogen nicht zwischen den Elektroden klettere.
Jablochkoff verwendete als isolierende Masse Gips oder Porzellan.
An der Spitze waren die Kohlenstäbe durch ein Stück eines halb-
leitenden Körpers mit einander verbunden, welches beim Einschalten
des Stromes verbrannte imd den Bogen entzündete. In der Hitze des
Bogens schmolz auch die Zwischenschicht ab und verflüchtigte sich teil-
weise. Damit die Kohlen gleichmäßig abbrennen, muß die Kerze mit
Wechselstrom gespeist werden. Eine solche Kerze brannte nur zwei
Stunden.
In Fig. 106 ist eine Kerze der Societe Generale d'Electricite^) in
Paris dargestellt, welche im Jahre 1877 patentiert wurde. Als Elek-
troden wurden keine Kohlenstäbe verwendet, sondern eine Metallseele,
welche in einer isolierenden Schicht aus Anthracit eingebettet ist. Es
wurden Metallstückchen (Zink) in die isolierende Schicht eingeführt,
Kerzen,
213
wodurch das selbsttätige Wiederanzünden der Kerze nach dem Verlöschen
ermöglicht werden sollte. Die mittlere Brenndauer einer solchen Kerze
betrug nur eine halbe Stunde. Um eine größere Brenndauer zu erzielen,
wurden vier solcher Kerzen auf einem den Strom leitenden Ring derart
angeordnet, daß sich die eine nach dem Abbrennen der
anderen selbsttätig entzündete.
Jamin konstruierte im Jahre 1879 eine Kerze, bei
welcher als isolierende Zwischenschicht die Luft diente.
Hierbei kletterte der Bogen zwischen den Kohlenelektroden
umher. Ura ihn an der Spitze der Elektroden festzuhalten,
benutzte er einen „Blasmagneten", d. h. die abstoßende
Wirkung eines Magnets auf den Lichtbogen.
Die kurze Brenndauer der Kerzen rief noch ver-
schiedenartige Konstruktionen hervor, um eine neue Kerze
nach dem Verlöschen der anderen selbsttätig einzuschalten.
Man schaltete auch mehrere Kerzen in einen Stromkreis
hintereinander, die gleichzeitig brennen sollten; erlosch eine
Kerze, so war der Stromkreis unterbrochen imd alle anderen
Kerzen im Stromkreise erloschen auch. Man konstruierte
daher Kurzschlußvorrichtungen für die erloschene Kerze und
Vorrichtungen, um eine zufällig erloschene Kerze wieder
zu entzünden (Wilde). Die Kerzen mit parallel gestellten Fig. i06.
Elektroden sind, so einfach sie auch sind, zu keiner Be-
deutung in der Beleuchtungstechnik gelangt. In neuerer Zeit versucht
man dieselben wieder zu verbessern.
§ 103. Hanptstromlampeii.
Um den Lichtbogen zur Beleuchtung technisch verwenden zu
können, mußte man auf Mittel sinnen, die Regulierung automatisch
bewerkstelligen zu lassen. Die erste automatische Regulierung wurde
von W. E. Staite im Jahre 1846 konstruiert. Die Bewegung der
Kohlenstifte gegeneinander wurde durch ein Uhrwerk ausgeführt, das
aus einem Differentialtriebwerk bestand und die Kohlenstifte nähern und
voneinander entfernen konnte. Doch sind derartige Regulierwerke für
die Regulierung des Lichtbogens nicht brauchbar, da sie keine Rück-
sichten auf den die Lampe speisenden Strom nehmen. Man ging deshalb
dazu über, den Lampenstrom selbst zur Regulierung zu verwenden.
Der Grundgedanke dieser Regulierung ist der, daß der Bogenlampen-
1) D.R.P. Kl. 21, 8785. U. 8. 1877.
214
Bogenlampen.
Strom ein Solenoid umflieBt, welchem ein beweglicher Eisenkern gegen-
übersteht, der durch ein Gegengewicht ausbalanciert ist; der Eisenkern
ist durch mechanische Zwischenglieder mit den Kohlenhaltem ver-
bunden. Wird der Bogen durch Abbrand länger, so wird sein schein-
barer Widerstand größer und die Stromstärke schwächer. Infolgedessen
wird auch das magnetische Feld des Sole-
noids geschwächt und der Eisenkern be-
wegt sich in einer Richtung, welche ein
Annähern der Kohlen bewirkt. Wird um-
gekehrt die Entfernung der Kohlen zu
. klein, so wird der Strom zu stark, das
magnetische Feld des Solenoids wird ver-
stärkt und zieht den Eisenkern an. Hier-
durch werden die Kohlen voneinander ent-
fernt.
Die erste derartige Lampe wurde von
Archereau im Jahre 1848 konstruiert
(Fig. 107). Die obere Kohle war fest. Die
untere Kohle war direkt mit einem Eisen-
kern verbunden, der in ein Solenoid
hineinragte und durch ein Gegengewicht
in einer Gleichgewichtsstellung gehalten
war. Wurde der Strom ausgeschaltet, so verschwand das magnetische
Feld imd das Gegengewicht fiel und hob dabei die untere Kohle bis
zum Kontakt mit der oberen Kohle. In dieser Stellung wurde der
Bogen entzündet. Wurde nämlich der Strom eingeschaltet, so wurde
das Solenoid magnetisch und zog den Eisenkern an; dabei wurden die
Kohlen, welche vorher in Berührung gestanden hatten, voneinander ge-
trennt und der Bogen bildete sich.
Foucault konstruierte im Jahre 1849 einen elektrischen Regulator,
der ein kompliziertes Uhrwerk hatte.
Serrin konstruierte im Jahre 1860 eine Lampe mit einem Uhr-
werk zur Trennung der Kohlen voneinander. Der obere Kohlenhalter
hatte ein Übergewicht über den unteren. Wenn der obere Kohlenhalter
sich nach abwärts bewegte, so bewegte sich gleichzeitig . der untere
Kohlenhalter nach aufwärts.
Foucault und Dubosc konstruierten (1863) eine Lampe, die zwei
Uhrwerke trägt. Derartige Lampen wurden noch in verschiedenen Aus-
führungsformen von Jaspar, v. Hefner- Alteneck, Markus, Gaiffe,
Stöhrer u. a. konstruiert. In der Beleuchtungstechnik können sie nicht
verwendet werden. Die Foucault-Dubosc'sche sowie die v. Hefner-
Alten eck 'sehe werden noch vielfach im Laboratorium verwendet. Man
Fig. 107.
Hauptstromlampen.
215
bezeichnet die soeben aufgezählten Lampen als Einzel licht er. Die
Lampen können nämlich nicht in einen Stromkreis hintereinander ge-
schaltet werden. Wenn die eine Lampe verlöscht, so ist der Strom
unterbrochen und alle andern Lampen verlöschen auch. Man suchte
sich vor dem Verlöschen sämtlicher Lampen zu schützen, indem man
Kurzschlußvorrichtungen anbrachte. Auch so eignen sich diese Lampen
nicht zum Hintereinandersch alten, da sie sich gegenseitig stören.
Man bezeichnet derartige Lampen, bei denen das Solenoid von
dem ganzen, den Bogen speisenden Strom durchflössen wird, als Haupt-
stromlampen. In Fig. 108 ist diese Kegulierungsart schematisch dar-
gestellt.
- j:
Fig. 108.
Bei dieser Anordnung ist die untere Kohle, im Gegensatz zur An-
ordnimg von Arche re au, fest, und die obere beweglich. Die obere
Kohle will sich unter dem Einfluß des Gewichtes A der unteren Kohle
nähern, wird aber zurückgehalten durch den Zug, welchen das magne-
tische Feld auf der anderen Seite des Hebels H auf den Eisenkern B
ausübt. Die Regulierung muß nun so berechnet sein, daß sich die beiden
Kräfte auf beiden Seiten des Hebelarmes gerade das Gleichgewicht halten;
in dieser Lage sind die Bogenlänge und Stromstärke normal. Wird
dann die Bogenlänge durch Abbrand größer, so wird die Stromstärke
schwächer. Das magnetische Feld wird schwächer. B wird nicht mehr
mit derselben Kraft angezogen, folglich erhält A das Übergewicht und
senkt die obere Kohle herunter. Wird nun z. B. die obere Kohle zu
weit gesenkt, so wird die normale Bogenlänge unterschritten, der Wider-
stand wird zu klein, die Stromstärke zu groß. Das Größerwerden der
Stromstärke hat eine Verstärkung des magnetischen Feldes zur Folge;
der Eisenkern B wird in das Solenoid hereingezogen, der Hebelarm
rechts von H gehoben, also auch die obere Kohle gehoben und die
Bogenlänge vergrößert. So wiederholt sich das Spiel der Regulierung
während des Funktionierens der Lampe. Wird die Lampe stromlos, so
216 Bogenlampen.
fallen bei dieser Anordnung die Kohlen aufeinander, da das Solenoid
auf den Eisenkern keine Zugkraft mehr ausübt; die Kohlen trennen sich
und der Bogen entzündet sich, sowie wieder der Strom eingeschaltet
wird. Der Reguliermechanismus der Hauptstromlampen tritt nur in Kraft,
wenn sich die Stromstärke ändert. Bei der normalen Stromstärke der
Bogenlampe halten sich die magnetische Wirkung des Solenoids auf B
und das Gewicht A das Gleichgewicht. Die Hauptstromlampen
regulieren auf konstante Stromstärke.
Bezeichnet man mit i die Stromstärke, mit n die Anzahl Win-
dungen des Solenoids, mit P den Überschuß des Gewichtes auf der
rechten Seite des Drehpunktes des Hebels über das der linken Seite,
und bedeutet K eine Konstante, so ist bei gleichen Längen der Hebelarme
K.n.i = P (1)
P
n-K
(2)
Schaltet man nun zwei Hauptstromlampen hintereinander, so fließt
in beide ein Strom von derselben Stärke. Beginnt die eine Lampe
zu regulieren, z. B. weil der Bogen für die Stromstärke zu lang
geworden ist, so führt die Regulierung die Kohlen zusammen. Der
Widerstand der Bogenstrecke wird dadurch verkleinert, die Stromstärke
wächst im ganzen Kreise. Die andere Lampe hatte bis dahin ruhig
gebrannt. Da nun durch das Regulieren der ersten Lampe die Strom-
stärke im Kreise gewachsen ist, wird auch das magnetische Feld der
zweiten Lampe stärker und die zweite Lampe zieht ihre Kolben aus-
einander, obwohl sie gar keine Regulierung von sich aus notwendig
hatte, sondern nur, weil die erste Lampe sich reguliert hatte. Die Re-
gulierung der zweiten Lampe wirkt ihrerseits wieder auf die erste
Lampe zurück. Man sieht also, daß eine Lampe die andere im ruhigen
Brennen beeinflußt, sodaß zu Beleuchtungszwecken ein Hintereinander-
schalten von Hauptstromlampen unmöglich ist. Man half sich damit,
daß man, um von einer Maschine aus mehrere Bogenlampen zu speisen,
die Wechselstrommaschine mit so viel getrennten Wicklungen versah,
als Lampen gespeist werden sollten. Man hatte sogar vorgeschlagen,
um auch mit Gleichstrommaschinen mehrere Hauptstromlampen betreiben
zu können, die Gl eich Strommaschinen mit mehreren Kollektoren auszu-
rüsten. Die Hauptstromlampen lassen sich jedoch mit Erfolg ver-
wenden, wenn alle Lampen eines Kreises parallel geschaltet sind;
damit die Lampen bei dieser Schaltung funktionieren, ist es notwendig,
daß die Spannung der Maschine konstant bleibt. Doch ließen sich die
damaligen Stromerzeuger nicht auf konstante Spannung regulieren.
Nebenschlußlampen .
217
Ein weiterer Schritt in der Verwendbarkeit der Bogenlichtbeleuch-
tung geschah im Jahre 1878, als Loutin, Fontaine und Mersanne
die ersten Nebenschlußlampen konstruierten.
§ 104. Nebenschlnßlampeii.
Während bei den Hauptstromlampen die Regulierspule von dem-
selben Strome durchflössen wird, wie der Lichtbogen selbst, ist bei den
Nebenschlußlampen die Regulierspule parallel zum Bogen geschaltet.
Die Windimgen der Regulierspule bestehen aus dünnem Draht von hohem
Fig. 109.
Widerstände. Der von der Maschine ankonmiende Strom teilt sich
daher in einen großen Teil, der durch den Bogen fließt, und in einen
kleinen Teil, der durch die Regulierspule fließt. In Fig. 109 ist das
Regulierschema einer Nebenschlußlampe dargestellt.
Durch das Gewicht A werden die Kohlen auseinandergezogen.
Wenn der Bogen normal brennt, ist das magnetische Feld in der Re-
gulierspule so stark, daß der Zug, den es auf den Eisenkern B ausübt,
in Richtung fallender Bogenlänge dem durch das Gegengewicht A aus-
geübten Zug in Richtung wachsender Bogenlänge das Gleichgewicht hält
und die Bogenlänge konstant ist. Wird nun durch den Abbrand die
Bogenlänge größer, so wächst die Spannung an den Klemmen des
Bogens. Da die Regulierspule parallel zu den Bogenklemmen liegt, ist
auch die Spannung an der Regulierspule gestiegen. Der größeren
Spannung an der Regulierspule entspricht, da ihr Widerstand konstant
bleibt, eine größere Stromstärke, durch welche das Feld verstärkt wird.
Der Eisenkern B wird angezogen und bewegt die obere Kohle abwärts,
verringert also die Bogenlänge. Ist die Bogenlänge zu klein geworden,
so fällt die Spannung an den Bogenklemmen und das Regulierspiel
findet in entgegengesetztem Sinne statt. Während also bei den Haupt-
stromlampen bei einer Verstärkung des magnetischen Feldes der Regulier-
spule eine Entfernung der Kohlen erfolgt, findet bei den Nebenschluß-
218 Bogenlampen.
lampen bei einer Verstärkung des magnetischen Feldes der Regulierspule
eine Annäherung der Kohlen statt. Ist der Strom unterbrochen, so ist
das magnetische Feld aufgehoben, der Eisenkern B losgelassen und die
Kohlen werden unter der Wirkung des Gegengewichtes A auseinander-
gezogen. Wird der Strom eingeschaltet, so wird die Eegulierspule stark
magnetisch, da kein Strom durch die yon einander entfernten Kohlen
fließen kann. Der Eisenkern B wird angezogen, die Kohlen einander
bis zur Berührung genähert. In diesem Augenblicke fließt der Haupt-
teil des Stromes durch die Kohlen, da der Widerstand der sich be-
rührenden Kohlen geringer ist als der Widerstand der dünndrahtigen
Regulierspule. Das magnetische Feld ist also geschwächt, A gewinnt
die Oberhand imd zieht die Kohlen auseinander, so daß ein Lichtbogen
entsteht. Bezeichnet man den Widerstand der Regulierspule mit r, die
Spannung an den Bogenklemmen bezw. an der Regulierspule mit E,
den Strom in der Regulierspule mit i, so ist in der Regulierspule
-^ <«
Hat die Regulierspule n Windungen, bedeutet P das Gegengewicht
und K eine Konstante, so ist die Gleichgewichtsgleichung für den normal
brennenden Bogen
n.K.i = P (2)
Wird i ersetzt durch die Beziehung in (1), so ist
woraus folgt
n.K.-5- = P, (3)
P-r
==TTir w
Die Nebenschlußlampe reguliert also auf konstante Spannung.
Die Nebenschlußlampen beeinflussen sich, wenn sie hintereinander
geschaltet sind, auch gegenseitig in der Regulierung, doch in weit
geringeren Grenzen als die Hauptstromlampen. Treten im äußeren
Stromkreise starke Schwankungen auf, so übertragen sie sich auch auf
jede Nebenschlußlampe.
Die vollkommenste innere Schaltung einer Bogenlampe ist die von
Hefner-Alteneck im Jahre 1879 erfundene Differentialschaltung.
§ 105. Differentiallampeii.
Die Differentiallampe ist eine Kombination von Hauptstrom- und
Nebenschlußlampe. Sie hat zwei Solenoide, eins von dickem Draht, das
mit dem Bogen hintereinander geschaltet ist, und eins von dünnem
Differentiallampen.
219
Draht, das parallel zum Bogen gelegt ist. In Fig. 110 ist das, Schema
der Differentialschaltung dargestellt. Der Zweck der Schaltung ist der,
daß die zwei Spulen in ihren Wirkungen einander entgegenwirken. Auf
die Bewegung des Kerns hat nur die Differenz der Wirkungen der beiden
Spulen einen Einfluß, daher der Name Differentiallampen. Gewöhnlich
verwendet man einen gemeinsamen Eisenkern für beide Spulen. Die
obere Kohle ist beweglich. Einem Heben des Kerns entspricht ein
Senken der oberen Kohle. Die Ströme in den beiden Solenoiden ver-
halten sich umgekehrt wie die Widerstände der Solenoide.
Eine Verstärkung des magnetischen Feldes in der Hauptstromspule
zieht (Jen Kern B an und sucht die obere Kohle zu heben. Eine Ter-
1
c
■
p
d
b
*"
■3 ^
— ==MI
C
^ J
il
Fig. 110.
Stärkung des magnetischen Feldes der Nebenschlußspule hingegen zieht
den Kern an und sucht die obere Kohle zu senken. Bei normal
brennendem Bogen, wenn die gew^ünschte Bogenlänge erreicht ist, halten
sich die Wirkungen beider Solenoide das Gleichgewicht. Ist die Lampe
stromlos, so berühren sich die Kohlen; wird Strom in die Lampe ge-
sendet, so wird die Hauptstromspule magnetisch, zieht B an, entfernt
die Kohlen und der Bogen ist gebildet. Wird der Bogen länger, so
wird der Strom schwächer und die Wirkung der Hauptstromspule ge-
ringer. Gleichzeitig wird mit wachsender Bogenlänge die Spannung
größer und infolgedessen wächst die Wirkung der Nebenschlußspule.
Ist die normale Bogenlänge erreicht, so heben sich die Wirkungen beider
Spulen auf. Wächst nun der Lichtbogen wegen des Abbrandes, so steigt
die Spannung an den Klemmen des Bogens. Die Nebenschlußspule tritt
in Kraft, verstärkt ihr Feld und zieht den Eisenkern B in sich hinein;
sie bewirkt also ein Heben von B, dem ein Senken der oberen Kohle,
also eine Verkleinerung der Bogenlänge entspricht.
Ändern sich Spannung imd Stromstärke gleichmäßig und in dem-
selben Sinne, so bleibt das Gleichgewicht und die normale Bogenlänge
220 Bogenlampen.
erhalten. Bezeichnet N die Anzahl der Windungen der Hauptstrom-
spule, n diejenige der Nebenschlußspule, J und i die diesbezüglichen
Stromstärken, r den Widerstand der Nebenschlußspule, E die Spannung
an den Klemmen, K eine Konstante, so gilt für den Fall, daß der Bogen
normale Länge hat, also die magnetischen Wirkungen der beiden Spulen
sich aufheben, die Gleichung
K.N.J==ni (1)
E
Nun ist aber i = — , also
r '
n »E
KNJ = -^-=^ (2)
j^-j- <»)
% E
K, N, r, n sind alle konstant, -y- ist aber der scheinbare Wider-
stand des Lichtbogens. Die Diflferentiallampe reguliert also auf kon-
stanten scheinbaren Widerstand. Derartige Lampen kann man
also zu mehreren Stück hintereinanderschalten, da sie immer auf kon-
stanten Widerstand regulieren und sich gegenseitig nicht beeinflussen.
Die Stromverhältnisse des äußeren Stromkreises werden durch diese
Lampen nicht beeinflußt.
Anstatt zwei Spulen zu verwenden, kann man die Ilauptstrom-
wicklung imd die entgegengesetzt gerichtete Nebenschlußwicklung auf
derselben Spule aufbringen.
Es gibt auch Übergangsformen von Differentiallampe zu Haupt-
stromlampe oder Nebenschlußlampe, je nachdem man die Wirkung
der einen Spule schwächer wählt und dafür ein Gegengewicht einführt.
Die Regulierarten gelten im Prinzip sowohl für Gleichstrom als
auch für Wechselstrom. Bei Wechselstrom muß der weiche Eisenkern
mit Rücksicht auf Wirbelströme unterteilt werden.
Als „Fehler" einer Lampenkonstruktion bezeichnet man die relative
Schwankung der Amperewindungszahl der Regulierspule. Betreffs der
mathematischen Behandlung der Fehler der Lampenkonstruktionen bei
den verschiedenen Schaltungen sei auf die Broschüre von Luxenberg^)
hingewiesen.
*) Dr. M. Luxenberg, Die Bogenlichtschaltangen, Leipzig 1897, 50 S.,
Gr. 80, 2. Aufl.
Reihenschakttug. 221
n. Äufsere Schaltung der Lampen.
§ 106. Reihenschaltnng. (Hintereinanderschaltiuig.)
Die Erfindung der Differentiallampe ermöglichte es, mehrere Lampen
hintereinander in einen Stromkreis zu schalten. Die ersten technischen
Beleuchtungsanlagen mit Bogenlampen wurden in dieser Weise aus-
geführt. Eine Differentiallampe brauchte ungefähr 44 Volt. Man
schaltete 10 — 100 solcher Lampen hintereinander (Thomson-Houston,
Brush). Die Maschiue, welche den Kreis speiste, mußte dann eine
Klemmenspannung von 440 bezw. 4400 Yolt plus dem Spannungsverluste
in den Leitungsdrähten aufbieten können. In dem ganzen Stromkreise
war die Stromstärke konstant. In Fig. 111 ist das Schaltungsschema
rO-©— ©— ©
Fig. 111.
dargestellt. Die Stromerzeuger waren Hauptstrommaschinen. Ein Nach-
teil dieses Systems ist der, daß alle Bogenlampen dieselbe Stromstärke
haben müssen; infolgessen haben alle auch gleiche Kerzenstärke und
man kann nicht an einem Orte, wo man eine stärkere Helligkeit be-
nötigt, in den Kreis eine Lampe von größerer Leuchtkraft einschalten.
Wenn eine Lampe im Kreise ausgeht, wäre der ganze Stromkreis unter-
brochen und alle Lampen würden verlöschen. Man hat daher selbst-
tätig wirkende Kurzschlußvorrichtungen konstruiert, durch welche im
Falle des Verlöschens einer Lampe der Strom im Kreise nicht unter-
brochen wird. Außerdem besteht, wenn eiue Lampe verlöscht, für die
Nebenschlußspule der Lampe die Gefahr, daß sie der hohen Stromstärke
wegen durchbrennt. In Fig. 112 ist eine selbsttätige Kurzschlußvor-
richtung, wie sie Körting und Mathiessen ausführen, dargestellt.
Durch diese Kurzschlußvorrichtung wird erreicht, daß der Strom im Kreise
nicht unterbrochen wird und daß die Nebenschlußspule nicht durchbrennt.
Durch das bei der Verlängerung des Lichtbogens verursachte Anwachsen
der Lichtbogenspannung wird das magnetische Feld der Nebenschlußspule
stärker und zieht den Eisenkern stärker als unter normalen Verhält-
nissen an. Hierbei wird der um d drehbare Ausrückhebel 1 durch
222
Bogenlampen.
einen an dem Eisenkern befestigten Anschlag mitgenommen und durch
eine kurze Drehung des Hebels wird die Sperrklinke e freigegeben. Es
fällt dann die auf der Stange f befindliche Kohle g auf die Kohle h,
wodurch der Kurzschluß hergestellt
ist. Wenn die Lampe nach Ein-
setzen neuer Kohlenstifte oder Be-
seitigung der Ursache, welche den
Kurzschluß veranlaßt hat, wieder ein-
geschaltet werden soll, so hebt man
durch einen Druck auf einen nach
außen ragenden Hebel die obere
Kontaktkohle so weit ab, bis sich
die Sperrklinke e wieder auf den
Vorsprung des Ausrückhebels 1 legt.
Ist eine Lampe im Kreise kurz
geschlossen, so ändern sich die
Strom Verhältnisse im Kreise. Der
Widerstand ist geringer geworden.
Man muß also, um gleiche Strom-
stärke im Kreise zu erhalten, ent-
weder die Spannung an der Maschine
herabsetzen, oder einen der Bogen-
lampe äquivalenten Widerstand ein-
führen. Diesen Widerstand nennt man
Ersatzwiderstand. Der Ersatz-
widerstand ist in Fig. 112 an der
Lampe selbst angebracht. Natürlich
bedeutet die Einfügung eines Er-
satzwiderstandes einen nutzlos ver-
brauchten Energiebetrag. Es ist des-
halb vorteilhafter, die Spannung an
der Maschine durch Schwächen der
Erregung herabzusetzen. Früher zog man vor. Ersatzwiderstände ein-
zufügen, weil die Maschine bei schwacher Erregung stark am Kollektor
feuerte.
Die Nebenschlußlampen mit Schwebemagnet eignen sich auch für
Hintereinanderschaltung; sie entfernen die Kohlen voneinander, so-
bald der Bogen durch irgend welche Umstände zu klein geworden ist. Die
in Verbindung mit Nebenschlußlampen zur Hintereinanderschaltung ver-
wendeten Maschinen müssen Compound- oder Nebenschlußmaschinen
sein. Die Nebenschlußlampen sind etwas billiger als die Differential-
lampen. Andererseits erfordern sie pro Lampe etwa 5 Volt mehr, wo-
Fig. 112.
Parallelschaltung. 223
durch bei gleicher Lampenzahl der Stromerzeuger für hintereinander
geschaltete Nebenschlußmaschinen größer sein muß als bei Bifferential-
lampen. Werden Nebenschlußlampen in Reihe geschaltet, so muß ein
Anlaßwiderstand zu Hilfe genommen werden. Derselbe soll verhindern,
daß während des Einschaltens die für die betreffenden Lampen normale
Stromstärke überschritten wird. Bei Nebenschlußlampen darf der Anlaß-
widerstand erst 10 — 15 Minuten nach Einschalten des Stromes aus-
geschaltet werden, wenn alle Lampen normal brennen. Bei Differential-
lampen in Reihe kann man von einem Anlaßwiderstand absehen. Fügt
man ihn ein, so kann er schon nach einer Minute ausgeschaltet werden.
Zum Schutze der Nebenschlußspule verwendet man häufig Minimal-
ausschalter. Sowie die Stromstärke in der Lampe einen gewissen Betrag
unterschreitet, schaltet er die Lampe aus.
Die reine Reihenschaltung wird zur Beleuchtung von Gärten, Bahn-
körpern, Fabrikhöfen und (besonders in Amerika) zur Straßenbeleuchtung
verwendet. Ein Nachteil dieser Beleuchtungsart ist der, daß jeder
Lampenkreis seine eigene Maschine und Schaltanlage haben muß; es ist
einheitlicher und bequemer, die Lampen von einem vorhandenen großen
Verteilungsnetz abzuzweigen. Auch haben die kleinen Maschinen zur
Beleuchtung in Reihe einen kleineren Wirkungsgrad, als die großen
Generatoren in Zentralen.
§107. Parallelschaltung.
Die Hauptstromlampen und Differentiallampen eignen sich zum
Betriebe in Parallelschaltung. Von einer Hauptleitung konstanter Poten-
tialdifferenz werden die einzelnen Lampen parallel abgezweigt. Diese
Schaltung ermöglicht, daß man von einer Hauptleitung Lampen ver-
schiedener Stromstärken, also verschiedener Leuchtstärke, abzweigen
kann. Hinsichtlich des Verbrauches an Leitungsmaterial ist eine Parallel-
schaltungsanlage der reinen Reihenschaltungsanlage unterlegen, da bei
einer Parallelschaltungsanlage zwei Hauptleitungen bestehen und noch für
jede parallel geschaltete Lampe die Leitungsdrähte hinzukommen, während
in einer Reihenschaltungsanlage nur eine fortlaufende Leitung besteht. Ein
Vorteil der Parallelschaltungsanlage ist die größere Unabhängigkeit der
Lampen voneinander und die größere Löschbarkeit des Systems. Die
Parallelschaltung der Bogenlampen hat Bedeutung gewonnen, nachdem
Parallelschaltungsanlagen für Glühlampen eingeführt worden waren.
Man konnte so von derselben Hauptleitung aus je nach Bedarf Glüh-
lampen oder Bogenlampen abzweigen. Die reine Parallelschaltung von
gewissen Bogenlampen, welche eine Spannung von 40 — 50 Volt benötigen,
wurde zwischen einer Hauptleitung von 65 Volt ausgeführt, ein Fall,
224 Bogenlampen.
I
der heute nur noch geschichtliches Interesse hat. Als Stromerzeuger
verwendet man Nebenschluß- oder Compoundmaschinen, welche auf kon-
stante Spannung reguliert werden. Das Schaltungsschema ist in Fig. 113
dargestellt. Da die Spannimg der Hauptleitung größer ist als die von
den Bogenlampen benötigte Spannung, können die Lampen nur ruhig
brennen, wenn man einen Widerstand in die Abzweigung einführt. Man
nennt diesen Widerstand Vorschalt-, Ballast- oder Beruhigungs widerstand.
Wäre der Widerstand nicht vorhanden, so würde beim Einschalten einer
Lampe, in welchem Augenblicke sich die Kohlen berühren, der Wider-
stand sehr klein, die Stromstärke sehr groß und die Hauptstromspule
würde den Eisenkern kräftig anziehen und die Kohlen entfernen. Sind
die Kohlen entfernt, so wird der Widerstand sehr groß, das Feld der
Fig. 113.
Hauptstromspule wird geschwächt und die Kohlen werden einander stark
genähert. Jetzt beginnt wieder ein Entfernen der Kohlen und die
Kohlen pendeln in weiten Grenzen um ihren normalen Abstand imd das
Licht ist unerträglich unruhig. Ist dagegen der Vorschaltwiderstand
eingeschaltet, so herrscht in ihm dieselbe Stromstärke wie in der
Lampe. Von dem Gesamtwiderstande ändert sich jetzt nur ein Teil,
der andere bleibt konstant; infolgedessen wird die durch die Wider-
standsänderung hervorgerufene Änderung der Stromstärke weit geringer
sein als in dem Falle, in welchem sich der Gesamtwiderstand ändert.
Der Vorschaltwiderstand dämpft also die Stromschwankungen und das
Licht ist viel ruhiger. In dem Falle, daß die Spannung der Haupt-
leitung 65 Volt beträgt, die Bogenlampe aber nur 45 Volt benötigt,
muß der Vorschaltwiderstand so berechnet werden, daß in ihm ein
Spannungsverlust von 20 Volt auftritt. Immerhin ist also durch den
Vorschaltwiderstand ein Energie verlust bedingt. Um diesen zu ver-
meiden, ersetzt man häufig den Vorschaltwiderstand durch einen Wider-
stand in der Hauptleitung selbst, indem man sie aus Eisen oder Phos-
phorbronze macht. Der Vorschaltwiderstand vermeidet einen direkten
Kurzschluß des Stromerzeugers, wenn sich die Kohlenstifte berühren.
Die Erfahrungen im Anlagenbau haben gezeigt, daß eine Anlage ökono-
mischer arbeitet, je weniger Kapital in den Leitungsanlagen festgelegt
ist. Man erzielt eine Ersparnis an Leitungsmaterial, wenn man geringere
Gruppenschaltung.
225
Stromstärken anwendet, da man dann mit kleineren Kupferquerschnitten
auskommt. Infolgedessen unterließ man den Bau von Anlagen mit
65 Volt Spannung und ging zu Anlagen von 100 — 120 und noch höherer
Spannung über. Wollte man hier je eine Bogenlampe parallel von den
Hauptleitungen abzweigen, so würde die im Vorschaltwiderstand jährlich
verzehrte Energie größer sein als die in der Bogenlampe verzehrte
Energie. Man ging daher zur Gruppenschaltung über.
Bei Wechselstrom hat man in den Transformatoren ein bequemes
Mittel, die Spannung der Hauptleitung auf den für die Bogenlampe
notwendigen Betrag herab zutransformieren. Als Vorschaltwiderstände
verwendet man bei Wechselstromlampen mit Erfolg Drosselspulen.
§ 108. Gmppenschaltang.
Die Gruppenschaltung ist dadurch charakterisiert, daß bei ihr
Gruppen von hintereinander geschalteten Lampen parallel geschaltet
werden. Die Anzahl der hintereioander geschalteten Lampen richtet
sich nach der Spannimg der Hauptleiter. Als Stromerzeuger verwendet
man Nebenschluß- oder Compoundmaschinen. In Fig. 114 ist das Schal-
Fig. 114.
tungsschema einer Gruppenschaltung für ein Dreileitersystem von 440 Volt
dargestellt. Die in einer Gruppe hinter einandergeschalteten Lampen
müssen alle dieselbe Kerzenstärke haben, da sie alle von demselben
Strome durchflössen werden. Beträgt die Spannung zwischen den
Hauptleitem 100 — 120 Volt, so schaltet man Gruppen von 2 Lampen
hintereinander, die 80 — 90 Volt benötigen. Der noch zur Verfügung
stehende Betrag der Spannung wird im Vorschaltwiderstand verzehrt.
Zur Gruppenschaltung verwendet man Differential- oder Nebenschluß-
lampen. Von den hintereiaander geschalteten Lampen muß jede mit
einer Kurzschlußvorrichtung versehen sein, um ein Verlöschen der
anderen, in Reihe geschalteten Lampen zu verhindern. Es muß dann
für die erloschene Lampe ein Ersatzwiderstand eintreten.
Je mehr Lampen hintereinander geschaltet sind, desto entbehrlicher
wird der Vorschaltwiderstand, da eine Lampe für die andere gewisser-
Monasch. 1^
226 Bogenlampen.
mafien den Vorschaltwiderstand bildet und die Stromschwankungen
dämpft. Bei größerer Zahl hintereinander geschalteter Lampen wird
jedoch ein Anlaß widerstand notwendig. Eine Nebenschlußlampe braucht
ungefähr 50 Yolt, eine Differentiallampe dagegen nur 40 — 44. Man
kann also bei 220 Volt nur 4 Nebenschlußlampen, aber 5 Differential-
lampen hintereinander schalten.
Die für Wechselstromlampen notwendige Spannung ist geringer
als bei Gleichstromlampen. Eine Wechselstromdifferentiallampe braucht
ungefähr 34, eine Wechselstromnebenschlußlampe ungefähr 38 Volt. Man
kann daher in eine Wechselstromleitung von 120 Volt 3 Wechselstrom-
lampen hintereinander schalten, während man bei Gleichstrom von
120 Volt nur 2 Lampen hintereinander schalten kann.
Häufig werden Wechselstrombogenlampen, namentlich im Anschluß
an Motorennetze, mit Drehstrom betrieben. Die Lampengruppen müssen
dann so angeordnet werden, daß die einzelnen Phasen möglichst gleich-
mäßig belastet sind.
in. Konstruktion der Bogenlampen.
§ 109. Konstrnktlonselemeiite.
Bei der großen Anzahl von Bogenlampenkonstruktionen ist es im-
möglich, jede einzelne zu beschreiben. S. P. Thompson^) stellte die
einzelnen Konstruktionselemente der verschiedenen Ausführungsformen
der Bogenlampen zusammen, welche einen guten Einblick in die Kon-
struktionsmöglichkeiten der Bogenlampe geben.
Die wichtigsten Hilfsteile bei der Bogenlampenregulierung sind
die Elektromagnete und deren Ausgleicher. Die Elektromagnete und
Solenoide (welch letztere schwächer sind) haben verschiedenartige
Pflichten zu erfüllen und müssen dementsprechend konstruiert werden;
manche sollen auf kurze Entfernungen kräftig wirken, andere wiederum
gleichmäßig auf weitere Entfernung. Thompson unterscheidet:
a) Magnete für kurzen Bereich.
1. Hufeisen mit kurzen, dicken Kernen, Joch und Anker.
2. Topfmagnete mit kurzem Kern und äußerem Mantel, beide
unten durch Eisen verbunden, Deckelanker.
Silvanus F. Thompson, The Electr. 22, p. 534, 568, 596, 627, 1889;
auch E.T.Z. 10, p. 308, 330, 1889. EI. Rev. 37, p. 716, 749, 780, 1895.
Konstruktionselemente. 227
b) Magnete für mittleren Bereich.
1. Dünne Hufeisen.
2. Solenoide, in deren Höhlung ein fester Kern teilweise eintaucht,
mit beweglichem Kern als Anker (gedeckte Solenoide).
3. Zwei solche gedeckten Solenoide, deren feste und deren beweg-
liche Kerne verbunden sind.
4. Gedecktes Solenoid, dessen beweglicher Kern in einem äußeren
Mantel sitzt.
5. Elektromagnet mit konischen Polen, die in Löcher im Anker
einpassen.
6. Elektromagnete mit schiefer Annäherung des Ankers.
c) Magnete für langen Bereich.
1. Lange Solenoide mit cylindrischem Kern; die Anziehung ist
am größten, wenn das eintretende Ende des Kernes gerade die
andere Seite erreicht.
2. Lange Solenoide mit konischem Kern, die Spitze eintretend.
3. Lange Solenoide mit konischem Kern, das dickere Ende ein-
tretend.
4. Besondere Vorrichtungen mit Solenoiden in Sektionen, die beim
Eintreten des Kerns nacheinander eingeschaltet werden (Thomas,
Engl. 578, 1882, Lindemann, Engl. 16376, 1887).
Die Ausgleicher sollen die ruckweise Bewegung der Anker
regelmäßiger gestalten. Hierzu dienen Federn, Anschlagstifte u. s. w.
Gut ist der in Fig. 115 dargestellte Aus-
gleicher von Houdin. Der Anker a ist durch
eine Gelenkstange mit dem Bogenstück A
verbunden, auf dem ein anderes Bogen-
stück B gleitet; durch passende Wahl der
Kurven läßt sich die Bewegung gleichmäßig
machen.
In vielen Lampen werden als Ausgleicher
Schaukelhebel verwendet. (Mackenzie,
Engl. 95, 1882. Common, Engl. 626, 1882.)
Thompson unterscheidet folgende Kon- Fig. ii5.
struktionselemente :
I. Die treibende Kraft.
In den Bogenlampen benötigt man zur Annäherung der Kohlen
gegeneinander eine Triebkraft. Folgende Fälle kommen vor:
1. Die Schwerkraft. Der obere Kohlenhalter sinkt infolge
seines Eigengewichtes herab (sehr häufig verwendet). Die Schwer-
15*
228 Bogenlampen.
kraft wird durch Gewichte unterstützt (Gülcher, Engl. 1915,
1882). Die Schwerkraft zieht gegen eine Feder (Siemens,
Engl. 366, 1888). Ein Uhrwerk wird durch Gewichte getrieben
(Staite, Engl. 11783, 1847). Die unterj Kohle wird durch
Quecksilber aufwärts getrieben (Tommasi, Engl. 4405, 1879).
2. Spiralfedern mit Zahnstange oder Rolle oder Schnur (Fou-
cault 1848, Staite, Engl. 11449, 1846). Differentialspiralen
(Foucault-Duboscq.).
3. Elektromagnetischer Motor. Ein Elektromotor dreht
sich und bewegt die Kohle (Bonsfield, Engl. 523, 1879).
Elektromagnetischer Vibrator (Clark-Bowman, Engl. 1182,
1883, Newton, Engl. 1623, 1883, Pieper, Engl. 4133, 1886,
Holmes, Engl. 769, 1886).
4. Heiße Luft. Die durch den Lichtbogen erhitzte Luft treibt
ein Flügelrad, das die Kohlen bewegt (Varley, Engl. 5656,
1881).
II. Entzündung des Bogens.
Jede Lampe muß eine Vorrichtung besitzen, um die Kohlen, nach-
dem sie sich berührt haben, auseinanderzuziehen. Beim Aus-
einanderziehen entsteht der Lichtbogen. Bei den meisten Lampen
berühren sich die Kohlen, wenn kein Strom durch die Lampe fließt.
Wird der Strom eingeschaltet, so werden die Kohlen durch die an-
ziehende Wirkung eines Elektromagnets oder Solenoids auseinander-
gezogen (Hauptstromspule).
Berühren sich die Kohlen in strondosem Zustande nicht, so
werden sie beim Einschalten des Stromes durch einen im Neben-
schluß liegenden Elektromagneten einander genähert. Die Hilfs-
mittel zur Kohlentrennung sind:
1. Getriebe (Foucault-Duboscq).
2. Abziehung der unteren Kohle durch einen unten angeordneten
Elektromagnet (Staite, Engl. 11783, 1847, Serrin, Breguet,
Sellon, Newton, Pieper, Holmes u. s. w.). Oder durch
einen oben angeordneten Elektromagnet (Fein 1888).
3. Erhebung der oberen Kohle durch einen Elektromagnet (Roberts
Engl. 14198, 1852, Slater & Watson, Engl. 212, 1852 und
viele neuere Lampen).
In den meisten Lampen wird der Mechanismus, welcher die
Kohlen auseinanderzieht, auch zur Regulierung der Bogenlänge durch
den Abbrand benutzt. In älteren Lampen werden beide Vorgänge
durch getrennte Mechanismen bewerkstelligt. Breguet läßt zur
Bogenerzeugung die untere Kohle durch einen Elektromagnet ab-
Konstruktionselemente. 229
ziehen und zur Regulierung der Bogenlänge die obere Kohle herunter-
sinken.
III. ReguUerung der Bogenlänge.
Da die Kohlenstifte wegen des Abbrändes während des Brennens
des Bogens kleiner werden und die Bogenlänge hierdurch vergrößert
wird, müssen die Kohlen nachgeschoben werden, damit die Bogen-
länge ihre normale Größe beibehalten kann. Über die elektrischen
Verhältnisse beim Regulieren der Bogenlänge ist schon in § 103,
104 und 105 gesprochen worden. Die wichtigsten Hilfsmechanismen
beim Regulieren sind folgende:
1. Zahnstangengetriebe mit
a) Stemrädchen und Sperrhaken (Staite, Engl. 18783, 1847,
Foucault-Duboscq, Serrin, Engl. 653, 1858).
b) Flügelrad und Sperrhaken (Staite 1848, Duboscq 1855).
c) Bremsrad und Bremse (Chapman, Engl. 739, 1855,
Crompton, Engl. 346, 1882).
d) Pendel und Sperrklinke (Siemens, Engl. 4949, 1878, Har-
ding. Engl. 3166, 1881, Waterhouse, Engl. 5185, 1881).
c) Hemmung und Schaufelrad (Waterhouse, Engl. 5185, 1881).
f) Magnetisches Bremsrad oder Sperrhaken (Brockie, Engl.
1713, 1882, Harling, Engl. 3473, 1881).
g) Flüssigkeitsbremse (Hopkinson, Engl. 153, 1881).
2. Eine Klaue oder Klammer erfaßt den Kohlenhalter.
a) Sich neigende Ringe (Slater & Watson, Engl. 212, 1852,
Brush, Engl. 2003, 1878).
b) Zweiteiliger Kegel, der von einer Gabel erfaßt wird (Slater
& Watson, Engl. 212, 1852).
c) Zweiteilige Röhre, die in ein konisches Mundstück gedrängt
wird (Bürgin, Engl. 4820, 1881).
d) Zweiteiliges Rohr, das durch geneigte Druckstangen zu-
sammengehalten wird (Rogers, Engl. 3236, 1882).
e) Druckfedem seitwärts (Lever, Engl. 3599, 1881, Munro,
Engl. 1626, 1882).
f) Druckdaumen (Roberts, Engl. 14198, 1852, Joel, Engl,
5157, 1879, Harding, Engl. 3166, 1881).
g) Geneigte Klammer (Common, Engl. 626, 1882).
h) Geneigter Hebel (Grimstone, Engl. 1670, 1881, Mondos,
Engl. 5490, 1881).
i) Scherenartige Hebelanordnung (Joel, Engl. 3970, 1884,
Jarman, Engl. 563, 1882).
k) Spiralfedern am Kohlenhalter (Keilholtz, 1886).
230 BogenlampeD.
1) Vorwärtsstoßende Federn (Newton, Engl. 1623, 1883,
Holmes, Engl. 769, 1886, Hawkes, Engl. 157, 1882).
3. Klaue mit Bremsrad.
a) Geneigter Hebel außerhalb des Bremsrades (Gramme, 1861,
Brockie, Engl. 4419, 1882).
b) Geneigter Hebel innerhalb des Radkranzes (Union Co.,
Engl. 392, 1882, Brockie, Engl. 4419, 1882).
c) Bandbremse (Statter, Engl. 2985, 1885).
d) Innere elastische Ringbremse (Siemens, Engl. 6987, 1887).
e) Rad, welches gegen einen Sperrhaken anschlägt (Bürgin,
Engl. 4820, 1881).-
f) Bremsrad und Bremshebel (Gümpel, Engl. 253, 1881,
Grompton-Grabb, Engl. 2539, 1883).
g) ReibungspufFer am Radrande (Ab dank, 1882).
4. Schraubenförmige Bewegung.
a) Die Schraube wird durch das Gewicht der oberen Kohle
bewegt (Hopkinson & Muirhead, Engl. 153, 1881,
Cauce, D.R.P. 19143, 1881, Akester, Engl. 2419, 1882).
b) Die Schraube wird durch einen Motor bewegt (Tschikoleff,
1874).
c) Die Schraube wird durch ein schwingendes Rad bewegt.
5. Die Bewegung erfolgt durch Rolle und Schnur.
a) Die Schnur ist mit dem Solenoidkern verbunden (Archereau,
1848, Jaspar, Engl. 83, 1879).
b) Die Schnur ist mit einer Hülse verbunden, in der sich der
Solenoidkern befindet (Krizik-Piette, D.R.P. 16297, 1880).
c) Die Schnur wird von einem Daumen gefaßt (Harding,
Engl. 4590, 1879).
6. Schrittweise Bewegung.
a) Ein Sperrhaken wird durch ein Elektromagnet ausgelöst
(Kennedy, Engl. 5524, 1881).
7. Magnetische Klauen und Klammern.
a) Magnetische Klaue am Kohlenhalter (Roberts, Engl. 14198,
1852, Gülcher, Engl. 2038, 1881).
b) Magnetische Klaue am Bremsrad (Harling & Hartmann,
Engl. 3473, 1881).
8. Die Bewegung erfolgt durch Elektromotor.
a) Der Motor setzt eine Schraube in Bewegung (Tschikoleff,
Engl. 2198, 1881).
b) Der Motor zieht die Kohle hoch durch Schnur oder Zahnstange
(Andrews, Engl. 2321, 1879, Andre, Eni. 2764, 1880).
c) Motor mit Kupferdämpfer (Thury 1888).
Konstruktionselemente. 231
9. Regulierung auf hydraulischem oder pneumatischem
Wege.
Die Kohlen werden durch den Zutritt von Flüssigkeit
oder Gas bewegt (Lacassagne und Thiers, Engl. 2456, 1856,
Hopkinson, Engl. 3509, 1880, Leibold 1886).
Außerdem gibt es noch eine ganze Reihe von Hilfsmechanismen
beim Regulieren; die Kombinationsfähigkeit der einzelnen Mecha-
nismen ist fast unbegrenzt.
IV. Ersatz der Kohlen.
Damit nach dem Abbrennen der Kohlen neue Kohlen eingesetzt
werden können, müssen die Kohlenhalter so weit als möglich aus-
einandergezogen werden. Es gibt verschiedene Vorrichtungen, um
diese Bewegung der Kohlenhalter zu gestatten. In Lampen mit
Zahnstangen bringt man eine Schaltklinke an. In Lampen mit
losen Klauen sind keine besonderen Yorrichtimgen notwendig. In
Schraubenlampen muß eine Vorrichtung sein, um die Schraube los-
zulösen.
F. Vorrichtungen, um zu schnelle Bewegungen der Kohlen zw ver-
hindern.
Um zu schnelle Bewegungen der Kohlen beim Regulieren zu
verhindern, wendet man häufig Stopfbüchsen an. Man hat alle
möglichen Arten von Regulatoren zur Verwendung in Bogenlampen
vorgeschlagen.
VI. Vorrichtungen zur Erzeugung eines festen Brennpunkts.
Wenn die untere Kohle feststeht und die obere Kohle beim
Brennen des Bogens nachgeschoben wird, so sinkt der Brennpunkt
der Lampe immer tiefer. Man nennt solche Lampen „Lampen mit
beweglichem Brennpunkt". Sie können zur Straßenbeleuchtung und
zur Beleuchtung von Innenräumen verwendet werden, sind jedoch
gänzlich unbrauchbar in Scheinwerfern. Man hat deshalb sogenannte
„Fixpunktlampen", Lampen mit bestehendem Brennpunkt konstruiert,
bei welchen die untere Kohle entsprechend ihrem Abbrand gehoben
wird. Hierdurch wird erreicht, daß der Brennpunkt des Licht-
bogens sich immer an derselben Stelle im Räume befindet. Heute
werden auch die zur Straßenbeleuchtung und zur Innenbeleuchtung
verwendeten Bogenlampen meistenteils als Fixpunktlampen aus-
geführt. In Fig. 116 sind die verschiedenartigen Methoden nach
Thompson zusammengestellt, wie man die untere Kohle zu heben
sucht, um das Feststehen des Brennpunkts zu erreichen.
232
Bogenlampen.
VII. DappeUampefH*
Wie schon in § 12 bemerkt wurde, ordnet man in gewissen
Fällen zur Erzielung einer längeren Brenndauer in einer Bogen-
lampe zwei Kohlenpaare derart an, daß das eine nach dem Ab-
brennen des anderen zu brennen beginnt. Die Einrichtungen zum
Einschalten des zweiten Kohlenpaares können rein mechanische
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Fig. 116.
sein, wie in den Doppelkohlenlampen von Brush, Thomson-Rice,
Bürgin, Crompton-Crabb und in der in § 113 näher be-
schriebenen Lampe von Körting & Mathiesen, oder elektrische,
indem der Strom von einem Kohlenpaar selbsttätig auf das andere
Kohlenpaar geschaltet wird, wie in den Lampen von Weston
(Engl. 1163, 1882), Waterhouse (Engl. 5185, 1881), Noble (Engl.
16376, 1887).
/
Konstruktionselemente. 233
VIII. Se^sttätiges Ausschalten.
Die Lampen, welche in Hintereinanderschaltung brennen, müssen
mit Vorrichtungen versehen sein, welche verhindern, daß beim Aus-
gehen einer Lampe nicht die ganze Reihe verlöscht. Man schließt
die Lampe entweder kurz oder ersetzt die Lampe durch einen
passenden Widerstand oder durch eine Hilfslampe. Die Schaltvor-
richtungen können mechanisch oder elektrisch sein. In den
modernen Lampen sind sie fast durchweg elektrisch. In § 106 ist
eine Ausschaltvorrichtung beschrieben.
Bei der großen Anzahl ausgeführter Lampenkonstruktionen ist es
unmöglich, alle Lampen zu beschreiben. Es wurden deshalb im fol-
genden nur einige typische, bewährte Konstruktionen ausführlich be-
schrieben. Wer über diese oder jene Lampentype genaueren Aufschluß
wünscht, kann denselben mit Hilfe der im Anhang gegebenen Aufzählung
der Bogenlampenpatente leicht erlangen, da die deutschen Patentschriften
fast in jeder Stadt zur Einsicht aufliegen.
§ HO. Nebenschlußlampe für Gleichstrom von Körting & Mathiesen.
Bei der in Figur 117 dargestellten Nebenschlußlampe der Firma
Körting & Mathiesen in Leutzsch bei Leipzig besteht das Regulierwerk
der Lampe aus einem Schwebemagnet a in Verbindung mit einem um
die Achse p schwingenden Laufwerk c, über dessen Rolle d eine Kette
läuft, welche die beiden beweglichen Kohlenhalter trägt. Beim Einschalte
der Lampe wird der Anker b, der in fester Verbindung mit dem Lauf-
werke steht in den seitlichen Einschnitt der Polschuhe hineingezogen
und da das Laufwerk und damit die Rolle d an der Schwingung des
Ankers teilnimmt, so werden die Kohlenstifte, die vorher einen gewissen
Abstand hatten, einander genähert. Sollten sie dabei noch nicht in Be-
rührung kommen, so tritt das jetzt freigegebene Laufwerk durch das
Übergewicht des oberen Kohlenhalters in Tätigkeit, bis die Kohlenstifte
zusammenstoßen. In diesem Moment ist der Magnet a stromlos ge-
worden und die Feder e zieht den Anker b meder zurück, wobei der
Lichtbogen gebildet wird und der Anker sich auf Gleichgewicht zwischen
magnetischer Anziehung und Zugkraft der Feder e einstellt. Der Nach-
schub der Kohlenstifte wird derart geregelt, daß der Anker b sich bei
Maximalspannung des Lichtbogens so einstellt, daß das Flügelrad f von
der Anschlagzunge g frei mrd, wodurch das Laufwerk eine langsame
Annäherung der Kohlenstifte gestattet, die im nächsten Augenblick durch
die Arretierung des Flügelrades wieder gehemmt wird. Der Luft-
dämpfer i mäßigt die Bewegungen des Ankers b.
234
Bogenlampen.
Die Regulierung der Lichtbogenspannung geschieht durch Anziehen
oder Nachlassen der Feder e, was mittels der im Hebel h sitzenden
Stellschraube m zu geschehen hat.
Fig. 117.
Beim Brennen der Lampe wird der Nebenschlußmagnet infolge der
Joule 'sehen Wärme im Draht widerstände etwas erwärmt; die vom Licht-
bogen aufsteigende Wärme, welche das ganze Regelwerk erhitzt, steigert
die Temperatur der Magnetwindungen und vergrößert ihren elektrischen
Widerstand. Hierdurch wird die magnetisierende Kraft der Windungen
DifPerentiallampe für Gleichstrom. 235
geschwächt. Damit die ursprünglich beim Regeln des Bogens vorhandene
Kraft wieder erreicht wird, muß die Stärke des durch die Nebenschluß-
wickelung fließenden Stromes wiederhergestellt 'werden, wozu eine er-
höhte Klemmenspannung notwendig ist. Die Lampe wird also mit zu-
nehmender Erwärmung der Spule eine höhere Lichtbogenspannung an-
nehmen. Das Anwachsen der Lichtbogenspannung wird durch den
Wärmekompensator k verhindert, welcher aus einem Rohrsystem be-
steht, das aus einer Reihe ineinander gesteckter Rohre aus Zink und
Eisenblech gebildet ist, die abwechselnd so miteinander verbunden sind,
daß sich die Differenzen der beiderseitigen Ausdehnungen summieren.
Das äußere Rohr ist an dem Magnetsockel befestigt und der letzte
innere Teil überträgt seine Bewegung mittelst Winkelhebel n und Zug-
stange auf den die Anschlagzunge g tragenden einarmigen Hebel r.
Durch ein entsprechendes Übersetzungsverhältnis dieser Hebel wird die
Anschlagzunge g um so viel zurückgedrängt, als der Magnetanker und
damit das Flügelrad durch die verminderte Kraft des Magneten zurück-
getreten sind. Beide Bewegungen sind nahezu synchron, sodaß weder
eine nennenswerte Verzögerung noch Yoreilung eintritt. Die Ausgleichung
ist von der Stromstärke unabhängig.
§ 111. DijVerentiallampe für Gleichstrom Krizik-Schuckert.
Die in Fig. 118 dargestellte Differentiallampe, von Krizik ent-
worfen und von der Elektrizitäts- Aktiengesellschaft vormals Schuckert&Co.
in Nürnberg gebaut, ist eine der ältesten Lampentypen und wird wegen
ihrer Einfachheit imd guten Leistung heute noch mit Erfolg verwendet.
Die abgebildete Lampe ist eine Differentiallampe. Man sieht auf der
Figur rechts die Hauptstromspule mit den dicken Drahtwindungen imd
links die Nebenschluß spule mit vielen dünnen Drahtwindungen. Durch
jede Spule reicht eine Blechröhre, welche gleichzeitig Kohlenhalter ist.
Die Blechröhre, welche die obere Kohle hält, ist durch die Hauptstrom-
spule geführt. Die Stromzuführung zu den Blechröhren und Kohlen
findet durch die mit Seide umsponnenen auf der Figur oben sichtbaren
Schnüre statt. Im Inneren jeder Blechröhre befindet sich ein Eisenkern,
welcher mit der Blechröhre fest verbunden ist. Die Eisenkerne sind
konisch; die Kegelspitze ist nach oben gerichtet. Durch diese Form der
Eisenkerne wird bewirkt, daß die Bewegung des Kerns eine gleich-
mäßige ist; an denjenigen Stellen, an welchen die Wirkung der Spulen
auf die Kerne am stärksten sein würde, befindet sich die geringste Eisen-
masse der Kerne. Die Blechröhren sind miteinander durch eine über
ein Rädchen geführte Schnur verbunden. Wenn die Kohlen in dieser
Lampe so gewählt werden, daß sie in gleichen Zeiten um gleiche Längen
236
Bogenlampen.
abbrennen, so werden sie durch den Mechanismus beide gleichmäßig
nachgeschoben und der Lichtbogen bleibt an derselben Stelle. Die
Fig;il8.
Fig. 119.
Lampe ist also eine Fixpunktlampe. Beim Ausschalten der Lampe
gehen die Kohlenhalter bis zur Berührung der Kohlen zusammen. Beim
Einschalten des Stromes entfernen sich die Kohlen yoneinander.
Differentiallampe für Gleichstrom. 237
§ 112. DiffSerentiallampe für Gleichstrom von Körting & Mathiesen.
Die in Fig. 119 dargestellte Differentiallampe von Körting & Mathiesen
ist eine Magnetlampe mit rechtwinklig zu einander angeordneten Spulen-
paaren. Der mit dem schwingenden Laufwerk fest verbimdene Anker
steht zwischen den Polschuhen des von den Nebenschluß- und des von
den Hauptstromspulen erregten Magneten. Mit dem imteren Zahnrade
des Laufwerks ist ein „Kettenrad" verbunden, in dessen Ausfräsungen
die die Kohlenhalter tragende Kette gelegt ist. Fließt kein Strom durch
die Lampe, so werden die Kohlenstifte durch das Gewicht des oberen
Kohlenhalters zusammengeführt, sodaß ihre Spitzen einander berühren.
Schaltet man die Lampe ein, so durchfließt ein Strom die Spulen des
oben gelagerten Hauptstronmiagneten, welcher stark erregt wird und
den Anker anzieht. An der Bewegung des Ankers nimmt das Laufwerk
und mit ihm das Kettenrad teil. Die Kohlenhalter sind mit den beiden
Enden der Kette verbunden; die beim Einschalten der Lampe erfolgende
Drehung des Kettenrades hat ein Anheben der oberen und ein Senken
der unteren Kohle zur Folge, bewirkt also die Lichtbogenbildung. Durch
eine Luftbremse wird die Bewegung des Ankers bezw. des Laufwerks
gedämpft; dies ist zu einer sicheren Lichtbogenbildung erforderlich, da
bei zu schnellem Auseinanderziehen der Kohlenstifte der Lichtbogen
leicht abreißen kann. Nachdem sich der Bogen gebildet hat, liegt das
Flügelrad auf der Anschlagzunge auf. Mit wachsendem Abbrande der
Kohlenstifte wächst auch die Lichtbogenspannung und mit ihr die Kraft
des durch die parallel zum Lichtbogen geschaltete Nebenschlußspule er-
regten Magneten. Der Anker wird nun eine Bewegung ausführen, welche
der ersten Bewegung entgegengesetzt ist, bis das Flügelrad frei wird.
Durch das Übergewicht des oberen Kohlenhalters wird das Laufwerk
in Bewegung gesetzt und die Kohlenspitzen nähern sich einander. Hier-
durch wird die Lichtbogenspannung verringert und der Anker bewegt
sich zum Hauptstrommagneten hin. Das Flügelrad wird hierbei wieder
durch die Anschlagzunge arretieH. Die Regelbewegungen des Ankers
sind bei der in Fig. 119 dargestellten Lampe so gering und verlaufen so
schnell, daß das Flügelrad bei jedem Freiwerden meist nur eine viertel
oder halbe Umdrehung ausführt. Bei der großen Übersetzung des Lauf-
werkes ist der jedesmalige Nachschub der Kohle ein so geringer, daß
man ihn mit dem Auge kaum wahrzunehmen vermag. Da die Lampe
sehr fein reguliert und gegen Schwankungen der Netzspannung wenig
empfindlich ist, so ist diese Lampe besonders für Schaltung ohne Yor-
schaltwiderstand geeignet.
238
BogenlampeD.
Es werden auch DifFerentiallampen gebaut, bei welchen die Haupt-
stromspule und die Nebenschlußspule auf einer gemeinsamen Hülse auf-
gewickelt sind.
Fig. 120.
§ 113. Ersatzkohlenlampe von Körting & Mathiesen.
In denjenigen Fällen, in welchen man eine längere Brenndauer
der Lampen benötigt und aus gewissen Rücksichten keine Dauerbrand-
lampen anwenden kann, benutzt man die Ersatzkohlenlampen, welche
Ersatzkohlenlampe.
239
Fig. 121.
zwei Kohlenpaare haben, von denen das
eine nach dem Abbrennen des anderen
selbsttätig eingeschaltet wird. In Fig. 120
ist das Werk einer solchen Lampe, wie
sie Körting & Matthiesen bauen, in Fig. 121
eine schematische Zeichnung derselben
Lampe und in Fig. 122 eine Gesamt-
ansicht der Lampe dargestellt.
Auf einer gemeinsamen Werkplatte
sind zwei von einander getrennte Regel-
werke montiert. Diese Werke bestehen
aus den Magneten a a^, den Laufwerken b b'
und den zugehörigen Nebenteilen.
Zu jedem Laufwerk gehört ein Paar
beweglicher Kohlenhalter. Beide Regel-
werke haben einen gemeinschaftlichen
Wärmekompensator R und eine gemeinschaftliche Umschaltvorrichtung,
von der sie wechselseitig beeinflußt werden. Diese Umschaltvorrichtung
Fig. 122.
240 Bogenlampen.
bestellt aus dem Umschaltliebel c, der zwei Anschlagzungen d d^ trägt,
die je nach der Stellung des Hebels das eine oder andere Laufwerk
arretieren bezw. freigeben, sowie aus dem umschlagbaren Hebel e, der
unter dem Einflüsse der beiden Zugstangen f fi und des Gewichtes g
steht. Der Vorgang beim Umschalten ist folgender:
Sobald das eine Kohlenpaar nahezu abgebrannt ist, legt sich der
zugehörige obere Kohlenhalter auf einen Bund der entsprechenden Zug-
stange und nimmt dadurch den umschlagbaren Hebel e mit. Sowie das
Gewicht g dieses Hebels über den toten Punkt hinweg ist, schlägt der
Hebel nach der anderen Seite über und nimmt dabei den Umschalt-
hebel c mit, wobei die beiden Zugstangen diesem Impuls folgen, und
da der Hebel c plötzlich von der einen äußersten Lage in die andere
gedrückt wird, so wird das eine Laufwerk freigegeben und das andere
gleichzeitig festgehalten.
In der schematischen Darstellung Fig. 121 ist das Kohlenpaar 1
nahezu abgebrannt, der obere Kohlenhalter hat sich bereits auf den
Bimd der Zugstange f gelegt und ist im Begriff, den Hebel e, der mit
dem umschlagenden Gewichte g versehen ist, mitzunehmen. Sobald das
Gewicht über seinen toten Punkt hinaus ist, wird es nach links hinüber-
fallen imd hierbei den umschlagbaren Hebel e sowie den XJmschalthebel c
in die entgegengesetzte Lage bringen, sodaß das Laufwerk b festgehalten
und das des Kohlenpaares 2 freigegeben wird. Das Übergewicht des
oberen Kohlenhalters setzt dieses Laufwerk in Bewegung, bis die Kohlen-
stifte zusammenstoßen und der neue Lichtbogen gebildet ist. Gleich-
zeitig erlischt der bisherige Bogen 1 und das Laufwerk b wird durch
die Anschlagzunge d festgehalten, sodaß die Kohlen nicht wieder in
Berührung kommen können. Ganz derselbe Vorgang spielt sich ab,
wenn das Kohlenpaar 2 abgebrannt ist und das Paar 1 inzwischen er-
neuert worden ist.
Beim Einschalten der Lampe wird der Anker m, der an seinem
Fußende drehbar gelagert ist, von dem Magneten a eingezogen, wobei
die Spiralfeder n die Gegenkraft bildet. Der Anker nimmt mittelst der
Zugstange o das Laufwerk b mit und da dasselbe um einen Drehpunkt
schwingt, der in der Nähe der Achse der Kettenrolle angebracht ist, so
werden bei dieser Bewegung die Kohlenstifte einander genähert. Sind
diese dabei noch nicht in Berührung gekommen, so tritt das jetzt frei-
gegebene Laufwerk, durch das Übergewicht des oberen Kohlenhalters
getrieben, in Tätigkeit bis die Kohlenstifte zusammenstoßen. In diesem
Augenblick ist der Magnet a stromlos geworden und die Feder n zieht
den Anker m zurück, wobei der Lichtbogen gebildet wird imd der Anker
sich auf Gleichgewicht zwischen magnetischer Anziehung und der Zug-
kraft der Feder n einstellt. Der Nachschub der Kohlenstifte wird da-
Wechselstromlampe von Schuckert & Co. 241
durch geregelt, daß der Anker m sich bei Maximalspannung des Licht-
bogens so einstellt, daß das Flügelrad p von der Anschlagzunge q frei
vnrd, v^odurch das Laufwerk eine langsame Annäherung der Kohlenstifte
gestattet, die im nächsten Augenblick durch die Arretierung des Flügel-
rades wieder gehemmt wird. Die Regulierung der Lichtbogenspannung
geschieht durch Anziehen oder Nachlassen der Feder n, welche mittelst
des Hebels r bezw. der Regulierschraube s eingestellt wird. Zwei Luft-
dämpfer verlangsamen die Bewegungen der beiden Anker, von denen
nur der zu dem Magneten aj gehörige mit t bezeichnete in Fig. 120 zu
sehen ist.
Die Kohlengewichtausgleichung kommt durch ein Hebelverhältnis
zu Stande, welches genau den Gewichtsverhältnissen der Kohlenstifte
entspricht. Die Produkte aus Hebellänge und Kohlengewicht ergeben
stets gleiche Größen, wie weit auch der Abbrand vorgeschritten sein mag.
Der Wärmekompensator k ist hier ebenso gebildet wie in § 110.
Das äußere Rohr ist an seinem unteren Ende in dem Bock u befestigt
und das letzte innere Glied, die Stange x, überträgt seine Bewegung
auf die Hebel v v', welche die Anschlagzungen q q' tragen und um die
Drehpunkte z z' schwingen. Durch ein entsprechendes Verhältnis der
imgleichen Arme dieser Hebel werden die Anschlagzungen q q' um so
viel zurückgedrängt, als der Magnetanker und damit das Flügelrad
durch die verminderte Kraft des Magneten zurückgetreten sind. Beide
Bewegungen sind nahezu gleichzeitige, sodaß weder eine nennenswerte
Verzögerung noch Voreilung eintritt. Die Ausgleichung ist von der
Stromstärke unabhängig.
§ 114. Wechselstromlampe von Schuckert & Co.
Die von Utzinger entworfene Wechselstromlampe der El.-A.-G.
vorm. Schuckert & Co. in Nürnberg ist in Fig. 123 in Ansicht und in
Fig. 124 schematisch dargestellt.
Der Hauptteil des Reguliermechanismus besteht aus einer Alumi-
niumscheibe a, die von zwei Elektromagneten beeinflußt wird. Der eine
Magnet E wird vom Hauptstrom erregt, während die Wickelung des
anderen e im Nebenschluß zum Lichtbogen liegt. In Verbindung mit
einer passenden Eisenarmierung induziert jeder Magnet in der Alumi-
niumscheibe a Wechselströme, die gegenüber dem Magnetisierungsstrome
eine solche zeitliche Phasenverschiebung haben, daß die Scheibe ein
kräftiges Drehmoment erfährt. Die Anordnung der beiden Magnetsysteme
ist so getroffen, daß das eine die Scheibe rechts, das andere die Scheibe
links zu drehen strebt. Die Drehung wird mittelst Zahnradtrieb auf
ein Kettenrad übertragen, über welches eine die Kohlenhalter tragende
Monas eh. 16
242
Bogenlampen.
Kette läuft. Bei nonnalem Lichtbogen sind die beiden auf die Scheibe
wirkenden Drehmomente einander gleich; der Mechanismus bleibt also
in Ruhe. Wenn dagegen durch den Abbrand der Kohlen der Licht-
bogen größer wird und infolgedessen die Spannung an demselben steigt,
Fig. 123.
so überwiegt das vom Nebenschlußmagneten ausgeübte Drehmoment und
veranlaßt die Scheibe, sich in solchem Sinne zu drehen, daß die Kohlen
einander genähert werden. Diese Drehung erfolgt so lange, bis die
normale Spannung wieder erreicht ist. Ist dagegen die Stromstärke zu
groß, was z. B. bei der Bildung des Lichtbogens der Fall ist, so erfährt
die Scheibe eine entgegengesetzte Drehung und bringt die Kohlen so weit
auseinander, bis das Gleichgewicht der auf die Scheibe wirkenden Kräfte,
Wechselstromlampe von Schuckert & Co.
243
«:------i;-;
also der normale Wert für Stromstärke und Spannung, wieder erreicht
ist. Bei normalem Abbrande der Kohlenstäbe tritt ein konstantes Über-
gewicht des Drehmomentes des Nebenschlußmagneten gegen dasjenige
des Hauptstrommagneten auf. Die Scheibe a dreht sich demzufolge
kontinuierlich und hält den Lichtbogen auf
konstanter Länge. Die Vorteile dieses
Reguliermechanismus sind einerseits die
Anpassung der Reguliergeschwindigkeit an
die Größe des zu behebenden Fehlers, an-
derseits der unbegrenzte Regulierweg so-
wohl beim Annähern als auch beim Ent-
fernen der Kohlen. Das Einstellen des
Mechanismus auf die richtige Stromstärke
und Spannung wird durch Verschieben der
Magnete erreicht. Zu diesem Zwecke sind
die vier Schrauben, mit denen die Magnet-
brücke auf den Ankern befestigt ist, zu
lösen. Eine Verschiebung nach rechts, so-
daß der Hauptstrommagnet vorausläuft, hat
für gleiche Stromstärke eine Regulierung
bei geringerer Spannung zur Folge, während
eine Verschiebung nach der entgegenge-
setzten Seite eine Regulierung bei höherer
Spannung bedingt.
Aus Fig. 125 läßt sich die äußere
Ausstattung der Lampe erkennen. Der
Reguliermechanismus ist durch eine Schutz-
kappe 6 aus Zinkblech wasserdicht abge-
schlossen. Der Aufhängebügel 7 ist mit
Porzellanrolle 8 versehen. Die Kohlenhalter bewegen sich zwischen den
beiden senkrechten Lampenstäben. Die obere Kohle wird unten geführt
durch einen Specksteinring D am Reflektor c, Fig. 124. Der untere
Kohlenhalter hat doppelte Führung, einerseits durch der Stab g in einem
zweiten Specksteinring d am Reflektor, anderseits durch das gegabelte
Querstück f an den beiden Lampenstäben. Die Glasglocke ist zwischen
zwei Metallringen eingesponnen, von denen der untere den Aschenteller
trägt, während der obere Ring 2 mit einer den Raum zwischen Glocke
und Reguliermechanismus abschließenden Zwischenhülse 1 verschraubt
ist. Letztere trägt zwei Aufhängestücke 4, mit denen die Armatur am
Lampenkörper 5 aufgehängt wird. Armatur und Lampenkörper greifen
am unteren Ende mittelst eines Stiftes ineinander und werden dadurch
centrisch zueinander gehalten. Beim Kohleneinsetzen sind die Aufhänge-
16*
Fig. 124.
244
Bogenlampen.
Fig. 125.
stücke 4 der Zwischenhülse aus der Lampenplatte 5 auszuhängen, worauf
die Armatur an den Lampenstäben bis zum unteren Verbindungssteg
heruntergeleitet wird und die Kohlenhalter zur Aufnahme neuer Stäbe,
bezw. zur Reinigung freiliegen.
Wechselstromlampe von Körting & Mathiesen.
245
§ 115. Wechselstromlampe von Körting & Mathiesen.
In Figur 126 ist das Regulierwerk einer einfachen Wechselstrom-
Differentiallampe von Körting & Mathiesen dargestellt. Das Regulier-
vyrerk besteht aus einer Hauptstromspule a und einer Nebenschlußspule b,
Fig. 126.
in vsrelche zwei Kerne sl^ und bj eintauchen. Diese Kerne hängen an
einem Balancier f, der mittelst der Zugstange d und des Armes g das
um die Achse e schwingende Laufwerk c in Bewegung setzt. Die beiden
246
Bogenlampen.
bewegliclien Kohlenhalter hängen an einer über die Rolle n laufenden
Kette. Bei Stromlosigkeit laufen die Kohlen zusammen und bilden
Kontakt. Beim Einschalten geht der Hauptstrom durch die Spule a,
der Kern a^ wird kräftig eingezogen und dadurch das Laufwerk nach
rechts bewegt, wobei die Kohlen voneinander entfernt werden und der
Bogen gebildet wird. Beim Wachsen der Lichtbogenspannung gewinnt
die Spule b mehr und mehr an Kraft, während die der Spule a nach-
läßt; es schwingt infolgedessen das Laufwerk so weit nach links, bis
das Flügelrad h von der Anschlagzunge i frei geworden und damit
die Arretierung des Laufwerkes aufgehoben ist. Durch das Übergewicht
des oberen Kohlenhalters senkt sich dieser, bis im nächsten Moment das
Laufwerk wieder arretiert wird. Das Gegengewicht 1 dient zur Aus-
gleichung der einseitigen Belastung des Laufwerkes durch den oberen
Kohlenhalter. Die an dem Arm g angebrachte Luftbremse k verlang-
samt die Bewegungen der Solenoidkeme. Auf diese Luftbremse sind
Belastungsscheiben m gelegt, durch deren Gewicht die Länge des Licht-
bogens reguliert wird. Alle in Frage kommenden Metallteile sind gegen
das Auftreten von Wirbelströmen geschützt. Die Solenoidkeme sind aus
dünnen Blechstreifen hergestellt.
§ 116. Reflektoren der Wechselstromlampen.
Die Reflektoren der Wechselstromlampen haben den Zweck, das
von der imteren Kohle erzeugte Licht nach unten zu werfen und der
Fig. 127.
Fig. 128.
Reflektoren der Wechselstromlampen.
247
Bodenbeleuchtung nutzbar zu machen. Der erste Reflektor wurde von
Coerper entworfen und von der Helios Elektrizitäts - Gesellschaft
Köln a. Rh. gebaut. Zur Führung der oberen Kohle durch den Reflektor
wurde gewöhnlich eine Specksteinbuchse verwendet. In Figur 127 und
128 sind zwei neuere Reflektoren der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesell-
schaft Berlin dargestellt. Figur 127 zeigt einen flachen Reflektor,
Figur 128 einen gewölbten. Der flache Reflektor wird gewöhnlich ver-
wendet, wenn die Allgemeinbeleuchtung gut sein soll und die Glas-
glocken möglichst voll beleuchtet erscheinen sollen. Der gewölbte
Reflektor erzielt eine bessere Bodenbeleuchtung. Die Traverse, welche
den Reflektor trägt, ist so konstruiert, daß die zur Führung der oberen
Kohle bisher verwendete Specksteinbuchse durch eine isoliert befestigte
Metallplatte ersetzt wird.
§ 117. Projektionslampen und Scheinwerfer.
Der elektrische Lichtbogen wird wegen seiner Helligkeit außer zur
Beleuchtung von Straßen und Häusern zur
Erzeugung von künstlichem Licht in jenen
Fällen verwendet, in denen man eine starke
Lichtquelle benötigt. Die vervielfältigenden
Künste benutzen den elektrischen Licht-
bogen, um unabhängig von der vielfachen
Wechseln unterworfenen Tagesbeleuchtung
zu sein. In Fig. 129 ist eine Bogenlampe
dargestellt, welche die Elektrizitäts- Aktien-
gesellschaft vorm. Schuckert & Co. für pho-
tographische Zwecke und Lichtpauszwecke
baut. Die Lampen, die mit Gleichstrom oder
Wechselstrom gespeist werden können,
sind mit Reflektoren versehen, welche je
nach dem Verwendungszwecke der Lampe
kugelförmig sind oder wie in Fig. 129 die
Form eines parabolischen Cylinders haben.
Für sehr starke Beleuchtungen verwendet
man in derVervielfältigungstechnik Scheinwerfer. In Fig. 130 ist ein Schein-
werfervon Schuckert dargestellt. Die von dem Glasparabolspiegel im Inneren
des Scheinwerfers nahezu parallel reflektierten Lichtstrahlen des Licht-
bogens werden bei dem in Fig. 130 dargestellten Scheinwerfer zunächst
durch ein System senkrecht verlaufender geschliffener Cy linderlinsen auf
einen Streuungswinkel von 20° in der Horizontalebene ausgebreitet,
Fig. 129.
248
Bogenlampen.
Fig. 130.
wobei jede einzelne Linse die auf sie fallende Lichtmenge auf den
ganzen Streuungswinkel von 20° verteilt. Hierdurch wird eine Uber-
einanderlagerung der Bilder sämtlicher Linsen bewirkt und ein Aus-
gleich der TJngleichmäßigkeit des Scheinwerferstrahles erzielt. Vor
diesen Streuer wird ein zweiter mit horizontal verlaufenden Linsen ge-
Dauerbrandlampen. 249
setzt, welcher das Licht in gleicher Weise wie beschrieben in der
Vertikalebene streut.
Bei den Scheinwerfern sind die Elektroden horizontal gestellt.
Es gelten für den Lichtbogen in Scheinwerfern dieselben physikalischen
Gesetze wie für den Lichtbogen zwischen Kohlenelektroden überhaupt.
Da in Scheinwerfern sehr hohe Lichtstärken erzeugt werden, müssen zur
Speisung des Lichtbogens sehr hohe Stromstärken, bei Scheinwerfern auf
Leuchttürmen solche von einigen Hunderten Ampere verwendet werden. Der
Reguliermechanismus der Scheinwerfer muß so konstruiert sein, daß sich
der Lichtpunkt nicht verschiebt. Der Scheinwerfer hat große Bedeutung
für die Schiffahrt und bei militärischen Operationen, namentlich im
Festungswesen. Für militärische Zwecke richtet man häufig die Schein-
werfer fahrbar ein.
Betreffs der optischen Verhältnisse der Scheinwerfer sei auf die
Arbeit von BlondeP) hingewiesen. Die Konstruktion und Verwendung
der Scheinwerfer ist von Nerz^) beschrieben worden.
IV, Dauerbrandlampen.
§ 118. Der Bogen bei beschränktem Luftzutritt.
Bei den Dauerbrandlampen brennt der Bogen in einer den Zutritt
frischer Luffc verhindernden Glasglocke. Der in der Glocke enthaltene
Sauerstoff ist nach kurzem Brennen des Bogens verschwunden und der
Bogen brennt in einem indifferenten Gasgemisch von Stickstoff, Kohlen-
oxyd und Kohlendioxyd.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem offenen und dem ein-
geschlossenen Lichtbogen besteht darin, daß die Kohlenspitzen nicht die
für den offenen Gleichstromlichtbogen charakteristischen Formen an-
nehmen. Es bildet sich an der positiven Kohle beim eingeschlossenen
Lichtbogen kein Krater, an der negativen Kohle keine Spitze, sondern
beide Kohlen flachen sich gleichmäßig ab. In Fig. 131 ist das Aus-
sehen von Kohlenstiften dargestellt, welche längere Zeit in einer Dauer-
brandlampe bei Gleichstrom gebrannt hatten. Der eingeschlossene Licht-
bogen brennt sehr unruhig, da er an den abgeplatteten Kohlenenden
^) Andre Blondel, Theorie des Projecteurs electriques. Lille 1894.
2. Aufl. 80. 57 Seiten.
2) F. Nerz, Scheinwerfer und Fernbeleuchtung. Stuttgart 1899. gr. 8°.
86 Seiten.
250 Bogenlampen.
gewissermaßen keinen Halt hat. Er ist in ständiger Bewegung und
springt von einer Stelle zwischen den Kohlen zur anderen, sich den
jeweilig geringsten Widerstand zwischen den Kohlen aufsuchend. Die
Spannung an den Elektroden ist beim Bogen mit beschränktem Luft-
zutritt höher, als bei einem offenen Bogen gleicher Beschaffenheit.
Lori^) untersuchte die Beziehungen zwischen Stromstärke, Bogenlänge
und Elektrodenspannung beim Bogen mit beschränktem Luftzutritt bei
Gleichstrom und fand, daß sich hier dieselben Gesetzmäßigkeiten er-
geben, wie sie Frau Ayrton für den offenen Kohlebogen festgestellt
hat. Die Größe der Glocke, in welcher der Bogen brennt, beeinflußt
sein Verhalten. Lori untersuchte den Bogen in einem Cy linder von
7 cm Durchmesser und 20 cm Höhe, welcher in der Größe mit den bei
Dauerbrandlampen gewöhnlich verwendeten Cylindem ungefähr überein-
iZU CZ^
Fig. 131.
stimmt. Bei konstanter Stromstärke wächst die Elektrodenspannung
mit wachsender Bogenlänge. Die Beziehung läßt sich, wie beim offenen
Bogen, durch eine gerade Linie ausdrücken. Lori fand, daß die einer
Vergrößerung der Bogenlänge bei konstanter Stromstärke entsprechende
Zunahme der Elektrodenspannung beim eingeschlossenen Lichtbogen
größer als beim offenen Lichtbogen ist.
Auch der mit Wechselstrom gespeiste Lichtbogen bei beschränktem
Luftzutritt eignet sich zur technischen Verwendung. Duddell und
Marchant fanden, daß beim eingeschlossenen Wechselstrombogen bei
der Spannungskurve die vordere Spitze höher und ausgeprägter ist
als beim offenen Bogen.
Beim eingeschlossenen Bogen fehlt die Aureole und das schwarze
Band; man sieht nur den violetten Kern. Der violette Schein des
Bogens und die durch das Wandern des Bogens bedingte Unruhe des
Lichtes des eingeschlossenen Bogens werden dadurch wesentlich dem
Auge angenehmer gemacht, daß der Bogen außer mit der die Luft ab-
haltenden kleinen Mattglasglocke noch mit einer äußeren, größereo,
lichtstreuenden Glocke (Alabasterglas) umgeben wird. Die Lichtver-
teilung des eingeschlossenen Lichtbogens weicht von der des offenen
Lichtbogens ab. In Fig. 132 ist eine Messung der Union Elektrizitäts-
Gesellschaft in Berlin dargestellt, in welcher die Lichtausstrahlung des
») Lori, Elett. 7, p. 241, 1898.
Der Bogen bei beschränktem Luftzutritt.
251
Horizonfafe
Fig. 182.
eingeschlossenen Lichtbogens in den verschiedenen Richtungen einer
Meridianebene bestimmt wurde. Man ersieht aus der Figur, daß die
maximale Lichtausstrahlung in einer Richtung von ungefähr 20° unter-
halb der Horizontalen erfolgt, während bei
offenem Bogen die maximale Lichtausstrah-
limg in einer Richtung von ungefähr 45°
unterhalb der Horizontalen stattfindet. Diese
Form der Lichtausstrahlungskurve erklärt
sich aus der Gestalt der Kohlenenden beim
eingeschlossenen Lichtbogen.
Auf die Auswahl der Kohlenstifte,
welche in Dauerbrandlampen gebrannt
werden sollen, muß besondere Sorgfalt ver-
wendet werden. Die Kohlen dürfen nicht
rußen imd sollen keine ^Verunreinigungen
enthalten, da sich sonst die innere Glocke
mit einem schwarzen, liclitabsorbier enden
Staub bedeckt. Die Brenndauer der Kohlenstifte ist bei beschränktem
Luftzutritt ungefähr 13 mal so groß, als wenn die Kohlen offen brennen
(s. Tabelle auf Seite 24). Es werden Dauerbrandlampen konstruiert
bis zu 300 Brennstunden. Die Dauerbrandlampen benötigen eine Span-
nung von 80 Yolt, also eine doppelt so hohe Spannung, als gewöhn-
liche Bogenlampen. Dafür ist bei Dauerbrandlampen die Stromstärke
geringer als bei gleichartigen Lampen mit offenem Bogen. Immerhin ist
die Lichtausbeute der Dauerbrandlampen nicht so groß, wie die der
geif^öhnlichen Bogenlampen. Sie ist etwa 30% geringer.
Bei einer Messung von Wedding^) war die Lichtausbeute einer
Dauerbrandlampe von 111,6 Volt und 3,3 Ampere 0,44 HE pro 1 Watt
aufgewendete Energie.
Marks^) stellte Versuche mit getränkten Kohlen in Dauerbrand-
lampen an. Die schlechtesten Resultate erhielt er mit Kohlenstiften,
denen Soda zugesetzt war, sei es durch Tränken mit einer Lösung von
Soda oder durch Einführung von Soda in den Docht. Zum Brennen
war eine höhere Spannung erforderlich, und nach einigen Stunden setzte
sich an der Innenseite der Glocke ein dicker Niederschlag an. Marks
erhielt die doppelte Bogenlänge bei gleicher Spannung mit Kohlenstiften,
die mit Ammoniumchlorid getränkt waren. Der Niederschlag war bis
auf einen gelbgrünen Streifen an dem unteren Teile der Glocke praktisch
unbemerkbar. Ein Zusatz von Magnesiumkarbonat zur negativen Kohle
1) Wedding, E.T.Z. 18, p. 763, 1897.
3) Marks, El. World 1897, Band 29.
252 Bogenlampen.
erniedrigte die Spannung am Bogen. Das Salz zersetzt sich unter
schwachen Explosionen im Bogen in Magnesiumoxyd und Kohlensäure;
das Oxyd scheidet sich in kleinen Perlen an der Spitze der negativen
Kohle ab und bildet einen leuchtenden Kranz, von dem der Bogen aus-
zutreten scheint. Der Bogen soll sehr ruhig brennen und ein Nieder-
schlag an der Glocke nicht zu bemerken sein.
Die praktische Anwendung der Dauerbrandbogenlampen hat ihre
Vorteile und Nachteile. Angenehm ist die Verwendung von Dauerbrand-
lampen in solchen Betrieben, in welchen die Lampe möglichst lange
brennen und wenig bedient werden soll, also z. B. in Schaufenstern, in
welchen die Dekoration durch Zutritt zerstört werden würde, in Bahn-
höfen, an schwer zugänglichen oder gefährlich zugänglichen Stellen, bei
weiten Strecken, deren Begehen durch den Wärter viel Zeit erfordert
und die Bedienungskosten erhöhen würde. Ferner sind Dauerbrand-
lampen wegen des doppelt eingeschlossenen Lichtbogens absolut feuer-
sicher, da keine glühenden Teile ins Freie gelangen können. Auch an
Meeresküsten und auf Schiffen, wo die salzhaltige Luft gewöhnliche
Bogenlampen stark angreift, sind Dauerbrandlampen zu empfehlen.
Da eine Dauerbrandlampe 80 — 100 Volt Spannung benötigt, kann
sie in solchen Anlagen von 100 — 120 Volt von Vorteil sein, in welchen
nur eine Lampe von der Leitung abgezweigt werden soll. Lampen mit
offenem Lichtbogen muß man in solchen Fällen zu zweien hinter-
einander schalten, dann ist eine von der anderen abhängig. Oder man
hat einen Widerstand vor die Lampen zu schalten, welcher einen
Spannungsverlust von 60 — 80 Volt zu erzeugen hat, was ganz un-
ökonomisch ist. In diesem Falle kann man dann eine einzelne Dauer-
brandlampe abzweigen, in deren Vor schalt widerstand nur 20 — 40 Volt
bei geringerer Stromstärke zu vernichten sind.
Den Vorteilen der Dauerbrandlampen steht der große Nachteil
gegenüber, daß ihr spezifischer Wattverbrauch größer als der einer
gewöhnlichen Bogenlampe ist. Außerdem ist heute ihr Marktpreis
höher als der einer guten Differential- oder Nebenschlußlampe. Es
stehen also bei Dauerbrandlampen den geringeren jährlichen Ausgaben
für Kohlenmaterial und Bedienung die höheren jährlichen Ausgaben für
Stromerzeugung gegenüber. Außerdem ist zu beachten, daß bei einer
Neuanlage wegen des höheren Energieverbrauchs der Dauerbrandlampen
größere Krafterzeuger anzulegen sind, wodurch die Anlagekosten erhöht
werden. Diese Punkte hat der projektierende Ingenieur bei einer
Rentabilitätsberechnung wohl zu berücksichtigen.
Konstruktion der Dauerbrandlampen. 253
§ 119. Konstruktion der Dauerbrandlampen.
Es ist bemerkenswert, daß Stalte schon im Jahre 1846 Dauer-
brandlampen herstellen wollte, als man die Dynamomaschinen zur
Energieerzeugung noch nicht zur Verfügung hatte. Staite schloß die
Kohlen in eine enge Glasglocke ein, um den Sauerstoffaustausch zu
unterdrücken und den großen Abbrand einzuschränken.
Beardlee wendet im Jahre 1882 eine doppelte Glocke an, welche
am Boden geschlossen, hingegen am oberen Ende offen ist. Ein Jahr
später schlägt Boxt er vor, den Lichtbogen in einer luftdichten Kammer
brennen zu lassen, ein Vorschlag, der wegen der Expansion der Gase
und der Zerbrechlichkeit der Glocke zu keinem Resultate führte.
Eine Konstruktion von Short aus dem Jahre 1884 besteht darin,
daß eine Glocke von einer Platte bedeckt ist. Die in der Glocke beim
Brennen des Bogens entstehenden Gase sollen so schwer sein, daß sie
die atmosphärische Luft nicht in die Glocke treten lassen.
Ein Patent von Jandus aus dem Jahre 1886, bei welchem eine
kleine Glocke oben luftdicht abgeschlossen, unten aber offen war, hatte
keinen Erfolg, weil die Glocke oft sprang.
Eine Konstruktion von Howard aus dem Jahre 1893 bestand
darin, daß eine umgestülpte kleine Glocke benutzt wurde, welche inner-
halb einer zweiten Glocke stand. Der Boden der kleinen Glocke wurde
abgeschlossen. Die große Glocke war nicht luftdicht oberhalb des
Lichtbogens abgeschlossen. Der Hals der kleinen Glocke wurde mit
Asbest oder mit einem anderen hitzebeständigen Material so abgedichtet,
daß der Nachschub der positiven Kohle mehr oder weniger verzögert
wurde.
Brauchbar war erst die von Jandus im Jahre 1893 konstruierte
Lampe. Der Bogen wurde in eine kleine Glasglocke eingeschlossen,
welche am Boden völlig abgeschlossen ist \md zwar vermittelst eines
dichten Verschlusses, welcher gleichzeitig die negative Kohle trägt.
Das obere Ende der Glocke ist mit einer eisernen Kappe bedeckt, die
dicht am Glase anliegt und deren Mittelbohrung so bemessen ist, daß
neben der frei hindurchgehenden oberen Kohle die Gase der Glocke ins
Freie gelangen können. Als Hilfsmittel zur Absperrung der Gase dient
bei der Jandus -Lampe eine äußere, größere Glocke, welche die innere
kleinere umschließt imd oben luftdicht abgeschlossen ist; unten ist sie
mit einem federnden, sich nach unten öf&ienden Ventilschlußteller der-
artig gedeckt, daß bei der Abnahme dieses Ventiltellers von untenher
eine Öffnung zum Zwecke der Reinigung und Kohlenauswechselung frei-
gegeben wird. Den von der inneren Glocke entweichenden Gasen dient
254
Bogenlampen.
die Außenglocke als eine Art Aufspeicherbehälter. Die Jandus-Lampe
ist als Hauptstromlampe gebaut. Die Jandus-Lampe ist sehr empfind-
lich gegen feuchte Witterung.
Die „Ajax "-Dauerbrandlampe*) ist so konstruiert, daß die den
Lichtbogen umgebende Glocke auf einer luftdicht schließenden Grund-
platte aufsitzt; an ihrem oberen Teile ist sie mit einem Deckel aus
drei übereinander angeordneten kleinen Kammern versehen, welche nur
einen beschränkten Luftzutritt gewähren.
Die „Pioneer" -Lampe ^) besitzt eine Luftabschlußvorrichtung,
welche aus 2 Teilen besteht, die eine Kammer bilden. Die beim Ab-
brand der Kohle entwickelten Gase ziehen durch diese Kammer hin-
durch und verlangsamen damit den Zutritt des Sauerstoffs zum Licht-
bogen.
Bei der „Regina" -Dauerbrandlampe soll durch eine Sauerstoff-
regulierung die Brenndauer von 200 Stunden erreicht werden. Die
ganze Lampe bildet mit dem Innenglase einen völlig abgedichteten
Luftraum, welcher nur durch ein unten offenes und nach unten ge-
richtetes Rohr mit der Außenluft in Verbindung steht (Rosemeyer).
Die Dauerbraodlampe von Thomas-Davies^) besitzt zwei oder
mehrere unter einem spitzen Winkel gegeneinander gestellte Kohlen-
1) Am. EI. 22, p. 446.
») West. El. 19, p. 220, 1896.
3) Engl. 10616.
Dauerbrandlampen.
255
Stäbe. Ein durch die langen Schenkel eines Hufeisenmagnetes gebildetes
Magnetfeld hält den Lichtbogen an den Spitzen der Kohlenstäbe.
In Fig. 133 ist die innere Glocke der Jan du s -Dauerbrandlampe
von 1893 sowie die obere Befestigung
der äußeren Glocke im Schnitt dar-
gestellt. Auf dem Teller h des Fußes H
ist die den Lichtbogen zunächst um-
schließende, aus durchsichtigem oder
durchschimmerndem Material gefertigte
Glocke K mittels Schraube h' luftdicht
befestigt. Die obere Öffnung der Glocke
K wird durch den Deckel 1, welcher sich
in den Hals der Glocke hineinlegt, yer-
schlossen. In dem Deckel befindet sich
eine Öffnung für die positive Kohle und
auf derselben zwei Scheiben m, n. Die
untere Scheibe legt sich mit ihrer
centralen Öffnung dicht an die Kohle
an, während die obere in ihrer Öffnung
ein kurzes Rohr trägt, das als Füh-
rung für die obere Kohle dient. Der
auf diese Weise herbeigeführte Ver-
schluß der Glocke um die Kohle soll
einem inneren Drucke, der durch die
erwärmten Gase hervorgerufen wird,
leicht nachgeben und auch ein Ein-
strömen geringer Luftmengen zulassen.
Die äußere Glocke ist mit ihrem
oberen Teile mittelst der Dichtungs-
ringe p und der Ringmutter p' an dem
Ring G befestigt. Dieser obere Teil
der äußeren Glocke ist vollständig ab-
gedichtet, der untere ist in Verbindung
mit der äußeren Luft.
In Figur 134 ist eine Dauerbrand- Fig. 134.
bogenlampe für Gleichstrom dargestellt,
welche von der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert & Co. ge-
baut worden ist. Die Lampe ist eine Differentiallampe. Die Spule a ist
vom Hauptstrome durchflössen; die Spule b ist die Nebenschlußspule.
Die Spulen wirken auf die Eisenkerne c und d, welche mit dem zwei-
armigen um e drehbaren Hebel f beweglich verbunden sind. Die
Stange g, welche die Verlängerung des Kernes d bildet, trägt den
256 Bogenlampen.
Klemmring h, welcher die obere Kohle i umschließt. Die letztere steckt
federnd in ihrem Halter, der sich in dem Rohre k auf und ab bewegen
kann und durch dieses seinen Strom erhält. Die Bewegung des Regulier-
systems wird durch zwei Luftbremsen 1 gedämpft, während das Gewicht
m zum Einregulieren der Lampe dient. Die untere Kohle wird durch
die Schraube n in ihrem Halter o festgeklemmt. Der Lichtbogen wird
von dem Überfangsglascylinder p umschlossen, welcher mittelst der
Schraube q dicht zwischen den Kohlenhalter o und den Steg r gepreßt
wird. Dieser Cylinder verhindert die Erneuerung der den Lichtbogen
umgebenden Luft, wodurch die lange Brenndauer und die hohe Licht-
bogenspannimg erzielt wird. Um zu schroffe Abkühlung des Glas-
cylinders während des Brennens zu verhindern, wird letzterer von einer
Außenglocke umgeben. Je nach der zu erzielenden Lichtverteilung wird
die Glocke in Klarglas oder Alabasterglas ausgeführt. In stromlosem
Zustande bewirken die Gewichtsverhältnisse der einzelnen Teile des
Reguliermechanismus ein Sinken des Systems dgh; der Klemmring h
liegt flach auf der Unterlage s auf, wodurch die Kohle i freigegeben
wird und mit der unteren Kohle in Berührung kommt. Beim Einschalten
des Stromes zieht die Spule a ihren Kern c kräftig an. Der Ring h
klemmt infolge des auf ihn ausgeübten einseitigen Zuges mit seinen
Kanten die Kohle i fest und nimmt diese mit, wodurch der Lichtbogen
gebildet wird. Der Kern c wird soweit in die Spule a hineingezogen,
bis die Zugkraft der Spule a der gegenwirkenden Kraft das Gleich-
gewicht hält und die normale Lichtbogenlänge erreicht ist. Die gegen-
wirkende Kraft wird durch das Gewicht m und die Zugkraft der Neben-
schlußspule b gebildet. Mit dem fortschreitenden Abbrande der Kohlen
wird die Stromstärke in der Spule a geringer. Die Spule b hingegen
übt eine verstärkte Anziehung auf ihren Eisenkern aus, weil bei zu-
nehmender Länge des Lichtbogens die Spannung an demselben und
damit auch die Stromstärke der Nebenschlußspule steigt. Der Kern d
mit seiner Verlängerung g und dem Ringe h bewegt sich daher abwärts.
Wenn die Abwärtsbewegung soweit vorgeschritten ist, daß der Ring h
mit seiner vorauslaufenden Kante auf die Unterlage s trifft, so wird die
Klemmung zwischen dem Ringe und der Kohle gelockert und letztere
fällt frei durch den Ring. Die dadurch bewirkte Erhöhung der Strom-
stärke veranlaßt jedoch sofort wieder eine Vergrößerung der Zugkraft
der Spule a und dadurch ein Hochziehen des Ringes h und der Kohle i.
Durch die stetige Abwechslung der beiden vorgenannten Regulier-
spiele wird der Lichtbogen stets auf konstante Länge einreguliert. Ist
der Abbrand der Kohlen so weit fortgeschritten, daß von der unteren
nur noch ein gewisses kurzes Stück übrig bleibt, so stößt der Halter
der oberen Kohle gegen einen Anschlag, der ihn an der weiteren Ab-
Effektbogenlampen. 257
wärtsbewegung hindert, worauf die Lampe alsbald erlischt. Die obere
Kohle ist dann noch so lang, daß sie auf normale Länge der unteren
Kohle (150 mm) abgeschnitten und als solche beim Weiterbrennen der
Lampe verwendet werden kann. Die hier besprochene Lampe wird für
Stromstärken von 3 — 7 Amp- gebaut. Die Brenndauer beträgt je nach
der Stromstärke 80 — 120 Stunden.
Y. Effektbogenlampen.
§ 120. Untersachangen über den Lichtbogen in Effektbogenlampen.
In den Effektbogenlampen wird eine höhere Lichtausbeute als in
den gewöhnlichen Bogenlampen durch "Verwendung besonders zubereiteter,
teilweise schon in § 8 besprochener, sogenannter Effektkohlen erzielt.
Während in den gewöhnlichen Bogenlampen der Krater den Hauptanteil
an der Lichtausstrahlung hat und der Lichtbogen selbst nur einen sehr
geringen Anteil an der Lichtausstrahlung nimmt, beruht die größere
Lichtausbeute der Effektbogenlampen darin, daß der Bogen selbst am
meisten Licht ausstrahlt. Es gelangen in den Bogen Körper, die in ihm
glühen; um eine möglichst große glühende Fläche zu erzeugen, gibt man
dem Bogen zwischen Effektkohlen weit größere Bogenlängen als dem Bogen
zwischen normalen Kohlen. Während letzterer selten über 5 mm lang
ist, beträgt die Länge der Lichtbogen zwischen Effektkohlen 15 — 20 mm
imd noch mehr. Von diesen Kohlen sagt man bei so großen Bogen-
längen „sie flamtmen" und man nennt daher auch die Effektbogen-
lampen häufig Flammenbogenlampen. In Fig. 135 ist ein flam-
mender Lichtbogen, der zwischen Bremerkohlen der Deutschen Gesell-
schaft für Bremer Licht in Neheim a. d. Ruhr erzeugt wurde, dargestellt.
Bremer^) stellte im Jahre 1898 Kohlen her, welche eine größere
Leuchtkraft als gewöhnliche Kohlen besaßen, indem er der Kohlenmasse
2 — 407o Kalk und Magnesia zusetzte und das Gemisch glühte. In dem-
selben Patente empfiehlt Bremer Elektroden aus Kalciumkarbid, femer
Dochtkohlen, deren Kern aus einem Gemisch von Kalk und Kohlen-
pulver besteht. Bremer ordnet eine Homogenkohle als positive, eine
Kalkkohle als negative Elektrode an.
Von größerer Bedeutung ist das Vorgehen Bremers geworden den
Kohlen 20 — 50% schwer leitender Metallsalze, z. B. Kalcium-, Silicium-
1) Bremer, Engl. 16552, 1898.
Monasch. 1«
^58
Bogenlampen.
und Magnesiumsalze beizumengen. Am günstigsten sollte die Ver-
wendung von Halogenverbindungen mit Metallen der Berylliumgruppe
wirken. Die geringe Festigkeit solcher „Kompositionskohlen" und ihre
schnelle Zersetzung schon bei mäßig hohen Temperaturen ließen es
Bremer angebracht erscheinen, die Elektroden mit einer harten, glasigen
Kruste zu überziehen, die durch Auftragen eines gelösten Gemisches
von Borax, Kieselsäure und Wasserglas gebildet wurde. Um das un-
vermeidliche Verschlacken der Kohlenspitzen zu verhindern, wendet
Fig. 135.
Bremer als Flußmittel Zuschläge von Bor, Kochsalz, Pottasche, Wein-
stein und verschiedene Silikate an. Die bedeutende Steigerung des
Lichteffekts erklärt sich dadurch, daß die in die Bogenstrecke ge-
schleuderten Teilchen der Metallsalze sich in der Hitze des Bogens
dissoziieren, die Metalle in helle Weißglut geraten und sich teil-
weise oxydieren. An den Lampenglocken fand man Niederschläge von
Kalciumoxyd, Siliciumoxyd und anderen nicht flüchtigen Sauerstoffver-
bindungen. Bremer verwendete die getränkte Kohle ausschließlich als
positive Elektrode und erreicht dadurch bei normaler Spannung einen
längeren Lichtbogen. Bei Wechselstrom müssen beide Kohlen Effekt-
kohlen sein.
Effektbogenlampen.
259
Wedding*) hat photometrische Messungen an Bremeriampen unter-
üommen. In Fig. 136 ist eine seiner Messungen für eine Gleichstrom-
effektbogenlampe von 12,3 Amp. und 44,4 Volt dargestellt.. Es ergab
sich eine fast konstante maximale Lichtstärke von über 5000 HE
zwischen 45 und 90° unterhalb der Horizontalen.
Der spezifische Wattverbrauch .betrug 0,126 Watt pro Kerze, dem-
nach war die Lichtausbeute 7,9 HE pro 1 Watt aufgewendete Energie
ohne Glocke. Mit einer Mattglasglocke betrüg der spezifische Watt-
verbrauch bei derselben Lampe 0,196 Watt pro Kerze, also die Licht-
ausbeute 5,1 HE pro 1 Watt aufgewendete Energie.
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60" 10" 80" 90" 80" 10" 60"
Fig. 136.
MoHzonfa/e
io"
zo"
30"
so"
Eine Wechselstromeffektbogenlampe ergab einen spezifischen Watt-
verbrauch von 0,5 Watt pro Kerze.
Dem bei gewöhnlichen Bogenlampen normalen Wert von 0,3 bis
0,5 Watt Energieverbrauch pro Kerze gegenüber bedeutet der Wert von
0,19 Watt pro Kerze einen Fortschritt.
Janet^) fand für Effektbogenlampen von Bremer einen spezi-
fischen Energieverbrauch von 0,17 — 0,1 Watt pro Kerze je nach der
Größe der Lampe.
Durch den Gehalt an Kalcium erhält das Bremerlicht eine
gelbe Färbung. Das Licht hat also nicht den „kalten" Ton des ge-
wöhnlichen Bogenlichtes. Da das Licht größerer Wellenlänge Wasser-
dampf oder Nebel besser durchdringt, als das Licht kleiner Wellenlänge,
stellte Wedding Versuche mit dem Bremerlicht an, ob es bei Nebel
pder Wasserdampf in der Atmosphäre weiter sichtbar ist als das einer
gewöhnlichen Bogenlampe gleicher Lichtstärke. Wedding fand, daß
1) Wedding, E.T.Z. 21, p. 546, 1900.
3) Janet, E.T.Z. 22, p. 304, 1901.
17'
260
Bogenlampen.
das Bremerlicht im Mittel um 100% besser durch Wasserdampf durch-
gelassen wird als das Licht einer gewöhnlichen Bogenlampe gleicher
Lichtstärke. .Für Signalgebung und Leuchttürme könnte die Wedding 'sehe
Beobachtung von Bedeutung werden. Immerhin dürfte die Anwendung
von Effektkohlen in Scheinwerfern, die einen eng begrenzten Strahlen-
kegel geben müssen, schwierig sein.
Wedding^) stellte später eine umfangreiche Versuchsreihe über
den EinfluB des Prozentgehaltes an Flußspat auf die Lichtausbeute an.
In Figur 137 sind die Ergebnisse dargestellt. Die Kohlen standen gegen-
einander geneigt, mit den Spitzen nach unten.
Fig. 137.
Der Bogen stand unter der Einwirkung eines konstanten magne-
tischen Feldes, dessen Energieverbrauch nicht in den Zahlen für den
Energieverbrauch des Flammenbogens eingerechnet ist. Die Kohlen
brannten in einem Sparer aus Schamotte, der zugleich als Reflektor
diente. Der erste Versuch wurde mit gewöhnlichen Kohlen bei 60 Volt
und 9 Amp. ausgeführt. In Figur 137 ist dieser Versuch durch die
Kurve 0% Flußspatgehalt dargestellt. Die übrigen Kurven wurden alle
für einen konstanten Energieverbrauch (9 Amp. 45 Volt) zwischen einer
positiven Kohle von 8 mm Durchmesser und einer negativen Kohle von
7 mm Durchmesser mit einem Gehalt von 8 — 407o Flußspat ausgeführt.
Die maximale Lichtausstrahlung liegt in der Vertikalen. Mit wachsen-
dem Gehalt an Flußspat nimmt die Lichtausbeute bedeutend zu.
i) Wedding, E.T.Z. 23, p. 704, 1902.
EffektbogenlampeD.
261
Wedding hat den spezifischen Wattverbrauch pro 1 Kerze mittlerer
hemisphärischer Lichtstärke in folgender Tabelle zusammengestellt.
Gehalt an Flußspat
Mittlere liemisphärische
Watt
in Prozenten
Lichtstärke in
HE
pro Kerze
1173
0,458
8
1728
0,232
15
2505
0,162
20
2808
0,144
25
3268
0,124
30
3321
0,122
35
3385
0,120
40
3574
0,113
Trotz der günstigeren Lichtausbeute hoher Zusätze an Flußspat
empfiehlt es sich nicht über 15% hinauszugehen, da bei höheren Zu-
sätzen der Bogen unruhig brennt, stärkere Schlackenbildung auftritt,
glühende Teile abtropfen und die Lampe schwieriger zündet und schlechter
reguliert.
Die Beimischung von Kalciumsalzen gibt dem Flammenbogenlicht
einen gelben Ton. Mischt man der Kohle Strontiumsalze bei, so wird
der Ton des Lichtes ausgesprochen rot. Baryum ruft nach Wedding
einen schmutzigweißen Ton hervor. Am günstigsten beeinflußt die Bei-
mischung von Kalciumsalzen die Lichtausbeute des Flammenbogens. Die
Lichtausbeute des gelben Flammenbogenlichts ist um SOO^o größer als
die einer gewöhnlichen Bogenlampe von gleichem Energieverbrauch.
Der rote und „milchweiße" Flammenbogen steht an Lichtausbeute dem
normalen Gleichstrombogen ungefähr gleich.
Bei der schrägen Anordnung der Kohlenstifte in den Effektbogen-
lampen wird die Lichtausbeute des Wechselstromlichtbogens im Vergleich
zu der des Gleichstromlichtbogens bedeutend günstiger. Wedding fand
bei einer Lampe mit Sparer, daß der Gleichstrom- und Wechselstrom-
flammenbogen mit schrägstehenden Kohlen nahezu gleichte Lichtausbeute
zeigen.
Man ist auch dazu übergegangen Effektkohlen in gewöhnlichen
Bogenlampen üb er einander stehend anzuordnen. Das Maximum der Licht-
ausstrahlung in einer Meridianebene bei Gleichstrom dehnt sich nach
Wedding zwischen 30^ und 70** unterhalb der Horizontalen aus. Die
Lichtausbeute ist jedoch bei dieser Anordnung der Kohlen etwas ge-
ringer. Man könnte die Lichtausbeute des Bogens mit übereinander-
stehenden Kohlen durch Zusatz vjon Flußspat in die Kohlen steigern;
dies würde jedoch im Betriebe den Nachteil der größeren Schlacken-
262 • Bogenlampen.
bildimg ergeben. Wedding untersuchte auch, in welchem Maße die
einzelnen Teile des Flammenbogens an der Lichtausstrahlung teilnehmen.
Es ergab sich, daß die Gassäule des Flammenbogens mit 25% an der
Lichtausstrahlung beteiligt ist, während die glühenden Kohlenspitzen die
übrigen 75% liefern. Bekanntlich ist beim gewöhnlichen Lichtbogen
die Gassäule nur mit 5% ^n der Lichtausstrahlung beteiligt.
Das Licht des Flammenbogens ist ebenso unruhig wie das Licht
des eingeschlossenen Lichtbogens.
Dem heutigen Sprachgebrauch gemäß bezeichnet man die Effekt-
bogenlampen mit schräggestellten Kohlen, bei welchen die maximale
Lichtausstrahlung in der Vertikalen erfolgt (weshalb derartige Lampen
direkt unter sich eine große Flächenhelligkeit erzeugen), als Intensiv-
Flammenbogenlampen, während man die mit vertikal übereinander-
stehenden Effektkohlen schlechthin Flammenbogenlampen nennt.
Die von Gebrüder Siemens & Co. in Gharlottenburg in den
Handel gebrachten Effektkohlen untersch€iden sich dadurch von den
Bremer kohlen, daß sie wesentlich weniger als 10 7o Stoffe enthalten,
welche nicht Kohle sind, und weniger als 5 % Fluor- oder Bromgehalt
besitzen. Außerdem enthalten sie Leuchtzusätze nur im Docht, während
sich bei den Bremerkohlen auch Leuchtzusätze im Mantel befinden.
Der geringere Prozentgehalt an Leuchtzusätzen bewirkt, daß die Zusätze
im Lichtbogen vollständig vergasen und veraschen und an den Elektroden-
spitzen keine isolierenden Schlacken bilden.
Die Brenndauer der Effektkohlen ist geringer als die der normalen
Kohlen. Sie beträgt bei vertikaler Kohlenanordnung bei Gleichstrom
etwa 40%, bei schräg angeordneten Kohlen etwa 1007o geringer als bei
normalen Kohlen. Bei vertikal angeordneten Effektkohlen ist bei
Wechselstrom die Brenndauer nur 10 — 15^0 geringer als die bei normalen
Kohlen, während die Brenndauer der Effektkohlen in Wechselstrom-
Intensivlampen, wie Z eidler bemerkt, gleich derjenigen der Effekt-
kohlen in Gleichstrom-Intensivflammenbogenlampen ist.
Bremer hatte zur Ausbreitimg des Lichtbogens zwischen Effekt-
kohlen ein magnetisches Gebläse angewendet, wie solches schon von
Jamin^) für gewöhnliche Bogenlampen empfohlen worden war, aber
später wieder fallen gelassen wurde. Bei den Effektkohlen schien
durch die größere Ausbreitung des Lichtbogens infolge des magnetischen
Gebläses die Lichtausbeute des Bogens erhöht zu werden. Indessen zeigt
eine Untersuchung von Gebrüder Siemens & Co. 2) in Charlottenburg
das Gegenteil.
J) Jamin, C. R., 88, p. 541, 1879.
2) Mitteilung von Gebr. Siemens «feCo. in Charlottenburg.
Efifektbogenlampen.
263
Ein Effektkohlenpaar mit abwärts geneigten Kohlenstiften wurde
mit einem Sparer verseilen. Als Blasmagnet diente ein separat erregter
Hufeisenmagnet von 9 mm Eisendurchmesser und 72 Windungen. Die
Polflächen standen ungefähr 15 mm über dem Lichtbogen; ihre horizon-
tale Entfernung von der Mitte des Lichtbogens betrug 45 mm. Durch
ein parallel zur Fläche. des Lichtbogens gestelltes Gitter, dessen Maschen
3 qmm betrugen, wurde die Flächenausdehnung des Lichtbogens gemessen,
indem gleichzeitig Lichtbogen und Gitter photographiert wurden. Gleich-
zeitig wurde die Lichtstärke des Lichtbogens photometrisch bestimmt
Tind zwar möglichst rechtwinkelig zur Ebene des Lichtbogens. Als
Yergleichsflamme beim Photometrieren diente eine 100 Nonnalkerzen-
)ampe; zum Photometrieren wurde eine Photometerbank mit Lummer-
Brodhun'schem Aufsatz verwendet. Die Zahlen für die Lichtstärke
in folgender Tabelle sind Mittelwerte aus 20 Ablesungen.
Fig. 138.
Fig. 139.
«-I ee
Erregung
Fläche
Leucht-
S » £i
des Blas-
Licht-
Watt-
des Licht-
stärke des
d ® S
Ampere
Volt
Watt
magnets in
stärke
verbrauch
bogens
in qmm
Bogens
1 ^
Ampere-
windimgen
in HE
pro 1 HE
in HE
pro 1 qmm
1
9,1
46
39
419
108
1530
0,274
342
4,47
2
9,8
382
1500
0,254
225
6,67
3
8
50 *
58
400
259
1345
0,298
387
3,47
4
7
406
396
1112
0,365
459
2,42
5
9
45
45
45
405
108
1500
0,270
288
5,22
6
9
405
2163
0,187
225
9,62
7
9
405
259
1375
0,295
351
3,92
8
9
45
405
396
1236
0,328
369
3,35
Der Lichtbogen wurde in einer ersten Versuchsreihe (Versuch
No. 1 — 4) bei konstantem Vorschaltwiderstand und konstanter Bogen-
länge mit yerschieden stark erregtem Blasmagnet untersucht, in einer
zweiten Versuchsreihe (Versuch No. 5—8) bei konstanter Stromstärke
264 Bogenlampen.
von 9 Ampere und konstanter Elektrodenspannung von 45 Volt bei
variabler Erregung. In Fig. 138 und 139 sind zwei Photogramme von
Gebrüder Siemens & Co. dargestellt, von denen sich Fig. 138 auf
Yersuch No. 2 der folgenden Tabelle bezieht und Fig. 139 auf Versuch
No. 4. Man sieht, daß die Flächenausdehnung des Lichtbogens mit
wachsender Feldstärke des JBlasmagnets wächst. In der vorstehenden
Tabelle sind die Versuchsergebnisse zusammengestellt.
Aus dieser Tabelle geht hervor, daß die durch den Blasmagneten
verursachte Vergrößerung des Lichtbogens keine Vermehrung der Licht-
ausbeute des Lichtbogens bewirkt. Immerhin dürfte sich in manchen
Fällen, namentlich zur Fixierimg des Bogens ein Gebläse selbst unter
Aufopferung einiger Prozente des praktischen Wirkungsgrades empfehlen.
§ 121. Konstruktives und Anwendung.
Bremer glaubte die schwierige Regulierung der schief zuein-
ander gestellten Elektroden durch einen dem Abbrand der Kohlen ent-
sprechenden, durch das Eigengewicht der Kohle hervorgerufenen Nach-
schub bewerkstelligen zu können, um einen komplizierteren Regulier-
mechanismus zu vermeiden. Über die Kohlenenden schob er einen sich
nach oben verjüngenden 5 cm höhen Blechcy linder, der nicht nur als
Kohlensparer wirken sollte, sondern auch infolge eines glänzend weißen
Niederschlages von Kalciumverbindungen, der sich an seiner Innenseite
ansetzte, als guter Reflektor wirkt. Bremer wendete zur Ausbreitung
des Bogens ein magnetisches Gebläse an, das in Fig. 140 dargestellt ist.
Die Bremer- Lampe hat sich in der Praxis nicht so bewährt, wie
sie es ihrer guten Lichtausbeute wegen verdient hätte. Die Kohlen
„schlackten" zu sehr. Die Zündung versagte häufig, die Regulierung
war unvollkommen. Bremer ging daher dazu über, in seiner Type C
einen Reguliermechanismus, wie er gewöhnlich bei Bogenlampen an-
gewendet wird, einzuführen. Der Kohlennachschub erfolgt hier konti-
nuierlich. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Type in der Praxis
bewähren wird.
Die Kohlen mit geringem Prozentgehalt an Leuchtzusätzen erfordern
keine besonderen Zündvorrichtungen. Auch kann man sie in gewöhn-
lichen Bogenlampen brennen. Bei Gleichstromlampen hat man dafür
Sorge zu tragen, daß wegen des zu erzeugenden langen Bogens der
Zündhub größer ist als in den Lampen für gewöhnliche Kohlen.
Es empfiehlt sich, wie Zeidler^) bemerkt, an der oberen Elektrode
einen Schamottesparer anzubringen. Um nämlich ein den praktischen
J. Z ei dl er, E.T.Z. 24, p. 167, 1903.
Effektbogenlampen. 265
Anforderungen für Außenräume genügend ruhiges Licht zu erzielen, ist
es erforderlich, dem Lichtbogen an den Kohlenspitzen möglichst wenig
Fläche zu bieten, d. h. die Kohlenstifte möglichst schwach zu wählen.
Für die positive Kohle wurde daher der gleiche Durchmesser wie für
die negative angenommen. Da nun bei Effektkohlen nach Z eidler
an der positiven Kohle genau der doppelte Abbrand als an der negativen
Kohle von gleichem Durchmesser stattfindet, so ist, wenn man festen
Brennpunkt beibehalten will, die Anordnung eines Hohlraumes zur An-
sammlung sauerstoffarmer Luft um die obere Kohlenspitze geboten und
hierdurch wird ihr Abbrand verringert. Der Sparer hat außerdem noch
den Vorteil, daß die bei Effektkohlen besonders stark auftretenden
Aschen abgefajigen werden, wodurch einem Verschmutzen des Mechanismus
Fig. 140.
vorgebeugt wird. Auch die beim langen Bogen zwischen Effektkohlen
in erhöhtem Maße auftretenden Stickstoffperoxyddämpfe werden durch
den Sparer abgehalten, die Metallteile des Reguliermechanismus anzu-
greifen.
Bei den Intensivflammenbogenlampen sind die Kohlen schräg
gestellt und mit den Spitzen nach unten gerichtet, wodurch eine sehr
starke Bodenbeleuchtung erzielt wird.
In Figur 141 ist eine Intensivflammenbogenlampe der Allgemeinen
Elektrizitäts- Gesellschaft (Berlin) dargestellt. Der Reguliermechanismus
ist bei diesen Lampen im wesentlichen derselbe wie bei den gewöhnlichen
Bogenlampen. Bei den Intensivflammenbogenlampen für Gleichstrom ge-
nügt der beschränkte Hub infolge des spitzen Winkels, welchen die Kohlen
miteinander bilden, nicht, um eine genügend große Trennung der Elek-
trodenspitzen zur Lichtbogenbildung herbeizuführen. Deshalb wurde nach
Z eidler der Führungsrahmen der negativen Kohle in der Grundplatte
drehbar gelagert imd nach oben hin mit einer Verlängerung versehen, welche
in das Lampenwerk hineinragt. Durch Anordnung eines auf einer Säule
drehbaren Kniehebels und eines Mitnehmers am Laufwerk nimmt der
Rahmen an der Bewegung des Ankers in der Richtung des Hauptstrom-
266
Bogenlampen.
rnagneten ho teil, daß bei Stromdarcbgang eine genügende Trennung der
KohlenHpitzen zur Lichtbogenbildung stattfindet.
J>ie Lampen mit übereinanderstehenden Effektkoblen können mit
den binher üblichen Spannungen gebrannt werden, bei Wechselstrom also
mit ungefähr 30 Volt, bei Gleichstrom mit
ungefähr 40 Volt. Bei schräg angeord-
neten Kohlen müssen die Spannungen um
10— 157o erhöht werden.
Die Flammenbogenlampen mit Effekt-
kohlen können mit gewöhnlichen Diffe-
rential- oder NebenschluBlampen ohne
weiteres hintereinander geschaltet werden
und zwar ohne Anlaß widerstand nur
mit Vorschaltwiderstand imd Minimalaus-
schalter. Die Gleichstromeffektlampen
können zu zweien an ein Netz TOn
110 Volt mit Vorschaltwiderstand und
Minimalausschalter angeschlossen werden.
An Stelle der einen Effektlampe kann
eine entsprechende Lampe mit gewöhn-
lichen Kohlen treten. Die Wechselstrom-
effektlampen können auch zu zweien an
ein Netz von 110 Volt angeschlossen
werden unter Vorschaltung eines Zusatz-
widerstandes oder, was in gewissen Fällen
empfehlenswerter ist, unter Vorschaltung
einer Drosselspule.
Die Effektbogenlampen sind zur Be-
leuchtung von Straßen und Plätzen zu
empfehlen. Die Intensivlampen mit schräg
stehenden Kohlen eignen sich vortrefflich
zur Beleuchtung von Schaufenstern, Deko-
rationen und Firmenschildern. In Räumen,
iti welchon an die Ruhe des Lichts die höchsten Anforderungen gestellt
worden, wie in Les(»sälen imd Zeichensälen, ist die indirekte Beleuch-
tung vorzuziehen.
Fig. 141.
Anhang.
Verzeichnis der deutschen vom
Kaiserl. Patentamt in Berlin seit 1877 erteilten Bogenlampen-
patente. Klasse 21.
Nummer:
663. Societe Generale d'Electricite (Paris). 14. 8. 1877. Jabloch-
koff'ßche Kerze.
5031. Siemens & Halske (Berlin). 19. 9. 1878. Elektrische Lampe.
8253. Gebr. Siemens & Co, (Charlottenburg). 6. 7. 1879. Verfahren zur
Tränkung roher Kohlenstabe.
8 654. Siemens &. Halske (Berlin). 16.4.1879. Neuerungen an elektrischen
Lampen mit Mechanismus zur Regulierung (Differentiallampe).
8 785. Societe Generale d'Electricite (Paris) 2.4.1879. Zusatz zu 663.
8 900. Siemens & Halske (Berlin). 14.8.1879. Vorrichtung an elektrischen
Lampen zur selbsttätigen Ausschaltung der Lampe aus dem Strom-
kreise beim Erlöschen des Lichtbogens. Zusatz zu 8654.
9 452. Menge s (Amsterdam). 7.3.1879. Neuerung an elektrischen Lampen
mit Berührung beider Kohlenspitzen unter konstantem Druck.
10 333. Helios Ges. (Gülcher) (Köln a/Rh.). 8.11.1879. Elektrische Lampe.
16 297. Krizik und. Piette (Pilsen). 7. 4. 1880. Neuerung an elektrischen
Lampen.
19143. Cance (Paris). 23.9.1881. Neuerung an elektrischen Lampen.
19 615. Brown, A. E. (Cleveland ü. S. A.). 19. 11. 1881. Bogenlampe.
21372. Krizik und Piette (Pilsen). 11. .6. 1882. Zusatz zu 16297.
23 410. Cance (Paris). 14. 11. 1882. Lampe mit festem Brennpunkt. Zusatz
zu 19 143.
23 732. Smith (Brockley, England). 27. 9. 1882. Herstellung von Kohlen für
elektrische Lampen.
23 997. Somzee (Brüssel). 12.1.1883. Neuerungen an Kerzen und Glühkörpern.
24 452. Thomson, E. (New-Britain U. S. A.) 8. 8. 1882. Bogenlampe.
26 792. Moses, 0. A. (New-York). 2. 5. 1883. Reguliervorrichtung für elek-
trische Bogenlampen.
28610. Societe Anonyme des ateliers de constructions mecaniques
et d'appareils electriques (Paris). 9. 8. 1883. System zur
Regulierung der Bewegung der Kohlen in elektrischen Lampen.
268 Deutsche Bogenlampenpatente.
Nummer:
29083. Earle und Goltstein (London-Hannover). 9.9.1883. Bogenlampe.
30191. Monges (Haag). 11. 3. 1883. Zusatz zu 9452.
33 642. Menge 8 (Haag). 16.10.1884. Bogenlampe.
34 231. Pieper, H. fils (Lüttich). 19.12.1884. Bogenlampe.
35391. Siemens & Hai ske (Berlin). 26.3.1885. Neuerung an Bogenlampen.
35621. Walther (Werdau). 4.8.1885. Bogenlampe.
35 818. Siemens & Halske (Berlin). 4.10.1885. Neuerungen an Regulatoren
für elektrische Beleuchtung.
36115. Schmidt (Prag). 30.5.1885. Neuerung an elektrischen Lampen.
86169. Klan und Spurny (Prag). 20. 11. 1885. Neuerung an Differential-
lampen.
36878. Statter (Middleton, England). 6. 1. 1886. Reguliervorrichtung für
elektrische Bogenlampen.
39498. Schefbauer (Dresden). 5.9.1886. Neuerung an elektrischen Lampen.
39 860. De Meuron & Cuenod (Genf). 25. 5. 1886. Bogenlichtregulator.
40169. Jamar und Chabot (Brüssel). 7. 3. 1886. Kurzschlußvorrichtung für
den Nebenschlußstrom bei Bogenlampen.
41 242. Gebr. Siemens & Co. (Charlottenburg). 5. 11. 1886. Verfahren krumme
Kohlenstäbe gerade zu machen.
41556. Doubrava (Prag). 13.7.1886. Bogenlichtregulator.
41820. Hill (Boston, U.S. A.). 10.11.1886. Bogenlampe.
41824. Eßberger & Einstein (München). 31. 12. 1886. Bogenlampe.
42154. No ble (Anniston (U.S. A.). 11. 5. 1887. Selbsttätige Ausschaltung für
elektrische Bogenlampen mit schwingenden Kohlen.
42254. Kleißl & Duffek (Pilsen). 27. 2. 1887. Reguliervorrichtung für elek-
trische Bogen und Differentiallampen.
42494. Koller (& Urbanitzky (Wels, Österreich). 25.5.1887. Elektrische
Lampe.
42900. Siemens & Halske (Berlin). 25. 6. 1887. Neuerung an elektrischen
Bogenlampen (Bandlampe).
43127. von Wolffers (Paris). 21.6.1887. Bogenlampe.
43 136. Rudolph (Wien). 17. 9. 1887. Elektrische Bogenlampe für blitzartige
Effekte in Theatern und für Lichtsignale.
43 139. Doubrava. 28. 11. 1886. Zusatz zu 41 556.
43 363. Mathis (Mariemont). 31. 7. 1887. Regulator für Bogenlampen.
43485. Siemens, A. (London). 15. 6. 1887. Lampe für elektrische Scheinwerfer.
44181. Dulait (Charleroi). 18. 10. 1887. Vorrichtung an elektrischen Bogen-
lampen, um mehrere Kohlenpaare einzeln nach einander zu ent-
zünden.
44361. Menges. 23. 7. 1887. Zusatz zu 33642.
44 935. Fabrik für Elektrotechnik und Maschinenbau (Bamberg).
1. 11. 1887. Reguliervorrichtung für elektrische Bogenlampen.
45 269. Schuckert (Nürnberg). 28. 2. 1888. Elektrische Bogenlampe.
45 425. Watt, H. (London). 10.1.1888. Bogenlampe.
45 702. Dulait (Charleroi). 8. 3. 1888. Bogenlampen mit am Orte verharrendem
und das Licht gegen die Decke werfendem Leuchtpunkt.
Deutsche Bogenlampenpatente. 269
Nummer:
45 704. C. V. Zech (Wiesbaden). 23. 3. 1888. Vorrichtung zum Unterbrechen
und Schließen des elektrischen Stromes bei Bogenlamgen und bei
durch den Strom auszulösenden Uhrwerken.
45 880. Langhans (Berlin). 24. 11. 1887. Elektrische Lampe mit hochgespannten
Dämpfen oder Gasen als Strombahn für den elektrischen Strom.
46102. Hirst (Sagan). 28.6.1888. Bogenlampe.
46 359. Maquaire (Paris). 22. 7. 1888. Bogenlampenregulator (Motor).
46 393. Raith (Unterhausen). 8.4.1888. Konstruktion von Kohlenklemmen für
elektrische Bogenlampen mit selbsttätiger Ausschaltung von zu weit
abgebrannten Kohlenstäben.
46 725. Chapman & Dearing (London). 4. 4. 1888. Neuerung an Bogen-
lichtlampen, bei welchen die positive Kohle aus zwei horizontalen
Kohlenstäben zusammengesetzt ist.
47465. Mathis & Boveroulle (Mariemont). 2. 8. 1888. Neuerungen an Bogen-
lampen mit mehreren sich einzeln nacheinander entzündenden
Kohlenpaaren.
47471. Schuckert & Co. (Nürnberg). 11. 11. 1888. Zusatz zu 45 269.
47 490. Schröder (London). 12. 5. 1888. Verfahren zur Herstellung von Kohle
für elektrisches Licht.
47 670. Pieper fils, H. (Lüttich). 17. 2.1888. Regelungsvorrichtung für elek-
trische Bogenlampen.
47 809. Steinlen & Cie. (Mühlhausen i/Elsaß). 5.10.1888. Elektrische Bogen-
lampe mit dem in Patent 41 556 behandelten Doubrava'schen Bogen-
lichtregulator.
47 968. Teucher & Adam (Dresden). 13.11.1888. Regelungsvorrichtung an
elektrischen Bogenlampen.
47 989. Rudolph (Wien). 11. 12. 1887. Von-ichtung zum Einstellen der Licht-
bogenlänge bei Bogenlichthandregulatoren für Bühnenzwecke.
48044. Zweifel (Winterthur). 11.3.1888. Reguliervorrichtung mit Benutzung
des durch Patent 16 297 Anspruch 1 geschützten Eisenkerns.
48468. Fyfe (London). 17.11.1888. Neuerungen an elektrischen Bogenlampen.
49642. Pieper fils, H. (Lüttich). 22. 2. 1889. Neuerung an elektrischen Lampen.
49 648. Fischinger (Niedersedlitz). 16. 3. 1889. Selbsttätige Reguliervorrich-
tung für Bogenlampen.
50 659. Eckelberg (Berlin). 10. 2. 1889. Neuerung an elektrischen Bogen-
lampen.
50844. Pokorny & Wittekind (Bockenheim). 9. 7. 1889. Bogenlampe.
51088. Weinhold (Chemnitz). 16.4.1889. Verfahren zur Regelung des Kohlen-
nachschubs bei elektrischen Bogenlampen.
51 611. Schulze (Straßburg i/Els.). 3. 7. 1888. Bogenlampe mit zwei DifiFerential-
elektromagneten.
51 675. Sperr y (Chicago U. S. A.). 9. 6. 1889. Regelungsvorrichtung für Bogen-
lampen.
52506. Michel (Wetter a. d. Ruhr). 25. 1. 1889. Nebenschlußbogenlampen.
52 801. Kent (London). 5. 9. 1889. Vorrichtung zum Regeln des Abstandes
der Kohlenstäbe in Bogenlampen.
270 Deutsche Bogenlampenpatente.
Nummer:
53 200. Badenberg (Turin). 14, 6. 1889. Vorrichtung zur Veränderung der
Lichtstärke hintereinander geschalteter Bogenlampen.
53 202. Bloßfeldt & Nube (Offenbach). 17.8.1889. Fraismaschine zur Bear-
beitung von Reststücken von elektrischen Leuchtkohlen.
53207. Einstein & Co. (München). 30.11.1889. Ausschaltvorrichtungen für
die Selbstunterbrechung bei elektrischen Bogenlampen.
53 360. W i l k e n s (Bockenheim). 17. 9. 1889. Hebelbogenlampe.
53474. Pieper fils, H. (Lüttich). 13.11.1889. Auf hängung der Stromzufuhrer
bei Querstromlampen.
53 880. Jenkins (Hamburg). 19. 1. 1900. Vorrichtung zur Bildung des Licht-
bogens bei elektrischen Bogenlampen.
53913. Rickmann (Kalk bei Köln a/Rh.). Verfahren zur Herstellung elek-
trischer Kohle.
54 240. Lacombe & Cie. (Levallois-Perret). 21. 9. 1889. Scheibenförmige Kohle
für elektrische Lampen.
54517. Ho egerstae dt (Berlin). 1.4.1890. Elektrische Bogenlampe für gleiche
Bogenlänge.
54 829. Fueß«fcRaub (Berlin). 6.3.1890. Regelungsvorrichtung für Bogenlampen.
55167. Weinert (Berlin). 25. 10. 1889. Bogenlampe mit scheibenförmigen
Kohlen.
55169. Pieper fils, H. (Lüttich). 18. 1. 1890. Anordnung des wirksamen
Magnetfeldes bei elektrischen Regulatoren.
55211. Elsässische Elektrizitätswerke Otto Schulze & Isenbeck
(Straßburg). 3. 4. 1890. Bogenlichtlampe mit einem, mit zwei Ankern
armierten Elektromagneten.
55252. Bayon & Mailhan (Lyon). 25.2.1890. Elektrische Bogenlampe.
55 355. Brumhard (Frankfurt a/M.). 29. 4. 1890i Reguliervorrichtung für
Nebenschlußbogenlampen.
56022. Rotten (Berlin). 25.1.1890. Bogenlampe für hohe Spannung.
56027. Fischinger, Kummer & Co. (Dresden). 26.4.1890. Bogenlampe.
56345. Brian ne (Paris). 1.8.1890. Nebenschlußbogenlampe.
56 357. Hazeltine (St. Louis U. S.A.). 8. 10. 1890. Schutzschiene für elek-
trische Bogenlampen zur Verhinderung des zu schnellen Abbrennens
der oberen Kohle.
57 093. Engelhardt (Dortmund). 7.11.1890. Elektrische Bogenlampe.
57 460. Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (Berlin). 16.9.1890. Re-
guliervorrichtung für elektrische Bogenlampen.
57 591. Müller (Ehrenfeld— Köln a/Rh.). 17. 12. 1889. Neuerung an Bogenlampen.
57 661. Helios, Elektr.-Ges. (Köln a/Rh.). 25. IL 1890. Elektrische Bogen-
lampe.
57 997. Capilleri, Kurmayer, Goldberg, Latzko (Wien). 9. 4. 1890.
Elektroden für elektrische Bogenlampen.
58 806. Krapp (Bamberg). 19.12.1890. Regelungsvorrichtung für Bogenlampen.
59 236. Graves (Cleveland U.S.A.). 10.9.1890. Bogenlampe.
59 340. Willing & Violet (Berlin). 20.2.1891. Vorrichtung zur Bildung
elektrischer Lichtbögen.
Deutsche Bogenlampenpatente. 271
Nummer:
59344. Bachanan (Pasadena U. S. A.)- 4. 3. 1891. Bogenlampe mit in der
Richtung des Radius aufgeschnittenen Kohlenscheiben.
59347. Einstein & Co. (München). 7.4.1891. Regelungseinrichtung für elek-
trische Bogenlampen.
60 785. Jergle (Wien). 21.1.1891. Reibungskupplung für elektrische Bogen-
lampen.
61 092. J e n k i n s (Hamburg). 5. 4. 1891. Bogenlampe.
61298. 'Boardmann (London). 18.1.1891. Isolierender Glühkörper mit drei
Öffnungen für Bogen- und Halbglühlampen.
61359. Cramp ton (London). 5.7.1890. Kohlenhalter für Bogenlampen.
61427. Gerhardt (Leipzig). 18.2.1891. Bogenlampe.
62 464. Whitehead (Birmingham). 18. 6. 1891. Lampenglockenhalter.
62 894. Pieper fils, H. (Lüttich). 2. 4. 1891. Kohlenpaare mit mehreren Spitzen-
teilen für elektrische Bogenlampen.
63232. Gerhardt (Leipzig). 19. 9. 1891. Zusatz zu 61427.
63 596. Fischinger (Dresden). 7. 7. 1891. Zusatz zu 56027.
63598. Societe Anonyme d'Apparoillages et d'Eclairage electrique
Ca uce (Paris). 16.7.1891. Regelungs Vorrichtung für Bogenlampen.
63 939. Naeck (Leipzig-Reudnitz). 13. 6. 1891. Bogenlampe mit beweglichen
Führungsrollen für die Kohlenhalter.
64559. Tolzmann & Wilk (Berlin -Darmstadt). 16. 6. 1891. Elektrische
Bogenlampe mit von Hand regelbarer Lichtbogenlänge.
64561. Gwynne (London). 29.7.1891. Bogenlampe mit durch Klemmwirkung
beeinflußter Bewegung der Kohlenhalter.
65 571. Seibold (Mount-Vemon, U.S.A.). 28.2.1891. Elektrode aus Metall
mit eingebetteter Kohle für Bogenlampen.
65 649. Körting & Mathiesen (Leutzsch- Leipzig). 5. 9. 1890. Vorrichtung
zur Bogenbildung bei Bogenlampen.
65 734. Societe Lacombe & Cie. (Levallois-Perret). 22. 5. 1891. Verfahren
zur Herstellung von Kohlenstaben für Bogenlampen.
66118. Zeisser (Wien). 14.1.1892. Lampenglockenhalter.
66 239. Wildt (Berlin). 24. 1. 1892. Vorrichtung zum selbsttätigen Ein- und
Ausschalten von elektrischen Lampen mit regelbarer Brenndauer.
67 316. Bombe & Schuchhardt (Berlin). 22. 4. 1892. Ausschaltvorrichtung
zum Schutze der einer Bogenlampe vorgeschalteten Nutz widerstände
gegen zu starke Beanspruchung.
67 705. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 26.5.1892. Neuerung an
Bogenlampen mit Nebenschlußwicklung.
67 930. Rieth (Berlin). 11. 3. 1892. Schutzhülle für Bogenlampen.
67 933. Raab & Bastians (München). 20.4.1892. Bogenlampe.
67 968. Bigland & Burns (New-Castle on Tyne). 8. 6. 1892. Elektrische
Bogenlampe mit durch Schraubenwirkung beeinflußter Regelung des
Lichtbogens.
68 202. Shepard (London). 28. 7. 1891. Elektrische Bogenlampe mit durch
Doppelschraube bewirkter Regelung.
68 205. Oehrlich (Chicago). 24. 1.1892. Bremsvorrichtung f. elektr. Bogenlampen.
272 Deutsche Bogenlampenpatente.
Nummer:
68705. Akester (Falham). 6. 8. 1892. Bogenlampen mit einem als Klemm-
vorrichtang dienenden mit Kugeln gefüllten Gehäuse.
68 743. Schuckert & Co. (Nürnberg). 8.11.1892. Vorrichtung zur besseren
Bildung des Lichtbogens an Differentiallampen.
69 215. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 21. 3. 1891. Zusatz zu 65649.
69488. Allgemeine Elektrizitäts- Gesellschaft (Berlin). 26. 8. 1891.
Elektrische Bogenlampe, deren den unteren Kohlenhalter tragende
Kette bei den Schwingungen des Laufswerk in Ruhe bleibt.
69 782. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 18. 2. 1892. Bogenlampe
mit Einrichtung zur Vermeidung einer ungleichen Wirkung des Ge-
wichtes der Kohle beim Abbrand.
69 908. Feld haus (Köln a/Rh.) 9. 11. 1892. Elektrische Bogenlampe von ge-
ringer Höhenausdehnung.
70009. Niewerth, Frau R. (Charlottenburg). 13. 9. 1892. Vorrichtung zur
Herstellung eines elektrischen Lichtbogens mit drehenden Elektroden.
70 207. Hansen (Leipzig-Reudnitz), 6. 11. 1892. Elektrische Bogenlampe mit
schwingend gelagertem Elektromagnet und feststehendem Anker.
70705. Watt (London). 20. 11. 1892. Ausführungsform der durch 45425 ge-
schützten Bogenlampe.
71426. Schmidt (Bradford). 13.8.1892. Bogenlampe. Regelungsvorrichtung.
71474. Pöge, H. (Chemnitz). 14.3.1893. Verbindungsweise der Solen oidkeme
mit den Kohlenhaltem bei Differentialbogenlampen.
72128. Hof mann (Schedewitz). 2. 2. 1893. Rege'lungs Vorrichtung für Bogen-
lampen.
72444. Societe Lacombe & Cie. (Levallois-Perret). 24. 7. 1891. Zusatz zu
65 734.
72654. Bombe & Schuchhardt (Berlin). 3. 1. 1893. Zusatz zu 67316.
72682. Siemens «fc Halske (Berlin). 28.2.1893. Nebenschlußbogenlampe für
Hintereinanderschaltung.
73559. Tobias (Dux, Böhmen). 31. 3. 1893. Anzündervorrichtung für elektrische
Kerzen mit konzentrisch angeordneten Kohlen.
73564. Naeck&Holsten (Stralsund). 26. 5. 1893. Regelungsvorrichtung für
Differentialbogenlampen.
73 745. Waterhouse A.-G. (London). 12. 4. 1893. Elektrische Bogenlampe
mit Klemmvorschub für die Kohlenstifte.
74429. Einstein, J., & Co. (München). 10.10.1893. Führungsvorrichtung für
die Kohlen träger bei Bogenlampen.
74 876. Rickmann & Rappe (Kalk bei Köln a/Rh.). 5.4.1892. HersteUung
von Bogenlichtkohlen.
75 367. Schöller & Jahr (Opladen). 6.4.1893. Elektrische Bogenlampe mit
horizontal schwingendem Elektromagnetanker.
76 994. Schmidt,?. (Beriin). 13. 10. 1893. Schwingendes Räderwerk für Bogen-
lichtregelung.
77 527. Zausmer (Bialystock). 5.10. 1893. Regelungsvorrichtung für Bogenlampen.
77533. Bodenburg (München). 16.1.1894. Bogenlampe mit Pendelregulier-
vorrichtung.
Deatsche Bogenlampenpatente. 273
Nummer:
77 547. Brown, G.W. (Hampstead- London). 3.12.1893. Kuppelung zwischen
Spulenkern und Eohlenhalter bei Bogenlampen.
78 354. ehester & Rathbone (London). 25.2.1894. Selbsttätiger Umschalter
für Bogenlampen.
78 728. Schuckert & Co. (Nürnberg). 3. 5. 1893. Wechselstrombogenlampe
mit stetiger Nachstellung der Eohlenstifte.
78761. Firchow (Grabow). 18. 11. 1893. Träger für die untere Kohle bei
Bogenlampen.
78764. Siemens & Halske (Berlin). 17. 12. 1893. Anordnung eines induk-
tionsfreien Zusatzwiderstandes bei Nebenschlußbogenlampen für
Wechselstrom.
78 775. Siemens & Halske (Berlin). 4. 4. 1894. Wechselstromverteilungsanlage
für elektrische Beleuchtung mit selbsttätiger Einschaltung von £rsatz-
lampen.
79037. Schoeller & Jahr (Opladen). 16. 2. 1894. Einrichtung zur Regelung
der Lichtstärke von Bogenlampen entsprechend dem jeweiligen Be-
dürfnis.
79681. Atwater (Cleveland U. S. A.). 20. 9. 1893. Elektrische Bogenlampe.
79 823. Jandus (Cleveland U. S. A.). 23.1.1894. Bogenlampe.
79831. Rentzsch (Meißen). 1. 5. 1894. Aufzugswinde für elektrische Bogen-
lampen.
80046. Pöge (Moskau). 6.6.1894. Aufhängevorrichtung für Bogenlampen mit
Vermeidung des Herabhängens der Leiter.
80329. Perl & Puntschart (Wien). 16. 6. 1894. Elektrische Bogenlampe.
80388. Schleyder (Tabor). 1. 8. 1893. Elektrische Bogenlampe.
80 651. Mensing (Sülfeld). 25.2.1894. Regelungsvorrichtung für Bogenlampen.
80875. Schröder (London). 5. 10. 1892. Elektrische Kontaktlampe.
81013. Kirkegaard (Brooklyn). 11.7.1894. Bogenlampe.
81236. Willing & Violet (Berlin). 11. 7. 1894. Bogenlampe.
81386. Cabirau (Paris). 29.9.1894. Bogenlichtkohle.
81619. Schmelzer (Nürnberg). 9.3. 1894. Herstellung von Kohlenstiften für
elektrische Beleuchtung.
82 328. Allin (London). 7. 10. 1894. Elektrische Bogenlampe mit Laufwerks-
regelung.
82338. Reiniger, Gebbert & Schall (Erlangen). 8. 1. 1895. Regelungs-
vorrichtung für Nebenschlußbogenlampen.
82512. Brockie (Forest Hill, England). 4.11.1894. Elektrische Bogenlampe.
.82 907. Schoeffel (Brooklyn, U. S. A.) 7. 11. 1894. Elektrische Bogenlampe
für Scheinwerfer.
82 914. Niewerth & Cie. (Berlin). 12.2. 1895. Elektrische Bogenlampe.
82 964. Cabirau (Paris). 31.3.1895. Bogenlichtkohle. Zusatz zu 81 386.
83 033. Bartelmus (Brunn). 20.6.1894. Solenoidkeme für Bogenlampen.
83 228. Bub (Nürnberg). 11. 12. 1894. Elektrische Bogenlampe mit nach ab-
wärts brennendem schatten freien Lichtbogen.
83 783. Societe les fils d'Adolphe Mougin (Paris). 28. 2. 1895. Elektrische
Bogenlampe mit festem Brennpunkt.
Mona 8 eh. 18
274 Deatsche Bogenlampeopatente.
Nummer :
84073. Niewerth & Cie. (Berlin). 17. 10. 1894. Elektrische Bogenlampe.
85465. Klein, A. (Erlangen). 16. 7. 1895. Elektrische Bogenlampe mit Regelung
durch Solenoide.
85466. Higham & Perkins (Boston -Gloucester). 23. 7. 1895. Elektrische
Bogenlampe.
85467. Körting & Mathiesen (Leutzsch- Leipzig). 23. 7. 1895. Horizontal-
bogenlampe für kleine Scheinwerfer.
85592. Douglas-Willan (London). 11. 4. 1895. Verfahren zur Herstellung
von Kohlen und Kohlenfäden von hohem Lichtemissionsvermögen.
86350. Mac Intire (New- York). 20. 3. 1895. Bogenlampe mit Regelung durch
Selbstunterbrecher und Schraubenspindel.
86421. Tausch (Berlin). 7.10.1894. Sparvorrichtung für Bogenlichtkohleo.
86488. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 14.7.1895. Wechselstrom-
bogenlampe.
86526. Brockie-Pell (London). 30. 10. 1895. Elektrische Bogenlampe mit
Bremsregelung.
86 750. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 3. 12. 1895. Zusatz zu
86 488.
86 776. Niewerth & Cie. (Berlin). 26. 7. 1895. Einspannvorrichtung für die
Kohlenstäbe bei Dochtkohlenpressen.
87 009. Dreefs (Höchst a/M.). 14.8.1895. Elektrische Bogenlampe mit schwin-
gendem Laufwerk.
87041. Mac Intire (New- York). 20. 3. 1895. Bogenlampe mit gebogenen
Kohlenstäben.
87 464. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 14. 7. 1895. Zusatz zu 67705.
87 752. Tausch (Berlin). 12. 1. 1895. Zusatz zu 86421.
88 214. Haßlacher (Frankfurt a/M.). 15. 2. 1895. Bogenlampe mit konver-
gierenden Kohlen Stäben.
88809. Fühler (Frankfurt a/M.). 8. 12. 1895. Kurzschlußausschalter für Bogen-
lampen.
90423. Kummer & Co. (Dresden). 27.4.1895. Wechselstrombogenlampe mit
Kurzschlußanker.
90516. Naeck&Holsten (Stralsund). 19. 3. 1896. Vorrichtung zum Regeln
des Abstandes der neueingesetzten Kohlenstifte von Bogenlampen.
90814. M ack in (Anderson, U.S. A.). 13.5.1896. Bogenlampe mit Kohlenstift-
magazin.
90 945. Schmidt (Nürnberg). 22. 8. 1896. Bogenlampe.
91428. Fisher (Blackheath, England). 21. 2. 1896. Elektrische Bogenlampe.
91969. Leitner (Berlin). 5. 2. 1896. Kohlenführung für Bogenlampen mit
winklig gestellten Kohlenstiften.
92104. Mensing (Sülfeld bei Fallersleben). 3. 10. 1896. Zusatz zu 80651.
92 204. Niewerth & Cie. (Berlin). 8. 12. 1895. Regelungsvorrichtung für
Bogenlampen.
92 205. Pühler (Frankfurt a/M.). 8. 12. 1895. Bremsvorrichtung für Bogenlampen.
93 470. Continentale Jandus Elektr.-Act.-Ges. (Brüssel). 7. 2. 1895.
Elektrische Bogenlampe.
Deutsche Bogenlampenpatente. 275
Nummer:
93 724. Schmitt (Lemberg). 13.9.1896. BogeDlampe.
93882. Deuther (Boston U. S. A.). 22. 9. 1896. Zusammengesetzte Elektrode,
deren den Lichtbogen bildender Teil auswechselbar ist.
94311. Siemens & Halske (Berlin). 12.3.1897. Schmelzzünder für Bogen-
lampen.
94 360. Hegner (Paris). 21. 12. 1895. Bogenlampe mit mehreren zu einer
Gruppe geschalteten Kohlenpaaren.
94 791. Fem sei (Nürnberg). 20.12.1896. Maschine zum Dochten von Bogen-
lichtkohlen.
95491. Patent-Verwertungs-Gesellschaft (Berlin). 30.4.1896. Elek-
trische Bogenlichtlampe.
96068. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 2.5.1897. Gestänge für
elektrische Bogenlampen.
96 210. Ridings, Bull, Codd (Birmingham). 12.5.1896. Regelungsvorrich-
tung für Bogenlampen.
96 717. Klostermann (Paris). 15. 4. 1896. Regelungsvorrichtung f. Bogenlampen,
96 720. Delavau & Brerat (Chatellerault). 23. 2. 1897. Differentialbogen-
lampe mit Kohlenstiftmagazinen.
97805. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 10.11.1897. Vorrichtung
zum Anzeigen des nahezu beendeten Kohlenabbrandes bei Bogen-
lampen.
98 210. Douglas-Willan (London). 26. 9. 1896- Zusatz zu 85 592.
98571. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 10.11.1897. Bogenlampe
mit zwei Kohlenpaaren und zwei unabhängigen Laufwerken.
98 625. Heil (Fränkisch-Crumbach). 9. 6. 1897. Verfahren zur Behandlung
von Bogenlichtkohlen.
98 875. Meyer (Großalsleben). 23. 1. 1898. Regelungsvorrichtung für Bogen-
lampen.
98 951. Brockie-Pell (London). 10.1.1897. Bogenlampe.
99022. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 10.11.1897. Kurzschluß-
vorrichtung für Differentialbogenlampen.
99272. Bergmann (New -York). 2. 6. 1897. Bogenlampe mit innerer und
äußerer Glocke.
99415. Weil, Dr. & Richter (Frankfurt a/M.). 18. 7. 1897. Schaltung der
Regelungselektromagnete für Bogenlampen.
99555. Tribelhorn (Buenos Aires). 16. 2. 1898. Regel ungsvorrichtung für
Bogenlampen.
100 361. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 31.3.1898. Zusatz zu
98 571.
100513. Lacko (Paris). 21.10.1897. Regelungs Vorrichtung für Bogenlampen.
101050. Siemens & Halske (Berlin). 1. 3. 1898. Elektrische Bogenlampe
mit schwingendem Laufwerkrahmen.
101081. General Incandescent Are Light Company (New- York).
30. 6. 1897. Verschluß für die Innenglocke von Bogenlampen.
101418. Blahnik (Skalic). 12. 3. 1897. Regelungsvon-ichtung für Bogen-
lampen.
18*
276
Dcatsche Bogenlampenpatente.
Nummer:
101 631.
101 850.
102934.
103006.
103 272.
103 784.
103 785.
103 887.
103888.
103 897.
104071.
104144.
104 147.
104216.
104 649.
105 542.
105 943.
106 156.
106 817.
106 895.
107 159.
107 618.
107 677.
107 847.
Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 24. 4. 1898. Einrichtung
zum Anzeigen des nahezu beendeten Eohlenabbrandes bei Bogen-
lampen.
Gebr. Körting (Körtingsdorf). 29. 7. 1898. Feststellvorrichtung für
Bogenlampenaufzugsvorrichtungen.
Bergmann (Berlin). 21. 12. 1897. Kohlenhalter für elektrische Bogen-
lampen.
Stuttmann (Russeisheim a/M.). 19. 5. 1898. Bogenlampe mit winklig
gestellten Kohlenpaaren.
General Incandescent Are Light Company (New-York).
30. 6. 1897. Klemmvorrichtung für Bogenlampen.
Vigreux & Brillie (Paris). 20. 2. 1898. Bogenlampe mit Bremsvor-
richtung.
Hackl (Ofen-Pest). 29. 7. 1898. Bogenlampe mit gegeneinander ge-
neigten Kohlenstäben.
Gilbert, Broockline & Lundin (Beachmont, U. S.A.) 11.6.1898.
Verschluß und Befestigung der luftdichten Glocke bei Bogenlampen.
Rendel (Frankfurt a/M.). 17. 5. 1898. Einrichtung zur Verlängerung
der Brenndauer von Bogenlampen.
Kummer & Co. (Dresden). 16. 8. 1898. Bogenlampe mit zwei Kohlen-
paaren.
Stralsunder Bogenlampenfabrik(Stralsund). 23.6.1898. Regelungs-
vorrichtung für Bogenlampen.
Klostermann (Paris). 20.3.1898. Zusatz zu 96 717.
Rzepka (Neuberun). 2.12.1898. Schutzvorrichtung für Kohlenhalter
bei Bogenlampen.
Societe les fils d'Adolph Mougin (Paris). 23. 4. 1898. Bogen-
lampe mit Federtriebwerk.
Lewis & The Mutual Electric Trust Ltd. (London). 11. 1. 1898.
Regelungs Vorrichtung für Wechselstrombogenlampen.
Lacko (Paris). 25. 1. 1898. Elektrische Bogenlampe mit Schneckenrad-
betrieb.
Wiekens (Berlin). 1. 12. 1898. Drehstrombogenlampe.
Delavau & Brerat (Chatellerault). 21. 12. 1898. Vorschub Vorrich-
tung für die Kohlenstäbe in Diffcrentialbogenlampen mit geneigt
stehenden Kohlenmagazinen.
Schemalleck (Tangermünde). 12. 4. 1899. Differentialbogenlampe.
Ottesen (Hannover). 26. 11. 1898. Bogenlampe.
Johnson (Blackheath). 29. 3. 1899. Klemmvorrichtung in Bogen-
lampen.
Booker &Peschek (Old Chariten). 22.2.1899. Bremsvorrichtung
für Bogenlampen.
Vosmaer (Haarlem). 2.12.1898. Elektrische Lampe mit feststehenden
Elektroden.
Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 9. 6. 1899. Anlaß Vorrich-
tung für hintereinander geschaltete Bogenlampen.
Deutsche Bogenlampenpatente.
277
Nummer:
108089. Arter (Hammersmith). 21. 4. 1899. Regelungsvorrichtung für Bogen-
lampen.
108226. Mersch (Paris). 13.12.1898. Bogenlampe.
111619. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 23.12.1898. Einrichtung
zum Vorwärmen von aus Leitern zweiter Klasse bestehenden Gluh-
körpem durch einen Lichtbogen.
111782. Bergmann A.-G. (Berlin). 15. 2. 1899. Stromzufuhrungsvorrichtung
für die obere Kohle bei Bogenlampen.
111984. Blahnik (Skalic). 24.3.1897. Zusatz zu 101 418.
112 277. Rosemeyer (Lingen a. d. Ems). 29.3.1899. Dauerbrandbogenlampe.
112 313. Bonhivers (Levallois Perret). 7. 7. 1899. Feuerfester Glühkörper für
elektrische Bogenlampen.
112785. Elektrizitäts-Gesellschaft Richter, Dr. Weil & Co. (Frank-
furt a/M.). 10. 12. 1898. Hitzdrahtbogenlampe.
113122. Davy (London). 28.3.1899. Halter für die negative Kohle bei elek-
trischen Bogenlampen.
114242. Bremer (Neheim a/Ruhr). 30. 9. 1899. Elektroden für Bogenlampen
mit einem Zusatz von wenigstens 37o Metall- oder Metalloidsalzeu.
114314. Bremer (Neheim a/Ruhr). 24. 10. 1899. Kohlenstab für Bogenlampen.
114 567. Jon söhn (Blackheath). 29.3. 1899. Gehäuse für elektrische Bogen-
lampen.
114568. Fleming (London). 26. 7. 1899. Elektrische Bogenlampe.
114939. Siemens & Halske, Electric Company of America (Chicago).
1. 11. 1899. Regelungsvorrichtung für Bogenlampen.
115 708. Baggett (Blackheath). 5. 10. 1899. Bogenlampe mit Klemmschaltwerk.
115 940. Borcherding (Bremen). 19.11.1899. Schaltung für Bogenlampen.
116 213. Bremer (Neheim a/Ruhr). 16. 1. 1900. Elektrische Bogenlampe.
116 813. Rosemeyer (Elberfeld). 30. 11. 1899. Neuerung an Bogenlampen.
(Regina Bogenlampe.)
116 822. Mayer (Kalk bei Köln a/Rh.). 7. 2. 1899. Verfahren zur Herstellung
graphitischer Kohle.
117139. Chagn au d (Paris). 26.7.1889. Bogenlampe.
117 214. Rasch (Potsdam). 19. 3. 1899. Verfahren zur Erzeugung von elek-
trischem Bogenlicht.
117 318. Born er (Berlin). 23. 3. 1900. Elektrische Bogenlampe mit mehreren
Kohlenpaaren.
117525. Born er (Beriin). 30. 5. 1900. Zusatz zu 117 318.
117 548. Bergmann & Arrhenius (Stockholm). 3.6.1899. Bogenlampe mit
rotierenden röhrenförmigen Kohlen.
117 607. Laufer & Frischmann (Lodz). 21.12.1899. Regelungsvorrichtung
für Bogenlampen mit schraubenförmig gewundenen Kohlen.
117 940. Bremer (Neheim a/Ruhr). 28. 11. 1899. Bogenlampe.
118 370. Davy (London). 28.3.1899. Vorrichtung zur Stromzuführung nach
der beweglichen Kohle bei elektrischen Bogenlampen.
118413. Schweiz. Akkumulatorenwerke Tribelhorn Akt. -Ges. (Zürich).
19. 4. 1900. Elektrische Bogenlampe.
278 Deutsche Bogenlampenpatente.
Nummer:
118 464. Bremer (Neheim a/Ruhr). 27. 6. 1899. Verfahren zur Herstellung von
Elektroden für Bogenlampen.
118 550. Borcherding (Bremen). 29.6.1900. Regelungsvorrichtung für hinter-
einander geschaltete Bogenlampen.
118 754. Bremer (Neheim a/Ruhr). 26. 4. 1900. Winkelführung für schräg
stehende aus mehreren Stücken zusammengesetzte Elektroden von
Bogenlampen.
118867. Bremer (Neheim a/Ruhr). 14. 10. 1899. Verfahren zur Herstellung
von Bogenlampenelektroden.
119580. Bremer (Neheim a/Ruhr). 28. 7. 1900. Verschlußvorrichtung für Schutz-
hüllen von Bogenlampen und für ähnliche Gefäße.
120988. Bremer (Neheim a/Ruhr). 1. 8. 1899. Sparer für Bogenlampen.
121208. Mayer (Kalk bei Köln a/Rh.). 16. 5. 1899. Zusatz zu 116 822.
121251. Bremer (Neheim a/Ruhr). 10.1.1900. Regelungsvorrichtung für Bogen-
lampen mit langem Lichtbogen.
122 037. Bremer (Neheim a/Ruhr). 18. 3. 1900. Verfahren zur Regelung des
Lichtbogens von Bogenlampen.
122173. „Eos**, Gesellschaft für elektr. Beleuchtung (Neheim a/Ruhr).
25. 12. 1900. Klemmvorrichtung für Bogenlampen mit abwärts ge-
richteten Kohlenstäben.
122 781. Körting & Mathiesen (Leutzsch-Leipzig). 8. 1. 1901. Selbsttätige
Stromschluß Vorrichtung für Bogenlichtstromkreise.
122 93L Bremer (Neheim a/Ruhr). 6.7.1900. Bogenlampe.
122 991. Labento witsch (St. Ufa). 5. 12. 1899. Elektrische Bogenlampe mit
Regelung des Lichtbogens durch eine rechts- und linksgängige
Schraubenspindel.
123 413. Lorenz (Zürich). 27.10.1900. Bogenlampen mit zwei Kohlenringen.
123 545. Johnson (Blackheath). 1.9.1900. Röhrenförmiger Kern für Wechsel-
strombogenlampen .
123 789. Koch (Schöneberg) b/Berlin). 24. 3. 1900. Glühkörper für elektrische
Bogenlampen.
123 790. Voelker (Ehrenfeld). 27.9.1900. Kohlenstabanordnung für elektrische
Bogenlampen.
123953. Fricke (Magdeburg). 4. 9. 1900. Elektrische Bogenlampe mit zwei
parallel geschalteten, über oder unter einer gemeinschaftlichen
dritten angeordneten Kohlen.
124 743. Benard (Angers). 7.8.1900. Klemmvorrichtung für Bogenlampen.
124 930. Walton (Cleveland XJ. S. A.). 19. 6. 1900. Regelungsvorrichtung für
Bogenlampen.
126183. Duisburger Eisen- und Stahlwerke (Duisburg). 5. 4. 1901.
Feststellvorrichtung für Bogenlampenaufzugvorrichtungen mit Klapp-
bügel.
127 333. Bremer (Neheim a/Ruhr). 25. 7. 1899. Mit Metall- oder Metalloid-
salzen versetzte Elektroden für Bogenlampen.
127 768. „Eos" (Neheim a/Ruhr). 14. 5. 1901. Zusatz zu 122173.
127 901. Baumer (Nürnberg). 3. 4. 1901. Bogenlampe mit mehreren Lichtbogen.
Deutsche Bogenlampenpatente. 279
Nummer:
128103. Bremer (Neheim a/Ruhr). 12. 2. 1901. Zündvorrichtung für Bogen-
lampen.
128184. Körting & Mathiesen (Leutzsch -Leipzig). 5. 4. 1901. Zusatz zu
122781.
128407; Bremer (Neheim a/Ruhr). 1. 2. 1901. Bogenlampe für Kohlen, welche
Schlacken absondern.^
128 926. Bremer (Neheim a/Ruhr). 29. 12. 1900. Zündvorrichtung für Bogen-
lampen mit nach unten gerichteten Kohlenstäben.
129 273. Froment & Gninard (Paris). 12.4.1901. Elektrische Bogenlampe.
129409. Krutmey er (Oeynhausen). 8.1.1901. Auf hängevorrichtung für Bogen-.
lampen.
130230. Spies & Norden (Mount Vernon U.S.A.). 19.2.1901. Selbsttätig
sich kurzschließende Leitungskuppelung für elektrische Bogen-
lampen.
130231. Spitzbarth (Dresden). 9. 3. 190 L Leitungskuppelung mit Fangvor-
richtung und Seilentlastung für Bogenlampen.
130 385. Bremer (Neheim a/Ruhr). 21. 8. 1900. Regelungsvorrichtung für Bogen-
lampen mit parallel oder schräg nach unten gelichteten Kohlen.
130946. Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (Berlin). 28.3.1901.
Stromunterbrecher für die Nebenschlußwicklung bei Bogenlampen.
131910. Hannach (Breslau). 22. 6. 1901. Bogenlampe mit einem durch den
Flammenbogen erhitzten Glühkörper.
131993. Bremer (Neheim a/Ruhr). 10.12.1899. Bogenlampe.
132278. Bremer (Neheim a/Ruhr). 25. 12. 1900. Verfahren zum Anzünden der
abwärts gerichteten Elektroden von Bogenlampen.
132 967. Keyzer (Amsterdam). 10. 10. 1901. Verfahren zur Herstellung luft-
beständiger Karbidelektroden für Bogenlampen.
133024. Bremer (Neheim a/Ruhr). 28. 7. 1900. Vorrichtung zur Bildung des
Lichtbogens.
133 220. Keyzer (Amsterdam). 6. 10. 1901. Verfahren zur Herstellung von
Bogenlampenelektroden aus einem Karbid, welches von Wasser zer-
setzt wird.
133 703. Deutsche Gesellschaft für Bremer-Licht (Neheim a/Ruhr).
14. 12. 1899. Bogenlampe, bei der jede von beiden Elektroden aus
zwei sich gegen einander stützenden Stücken besteht.
134149. Heany (Philadelphia). 24. 7. 1901. Bogenlampe mit Luftabschluß.
134180. Deutsche Gesellschaft für Bremer-Licht (Neheim a/Ruhr).
2. 3. 1901. Zusatz zu 118 867.
134 719. Deutsche Gesellschaft für Bremer-Licht (Neheim a/Ruhr).
24.2. 1901. Zusatz zu 122 037.
134241. Engelhardt & Schneider (Bayreuth und Kulmbach). 10. 12. 1901.
Vorrichtung zur Bildung des Lichtbogens bei elektrischen Bogen-
lampen.
135009. Cooper Hewitt (New- York). 26. 6. 1900. Einrichtung zur Vermin-
derung der Anlaßspannung bei elektrischen Lampen mit leuchtendem
gas- oder dampfförmigen Leiter.
280 Deutsche BogenlampeDpatente.
Nummer:
135010. Cooper Hewitt (New-York). 26.6.1900. Verfahren zur Herstellung
elektrischer Lampen mit eingeschlossenem dampf- oder gasförmigen
leuchtenden Leiter.
135 011. Bremer (Neheim a/Ruhr). 24. 2. 1901. Regelungsvorrichtung für
Bogenlampen mit nach unten gerichteten Elektroden.
135012. Bremer (Neheim a/Ruhr). 4. 7. 1901. Zusatz zu 135011.
135013. Cooper Hewitt (New-York). 26. 6. 1900. Verfahren zur Verminderung
der Anlaßspann UDg bei elektrischen Lampen mit leuchtendem gas-
oder dampfförmigen Leiter.
135 631. Deutsche Gesellschaft für Bremer-Licht (Neheim a/Ruhr).
24. 2. 1901. Zusatz zu 122037.
135632. Böhm (Berlin). 30. 3. 1901. Verfahren zur Herstellung höchst hitze-
beständiger Kohlekörper oder Kohle enthaltender Körper.
135 633. Bremer (Neheim a/Ruhr). 5.4.1901. Bogenlampe, deren Elektroden
beide nach unten oder oben gerichtet sind.
136095. Bremer (Neheim a/Ruhr). 21. 3. 1901. Bogenlampe für Schein-
werfer.
136096. Turnikoff & von Nesselrode (Saratow). 24.9.1901. Vorrichtung
zur Regelung der Lichtbogenlänge von hintereinander geschalteten
Bogenlampen.
136 619. General Electric Company (Schenectadj ü. S. A.). 11. 4. 1902.
Elektrische Lampe, bei welcher Gase oder Dämpfe von Quecksilber
oder ähnlichen Substanzen zum Leuchten gelangen.
136690. Deutsche Gesellschaft für Bremer-Licht (Neheim a/Ruhr).
24. 2. 1901. Regelungsvorrichtung für Bogenlampen.
136 794. Cuenod (Genf). 7. 1. 1902. Wechselstrombogenlampe mit zwischen
Elektromagnetpolen infolge Foucault'scher Ströme sich drehenden
Metalltrommeln.
136 914. Anderson (Stockholm). 11. 3. 1902. Elektrische Bogenlampe mit
zwei Lichtbogen zwischen drei Elektroden.
137 305. Ren aud (Paris). 21.9.1901. Regelungsvorrichtung für Bogenlampen.
137459. Codd (Nottingham). 10. 10. 1901. Elektrische Bogenlampe.
137 507. Gebr. Siemens & Co. (Charlottenburg). 26.1.1902. Verfahren zur
Beseitigung der durch den elektrischen Lichtbogen in der Luft er-
zeugten schädlichen Stickstoffoxyddämpfe.
137 788. Rasch (Potsdam). 28. 3. 1899. Verfahren zum Anlassen von Elek-
trolytbogenlamgen.
137 809. Key z er (Amsterdam). 6. 10. 1901. Verfahren zur Herstellung von
Elektroden für Bogenlampen aus einem Karbid, welches von Wasser
zersetzt wird.
137 828. Schuckert & Co. (Nürnberg). 6.5. 1902. Bogenlampe mit Regelung
durch Elektromotor.
138018. 1 ^ , Q. ■p n /nk 1 ** u N 20. 2. 1902. 1 Zusatz zu
138 019. J^"^"-^^"^""«^^"-^^*^^''^^**"^^^'^)- 28.3.1902. 1 137 507.
138081. Societä Generale Italiana Edison di Elettricitä (Mailand).
29. 6. 1901. Bogenlampe für mehrphasige Ströme.
Deatsche Bogenlampenpateote. 281
Nummer:
138082. Gebr. Siemens & Co. (Charlotten barg). 20.2.1902. Rauchfilter für
Bogenlampen mit rauchbildenden Elektroden.
138347. Bremer (Neheim a/Ruhr). 23. 7. 1901. Zusatz zu 135011.
138348. Conradty (Nürnberg). 20.3.1902. Bogenlichtkohle mit eingesetzten
Glühstiften aus lichtemittierenden Stoffen.
138467. Keyz er (Amsterdam). 8.9.1901. Bogenlampe mit Karbidelektroden.
138580. Lejde (Dresden). 24. 9. 1901. Bogenlampe für photographische Zwecke
mit einseitig geworfenem Lichtkegel.
138722. General Electric Company (Schenectady Ü.S.A.). 31. 1. 1901.
RegelnngsYorrichtung für auf gleiche Spannung regulierende Bogen-
. lampen.
Namenregister.')
Abney 18, 175, 176.
Abney uod Festiog 144.
Acheson 149.
Allard 162, 170.
Allgemeine Elektrizitäts-Ge-
sellschaft (Berlin) 155,
246, 265.
Andrews 20.
Archereau 10, 11, 214, 215.
Arons (Leo) 39, 44, 45, 46,
52, 56, 57, 74, 75, 79,
90, 120, 121, 128, 130,
131, 133, 136, 146, 204,
205, 206, 207.
Ayrton (Frau Hertha) 19,
21, 27, 28, 29, 30, 31,
32, 33, 34, 35, 36, 38,
39, 40, 41, 67, 68, 77,
106, 107, 108, 110, 111,
112, 122, 123, 135, 169,
171, 172, 174, 250.
Ayrton (W. E.) 171.
Ayrton (W. E.) und Perry
32, 39.
Baldwin (Fräulein) 126.
Basquin und Crew 207.
Baumgardt 92.
Beardiee 253.
Becquorel (Edmond) 75,
142, 143.
Bell (Graham) 88.
Belloc 3.
Benardos 153, 154.
Bermbach 42.
Berthelot 202.
Bezold 136.
Blondel (Andre) 4, 58, 59,
61, 63, 65, 72, 75, 79,
111, 112, 115, 117, 118,
121, 122, 132, 133, 135,
159, 162, 164, 166, 170,
171, 172, 174, 177, 178,
Blondel (Andre).
179, 182, 187, 190, 191,
198, 200, 201, 249.
Blondel und Broca 165.
Blondel und Jigouzo 179,
180, 181, 182, 187, 190.
Blondel und Rey 174, 175,
176.
Borchers 153.
Boxter 253.
Bradley 209.
Braun (F.) 85.
van Breda 16.
Bredig 15, 16.
Bremer 13, 257, 258, 259,
262, 264.
Broca und Blondel 165.
Brodhun 165.
Brown (A. E.) 111.
Brush 11, 12, 24, 221.
Bunsen 9, 10, 165.
Bumie (Beckit) 59, 146,
186.
Casselmann 10, 137, 138,
139, 140, 158.
Cavendish 208.
Le Chatelier 144.
Child 43.
Children 147.
Clausen und v. Bronk 88.
Coerper 190, 200.
Coffin 154.
Corbino und Liga 134.
Crew und Basquin 207.
Groß und Shepard 37, 39,
42, 54, 57, 106, 121,
124.
Crova 143.
Daniell 3.
Davy (Humphry) 1, 2, 9,
15, 42, 137.
Despretz 17, 147.
Dewar 50, 143, 202, 208.
Dubs 130.
Duddell (W.) 5, 6, 7, 8,
21, 67, 86, 87, 91, 93,
94, 95, 101, 104, 110,
111, 125, 182, 183.
Duddell und Marchant 13,
59, 62, 63, 64, 65, 66,
70, 72, 111, 112, 118,
119, 122, 187, 250.
Duncan und Rowland 39.
Duncan, Rowland und Todd
38, 50, 51, 52.
Edlund 7, 37, 38, 39, 40,
42, 43, 124, 125, 126,
127, 129, 134, 135.
Eichberg (F.) und Kallir 59,
114, 115, 123.
Elster 165.
Fabry und Perot 47.
Festing und Abney 144.
Feußner 13, 45, 125, 130,
134.
Fitzgerald 93.
Fitzgerald und Wilson 17,
50, 126.
Fizeau und Foucault 18.
Fleming undPetavel59, 184,
185, 186, 187, 188, 189.
Foley 126.
Fontaine 217.
Foucault 9, 119, 214.
Foucault und Fizeau 18.
Fredureau 197.
Freedman 38.
Frith und Rodgers 103, 111.
Frith 39, 59.
Fröhlich 38, 39, 40, 42,
44, 50, 59, 68, 77, 127,
128, 130.
*) Die Namen des Patentverzeichnisses sind nicht in dem Namenregister
aufgeführt.
Namenregister.
283
Gaiffe 214.
Gassiot 142.
Gime 106.
Gold 114, 120, 121, 122,
131, 204.
Görges 72, 105, 179, 182,
183, 186.
Granquist 133, 134.
Gray und Wilson 144, 145,
146.
Grehant 203.
Grosse 165.
Grove 9, 10, 16, 43, 206.
Guillaume 167.
Gntrie und Reidhead 198.
Guye (Gh. Eug.) und Mo-
nasch (Berthold) 43, 45,
53, 68, 75, 77, 78, 80,
81, 136, 204, 205, 206,
208, 212.
Hardtmuth 23.
Hare 15.
Hartmann (0.) 92, 100, 104.
V. Hefner-Alteneck 159, 214,
218
Helios, Elektr. - Akt.- Ges.
Köln a/Rh. 179, 181, 200.
V. Helmholtz 157.
Hemsalech und Schuster 45.
Heroult 153.
Herschel (W.) 3.
Herwig 15, 206.
Herzfeld (Rudolf) 16, 21,
56, 57, 109, 124, 132,
135.
Heskett 173, 174.
Heubach (Julius) 67, 68,
69, 70, 71, 72, 78, 111,
112.
Hewitt (Cooper) 47, 48, 116,
123.
Hittorf 3, 4.
Hotchkiss 134.
Howard 154, 253.
Hrabowski 195.
Jablochkoff 141, 212,
Jamin 125, 141, 213, 262.
Jamin und Maneuvrier 3,
112, 113, 115, 118, 119,
122, 202, 203.
Jamin und Roger 79.
Jandus 253.
Janet 99, 259.
Jehl 23.
Jigouzo und Blondel 179.
Jigouzo und Blondel 180,
181, 182, 187, 188, 190.
Joubert 39, 58, 60, 127,
140, 170.
Joung 157.
Kallir und Eichberg (F.)
59, 114, 115, 123.
Körting und Matbiesen 24,
194, 195, 199, 221, 233,
237, 238, 241.
Krizik 235.
Krüß 165.
liagrange und Hoho 135.
Lambert 168.
V. Lang (Victor), 39, 44,
114, 128, 129, 130, 204.
Latschinoff 39, 127.
Leblanc 170.
Lecher (Ernst) 26, 27, 44,
45, 57, 106, 121, 122,
124, 129, 136.
Lehmann (0.) 18.
V. Lepel 208.
Lepsius 202.
Liga und Corbino 134.
Lori 250.
Loutin 217.
Lovejoy 209.
Luggin 28, 29, 106, 125,
130.
Lummer 165.
Lummer und Pringsheiml45.
Luxenberg 220.
Maneuvrier 3, 4, 5, 7.
Maneuvrier und Jamin 3,
112, 113, 115, 118, 119,
122, 202, 203.
Marchant und Duddell 13,
59, 62, 63, 64, 65, 66,
70, 72, 111, 112, 118,
119, 122, 187, 250.
Marks 251.
Markus 214.
Matteucci 16, 142.
Matthews 190.
Mersanne 217.
Meyer (0. E.) 157.
Michalke, Oehlschläger und
Queißner 59, 72.
Miles 11.
Moigno 4.
Moissan (Henri) 18, 144,
147, 148, 150, 152, 153.
Le Molt 10.
Monasch (Berthold) und
Guye (Ch. Eug.) 43, 45,
53, 68, 75, 77, 78, 80,
81, 136, 204, 205, 206,
208, 212.
Nakano 167.
Napoli 10.
Nebel 37, 39, 128.
Nemst 49.
Nerz 249.
Niaudet 106.
Oehlschläger, Michalke und
Queißner 59, 72.
Perot und Fabry 47.
Perry und Ayrton (W. E.)
Petavel und Fleming 59,
184, 185, 186, 187, 188,
189.
Petroff 2.
Pettinelli 120.
Peukert 39, 42, 95, 97, 98,
123, 125, 128.
Potier 170.
Priestley 208.
Pringsheim und Lummer 145.
Queißner, Michalke und
Oehlschläger 59, 72.
Qaet 139, 141.
Raffard 196.
Rasch (Ewald) 48, 49.
v. Recklinghausen ' 47, 48.
Reich 86, 92.
Reidhead und Gutrie 198.
Rey und Blondel 174, 175,
176.
de la Rive (August) 15, 17,
54, 136, 140, 204.
Rodgers undFrith 103, 111.
Roger und Jamin 79.
Rossetti 143.
Rößler und Wedding 59,
186, 187, 188, 190.
Rousseau 163, 165.
Le Roux 6, 124, 125.
Rosemeyer 254.
Rowland und Duncan 39.
Rowland, Duncan und Todd
38, 50, 51, 52.
Ruhmer (Ernst) 85, 86, 88,
90, 91.
284
Namenregister.
Sahulka 74, 112, 113, 114,
120.
Salomonson- Wertheim 94.
Schreihage 172, 173, 181.
Schuckert & Co. 152, 196,
235, 241, 247, 255.
Schulze (Günther) 46, 57.
Schuster und Hemsalech 45.
SchwendJer 134.
Semmola 4.
Serrin 214.
Shephard und Groß 34, 39,
42, 54, 57, 106, 121,
124.
Short 253.
Siemens (Ch. W.) 152.
Gebr. Siemens & Co. 13,
22, 23, 209, 262, 264.
Silliman 15.
Simon (H. Th.) 5, 83, 84,
85, 86, 87, 88, 89, 91,
92, 101.
Slaby 154.
Smith (Ch. F.) 59, 119.
Staite (W. E.) 213, 253.
Stefan 98.
Steinmetz (Ch. Pr.) 59, 73.
Stenger 122, 130, 131, 136,
206.
Stine 14.
Stöhrer 214.
Stokes 202.
Tesla (Nikolaus) 95, 97, 98.
Thomas 126.
Thompson (Silvanus, P.) 18,
20, 21, 27, 38, 39, 49,
109, 138, 208, 226, 227.
Thompson-Houston 24, 221.
Thomson (J. J.) 150, 205.
Tobey und Walbridge 59,
Todd, Duncan und Rowland
38, 50, 51, 52.
Tommasi (Donato) 54.
Tommasina (Thomas) 82.
Tresca 170.
Trotter 104, 109, 168, 169,
177, 1%.
Tyndall 142.
Uppenbom (F.) 27, 39, 128,
168, 170, 177.
Union , Elektr. - Akt. - Ges.
(Berlin) 251.
Utzinger 241.
Violle 15, 17, 18, 144, 146,
159, 160, 175, 176.
Vogel 136.
Wahlström 197,
Walbridge und Tobey 59.
Walker 139.
Wartmann 6.
Way 47.
Weber (Leonhard) 159, 161,
165.
Wedding (W.) 198, 203,
251, 259, 260, 261, 262.
Wedding und Rößler 59,
186, 187, 188, 190.
Wertheim-Salomonson 94.
West (J.) 92.
Wiedemann (G.) 136.
Wild 124, 135, 165.
Wilde 213.
van der Willigen 4.
Wills 208.
Wilson und Gray 144, 145,
146.
Wilson und Fitzgerald 17,
50, 126.
Wimshurst 3.
Wurts 49.
Wybauw 169, 171.
Zeidler (J.) 262, 264, 265.
Zerener 141, 154, 155.
Zuchristian 74, 121.
Sachregister.
Abbrand 11, 21, 22, 23, 24,
49.
Abkühlung 55, 56.
Acetylen 202.
Alkalien 13.
Aluminium 43, 44, 45, 77,
81, 114, 117, 204, 206.
Ammoniumkarbonat 209.
Ankerrückwirkung 59.
Anode 14, 15, 16, 17, 146.
Anodenhindernis 27, 43,
46, 57.
Antimon 49, 204.
Atmosphäre aus: Kohlen-
dioxyd 50.
— — Schwefelkohlenstoff
3, 202.
Stickstoff 44, 45,
50, 52, 205, 206.
_. —Wasserstoff 110, 126,
206, 207.
Atomgewichte 45, 46.
Aureole 18, 19, 20, 81, 208,
250.
Ausgleicher 227.
Auslöschen des Lichtbogens
4, 5, 66.
Beleuchtung 158, 160.
— direkte 193.
— halbindirekte 194.
— indirekte 193.
Belichtung 158, 161.
Blasmagnet 213.
Blei 16, 45, 113, 204, 207.
Blitzableiter von Wurts 50.
Bogenbildung 2, 4, 228.
Bogenlänge 19, 20, 21, 22,
27, 37, 62, 67, 68, 69,
76, 81, 82.
— Regulierung 229.
Bolometer 146.
Bor 13.
Borax 10.
Boride 148.
Borsäure 10.
Bremerlampen 141.
Brenndauer 22, 23, 24, 262.
Buschelentladung 1.
Carcellampe 160.
Ceroxyd 147.
Chlorzink 10.
Chrom 148.
Cyan 126.
Cyanide 148.
Dauerbrandlampen 24, 25,
249-257.
Diamant 148.
Differentiallampen 218, 219,
220, 235, 237, 245, 266.
Direkte Beleuchtung 193.
Diskontinuität der Entla-
dung 44, 47, 65.
Dochtkohlen 5, 8, 12, 13,
14, 20, 22, 28, 29, 31,
32, 35, 63, 65, 66, 69,
104.
Drehstrom 123, 152.
Drosselspulen 225.
Druck 3, 4, 5, 10, 45, 46,
50, 51, 52, 53, 54, 56.
Effekt 67, 69, 73, 78.
Effektbogenlampen 208, 257,
261, 266.
Effektivwerte 66, 67, 69, 96.
Effektkohle 13, 87, 158,
203, 209, 257, 261, 265.
Einbrennen 28, 29.
Einzellichter 215.
Eisen 15, 16, 43, 44, 45,
77, 81, 82, 113, 117, 118,
120, 204, 207.
Eisenerze 148.
Elektroden aus:
— Aluminium 43, 44, 45,
77, 81, 114, 117, 204,
206.
— Antimon 49, 204.
— Blei 16, 45, 113, 204,
207.
— Eisen 15, 16, 43, 44,
45, 77, 81, 82, 113, 117,
118, 120, 204, 207.
— Gold 15, 45, 77, 81.
— Kadmium 44, 45, 53,
77, 81, 204, 207.
Kalk 48.
— Kupfer 5, 6, 8, 15, 16,
43, 44, 45, 53, 54, 56,
57, 75, 77, 78, 79, 80,
81, 113, 117, 118, 120,
207, 208.
— Magnesium 45, 53, 77,
81, 204, 206, 207.
— Magnesia 48.
— Messing 16.
— Nickel 44, 45, 77, 81,
204.
— Platin 15, 16, 43, 44,
45, 55, 77, 81, 204,
207.
— Quecksilber44,46,113,
119, 146.
— Silber 7, 16, 43, 44,
45, 56, 57, 77, 80, 81,
119, 120, 204, 205,
207.
— Thoroxyd 48.
— Wismut 43, 49.
— Zink 16, 44, 45, 49,
117, 118, 207.
— Zinn 16, 43.
— Zirkonxyd 48.
Elektrodendistanz 62, 67,
69, 76, 80.
286
Sachregister.
Elektroljtbogenlicht 48, 49.
Elektromagnete 226.
Elektromotorische Gegen-
kraft 37, 38, 72, 73, 124
bis 136.
Elektroradiophon 82.
EntzündoDg des Bogens 2,
228
Erdalkalien 46.
Erdmagnetismas 137.
Ersatz der Kohlen 231.
Ersatzwiderstand 222.
Erzeugung des Lichtbogens
2, 228.
Fabrikation der Kohlenstifte
11.
Färbung des Lichts 10, 13,
48, 54, 157.
FixpunkÜampen 231.
Flammenbogenlampen 257,
262.
Flimmern 182.
Fluorsalze 13.
Funken 4, 5, 46, 75, 78,
81.
Funkenbildung 8.
Funkenentladung 1.
Funkenstrecken 6.
Gasflammen 3.
Gassäule des Lichtbogens
26, 27, 28, 42, 43, 46,
57, 63, 64, 65, 66, 67,
146.
Gegenelektromotor. Kraft
37, 38, 72, 73, 122, 124,
bis 136.
Geißler'sche Röhren 2, 17.
Geräusch 10.
Gewichtsverlust der Elek-
troden 16.
Glanz 158, 160.
Gleichstromlampen 12, 233,
235, 237, 238.
Glimmentladung 3, 136.
Glocken 191.
Gold 15, 45, 77, 81.
Graphit 13, 15, 18, 148,
149.
Gruppenschaltung 225.
Gummi 9.
Halbindirekte Beleuchtung
194.
Handregulatoren 211, 212.
Hardtmuth'scher Sparer 24.
Hanptstromlampen 213, 214,
215, 216.
Hefnerlampe 159.
Hintereinanderschaltung
221, 222, 223.
Hochspannung 4, 5, 6, 75,
76, 77, 78, 79, 80.
Holophanglasglocken 196,
199, 201.
Holzkohle 9, 15.
Holtz'sche Influenzmaschine
3, 16.
Homogenkohle 9, 11, 13,
14, 20, 28, 30, 31, 34,
35, 36, 61, 66, 104.
Hufeisenmagnet 139.
Hysteresis 104.
Indirekte Beleuchtung 193.
Intensiyflammenbogenlamp.
263.
Iridium 147.
Kadmium 44, 45, 53, 77,
81, 204, 207.
Kalciumkarbid 150, 151,
152, 257.
Kalciumsalze 13, 257.
Kalium 13.
Kaliumsalze 10, 14.
Kalk 148, 257.
Karbide 148.
Karborund 149.
Kathode 15, 16, 17, 18,
75.
Kathodenhindemis 27, 43,
57.
Kern des Bogens 18, 20.
Kerzen 212, 213.
Klarglasglocken 191, 196,
198, 199.
Klettern 76, 77.
Kochsalz 10, 65.
Kohärer 100.
Kohlendioxyd 50, 57, 110,
202 249.
Kohlenoxyd 202, 203, 249.
Kohlenelektroden 1, 3, 5,
7, 9, 18, 43, 55, 79.
Kohlenwasserstoffe 126.
Kondensator 5, 7, 86, 88,
91, 93, 95, 98, 123, 183.
Konstante a 37, 38, 44, 45,
49, 50, 54, 55, 68, 77,
124-136.
- b 37, 38, 68, 77.
Kraftlinien 92.
Krater 15, 17, 18, 19, 20,
24, 29, 36, 42, 50, 89,
109, 145, 257.
Krateroberfläche 18, 19, 20,
36.
Kratertiefe 19, 20.
Kritischer Druck 52.
Kritische Zone 80, 81, 82.
Kügelchen 19
Kupfer 5, 6, 8, 15, 16, 43,
44, 45, 53, 54, 56, 57,
75, 77, 78, 79, 80, 81,
113, 117, 118, 120, 207,
208.
Kupferüberzug 12.
Kurzschlußvorrichtnng 221,
222.
Lauschender Lichtbogen 91,
92.
Leistungsfaktor 60, 61, 62,
69, 70, 71, 72, 73.
Leuchtkraft 47, 54.
Leuchtzusätze 13, 262.
Leydener Flasche 3, 16.
Lichtausbeute 48, 49, 168,
171, 173, 251, 260.
Lichtausstrahlung 67, 168,
177.
Lichtbogenklavier 94.
Lichtintensität 14, 158.
Lichtmenge 158, 159, 160.
Lichtquelle 158.
Lichtstärke 14, 158, 160,
161.
— mittlere hemisphärische
163, 171.
sphärische 49, 162,
172, 178, 180.
Lichtstreuende Glocken 191.
Lichtstrom 158, 160.
Löten 153, 154, 155, 156.
Luftleerer Raum 3.
Lumen 160.
Lumenmeter 164, 166.
Lux 160.
Magnesia 48.
Magnesium 45, 53, 77, 81,
2Ö4, 206, 207.
Magnesiumsalze 13.
Magnet 93, 138, 226.
Magnetische Rotation 139.
Magnetisches Gebläse 262.
Messing 16«
Metallelektroden 5, 6, 9,
17. 43, 57, 74-83.
Sachregister.
287
Metalloxyddampf 49.
Mikrophon 5, 84, 89, 91,
92.
Mikrophonströme 83, 85,
86, 87.
Mittlere hemispbär. Licht-
stärke 163, 171.
— sphärische Lichtstärke
49, 162, 172, 178, 180.
Molybdän säure 147.
Momentanwerte 65, 66, 79,
183.
Musikalischer Lichtbogen
93, 94, 99.
Natriumsalze 10, 14.
Natriumsilikat 13.
Nebenschlußlampen 12, 217,
218, 233, 266.
Nickel 44, 45, 77, 81, 204.
Nitride 206.
Normale Zone 76, 77, 78,
80, 81, 82.
Normalkerze (englische) 160.
Ökonomie 167, 168.
Ofen 151.
Ohm'sches Gesetz 36.
Opalglasglocken 192, 193,
196, 199.
Opalinglasglocken (Opal-
ubeifangglasglocken) 192,
193, 198, 199, 201.
Oscillograph 59.
Oxydbudung 43.
Oxydschicht 77.
Parabolreflektor 89, 90.
Parallelschaltung 223, 224.
Pech 10.
Periodenzahl 66, 67, 70,
71, 73, 74, 97, 187.
Petroleumkoks 11, 12.
Phasenverschiebung 70, 71,
72, 73.
Photographophon 90.
Photometer 146, 164, 165.
Photometrische Einheiten
159, 160.
— Größen 158.
— Messungen 73, 259.
Phosphorbronze 118.
Pilz 21, 109.
Platin 15, 16, 43, 44, 45,
55, 77, 81, 204, 207.
Polarisation 37, 38, 125,
126.
Projektionslampen 211, 247.
Prüfung der Kohle 14.
Prufstäbchen 26, 27, 56,
63.
Pyr 159.
Quadrantenelektrometer 6.
Quarz 149.
Quecksilber 44, 46, 113,
119, 146.
Quecksilberlampe 46, 47,
48, 90, 123.
Reflektor 22, 23, 158, 193,
194, 200, 246.
Regulator 22.
Regulierung der Bogenlänge
229.
Reihenschaltung 221, 222,
223.
Retortenkohle 9, 10, 11.
Rotierender Spiegel 78, 79,
82, 138.
RühmkorfiPscher Apparat 3.
Ruhige Zone 30.
Ruß 11.
Salpetersäure 208, 209.
Sauerstoff 4, 24, 110.
Schallwellen 84, 90, 91.
Schatten Wirkung 21.
Scheinbarer Widerstand 36,
37, 38, 73, 220.
Scheinwerfer 231, 248, 249,
260.
Schmelzen 18, 43.
Schwefelkohlenstoff- 3, 202.
Schwefelsäure 10.
Schweißen 153, 154.
Schwingungsdauer 73.
Selbstinduktion 72, 86, 93.
Selbstinduktionskoeffizient
99.
Selenzelle 88, 89, 90, 91.
Siedepunkt 45.
Silber 7, 16, 43, 44, 45,
56, 57, 77, 80, 81, 119,
120, 204, 205, 207.
Silicate 9, 13.
Silicide 148.
Silicium 13, 149.
Siliciumkarbid 148, 149.
Spannungsgefälle 26, 27.
Spannungskurven 58, 59,
60, 61, 65, 66, 68, 70,
71, 72.
Spektrallinien 46.
Spektrum 48, 126, 145.
Sprechender Lichtbogen 83,
88, 90, 92.
Sublimieren 18, 148.
Summen 81, 104, 105.
Stabilität des Lichtbogens 5.
Steinkohle 9.
Steinkohlenteer 11.
Stickstoffatmosphäre 44, 45,
50, 52, 205, 206.
Stickstoffoxyde 208, 209.
Stickstoffperoxyd 207, 208.
Stickstoffsalze 209.
Stromdichte 20, 174, 175,
176, 181.
Stromkurven 58, 59, 60,
68, 70, 71, 72.
Tangentenbussole 113, 114.
Telephon 54, 82, 84, 88,
89, 91, 92,
Telephonie ohne Draht 88.
Temperatur 12, 17, 18, 43,
48, 50, 54, 55, 57, 75,
142, 143, 144.
Thermoelektrische Gegen-
kraft 72, 124.
Thoroxyd 48.
Titan 148.
Töne 54.
Transformator 83, 85, 86,
89, 100, 225.
Transport der Materie 15,
16.
Übergangswid erstand 128.
Ultraviolette Strahlen 16.
Umformer 95.
Unruhige Zone 30, 75, 76.
Uran 148.
Vakuum 2, 51, 52.
Vanadin 148.
Verdampfungstemperatur
17, 18, 50, 122.
Vereinskerze (deutsche) 160.
Verlöschen des Lichtbogens
4, 5.
Verunreinigungen in den
Kohlen 14.
Vorschaltwiderstand 224,
225.
Wärmeleitfähigkeit 6, 55,
74, 75, 121, 146.
288
Sachregister.
Wasser 9, 15.
Wasserglas 13.
Wasserstoff 110, 126, 206,
207.
Wechselstrom 20, 21, 22,
45, 53, 57-123, 125,
139, 140, 146, 147, 177
bis 190, 200, 201.
Wechselstromlampen 12,
226, 241, 245, 246,
247.
Wellenlängen 90, 259.
Widerstand des Lichtbogens
36, 128.
Wirkungsgrade der Bogen-
lampen 167.
Wismut 43, 49.
Wolframsäure 147.
Zink 16, 44, 45, 49, 117,
118, 207.
Zinkchlorid 10.
Zinn 16, 43.
Zirkon 148.
Zirkonoxjd 48.
Zischen 31, 50, 67, 106,
107, 108, 109, 110, 111,
112.
Zone; kritische 80, 81, 82.
— normale 76, 77, 78, 80,
81, 82.
— ruhige 30.
— unruhige 30, 75, 76.
Zuckersirup 10.
Zwischenlichter 167.
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